Also ich liebe Stephen King. Hab eine riesige Sammlung von seinen Büchern zuhause. Im Moment stecke ich gerade in der "Turm-Reihe" von ihm. Bin erst beim zweiten Buch angelangt, aber von Kapitel zu Kapitel gefällt mir es besser.
In den zwei nächsten Wochen schrieb ich immer intensiver mit Kelly. Schon während dem Frühstück schaltete ich meinen Laptop an und loggte mich bei TheperfektMan ein. Meine Laune verschlechterte sich automatisch dann, wenn er nicht zeitgleich mit mir online war. Auch während der Arbeit hatte ich mich in ruhigen Momenten im Forum anmelden können, zum Glück hatte mein Chef das noch nicht bemerkt. Er wäre nicht sehr erfreut, wenn er davon erfahren würde. Trotzdem konnte ich es nicht lassen. Es war wie eine Sucht. Wenn ich mit Kelly schrieb, war ich glücklich und zufrieden. Stundenlang konnte ich mich mit ihm über das Internet unterhalten. Es war so, als würde ich ihn schon Ewigkeiten kennen, doch dabei hatte ich weder einmal seine Stimme gehört, noch ihn persönlich gesehen. Ich hatte nur das Bild von ihm und trotzdem entwickelte ich langsam Gefühle für den dunkelhaarigen Mann. Ich konnte ihm einfach alles anvertrauen. Ich redete mit ihm über meine Sorgen, erzählte ihm von meinem Alltag und von meinem Leben. Aber ich erhielt genauso viele Informationen von ihm zurück. So schrieb er beispielsweise über seine Mutter, die ihm vor Jahren von einen auf den anderen Tag verlassen hatte und von seinem Vater, welcher seine Arbeit verloren hatte. Ich tröstete ihn, hörte ihm zu und sprach ihm Mut zu. Wir waren mittlerweile richtig gut befreundet, aber nur über das Internet. Ich wünschte mir so sehr, dass ich ihn endlich mal persönlich kennenlernen würde.
Mein Handy klingelte. Mit einer Hand drückte ich auf das grüne Symbol, während ich mit der anderen meine Nachricht an Kelly absendete. „Ja, hallo“, meldete ich mich genervt. Ich hatte keine Lust zum Telefonieren. „Hey Elias. Störe ich gerade?“, ertönte es vom anderen Ende. „Wer ist denn dran?“ Ich überlegte angestrengt, doch ich kam nicht drauf, wem die Stimme gehörte. „Oh Entschuldigung. Hier ist Noel. Kennst du mich noch? Wir haben uns in der Bar kennengelernt.“ Natürlich erinnerte ich mich an den Blonden. Aber wieso meldete er sich jetzt? Vierzehn Tage war es jetzt schon her, seitdem wir uns zum ersten Mal getroffen hatten. „Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde. Mein Handy war kaputt und in der Reparatur. Ich habe es erst heute wieder bekommen.“ „Kein Problem“, antwortete ich nur. „Ich wollte dich jetzt eigentlich fragen, ob du am Wochenende Zeit hast? Wir könnten ja wieder was trinken gehen oder so? Hättest du Lust?“ Ich dachte nach. Ich hatte kein Interesse an Noel. Er war zwar ganz hübsch und ich hatte mich super mit ihm verstanden, aber er war einfach nicht der Typ Mann, auf den ich stand. Kelly war für mich attraktiv, aber nicht er. Aber... Er war ja ganz nett gewesen. Wieso sollte ich mich nicht mit ihm treffen und mich einfach nur mit ihm unterhalten? Mein Freundeskreis war seit Ende der Schule ganz schön geschrumpft und einen männlichen Kumpel hatte ich gar nicht mehr. Würde also schon nicht schaden, wenn ich über meinen Schatten springe und mit Noel wegging. Daher willigte ich ein. „Das freut mich. Passt dir Samstag Abend?“, fragte dieser begeistert. „Ja, müsste hinhauen.“ „Perfekt. Wollen wir uns wieder im Ted treffen? Wir können dann natürlich auch woanders hin gehen. Ist zwanzig Uhr okay?“ „Ja, das passt.“ „Okay. Freu mich, bis dann, Elias.“ „Schönen Abend“, murmelte ich ins Handy, legte auf und wandte mich wieder meinem Laptop zu.
Kelly hatte bereits seine nächste Nachricht gesendet. Mit Vorfreude öffnete ich sie und erstarrte, als ich seine Frage las. Ich rieb mir die Augen, mein Mund stand offen. In meinem Magen machte sich ein riesiges Feuerwerk bereit zur Zündung. Kurz schloss ich die Augen und zählte bis zehn. Dann öffnete ich sie wieder, doch die Nachricht war immer noch da. Ich hatte sie mir nicht nur eingebildet. Auch die Wörter standen immer noch in der selben Reihenfolge und bildeten folgenden Satz: „Hast du eigentlich mal Lust, dass wir uns treffen?“ Mein Herz schlug schneller. Oh ja! Ja, und was für eine Lust ich hatte, Kelly zu treffen! Am liebsten wäre ich sofort los gefahren. „Sicherlich“, tippte ich so schnell wie möglich. Mit klopfendem Herzen und schweißnassen Fingern wartete ich auf seine Antwort. „Das freut mich. Wie wäre es am Freitag Nachmittag?“ Freitag? Mhm, dann müsste ich mir Urlaub nehmen. Zum Glück hatte ich noch reichlich Urlaubstage übrig. Mein Chef würde es mir schon genehmigen, hoffte ich, daher willigte ich ein. „Kannst du zu mir nach Stuttgart kommen? Wir könnten uns am Hauptbahnhof treffen.“ Für Kelly würde ich sogar nach Honolulu fligen, wenn es hätte sein müssen. Dagegen war doch Stuttgart ein Klacks. „Ich freue mich auf dich, Elias“, schrieb mir Kelly noch, „ich werde nur die nächsten Tage nicht mehr zum Antworten kommen. Bin nämlich mit meiner Schwester in Frankreich. Wir gönnen uns zu zweit ein paar freie Tage. Wir hören spätestens am Freitag voneinander, okay?“ „Okay, viel Spaß“; antwortete ich ihm, war aber etwas enttäuscht, als ich erfuhr, dass ich ihn erst in fünf Tagen wieder mit ihm schreiben könnte. Aber ich würde mich mit ihm treffen! Ich würde Kelly persönlich kennenlernen. Man, war ich aufgeregt! Und so voller Vorfreude. Ich wünschte, es wäre heute schon Freitag...
„Daya, du glaubst es nicht“, kreischte ich begeistert ins Telefon. Sicherlich hielt Daya ihr Handy einige Zentimeter vom Ohr entfernt, so brüllte ich in den Hörer. „Was ist denn los, Elias?“ Daya war die letzten Tage ziemlich beleidigt gewesen, da ich ihr mehrmals abgesagt hatte, weil ich lieber mit Kelly geschrieben hatte. Aber ihr Pech, sie hatte mir das Forum gezeigt. „Ich fahr am Freitag nach Stuttgart“, verkündete ich stolz. „Wieso das denn?“ „Kelly wohnt dort.“ „Uhh, ihr trefft euch?“ Ich konnte mir gut vorstellen, wie sich Dayas Augen weiteten. „Ja.“ „Na das ist ja cool.“ „Natürlich. Freue mich schon total.“ „Das glaube ich dir. Wo trefft ihr euch denn?“ „Am Hauptbahnhof.“ „Sehr gut. Ich hab befürchtet, dass ihr euch bei ihm zuhause trefft.“ „Nein“, entgegnete ich darauf nur. Aber gemacht hätte ich es wahrscheinlich schon, wenn Kelly es mir vorgeschlagen hätte. Ich vertraute ihm, auch wenn ich noch nie mit ihm persönlich gesprochen hatte, war ich mir sicher, dass Kelly eine reale und nette Person war und kein alter Mann, der Bilder gefaket hatte. Das konnte ich mir gar nicht vorstellen.
Die Tage schlichen nur so dahin. Es schien so, als würde es nie Freitag werden wollen. Schon am Mittwoch hatte ich meinen Koffer gepackt. Von meinem Chef hatte ich zum Glück den freien Tag genehmigt bekommen. Mit Kelly hatte ich nur einmal kurz geschrieben, in der er mir die Uhrzeit für unser Treffen geschickt hatte. Über das Internet hatte ich mir eine Fahrkarte und einen Sitzplatz im ICE reserviert. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen. In wenigen Stunden würde ich Kelly zum ersten Mal sehen. In der Nacht schlief ich schlecht und so wachte ich am Morgen total gerädert und alles andere als ausgeruht auf. Aber das machte nichts, durch meine Vorfreude vergaß ich meine Müdigkeit recht schnell. Ich ging duschen, föhnte meine Haare besonders schön und zog mir eine dunkle Jeans und einen weißen Pullover an. Daya hatte ihn damals im Laden für mich ausgesucht und auch ich fand, dass dieser perfekt zu meinen braunen Haaren passte. Hoffentlich war Kelly der gleiche Meinung.
Um kurz nach neun Uhr verließ ich unser Haus. Jetzt musste ich abermals mit der Sbahn nach München fahren, aber von dort aus ging es dann weiter zu meinem Traummann. Zum Glück hatte ich daran gedacht, mir ein Buch mitzunehmen, so wurde die Fahrt nicht allzu langweilig.
