In Part III bereits als Nebenrolle eingeführt, jetzt als Hauptrolle: Luna! Und es war vermutlich klar, aber mit Emmets Umzug ist er nicht mehr länger eine Hauptrolle, geschweige den Teil der Geschichte. Wobei er trotzdem noch Gastauftritte absolvieren könnte ...
Hauptrollen: Dylan Winter: Er ist homosexuell. Sein Outing bei seinem Dad lief nicht sonderlich gut und nach mehreren Küssen mit Cosmo, landete Dylan im Koma. Dylan ist ein talentierter Zeichner. Cosmo Winter (O:Evo-1570): Ein außerirdisches Wesen vom Planeten Neró. Er zieht seine Kräfte aus Wasser, wohingegen er Angst vor Feuer hat. Er kann sich in andere Lebensformen verwandeln und tarnt sich dadurch als Dylans Cousin. Sein Ziel: Dylan´s Wunsch erfüllen! Ariana Alister: Sie ist die Tochter von Sydney und nicht erfreut über ihren Umzug. Sie weiß einiges über die Evos, da sie wie Dylan einen Evo an der Seite hat - Luna. Ihr Verhältnis zu Dylan ist über die Wochen hinweg besser geworden. Luna Alister (N:Evo-900): Ein Evo, der bei Ariana und ihrer Mutter lebt. Philip "Phil" Winter: Er ist Dylans Vater und von Beruf der Sheriff einer amerikanischen Kleinstadt. Seine Frau verstarb vor etwa einem Jahr. Mit der Homosexualität seines Sohnes kam er zunächst gar nicht zurecht.
Nebenrollen: Sydney Alister: Mutter von Ariana und Kollegin von Phil. Sie weiß von der Existenz der Evos. Donald „Don“ Sinclair: Großvater von Dylan; Vater von Natalie; Schwiegervater von Phil; ist Witwer und reist viel um die Welt. Hannibal: Kater der Winters.
Δ:Feuer-76 Ich rieb mir die Augen, denn zuerst hielt ich es nur für einen Traum, doch dem war leider nicht so. Ich öffnete das Fenster, ging auf dem Balkon und war wie erstarrt vor Schreck, was sich vor meinen Augen abspielte. Das Haus, in dem Ariana zusammen mit ihrer Mutter und Luna wohnte, hatte Feuer gefangen! Warum? Was war geschehen? Waren Ariana, Sydney und Luna bereits in Sicherheit? Bei solch einer Ungewissheit konnte ich kein Risiko eingehen, zumal unser Haus auch in Gefahr war, sollte das Feuer sich noch weiter ausbreiten. „DAD!“ Ich schrie nie lauter. Ich rannte durch mein Zimmer, in den Gang und in das Schlafzimmer meines Dads, der bereits schlief. „Dad, wach auf! In Sydneys Haus brennt es!“ „W-Was?!“, hörte ich meinen Dad schlafgetrunken vor sich brabbeln. „FEUER!“, brüllte ich ihn schließlich an, woraufhin er endlich richtig wach wurde. Ich rannte raus und schrie auch weiterhin „FEUER!“, um Cosmo und meinen Grandpa zu wecken. „Bei den Alisters brennt es! Grandpa ruf die Feuerwehr!“ Im Pyjama rannte ich die Treppe hinunter, mein Grandpa kam bereits aus dem Wohnzimmer geflitzt, zuerst schaute er mich verwirrt und entsetzt an, aber zum Glück registrierte er schnell und wählte die Nummer der Feuerwehr. Ich schlüpfte schnell in meine Pantoffeln und rannte aus dem Haus. Ich blieb erst wieder vor dem Haus der Alisters stehen. Von Sydney, Ariana und Luna bislang keine Spur, was bedeutete, dass sie noch im Haus sein mussten. Das Feuer war gewaltig, die Küche und das Wohnzimmer standen bereits vollends in Flammen und inzwischen breitete sich das Feuer auch im ersten Stock aus. Mein Dad kam herausgerannt und musste wie ich hilflos dabei zusehen, wie alles dem Feuer zum Opfer fiel, doch dann nahm er all seinen Mut zusammen. „Dylan, du wartest hier!