Recht schnell kam ich am Münchner Hauptbahnhof an. Ich sah meine Armbanduhr. Sie verriet mir, dass ich noch reichlich Zeit hatte. Mein ICE nach Stuttgart würde erst in einer halben Stunde gehen. Gemütlich schlenderte ich durch den Bahnhof, sah mir einige Dinge im Souveniershop an und kaufte mir eine Pizzaschnitte. Gerade wollte ich den ersten Bissen nehmen, doch da fiel mir der Knoblauch ein, der auf das Pizzastück gestreut wurde. Schnell entsorgte ich das Essen im nächsten Mülleimer. Wenn Kelly mich küssen wollte, konnte ich doch nicht nach Knoblauch stinken! Das wäre der Abtourner schlecht hin. Pünktlich zur Abfahrtszeit stand ich vor dem weißen Zug, der mich zu meinem Traummann bringen sollte. Ein letztes Mal atmete ich tief durch, stieg ein und suchte mir meinen Sitzplatz. Ich hatte einen Platz am Fenster reserviert, denn ich fand es jedes Mal sehr langweilig, wenn ich beim Fahren nicht raus schauen konnte. Eine alte Frau saß bereits im Abteil, als ich eintrat. Sie hob nicht mal den Kopf, als ich mich ihr gegenüber setzte und strickte weiter ununterbrochen an einem Schal. Eine Zeit lang beobachtete ich sie, aber dann wurde es mir zu langweilig und ich holte mein Buch aus der Tasche. Gerade hatte ich die Seite aufgeschlagen, öffnete sich die Abteiltür noch einmal und eine Frau mit einem Baby auf dem Arm gesellte sich zu uns. Freundlich nickte sie mir zu, ich lächelte sie an und sie nahm den Platz neben der strickenden Dame ein. „Reisen Sie alleine?“, fragte sie und es dauerte etwas, bis ich kapierte, dass sie mich meinte. Ich bejahte. „Ihr Ziel ist auch Stuttgart?“ „Ganz genau.“ Dumme Frage, wenn ich nicht nach Stuttgart wollen würde, würde ich auch nicht in diesem Zug sitzen. „Ich besuche dort einen Freund“, verkündete ich weiter. „Ah das ist doch toll. Ich bin mit Sam auf den Weg zu meiner Mutter“, sie deutete auf ihr Baby, „ich habe sie lange nicht mehr gesehen.“ „Das freut mich, dass Sie sie wieder besuchen können“, antwortete ich freundlich. „Ganz genau. Und was ist mit Ihren Eltern? Sehen Sie sie oft?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wohne zwar noch bei ihnen, aber sie sind die meiste Zeit geschäftlich im Ausland.“ „Das ist aber schade. Ich finde es so wichtig, dass Eltern Zeit für ihre Kinder haben.“ Wir unterhielten uns noch ein wenig, aber dann wurde die Frau von ihrem Kind abgelenkt. Sam schrie ununterbrochen, obwohl seine Mutter ihm mit allem Möglichen abzulenken versuchte. Ich versuchte zu lesen, aber durch das Geschrei des Babys gelang es mir nicht gut. Außerdem wurde ich immer aufgeregter, umso näher mein Ziel kam. Zum hundertsten Mal malte ich mir aus, wie es werden würde, wenn ich Kelly gleich in die Arme schließen würde. Nervös rutschte ich auf meinem Sitzplatz hin und her. Ob er mich sofort erkennen würde?
Ich schnellte nach oben, als die Lautsprecherdurchsage verkündete, dass wir die Baden-Württembergische Hauptstadt in Kürze erreichen würden. Ich war der erste, der an der Tür stand. Gleich – Gleich war es so weit. Gleich hatte ich Kelly bei mir. Der Zug wurde immer langsamer, fuhr schließlich in das Bahnhofsgebäude ein und blieb endlich stehen. Unruhig zappelte ich hin und her, bis sich die Türen öffneten. Ich erwartete, dass Kelly mit einem breiten Grinsen im Gesicht direkt hinter der Tür stand, die sich nur langsam öffnete. Sobald es möglich war, sprang ich hinaus. So viele Leute standen am Bahnsteig. Sie begrüßten ihre Freunde, redeten miteinander oder tippten auf ihrem Handy herum. Aber nirgends sah ich einen Mann mit schokoladenbrauner Haut und schwarzen Haaren. Mein Traummann – Kelly – war nirgends zu sehen. „Vielleicht wartet er am anderen Ende“, sprach ich mir zu und machte mich auf den Weg. Aber auch dort wurde ich enttäuscht. Kein Kelly befand sich am Bahnsteig. Er kommt bestimmt noch. Ich versuchte positiv zu denken. Bestimmt kommt er gleich an gerannt und nimmt mich in die Arme. Ich setzte mich auf eine Bank und wartete. Wartete vergebens. Auch nach einer halben Stunde war ich immer noch alleine. Hatte ich mich in der Zeit getäuscht? Aber ich war mir doch so sicher gewesen, dass er mir zwölf Uhr mittags geschrieben hatte. Ich holte mein Handy aus der Tasche und öffnete TheperfektMan. Grinsend nahm ich zur Kenntnis, dass er mir eine Nachricht geschrieben hatte. Na also, bestimmt entschuldigte er sich darin für seine Verspätung und verkündete mir, dass er in wenigen Augenblicken bei mir war. Ich erstarrte, als ich seine Nachricht las. Konnte es kaum glauben, was er da geschrieben hatte. „Sorry, ich kann mich nicht mit dir treffen.“ Genau das stand da. Dieser einfache Satz löste einen Schock in mir aus. Was... Was meinte er? Wieso ging das nicht? Ich klickte in das Textfeld und wollte ihn fragen, was er damit meinte. Wieso er mich nicht sehen konnte. Doch ich konnte die Nachricht nicht abschicken. „Benutzer inaktiv“ leuchtete jedes Mal auf, nachdem ich auf 'Senden' klickte. Ich konnte es nicht fassen. Kelly hatte sein Benutzeraccount gelöscht.
Hilflos saß ich auf der Bank und drückte immer wieder auf das Senden-Symbol. Doch es brachte nichts. Kelly bekam meine Nachricht nicht. Was war da los? Wieso bestellte mich Kelly nach Stuttgart, um mir dann zu schreiben, dass er mich doch nicht sehen konnte? Und wieso löschte er sogar sein Profil? Lag es an mir? Hatte ich etwas falsch gemacht? Tränen stiegen in mir auf, als ich realisierte, dass das alles nichts nützte. Mein Traummann wollte mich nicht sehen. Am besten, ich fuhr sofort wieder zurück... Ich hatte keinen Zug zurück reserviert. Ich hatte ja schließlich nicht gewusst, ob ich über Nacht bei Kelly bleiben durfte oder nicht. Natürlich hatte ich es stark gehofft, aber da war mir auch noch nicht klar gewesen, dass ich ihn gar nicht sehen würde. Traurig schniefte ich in mein Taschentuch, ehe ich aufstand und mich nach einem Fahrplan umso. Ganz in der Nähe stand ein Glaskasten mit einem Plakat, auf dem die Abfahrtszeiten der Züge standen, im Inneren. Ein Blick darauf verriet mir, dass ich Glück hatte und in einer halben Stunde ein ICE zurück nach München fahren würde. Hoffentlich war noch ein Sitzplatz frei. Die Zeit verbrachte ich mit warten und hoffen. Auch wenn es schier unmöglich war, vielleicht würde Kelly doch noch auftauchen. Vielleicht hätte er sich ja umentschieden. Aber es war nicht der Fall. Bedrückt stieg ich zwanzig Minuten später in den Schnellzug und sprach die Schaffnerin an, fragte sie nach einem unreservierten Platz. Wenigstens gelang mir dies. Als der Zug abfuhr, fand ich mich in einem vollen Abteil wieder. Ein letzter Platz war dort jedoch noch frei und der gehörte mir. Natürlich befand der sich direkt an der Tür und nicht am Fenster, aber wenigstens musste ich nicht stehen. Ich kramte mein Buch hervor, doch abermals konnte ich mich nicht auf die geschriebenen Wörter konzentrieren. Sie verschwammen vor meinen Augen. Im Minutentakt aktualisierte ich die Website von TheperfektMan, doch ich erhielt keine weiteren Nachrichten und Kellys Profil blieb gelöscht. Mit Bedauern stellte ich fest, dass ich so sein Bild auch nicht mehr sehen würde. Sein prächtiger Oberkörper und sein traumhaftes Lächeln... Nie wieder könnte ich es stundenlang anschmachten können.
Die Rückfahrt kam mir doppelt so lange wie die Hinfahrt vor. Das lag vielleicht auch an meiner Traurigkeit, die jetzt in mir herrschte. Es dauerte Ewigkeiten, bis ich endlich wieder vor meiner Haustür stand. Mein Zug von München zurück nach Herrsching hatte Verspätung gehabt und ich hatte lange auf seine Ankunft warten müssen. Aber jetzt war ich endlich wieder zuhause. In meinem Reich. Dort, wo ich mich auskannte. Dort, wo ich sicher war. Toni sprang mir entgegen, als ich die Tür öffnete. „Ja, mein Kleiner. Ich freue mich auch, dich zu sehen.“ Sanft strich ich durch das braune Fell des Hundes und die Tränen, die ich bisher mehr oder weniger erfolgreich unterdrücken konnte, liefen jetzt wie Bäche aus meinen Augen. Toni spürte, dass es mir nicht gut ging und leckte winselnd meine Hand ab. Oh, wie schön war es doch, einen Hund zu haben... „Komm, wir gehen Gassi“, flüsterte ich ihm zu und nahm seine Leine in die Hand. Ein wenig frische Luft würde mir gut tun. Aber zuerst hatte ich etwas anderes zu tun... Ich lief in mein Zimmer und schaltete den Laptop ein. Sofort loggte ich mich in dem allbekannten Forum ein. Vielleicht hatte es ja an meinem Handy gelegen, dass ich Kellys Profil nicht mehr sehen konnte. Vielleicht war die Verbindung einfach zu schlecht gewesen. Jetzt, an meinem Laptop war vielleicht alles wieder normal. Aber ich wurde enttäuscht, wieder einmal. Natürlich war Kellys Profil auch dort gesperrt. Es fühlte sich an, als hätte ich ihn jetzt endgültig verloren.
Den ganzen restlichen Tag und auch den halben Samstag verbrachte ich mit Trübsal blasen. Lag nur im Bett, hörte traurige Musik, loggte mich dennoch im Stundentakt bei TpM ein, doch es nützte nichts. Ich wusste auch nicht, wie ich anders Kontakt mit ihm aufnehmen könnte. Handynummern hatten wir nicht getauscht. Daya hatte angerufen und sich nach meinem Date erkundigt. Als sie von meinem Unglück hörte, bot sie an, sofort bei mir vorbei zu kommen, um mich abzulenken, aber ich sagte ihr ab. Ich wollte nicht, dass Daya versuchte, mich aufzumuntern. Wahrscheinlich würde sie den erstbesten schwulen Typen für mich aufgabeln, der meine Ablenkung sein sollte. Nein, darauf konnte ich getrost verzichten. Den Samstagnachmittag verbrachte ich in der Bücherei. Früher war ich häufig dort gewesen, aber in den letzten Monaten hatte ich zu wenig Zeit dafür gehabt. Umso erfreuter war ich, als ich feststellte, dass sie mittlerweile auch jeden Samstag geöffnet hatte und nicht nur wie früher unter der Woche. Stundenlanges lesen und nach Büchern suchen stand mir bevor. Diese Aussicht brachte mir ein Lächeln zustande. Fünf Stunden später saß ich mit einem großen Bücherstapel auf meiner Couch. Ich wusste gar nicht, welches ich zu erst lesen wollte. Sie alle klangen so vielversprechend. Wahllos zog ich einen dicken Roman aus dem Stapel hervor und schlug die erste Seite auf. Ich machte es mir auf der Couch gemütlich und wollte gerade zum Lesen anfangen, als mein Handy klingelte. Kelly! Ich fuhr erschrocken zusammen. Ob es er war? Aber dann fiel mir ein, dass er meine Nummer gar nicht hatte. Unmöglich konnte er derjenige an der anderen Leitung sein. Trotzdem ergriff ich mein Mobiltelefon und nahm das Gespräch an. „Na, Elias. Hast du unser Treffen vergessen?“ „Wer ist denn dran?“, nuschelte ich. Welches Treffen meinte derjenige bloß? Das einzige Date, an das ich mich erinnerte, war das mit Kelly gewesen. „Noel. Wir wollten uns doch heute im Ted treffen. Erinnerst du dich nicht?“ Oh scheiße. Stimmt, jetzt fiel es mir ein. Ich hatte meine blonde Bekanntschaft total vergessen. „Tut mir leid, Noel. Ich habe es wirklich vergessen.“ „Kommst du noch?“ Ich sah auf die Uhr. Es war bereits halb neun. „Ich glaube nicht. Ich wäre frühestens in einer Stunde im Ted.“ „Aber das macht doch nichts. Der Abend ist noch lang und morgen ist Sonntag.“ „Ich weiß nicht...“ Ich war unentschlossen. Einerseits wollte ich Noel gerne sehen, andererseits fühlte es sich komisch gegenüber Kelly an. Obwohl der mich versetzt hatte... „Ach komm schon. Gib dir nen Ruck. Bitte, Elias. Wir müssen ja nicht lange bleiben.“ „Na schön.“ Er hatte mich überredet. „Ich schau, dass ich um halb zehn da bin.“ „Super, bis gleich.“ „Bis dann.“ Ich legte auf und seufzte. Hoffentlich tat ich das Richtige. Und hoffentlich machte sich Noel keine Hoffnungen, dass das aus uns etwas werden könnte. Er war schließlich nicht mein Traummann.
Um kurz nach halb zehn stand ich tatsächlich vor der Schwulenbar. Kaum hatte ich sie betreten, fiel mir auf, dass fast die selben Gäste wie bei meinem ersten Besuch dort waren. Auch der selbe Kellner hatte heute Dienst. Er stand hinter der Theke und winkte mir zu, als er mich erblickte. Auch er schien mich zu erkennen. Einen Mann überlegte ich, ob ich mich zu ihn stellen sollte, aber da sah ich Noel, der auf einem Sofa saß. Er stand auf, als er mich sah und nahm mich zur Begrüßung in die Arme. „Schön, dass du doch noch bekommen bist.“ „Ja, sorry. Hab's komplett verplant.“ „Wie gesagt, kein Problem. Ich hab dir schon was zum Trinken bestellt.“ Er deutete auf das Glas Cola vor mir. „Dankeschön.“ Ich nahm einen Schluck. „Und, wie war deine Woche so gewesen?“ „Schrecklich“, entgegnete ich und erinnerte mich an das schief gelaufene Treffen mit meinem Traummann. „Wieso das? Was war los?“ „Ach, ist ne lange Geschichte.“ Ich wollte ihm nicht von Kelly erzählen. Noel ging zum Glück nicht mehr darauf ein, sondern begann von seinem Alltag zu erzählen. Ich hörte ihm gerne zu. Mit ihm ließ es sich gut unterhalten und er war richtig nett. Irgendwann waren wir bei dem Thema Filme angekommen. „Ich erinnere mich schon gar nicht mehr, was der letzte Film war, den ich im Kino angeschaut habe“, verkündete er gerade. „Echt? Wieso denn?“ Ich selbst ging relativ oft ins Kino. Ich mochte die Atmosphäre dort und die Popcorn. „Weiß nicht. Ich kaufe mir die Filme lieber selbst und schaue mir sie dann zuhause an. Ist billiger.“ Ja, da gab ich ihm recht. Die Kinokarten, das Popcorn und die Getränke waren dermaßen überteuert. „Welche Filme magst du denn besonders?“, wollte er anschließend wissen. „Hauptsächlich Aktion oder Horror. Selten mal eine Komödie“, gab ich zu und überlegte angestrengt nach einem Filmtitel, der mir gefiel. „Na das ist doch interessant, ich mag Horrorfilme auch. Ich hab ein paar DVDs von diesem Genre zuhause.“ „Echt? Welche denn?“ „Die Freddy Krüger – Reihe zum Beispiel. Oder, ganz aktuell, der zweite Teil von Conjuring.“ „Den wollte ich im Kino anschauen, also Conjuring“, gab ich zu, „aber ich hab es nicht mehr rein geschafft.“ „Na dann. Können wir ja anschauen, hast du Lust?“ „Jetzt?“ „Klar, wieso nicht? Wir können es bei mir zuhause gemütlich machen, hast du Lust? Hier wird es doch eh mit der Zeit langweilig.“ Ich sollte mit zu Noel nach Hause zum DVD schauen? Ich wusste genau, was das hieß und dass er wohl nicht vor hatte, den Abend nur mit mir vor dem Fernseher zu verbringen. Aber wollte ich das? War ich dazu bereit? Ich musste schnell entscheiden, denn Noel sah mich auffordernd an. Einerseits... Wieso nicht? Mein letzter Sex lag ein halbes Jahr zurück. Er war auch zeitgleich mein erstes Mal gewesen, am Strand an der Nordsee mit einem Mann, den ich kaum kannte und danach auch nie wieder gesehen hatte. Noel war zwar für mich kein Traummann, aber auch nicht so unattraktiv, dass ich niemals mit ihm ins Bett steigen würde. Und irgendwie... Lust hatte ich schon. Also willigte ich ihm ein. „Super, dann los. Ich wohne ganz in der Nähe.“ Er winkte Carl, den Kellner zu uns und bezahlte unsere Getränke. Ganz selbstverständlich lud er mich ein. Auf den Weg nach draußen nahm er meine Hand in seine. Sie fühlte sich schön weich an. Er lächelte mir zu, als er mir die Tür aufhielt und in mir machte sich eine gewisse Vorfreude breit. Zwar bei Weitem keine so große und intensive, die ich gefühlt hatte, als ich auf den Weg nach Stuttgart war, aber trotzdem zeigte sie mir, dass ich mich auf den Blonden einlassen wollte. „Nur hier einmal um die Ecke und schon sind wir da“, verkündete Noel und zog mich mit sich. Ob er wohl noch bei seinen Eltern wohnte? Er hatte nichts darüber gesagt. Aber in wenigen Minuten würde ich es sowieso merken.