“, und rannte in das brennende Haus, um die Drei aus der Feuerhölle zu retten. Panik und Angst überkam mich, als ich ihn die Haustür eintreten sah und er in das brennende Haus stürmte. Mein Puls raste. Kurz darauf kam auch mein Grandpa mit Cosmo aus dem Haus gerannt. „Die Feuerwehr ist unterwegs.“, informierte mein Grandpa mich. „Wo ist dein Dad?“ Ich war nicht in der Lage zu sprechen, also zeigte ich mit dem Finger auf das brennende Haus. „Das ist doch verrückt! Das Feuer ist überall! Hoffentlich geht das gut.“ Die Sorge um meinen Dad und natürlich auch um Ariana, ihre Mutter und Luna war riesengroß, doch als ich einen kurzen Moment zu Cosmo sah, wusste ich, dass auch er mit einer Panikattacke zu kämpfen hatte. Seine Augen waren vor Schreck geweitet, sein ganzer Körper zitterte, Schweiß tropfte ihm von der Stirn und letztendlich brach er sogar zusammen und fiel auf die Knie. „Cos!“ Ich beugte mich zu ihm runter und griff nach seiner Hand, doch er schlug sie weg und hielt sich beide Hände an den Kopf. Es sah beinahe so aus, als würde er explodieren vor Angst. Ich erinnerte mich noch sehr gut daran, wie er bereits vor einer brennenden Kerze Panik schob, da war seine Reaktion auf einen Großbrand nicht verwunderlich. Seine Spezies fürchtete sich vor Feuer – und Luna sicherlich auch! „Junge, was ist denn los mit dir?“, fragte mein Grandpa Cosmo besorgt. Inzwischen hatten auch anderen Nachbarn das Feuer bemerkt. Überall in der Straße gingen die Lichter in den Häusern an, Stimmen und Schreie waren zu hören. Ich sah erneut zum brennenden Haus. Wieso dauerte das solange? Wo waren Sie? Da sah ich eine Bewegung gleich am Hauseingang. Eine kleine Gestalt bewegte sich und ich begriff zum Glück schnell, dass es sich dabei um meinen lieben Kater Hannibal handelte. „Grandpa, pass bitte auf Cosmo auf.“, sagte ich lediglich, nachdem ich mutig einen Entschluss gefasst hatte. Ich rannte direkt auf das brennende Haus zu. „Dylan nein, bist du verrückt?! Das ist viel zu gefährlich! Komm zurück!“, schrie mein Grandpa mir hinterher, doch ignorierte ich jeden seiner Rufe. Je näher ich dem Haus kam, desto heißer wurde es um mich herum. Die Flammen schlugen um sich und ich lief Gefahr, von ihnen verschlungen zu werden. Doch ich konnte meinen Kater nicht seinem Schicksal überlassen. Hannibal hatte sich unter dem Kleiderständer, neben dem Wandschrank, in dem mich Mika an Silvester zerrte, verkrochen. „Hannibal! Komm zum Herrchen. Na hopp!“ In meiner Stimme lag pure Verzweiflung. Dummerweise bewegte sich der Kater keinen Millimeter vom Fleck. Ein kurzer Blick in die Küche genügte, um zu wissen, dass das Haus allmählich in sich zusammenbrach. Von oben hörte ich Stimmen und ich war heilfroh, darunter die Stimme meines Vaters zu erkennen. „Geht schon einmal vor, ich hol Luna!“ Kurz darauf tauchten Sydney und Ariana am Treppenansatz auf. Ariana hustete, vermutlich weil sie zu viel Rauch eingeatmet hat, und Sydney blutete an der Stirn und am rechten Arm. „Gleich sind wir in Sicherheit. Phil holt Luna und wir kommen alle unbeschadet hier raus.“, redete Sydney beruhigend auf ihre Tochter ein, ehe sie mich erblickte. „D-Dylan, was machst du hier?!“ „Hannibal.“, antwortete ich knapp. Der dumme Kater wollte einfach nicht herkommen. Doch dann stieß Ariana einen lauten Pfiff aus und Hannibal rannte wie vom Blitz getroffen zur Haustür hinaus ins Freie, ehe er hinter dem nächst sichergelegenen Gebüsch verschwand. „Schnell raus hier!