Ich behielt unrecht, Noel besaß seine eigene kleine Wohnung. Es war eine richtige Studentenwohnung, klein und unordentlich. Aber ich fühlte mich hier wohl. Der Blonde zog mich direkt mit sich in sein Wohnzimmer, das jedoch gleichzeitig auch als Schlafzimmer diente, denn in der Ecke befand sich ein großes Doppelbett, das die Hälfte des Zimmers einnahm. „Soll ich den Film anmachen oder wollen wir das auf später verschieben?“, fragte er verschmitzt und bugsierte mich nach hinten auf seine weiche Matratze. „Ich glaube, später reicht.“ Oh ja, ich hatte mittlerweile wirklich Lust. „Na dann.“ Er kroch zu mir aufs Bett und setzte sich neben mich. „Nur keine falsche Scheu.“ Er packte mich an den Schultern und versuchte, mich auf den Rücken zu legen. „Halt warte“, rief ich ihm zu und Noel zog erstaunt seine Augenbrauen nach oben. Dachte er, ich wollte jetzt doch Reißaus nehmen? Das hatte ich nicht vor. „Ich muss nur noch meine Schuhe ausziehen“, verkündete ich und machte mich an meinen Schnürsenkeln zu schaffen. Noel lachte. Er selbst hatte seine Schuhe schon auf mysteriöse Art und Weise im Flur verloren. „So jetzt“, grinste ich und legte mich von selbst auf den Rücken und in die weichen Kissen. Der Blonde war sofort über mir. Seine Hand durchstrich sanft meine braunen Haare, fuhr hinunter zu meinem Hals und legte zeitgleich seine Lippen auf meine. Es fühlte sich schön an, endlich mal wieder jemanden zu küssen. Und mit geschlossenen Augen konnte ich mir vorstellen, dass der andere Kelly war. Leise seufzte ich auf und Noel nutzte diesen Moment und bugsierte seine Zunge in meine Mundhöhle. Seine Zunge umrundete die meine, mal langsamer, mal energischer. Ich bekam nur am Rande mit, das er bereits dabei war, mir mein Oberteil immer weiter nach oben zu schieben. Ich merkte es erst, als er den Kuss unterbrach und mich aufforderte, meine Arme zu heben. Sofort landete mein Shirt auf den Boden und Noel fuhr mit seinen Streicheleinheiten fort. Seine Fingerspitzen wanderten über meinen ganzen Brustkorb, hinunter bis zu meinem Bauchnabel. Er steckte sogar zwei Finger in meinen Hosenbund, machte jedoch nicht weiter, sondern strich mit seiner Handfläche wieder nach oben. Es fühlte sich so schön an. Genießerisch lag ich auf der weichen Matratze und ließ den Blonden machen. Ich zögerte nicht lange und drückte seinen Kopf wieder zu mir hinunter. Er küsste so gut, da konnte ich gar nicht genug von haben. Doch seine Lippen blieben nicht lange auf meinen. Sie wanderten von meinem Gesicht weg und landeten an meinem Hals. Ich keuchte leise auf, als er vorsichtig in die weiche Haut biss und daran saugte. Meine Güte... War das geil. Währenddessen begann ich, ihm sein Hemd aufzuknöpfen, das er trug. Nach und nach, natürlich viel zu langsam, öffnete ich einen Knopf nach dem nächsten. Ich wollte endlich sehen, wie er mit freiem Oberkörper aussah. Als das Hemd ihm endlich von den Schultern fiel, erstaunte ich nicht schlecht. Noel hatte bei Weitem mehr Muskeln, als ich gedacht hatte. Sehr schön, das gefiel mir. Er selbst ließ von meinen Hals ab, auf dem sicherlich ein roter Fleck thronte und küsste sich seinen Weg nach unten. Ich lächelte und legte mich bequemer hin. Noel war währenddessen an meinem Bauch angekommen. Während er meinen Bauchnabel immer wieder mit seiner Zunge reizte, begann er, meinen Gürtel und meine Hose zu öffnen. Endlich – sie war mir schon reichlich eng geworden. Mit einem Ruck zog er sie mir hinunter und meine Boxershort folgte. Jetzt lag ich völlig nackt vor ihm, aber es störte mich nicht. Im Gegenteil. Er leckte und knabberte noch ein wenig an dem Ende meines Bauches, ehe er mein Glied in die Hand nahm und sie quälend langsam auf und ab bewegte. Ich keuchte auf. Gott – war das gut! Genießerisch leckte ich mir über die Lippen und schloss die Augen. Ich riss sie jedoch erstaunt wieder auf, als ich etwas warmes, aber feuchtes an der Spitze fühlte. Seine Zunge. Noel grinste mich kurz verschmitzt an, ehe er das Angefangene fortfuhr. Ganz langsam fuhr seine Zunge meine Erregung auf und ab. Ich keuchte und seufzte abwechselnd. Es wurde noch besser. Statt nur seiner Zunge nahm er jetzt seinen ganzen Mund zum Einsatz und stülpte diesen über mein Glied. Jetzt konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Leicht bäumte ich mich auf, ließ mich jedoch sofort wieder auf die Matratze fallen. Oh mein Gott! Das war … das war fantastisch. Noel wusste genau, was zu tun war. Immer intensiver und fester behandelte er meine Erregung. Fast war es um mich geschehen, aber er ließ von mir ab, kurz bevor ich meinen Höhepunkt erreichte. Keuchend und schnaufend lag ich in seinen Kissen und sah ihn dabei zu, wie er sich selbst weiter auszog. Kurz bevor er sich wieder zu mir legte, öffnete er die Kommode neben dem Bett und zog eine kleine Plastikverpackung und eine Tube hervor. Danach verwickelte er mich wieder in einen traumhaften Kuss. Meine Hände fuhren seinen Oberkörper entlang. Die Muskeln gefielen mir. Gleichzeitig begann er, mich vorsichtig auf die Seite zu drehen. „Ist das okay?“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich nickte nur. Ich war jetzt zu allem bereit. Er legte sich hinter mich, hörte wie die Plastikverpackung aufriss und wenig später spürte ich etwas kaltes und feuchtes an meinem Hintern und ließ mich erzittern. „Sorry, ich hätte es vorher erwärmen sollen“, kicherte er, doch ich winkte ab. Er drückte sich fest gegen meinen Rücken, anschließend spürte ich seine Schwanzspitze an meinem Po. Ich versuchte mich so gut es ging zu entspannen und ließ ihn in mich gleiten. Kurz tat es weh, aber der Schmerz verging schnell und machte Platz für eine unglaubliche Lust. Noel küsste meinen Nacken und fuhr durch meine Haare, als er begann, sich langsam in mir zu bewegen. Wir merkten aber beide recht schnell, dass das nicht genug für uns war. Wir wollten mehr. Immer schneller wurden Noels Bewegungen, immer lauter unser Keuchen und Stöhnen. Ich griff mit beiden Händen fest ins Laken, während mich der Blonde auf den Bauch drehte und über mir Platz nahm. Oh ja! So war das alles noch viel geiler. Ich spürte jede einzelne Bewegung von ihm und es fühlte sich so hervorragend an. Von mir aus könnte es Stunden dauern, bis wir fertig wären. Ich konnte einfach nicht genug von den gleichmäßigen Stößen und von Noels lautem Keuchen bekommen. Trotzdem merkte ich, dass es tief in mir immer stärker zum Prickeln anfing. Bald – bald würde ich kommen. Noels Bewegungen wurden noch schneller und kurz darauf erreichten wir beide gleichzeitig unseren Höhepunkt. Tief atmend und schwitzend lagen wir nebeneinander im Bett. „Das war gut gewesen“, gab Noel zu. Ich brachte nur ein „Ja“ aus meinen Lippen hervor. Lange lagen wir noch nebeneinander und kuschelten. Noel war kurz aufgestanden und hatte die Conjuring – DVD in den Player geschoben, aber ich achtete kaum auf den Film. Viel lieber lag ich hier in seinen Armen. „Du, so langsam muss ich dich leider raus werfen.“ „Wie?“ Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte, denn ich war fast ins Land der Träume abgedriftet. „Mein Freund kommt bald nach Hause.“ „Dein was?!“ Ich sah ihn entsetzt an. „Mein Freund. Wir führen eine offene Beziehung, also ist das okay, was wir gemacht haben.“ Ich brachte kein Ton hervor. „Dachtest du etwa, das zwischen uns wäre etwas ernstes? Oh nein! Das tut mir aber Leid, Elias.“ Er sah mich entschuldigend und entsetzt an. Ich winkte ab. „Nein, das dachte ich echt nicht. Außerdem bist du gar nicht der Typ Mann, auf den ich stehe.“ Es war die Wahrheit. Noel lachte. „Na dann ist es ja gut. Trotzdem musst du jetzt verschwinden. Pascal weiß zwar, dass ich auch mit anderen Männern rummache, aber in unserem Bett muss er dich nicht unbedingt liegen sehen.“ Ich stand auf und zog mich an. Noel begleitete mich noch bis zur Wohnungstür. Im Flur fiel mir ein Foto ins Auge. Es zeigte Noel mit einem anderen Mann. Wahrscheinlich war dies Pascal. Ich schaute ihn mir genau an. Dieser fremde Mann hatte dunkle Haare, aber keine so tief gebräunte Haut wie Kelly. Trotzdem fand ich ihn sehr attraktiv. Wenn Noel und er wirklich eine offene Beziehung führten, könnte ich ja vielleicht auch mit ihm.... Schnell verwarf ich den Gedanken wieder. Ich kannte diesen Mann auf dem Bild nicht mal. „Wenn du willst, können wir uns trotzdem gerne wieder sehen“, schlug Noel vor und nahm mich zum Abschied in die Arme. „Klar, wieso nicht“, entgegnete ich und verließ seine Wohnung. Der Sex mit Noel war gut gewesen, bei Gelegenheit wollte ich den sicherlich wiederholen.
Völlig müde kam ich zuhause an. Das parkende Auto in der Einfahrt verriet mir, dass meine Eltern zuhause waren. Ich schlich ins Haus. Ich hörte sie im Wohnzimmer miteinander reden, doch ich war zu erschöpft, um sie heute noch zu begrüßen. Leise lief ich die Treppe hinauf und in mein Zimmer. Toni lag schlafend in seinem Körbchen und wachte nicht einmal auf, als ich in mein Reich trat. Am liebsten würde ich jetzt direkt ins Bett gehen, doch zuvor wollte ich noch eines tun. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und fuhr mein Laptop hoch. Kellys Profil war immer noch gelöscht. Obwohl ich es erwartet hatte, war ich enttäuscht. Ich schloss meine Augen und rief mir sein Bild in Erinnerung. „Traummann“, flüsterte ich leise und war gerade dabei das Programm zu schließen, als ein Ping ertönte. Der allbekannte Ton, wenn eine neue Nachricht erschien. Ich öffnete die Nachricht. Es war nicht Kelly, der mir diese Nachricht geschrieben hatte, sondern ein anderes Mitglied. Marco nannte derjenige sich. Ich klickte auf sein Profilfoto und erstarrte: Oh mein Gott, sah der gut aus! Ein weiterer Traummann.
„Aber der! Der Blonde dort drüben, siehst du ihn?“ Ich nickte. „Der sieht doch gut aus, oder?“ Ich starrte Daya entsetzt an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“ „Was hast du denn? Der schaut doch nett aus.“ „Er ist höchstens vierzehn“, stellte ich klar. „Jetzt übertreib mal nicht. Du hast solche Ansprüche, Elias.“ „Ja, und die darf ich auch haben.“
Eine Stunde lang schlenderte ich schon mit meiner besten Freundin durch die Stadt und hielt mit ihr Ausschau nach hübschen Jungs. Fast schon bereute ich es, dass ich mich gestern bei ihr geoutet hatte. Meine Angst, sie würde mich nicht akzeptieren, war heute in meinen Augen schon richtig lächerlich. Daya hatte es gut aufgenommen, dass ich schwul war. Leider sogar etwas zu gut. Jetzt war sie ganz erpicht darauf, mich an den Mann zu bringen, wie sie so schön nannte. Nur leider war unser Geschmack, was Jungs betraf, völlig verschieden. Nun ja, vielleicht sollte das auch gut sein, wir werden sehen.
„Aber der! Schau ihn dir an, Elias. Wenn der nicht heiß aussieht...“ Ich traute mich gar nicht meinen Kopf zu drehen und in die von Daya gezeigte Richtung zu sehen. „So langsam glaube ich, wir suchen für dich einen Typen und nicht für mich“, meinte ich lächelnd. „Ach, spinn doch nicht. Ich hab doch Marius. Aber du musst so langsam unter die Fittiche kommen.“ „Na wenn du meinst...“ Eigentlich war ich bisher ganz gut ohne Freund ausgekommen. Ich war ja auch erst achtzehn, da musste ich mir nicht so einen Stress machen. Ich hatte noch ewig Zeit, um meine große Liebe zu finden – wenn es die überhaupt gab. Nur leider war meine beste Freundin da anderer Meinung. Ich vermutete stark, dass bei ihr, sollte ich jemals einen Hübschen kennenlernen, sofort die Hochzeitsglocken läuten würden. Doch sie riss mich aus meinen Gedanken. „Komm, wir wechseln jetzt die Straßenseite und gehen ihm ganz langsam entgegen. Du kannst ihn ja heimlich anrempeln oder so.“ „Ja, ja sonst noch was“, antwortete ich so sarkastisch wie ich konnte, doch Daya hatte schon meinen Ärmel gepackt und mich über die Straße gezerrt. Anscheinend wollte sie den Plan wirklich durchziehen. Aber nicht mit mir! Ich würde doch keinen fremden Mann schubsen! Immerhin überwand ich mich und sah mir unser Opfer an. „Och, Daya! Nie im Leben. Der hat eine Cap auf.“ „Na und?! Er wird sie schon nicht im Bett auflassen.“ „Ne, das nicht, aber...“ Weiter kam ich nicht. Es hätte eh keinen Sinn gehabt, hätte ich sie von ihren Plan abbringen wollen. Durch fünf Jahre Freundschaft wusste ich nämlich schon recht gut, dass so etwas bei ihr nicht funktionierte. Was auch immer es war – wenn Daya sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es durch. Der fremde Typ kam uns immer näher. Er hatte große Kopfhörer um den Hals gehängt und tippe während dem Laufen andauernd an seinem Handy. Er schenkte uns keine Beachtung. Kurz bevor wir uns begegneten machte ich mich auf einen Stoß von Daya bereit. Ich hätte schwören können, dass sie mich gegen den Mann schubsen wollte. Doch wie durch ein Wunder geschah nichts. Heimlich hatte ich den Fremden jedoch doch genauer angeschaut, als er für einen kurzen Moment schräg vor mir stand. Er hatte ein hübsches Gesicht gehabt, das musste ich zugeben. Wie er wohl ohne Cap auf dem Kopf ausgesehen hätte...? „Ach, man du Feigling“, fing Daya an zu schimpfen, „so wird das ja mit dir nie etwas!“ „Was kann ich dafür? Ich fand den halt nicht hübsch“, warf ich ein und aus unerklärlichen Gründen war Daya daraufhin beleidigt. Mädchen müsste man verstehen... Ich seufzte. Sie hatte doch ihren geliebten Marius, was wollte sie dann mit diesem Schirmmützen-Typ?! Immerhin, ein Vorteil hatte es: Der heutige Wir-suchen-einen-Freund-für-Elias-Trip war wohl beendet.
Ich musste jedoch nicht lange warten, bis es zu einem neuen Verkupplungsversuch kam. Es war Samstag Vormittag, ich lag gerade auf meinem Sofa und las, als sie ohne anzuklopfen mein Zimmer stürmte. „Elias – ich hab eine wahnsinnig gute Idee“, schrie sie begeistert. Ich seufzte. Ich wusste genau, wie Dayas gute Ideen aussahen. Meistens endeten sie in einem Desaster. „Wie bist du eigentlich hier rein gekommen“, versuchte ich sie halbherzig vom Thema abzulenken. „Wie meinst du das? Ach so, deine Mum hat mich rein gelassen.“ „Ah stimmt, sie ist ja zu Hause.“ Meine Eltern waren beide geschäftlich so oft auf Reisen, dass ich meist gar nicht genau wusste, ob sie daheim waren oder nicht. „Ja, ist sie. Aber wir gehen jetzt eh gleich.“ „Wir gehen? Wohin denn?“ „Besser gesagt wir fahren.“ „Fahren?“ Meine Güte, was hatte Daya schon wieder vor?! „Genau. Mit dem Zug.“ „Und wohin?“ „München.“ „Und was zur Hölle machen wir dann da?“ „Das wirst du dann sehen. Wenn ich es dir jetzt erzähle, wirst du dich sowieso weigern.“ „Und was, wenn ich mich jetzt schon dagegen sträube, mit dir mit zu kommen?“ „Dann zwing ich dich, mein Süßer.“ Oh man. Wieso kam ich auch damals auf den dummen Gedanken, ich könnte eine beste Freundin brauchen, als sie sich damals in der neuen Schule neben mich gesetzt hatte?! Jetzt hatte ich den Salat.
Eine halbe Stunde später saß ich tatsächlich in der Sbahn. Mit deutlich schlechter Laune. Ich ließ mich schließlich nicht gerne entführen. Aber da half das ganze Meckern nicht. Daya hatte einen Plan und ich musste mitziehen. Ich hoffte nur, dass sie nicht heimlich ein Date für mich ausgemacht hatte. Denn das würde ich ihr wirklich zutrauen. Ich hasste Sbahn fahren. Dieses ständige Anhalten und wieder Losfahren. Es waren mehr als zwanzig Stationen, bis wir endlich am Hauptbahnhof ankamen. „Jetzt müssen wir nur noch zu den Ubahnen“, verkündete Daya gut gelaunt. „Ach ne, ich will nicht!“ „Jetzt hör auf zu meckern und komm mit. Ich mache das alles nur für dich.“ Mal davon abgesehen, dass ich das gar nicht wollte... Trotzdem folgte ich brav meiner Freundin und stieg hinter ihr in die U2. Zu meiner Freude mussten wir nicht lange fahren, an der zweiten Haltestelle stiegen wir bereits aus. „Fraunhoferstraße“, las ich das Schild, „was wollen wir da?“ „Na, das wirst du gleich sehen.“ Daya knuffte mir in die Seite. „Jetzt muss ich bloß schauen, wo wir hin müssen...“ Suchend sah sie sich um und ging dann mehr auf gut Glück zu den rechten Rolltreppen. Oben angekommen befand sich zum Glück hinter dem Glas eines Schaukastens ein Münchner Stadtplan. Diesen untersuchte sie jetzt genau, überlegte und stiefelte dann ohne ein Wort zu sagen los. „Darf ich jetzt wissen, wo wir hin gehen?“ „Wir sind gleich da“, gab sie allerdings nur zur Auskunft. „Na toll. Und wo?“ „Gleich hier um die Ecke muss es sein. Mhm. Ah ja. Super, da ist es ja.“ „Was?“ Ich reckte meinen Kopf und versuchte zu sehen, was Daya meinte. Doch wirklich etwas Spannendes erblickte ich nicht. Doch diese steuerte geradewegs ein kleines Gebäude mit vielen Lichtern an. Anscheinend war es irgendeine Bar oder ein Café. Keine Ahnung, was sie da wollte. In unserer Stadt gab es genügend Bars, dafür hätten wir nicht extra in die Landeshauptstadt fahren müssen. „Daya, was wollen wir hier?“, wollte ich von ihr wissen, als sie die Tür öffnete und sich neugierig umsah. „Komm erst mal rein, dann erkläre ich es dir.“ „Nein, ich will es jetzt wissen.“ „Sei nicht albern, Elias. Wir können hier nicht so in der Tür stehen bleiben.“ Das überzeugte mich, also folgte ich ihr brav ins Innere. Ich sah mich um. Ganz hübsch war es hier, fand ich. Rote Wände, viele Bilder und gemütlich wirkende Sessel und Sofas waren im Raum verteilt. Obwohl es erst früher Abend war, waren schon etliche Leute da. Manche standen in Grüppchen beisammen an der Bar und tranken bereits ihr erstes Bier, andere saßen an den verschiedenen Tischen und aßen hauptsächlich Pommes. Mir fiel auf, dass die meisten Besucher männlich waren, auf die Schnelle konnte ich nur zwei andere Frauen erkennen, die zusammen auf einer Couch saßen. Daya und ich setzten uns in ein Ecke. „So, darf ich jetzt endlich wissen, was das hier soll?“ „Hast du es immer noch nicht gemerkt?“ „Stell dir vor: Nein! Nein, habe ich nicht.“ „Stell dich doch nicht so dumm, mein Lieber. Schau dich doch mal um.“ Erneut ließ ich meinen Blick schleifen, doch ich erkannte nicht mehr wie zuvor. Doch dann blieben meine Augen an einer großen Fahne hängen, die gegenüber von uns an die Wand gepinnt wurde. Es war eindeutig so eine Fahne, die im Fernsehen in Verbindung mit Homosexualität gezeigt wurde. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?,“ brachte ich gerade so aus meinen Lippen hervor. Daya zuckte mit ihrer Schulter. „Doch, natürlich. Man,ich hab echt lange gebraucht, bis ich eine geeignete Schwulenbar gefunden habe. Die meisten sind nur von alten Männern besucht. Ted ist dagegen ganz gemütlich, findest du nicht auch?“ „Ted ?““ „So heißt die Bar hier.“ „Ach.“ „Jetzt sag schon! Wie findest du es hier?“ „Mhm,“ murmelte ich nur. „Vielleicht lernst du dort jemanden kennen. Möglich wäre es ja. Hier sind schließlich alle schwul.“ „Echt?“ „Ja natürlich, was denkst du denn? Keine Hete wird dieses Lokal hier betreten.“ „Außer du“, stellte ich fest. „Genau. Aber ich verschwinde jetzt auch wieder.“ „Was?!“ „Ja, sicher. Denkst du, ich bleibe hier sitzen und sehe zu, wie du mit Männern flirtest? Wobei, es wäre schon ganz niedlich, dabei zuzusehen.“ „Daya!“, zischte ich gefährlich. „Ja, ja schon gut. Mach ich schon nicht. Wir treffen uns um zehn Uhr am Hauptbahnhof, in der Nähe vom Mc Donalds. Ist doch okay, oder?“ „Du willst jetzt nicht ernsthaft gehen?“, fragte ich nochmal. „Doch. Und komm ja nicht auf die Idee, hier einfach abzuhauen.“ Somit stand sie auf und verließ die Bar. Ich blieb alleine an dem Tisch sitzen.
Ich schluckte. Natürlich hätte ich auch einfach aufstehen können und gehen, aber irgendetwas hielt mich fest. Wieso sollte ich auch nicht einfach mal die Situation nützen? Vielleicht lernte ich ja doch jemand Netten kennen? Auch wenn ich nicht wirklich daran glaubte. Und außerdem – wo hätte ich denn sonst hin gehen können? Ich kannte nicht viele Leute in der Großstadt, ich könnte mich höchstens in eine andere Bar setzen und dort die Zeit totschlagen. Aber jetzt war ich schon hier und – joar, vielleicht wurde der Abend auch nicht ganz so schlimm. Der Kellner gesellte sich zu mir. „Na, du bist heute zum ersten Mal hier, oder?“, fragte er freundlich. Ich bejahte. „Du musst keine Angst haben, wir sind alle ganz nett“, meinte er und zeigte beim Lächeln seine weißen Zähne. Flirtete er mit mir? Gott, mit mir hatte noch nie einer geflirtet! Was sollte ich jetzt darauf sagen? „Was willst du denn trinken?,“ unterbrach er meine Gedankengänge. „Öhm. Eine Cola“, entschied ich mich ganz einfach. „Natürlich. Soll es denn auch etwas zum Essen sein?“ Er deutete auf die Speisekarte vor mir. „Ja, glaub schon.“ Ich hatte einen anständigen Hunger, denn ich hatte den ganzen Tag kaum etwas gegessen. Schnell schlug ich die Karte auf und entschied mich für das Erstbeste. „Eine Cola und ein Käse-Schinken-Toast. Kommt sofort.“ Der Kellner verschwand in der Küche, doch ich sollte nicht lange alleine bleiben.
„Ein Neuer hier. Na, das ist doch mal eine schöne Überraschung“, ertönte eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um und sah in strahlende blaue Augen. „Ähm hallo,“ stotterte ich. Gott, wieso brachte ich keine anständige Begrüßung aus meinen Lippen?! „Darf ich mich setzen?“ „Ja natürlich.“ Ich deutete auf den leeren Sessel gegenüber, auf den zuvor Daya gesessen hatte. Ich musterte den Fremden. Er war in etwa so alt wie ich, schätzte ich. Hübsch war er auch, obwohl er mit seinen blonden Haaren gar nicht in mein Beuteschema passte. Ich stand mehr auf dunklere Typen mit schwarzen Haaren. „Ich heiße Noel“, stellte er sich vor, „und du heißt wie?“ „Elias.“ „Hübscher Name. Und du bist zum ersten Mal hier?“ „Ja. Fällt das denn auf?“ „Also mir schon. Ich gehe seit Jahren oft hier her. Da merkt man schnell, wer Stammkunde ist wie ich oder wer hier zum ersten Mal rein kommt.“ „Wie alt bist du denn, wenn du seit Jahren hier hin gehst?“ „Ich bin jetzt 21 geworden und du?“ „Gerade mal 18“, grinste ich verlegen, doch Noel ging nicht weiter darauf ein. „Das Mädchen von vorhin? Wer war das denn?“ „Das war Daya, meine beste Freundin“, verkündete ich. „Oh. Sie hat dich hier her geschliffen, oder?“ „Ganz genau. Sie will mich unbedingt verkuppeln.“ Ich biss mir auf die Zunge. Das war nicht unbedingt das, was man beim ersten Kennenlernen sagen sollte. Doch Noel lachte nur. „Na dann wünsche ich dir viel Glück.“
Währenddessen kam der Kellner wieder zum Tisch zurück. In den Händen hielt er meine Cola und mein Sandwich. „Na, Noel. Das gleiche wie immer?“ „Wieso fragst du eigentlich jedes Mal, Carl?“ Der Kellner boxte ihm freundschaftlich in den Arm, nachdem er meine Bestellung vor mir abgestellt hatte und war auch schon wieder verschwunden. Ich begann zu essen. Es schmeckte wirklich gut, genauso wie ich es mir erhofft hatte. „Erzähl mal was von dir“, forderte mein Gegenüber mich auf. „Was soll ich denn erzählen?“, fragte ich zwischen zwei Bissen. „Keine Ahnung. Was du arbeitest zum Beispiel, wo du wohnst, was deine Hobbys so sind und so was halt.“ „Mhm.“ Ich schluckte mein Sandwich hinunter, „ich mach eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Jetzt schau nicht so, es macht wirklich Spaß“, grinste ich, als ich Noels entsetztes Gesicht bemerkte. „Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass du das freiwillig machst“, lachte er, „aber okay. Los, erzähl weiter.“ „Tja. Wohnen tue ich in Herrsching. Wirst du wohl nicht kennen, oder?“ „Doch“, erwiderte der Blonde, „dort war ich vor Jahren schon mal zum Baden.“ „Ach so. Ich finde es dort ganz schön. Wohne gern dort. Du wohnst direkt in München, oder?“ „Ganz genau. Hat seine Vorteile, aber auch seine Nachteile.“ Ich konnte ihm da nur zustimmen. In Großstädten war natürlich immer viel los und es gab mehr zu erleben, trotzdem war ich froh, dass ich eher ländlich und ruhiger wohnte. „Du hast mir noch nicht von deinen Hobbys erzählt“, stellte Noel fest. „Du hast ja auch noch nichts von dir preis gegeben“, antwortete ich grinsend. „Du erfährst noch genug über mich, keine Sorge. Aber jetzt sag schon, was machst du so in deiner Freizeit.“ Ich überlegte. „Nun ja, ich lese gerne“, gab ich zu. Oh man, das musste langweilig klingen. „Und weiter?“ „Ich hab einen Hund, mit dem gehe ich oft raus.“ „Toll. Ich mag Tiere. Welche Rasse ist er denn?“ „Ein Visla. Toni heißt er.“ „Niedlich.“ „Hast du auch Haustiere?“ „Nö. Als Student hat man keine Zeit dafür.“ „Du studierst? Was denn?“ Noel grinste verlegen. „Medizin.“ „Wow, echt jetzt? Das ist ja cool.“ „Ja, schon. Bin aber erst im dritten Semester. Mal schauen, ob ich durchhalte.“ „Wieso solltest du es denn nicht schaffen?“ „Glaub mir, es ist mehr als anstrengend. Haufenweise zum Lernen.“ „Oh. Ja, da kann ich dich verstehen. Währenddessen kam der Kellner, den Noel vorhin Carl genannt hatte, zurück. Diesmal hatte er auf seinem Tablett eine RedBull Dose und einem Teller voll mit Spaghetti zurück. Zufrieden ergriff der Blonde sein Essen und wir beide hüllten uns erst einmal im Schweigen, während wir unsere Gerichte aufaßen.
„War echt schön, dich kennengelernt zu haben.“ „Kann ich nur zurückgeben“, erwiderte ich gut gelaunt. „Dahinten steht deine Freundin.“ Noel deutete an meiner Schulter vorbei. Ich drehte mich um und winkte Daya fröhlich zu. „Ich melde mich bei dir, okay.“ „Sehr gerne.“ Der Abend mit Noel war echt gut verlaufen. Wir hatten uns super verstanden und er hatte mich auch zum Hauptbahnhof zurück begleitet. Er hatte nach meiner Handynummer gefragt und ich hatte sie ihm ohne zu zögern gegeben. Ja, er war echt nett. Es gab nur ein Problem: Er war absolut nicht mein Typ. Als wir nebeneinander hergegangen sind, ist mir erst aufgefallen, dass er ein ganzes Stück kleiner als ich war. Und dazu war er noch blond. Wie ich zuvor schon meinte, stand ich einfach auf eine andere Art von Männer. Größer müsste der unbedingt sein – und ganz wichtig – dunkle Haare haben. So nett Noel auch war, ich wusste, dass er keine Chancen hatte. Hoffentlich hatte er sich nicht zu viel von diesem Abend versprochen... Ich würde ihn gerne wieder sehen. Mit ihm ließ es sich echt gut unterhalten. Aber mehr als Freundschaft würde sich zwischen uns nicht entwickeln. „Bis Bald, Elias.“ Er drückte meine Hand zur Verabschiedung und war schon um die nächste Ecke verschwunden.
Bis über beide Ohren grinsend kam Daya auf mich zu. „Na, wer war denn der Hübschling neben dir?“ „Noel. Ihn habe ich vorhin kennengelernt.“ Daya bekam große Augen. „Und? Erzähl!“ „Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir haben uns ganz nett unterhalten, aber mehr war da nicht.“ „Seht ihr euch wieder?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Glaub schon. Er hat meine Handynummer.“ „Uh, wie toll!“ Daya klang begeistert. „Freu dich nicht zu früh. Aus uns beiden wird nichts.“ „Was?! Das kannst du jetzt schon sagen?“ „Ja. Ich stehe einfach nicht auf kleine, blonde Typen.“ „Sondern?“ „Na ja. Eher auf das komplette Gegenteil. Groß und dunkelhaarig“, gab ich zu. „Wie schade... Ich fand diesen Noel echt hübsch. Aber immerhin weiß ich jetzt, auf welche Männer du stehst. Das macht die Suche schon viel einfacher.“ Sie grinste mich an.
Als ich am nächsten Tag vom Spaziergang mit Toni zurück kam, saß Daya auf den Treppenstufen vor meiner Haustür. Neben ihr war Sonja, eine gemeinsame Freundin von mir und Daya. „Was macht ihr denn hier?,“ begrüßte ich die beiden nicht sehr freundlich. Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass ich den Abend ruhig und mit einem guten Buch in der Hand im Bett verbringen konnte. Hoffentlich war das nicht der nächste Verkupplungsversuch von meiner besten Freundin... „Dir auch einen schönen Abend, Elias“, rief Sonja mir zu und umarmte mich. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen“, stellte sie fest. „Ja, leider.“ Auch wenn ich meinen Abend anders verbringen wollte, freute ich mich trotzdem, sie zu sehen. Sonja ging auf eine Sprachschule in der Nähe von Kempten und war nur noch selten in ihrer alten Heimat.“ „Lasst uns doch rein gehen. Hier draußen ist es kalt“, bibberte Daya und lud sich somit selbst in mein Haus ein. Ich schloss die Türe auf und betrat gefolgt von Toni und den beiden Mädchen den Flur. Meine Eltern waren nicht zuhause. Entweder waren sie bereits auf der nächsten Geschäftsreise oder sie waren miteinander Essen gegangen oder so. Ich lotste meine beiden Gäste in mein Zimmer, während ich Tonis Futterschale füllte. Der Kleine hatte ganz schönen Hunger, nachdem wir einen so langen Spaziergang hinter uns hatten. Als ich zurück in mein eigenes Reich kam, saßen Sonja und Daya vor meinem Laptop. „Was macht ihr denn da?“ „Wir müssen dir etwas zeigen. Komm her, Elias.“ „Oh nein“, stöhnte ich auf, „nicht schon wieder ein von deinen dämlichen Verkupplungsversuchen!“ „Doch, mein Süßer. Und Sonja hilft mir dabei.“ Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zwischen den beiden zu quetschen. „Also, du hast mir ja gestern erzählt, auf was für Männer du so stehst“, fing Daya an, „und Sonja hatte darauf hin die perfekte Idee. Wir melden dich auf einer Schwulenplattform an.“ Sie sah mich mit großen Augen an. Wahrscheinlich dachte sie, dass ich ihr dankend um den Hals fallen würde, aber da hatte die Liebe sich getäuscht. „Ihr seid schon noch bei Sinnen, oder?,“ fragte ich wütend. „Aber natürlich. Komm, probier es doch wenigstens aus“, bat mich Sonja, „wir haben auch schon ein Forum ausgesucht.“ Sie klickte auf den Internetbrowser und gab 'TheperfektMan' in die Suchleiste ein. Sofort landeten wir in einem Forum für eindeutig Schwule. „Gib mir mal deine E-Mailadresse, dann melde ich dich an,“ freute sich meine beste Freundin. Oh man, wie kam ich aus diesem Schlamassel nur wieder raus?! „Ich will aber nicht,“ erwiderte ich halbherzig, doch ich hatte keine Chance. Die beiden Mädchen erstellten für mich einfach eine neue Mailadresse. Keine zehn Minuten später war ich Mitglied bei TpM. Na super. „Jetzt brauchen wir noch ein Foto von dir,“ meinte Sonja anschließend. „Wieso das denn?“ „Na, damit andere Männer sehen, wie hübsch du bist“, kicherte Daya und schon hatte sie meine eigenen Dateien geöffnet. „Die finden mich bestimmt alle hässlich.“ „Man, du bist so ein Pessimist,“ meckerte meine beste Freundin. "Da schau, das ist doch hübsch.“ Sie hatte ein Foto von mir am See entdeckt. „Spinnst du? Dort habe ich nichts an!“ „Doch, eine Badehose. Eine sehr knappe Badehose“, grinste sie, „das wird vielen Mitgliedern bestimmt gefallen.“ Ich beugte mich zu ihr hinüber und wollte ihr die Maus aus der Hand reißen, doch sie war schneller. „Okay, okay, wir nehmen ein anderes Bild.“ Schließlich fanden wir eins, mit dem ich relativ einverstanden war. Auf diesem Foto saß ich auf einer Parkbank und blickte gedankenverloren in die Ferne. Zu meiner Freude trug ich auf diesem Bild auch eine Sonnenbrille, wodurch die Mitglieder dieses Forums nicht mein komplettes Gesicht sehen würden.
Nachdem mein Account fertig erstellt war, fingen wir mit der Online-Männersuche an. Zugegeben, ich war jetzt doch ziemlich interessiert, welche anderen Männer sich hier angemeldet hatten. „Der sieht doch nett aus, oder?,“ fragte Sonja uns. Schnell klickte Daya sein Profil an. „Ja, stimmt. Der hat etwas...“ „Boar, was habt ihr für einen Geschmack?“, stöhnte ich auf, als ich das Profilfoto des hellhäutigen und vor allem blonden jungen Mann sah. „Ach, stimmt ja. Du magst ja kein Blond.“ Schnell klickte Sonja auf den Pfeil, der sie zur vorherigen Seite zurück brachte. „Der da!,“ kreischte Daya begeistert. Ich fragte mich gerade, ob wir wirklich auf der Suche nach einen Freund für mich waren oder ob Daya und Sonja einfach nur Männer anschauen wollten. „Oh man, erzählt das bloß nicht Marius, dass ich mir hier andere Typen anschaue“, kicherte Daya. Wow, sie hatte genau das ausgesprochen, was ich zuvor gedacht hatte.
Eine Stunde später hatte ich tatsächlich drei Kandidaten gefunden, die für mich doch relativ ansprechend aussahen. „Schreib sie doch mal an“, schlug Sonja vor. „Und wen genau?“ „Am besten alle drei.“ „Ja natürlich. Und was soll ich denen schreiben?“ „Du kannst ja mal mit 'Hey, wie geht’s anfangen'“, war Dayas Vorschlag. „Sicherlich. Das klingt so langweilig, da will mir kein Mensch antworten.“ „Probier es doch mal aus.“ Doch in diesem Moment leuchtete bei mir das Nachrichtensymbol auf. „Oh Gott, Elias. Schau mal, dich hat jemand angeschrieben“, kreischte Daya begeistert auf. Sie übertrieb mit ihrer Euphorie total. Trotzdem war ich neugierig, welcher Mann mich wohl angeschrieben hatte. Schnell riss ich Sonja die Computermaus aus der Hand und klickte die Nachricht an. Sie lautete ganz einfach. „Hey, wie geht’s.“ Sonja fing zum Lachen an. „Siehst du, Elias. Diese Wörter scheinen häufig zu sein.“ „Wirst du ihm antworten?,“ wollte Daya wissen,die sich mittlerweile wieder beruhigt hatte. „Mal schauen.“ Erstmal wollte ich wissen, wie derjenige aussah. Ich klickte sein Profil an und dachte, dass mich der Schlag trifft. Oh mein Gott! Was war das für ein Traummann!
Ich konnte gar nicht aufhören, das Foto anzustarren. Kurze, schwarze Haare, ein gebräunter Körper. Zu meinem Glück trug dieser Hübscher nur eine kurze Jeanshose, wodurch ich seinen gesamten Oberkörper betrachten konnte. Meine Güte – was für ein Kerl! Ich muss wohl zum Sabbern angefangen haben, denn die beiden Mädchen neben mir fingen zum Lachen kann. „Der gefällt dir wohl, oder Elias?“, kicherte Daya. Ich konnte nur stumm den Kopf bewegen. Den wollte ich! Koste es, was es wolle. „Kelly heißt er anscheinend“, meinte Sonja, „komischer Name.“ „Er ist nicht komisch“, fuhr ich sie an, „er passt perfekt zu ihm!“ Ich kannte diesen Typ auf dem Foto nicht, trotzdem fühlte es sich so an, als wäre es meine Pflicht, ihn zu verteidigen. Niemand durfte sich über seinen Namen lustig machen. Kelly... Ob das nur eine Abkürzung war? „Was ist jetzt? Hau in die Tasten, mein Lieber“, befahl Daya. Sollte ich wirklich antworten? Ich war mir so unsicher. Kelly sah so gut aus, wieso sollte er dann ausgerechnet an mir Interesse haben? „Komm schon. Er hat dich schließlich auch angeschrieben.“ „Ja stimmt schon. Mhm.“ Schüchtern legte ich meine Hände auf die Tastatur. „Was soll ich ihm denn schreiben?“ „Ganz einfach: Dass es dir gut geht.“ „Ist das nicht ein bisschen langweilig?“ Sonja schüttelte den Kopf. „Nein, im Anschluss kannst du ihn ja noch etwas anderes fragen.“ „Und was?“ „Überleg dir was, Elias. Wir lassen euch jetzt erst mal alleine. Viel Spaß“, grinste Daya und war gemeinsam mit Sonja aufgestanden. „Aber eins noch – falls er dir Nacktbilder schickt, will ich die dann auch sehen.“ „Haha, sehr lustig“, murmelte ich und schickte zeitgleich meine Antwort ab.
Nägel kauend saß ich jetzt alleine vor meinem Laptop und starrte auf den Bildschirm. Was würde mir Kelly antworten? Würde er es überhaupt? Ich zuckte erschrocken zusammen, als ein leises Ping ertönte. Das Geräusch, das ankündigte, dass ich eine Nachricht bekommen hatte. Aufgeregt und mit zitternden Händen öffnete ich diese. „Schön, dass du geantwortet hast. Mir geht’s auch gut. Was machst du denn heute bei dem schönen Wetter so“ Kurz überlegte ich, tippte dann jedoch meine Antwort: „Ich war mit meinem Hund draußen. Gerade waren noch zwei Freundinnen da gewesen, aber mal schauen, was ich jetzt noch so mache.“ Oh Gott, hoffentlich klang meine kurze Mail nicht albern. Diesmal dauerte es nur wenige Augenblicke, bis mir geantwortet wurde. „ Sehr schön. Ich hab auch einen Hund.“ „Welche Rasse ist denn deiner?“, gab ich in das Textfeld ein. „Ein Shih Tzu. Hat früher meiner Mutter gehört. Ein total bissiger und fetter Köter.“ Dazu schickte er mir einen breit grinsenden, fetten Smiley. „Pass aber auf, dass er dann dich nicht beißt“, schrieb ich ohne nachzudenken zurück. Ich biss mir auf die Zunge. Oh man, hoffentlich klang das jetzt nicht allzu bescheuert. „Keine Sorge. Und, wie ist deiner? Ist der freundlicher?“ „Oh ja. Toni ist ein Visla und seit Welpenalter bei mir.“ „Na dann. Bestimmt ein toller Hund.“ „Ja, das ist er“, lobte ich meinen treuen Begleiter, der sich zu meinen Füßen bequem gemacht hatte. Zur Antwort bekam ich diesmal nur einen Smiley. Gott, wollte er das Gespräch mit mir schon wieder abbrechen? Aber... Aber das wollte ich auf gar keinen Fall! Vielleicht erwartete auch er, dass ich ihm jetzt die nächste Frage stellte. Aber welche? Wie gerne hätte ich jetzt Daya oder Sonja neben mir. Kurz überlegte ich, dann tippte ich „Was sind so deine Hobbys?“ ins Feld ein. Diese Frage hatte mir Noel auch gestellt, also würde ich mit der nicht viel falsches machen können. Aufgeregt starrte ich auf den Bildschirm. Würde der Hübsche mir auch jetzt wieder antworten? Doch da hörte ich auch schon das mittlerweile bekannte Ping. „Ich spiele Fußball im Verein. Und du?“ Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ich durfte mir gar nicht vorstellen, wie heiß Kelly wohl aussah, wenn er in verschwitzten Fußballklamotten zur Dusche wankte. Aber was sollte ich ihm jetzt antworten? Ich hatte kaum Hobbys und was, wenn er mich dann langweilig finden würde? „Nun ja, ich gehe gerne Wandern“, beantwortete ich seine Frage und war auf die nächste Nachricht von ihm gespannt.
Als Daya mir verkündet hatte, dass sie mich bei TheperfektMan anmelden wollte, war ich doch sehr misstrauisch gewesen. Nie hätte ich mir vorstellen können, mit jemanden zu schreiben, den ich gar nicht kannte. Aber jetzt machte ich genau dies schon seit drei Tagen. Den ganzen Sonntag hatte ich vor dem Laptop verbracht und mit Kelly über dieses und jenes geschrieben. Ich wusste jetzt schon so viel von ihm. Sein Traum war es, ein erfolgreicher Fotograf mit einem eigenen Studio zu werden, arbeitete aber nebenbei beim Media Markt an der Kasse. Ebenso hatte er mir von seinem Tattoo am Rücken erzählt. Ich durfte mir gar nicht ausmalen, wie gut er damit wohl aussah. Dass er mit seinen 25 Jahren ganze sieben Jahre älter als ich war, war mir egal. Das einzige, was mich störte, war, dass er Stuttgart und somit etliche Kilometer von mir entfernt wohnte.
Als ich am Dienstagabend endlich aus der Arbeit kam, wurde ich schon lautstark von Toni begrüßt. Der braune Hund freute sich mich zu sehen und wollte jetzt dringend Gassi gehen. „Jetzt nicht, Toni“, wimmelte ich den Hund ab und fuhr stattdessen mein Laptop hoch. Hoffentlich war Kelly schon online. Er hatte mir nämlich gestern erzählt, dass er noch ein paar Fotoshootings hatte. Doch ich hatte Glück. Ein grüner Punkt hinter seinem Namen verriet mir, dass mein Angebeteter auch vor seinem Computer saß. Prompt bekam ich auch schon die erste Nachricht von ihm. „Hey Süßer. Und, wie war Arbeit gewesen?“ Gestern hatte er angefangen, mich Süßer zu nennen. Es brachte mich jedes mal erneut zum Strahlen. „Heute leider sehr anstrengend. Und bei dir? Hast du gute Fotos schießen können?“ „Du Armer. Die Fotos sind ganz schön geworden, aber die Frauen waren einfach hässlich.“ Dazu sendete er mir einen zwinkerten Smiley. Toni winselte neben mir, doch ich schenkte ihm keine Beachtung. „Ach, sind ja nur Frauen“, tippte ich nach reichlich Überlegung ein. Ich hoffte, dass meine Nachricht nicht abwertend klang, aber Kelly und ich befanden und schließlich in einem Forum für Schwule, da konnte ich davon ausgehen, dass er an Frauen kein Interesse hatte. „Recht hast du“, war seine Antwort, „Ich hab geplant, morgen in die Stadt zu gehen. Ich würde mir gerne ein neues Buch kaufen, kannst du eins empfehlen?“, fügte er dann noch hinzu. Bücher – ein Thema, über das ich sehr gut schreiben konnte. Ich liebte es zu lesen und normalerweise verbrachte ich jeden Abend vor einem guten Buch. Jetzt hatte ich jedoch eine bessere Beschäftigung, nämlich mit Kelly schreiben, gefunden. Trotzdem kannte ich eine Menge guter Bücher. Toni winselte lauter. Ich schimpfte mit ihm und schickte ihn auf seine Decke. „Also im Moment bin ich bei einem Klassiker. 'Es' von Stephen King“, fing ich an, „aber ich kann noch nicht allzu viel darüber schreiben, hab gerade erst zum Lesen angefangen.“ Ich schickte ihm jedoch eine lange Liste mit den von mir gelesenen Büchern und eine kurze Inhaltsangabe. Kelly bedankte sich bei mir und brachte mich somit zum Lächeln. Toni jaulte kurz und laut auf, verzog sich dann aber in die hinterste Ecke meines Zimmers. Ich seufzte auf, als ich die große Pfütze neben seinem Körbchen sah.