“, rief Sydney mir zu, während die Flammen uns allmählich den Ausgang versperrten, doch warf ich einen Blick zur Treppe rauf. „Dein Vater kommt sicher gleich. Raus hier, schnell!“ Als ich das brennende Haus wieder verließ, hörte ich Sirenen. Ein rotes, großes Feuerwehrauto mit Blaulicht parkte zur Hälfte im Vorgarten und zur Hälfte auf der Straße. Die Feuerwehrmänner begannen augenblicklich mit der Löschaktion. Sie spritzten das Wasser in alle Richtungen, doch das Feuer war wild und unbändig. Die Treppe im Haus war inzwischen ebenfalls vom Feuer verschlungen. „Mein Vater ist noch da drin!“, schrie ich panisch einem der Feuerwehrmänner zu, als plötzlich ein Fenster im ersten Stock zu Bruch ging und ich meinen Dad zusammen mit Luna dort erspähte. Die Feuerwehrmänner reagierten rasend schnell und bauten ein Trampolin auf. Mein Dad nahm die völlig verängstigte und paralysierte Luna unter die Arme und wagte den Sprung, der ihre einzige Rettung war. Wie Cosmo, war auch Luna wie gelähmt vor Angst vor dem Feuer. Doch als sie wieder festen Boden unter ihren Füßen hatten und der Gefahrenzone entronnen waren, konnte ich endlich wieder erleichtert aufatmen und allen anderen ging es ebenso. Ariana rannte Luna entgegen und nahm sie unter Tränen in die Arme, während mein Dad zu mir kam, verschwitzt und verdreckt durch den Ruß und mir ein siegreiches Lächeln zuwarf. Sydney stand neben uns und musste schockiert mitansehen, wie ihr Zuhause vollständig in Flammen aufging.
Nach einer halben Stunde war das Feuer unter Kontrolle und endlich gelöscht. Dem Glück sei es gedankt, dass das Feuer nicht auf die umliegenden Häuser übergriff. Mein Baumhaus wäre ein gefundenes Fressen gewesen. Polizei und Sanitäter rückten vor und bei Ariana wurde eine leichte Rauchvergiftung festgestellt. Sydneys Verletzungen wurden behandelt, ehe sie von einem Deputy zum dem Feuer befragten wurde. „Plötzlich brannte es.“, hörte ich sie sagen. „Ich weiß nicht wie es dazu kam. Ich bin nur heilfroh, dass wir alle dem Tode entronnen sind.“ Sydney blickte traurig zu dem zerstörten Haus. „Alles was wir hatten, wir je besaßen, ist nun zerstört.“ „Ich weiß, dass lindert den Verlust nur ungemein, aber immerhin seid ihr versichert.“, sagte mein Dad tröstend zu ihr, wenn es auch nur ein sehr schwacher Trost war. Der Feuerwehrmann, denn ich vorhin anschrie, dass mein Dad noch in dem brennenden Haus sei, stieß zu uns hinzu und hielt etwas länglich Verbranntes in seinen Händen. „So wie es aussieht, gab es keinen natürlichen Auslöser für das Feuer. Allem Anschein nach wurde es absichtlich gelegt!“ „Was?!“, stieß Sydney schockiert aus. „Das würde ja bedeuten, dass es Brandstiftung war.“, schlussfolgerte mein Dad ebenfalls schockiert. „So ist es.“, versicherte der Feuerwehrmann. „Wir werden natürlich noch nach weiteren Indizien suchen, doch solange wir nicht mit Sicherheit sagen können, dass der Täter nicht in dem Haus gewohnt hat, wird ihnen die Versicherung kein Geld zahlen.“ Tolle Aussichten für die Alisters: Kein Geld, kein Dach mehr über dem Kopf, aber immerhin lebten sie alle noch!
Hauptrollen: Dylan Winter: Er ist homosexuell. Sein Outing bei seinem Dad lief nicht sonderlich gut und nach mehreren Küssen mit Cosmo, landete Dylan im Koma. Dylan ist ein talentierter Zeichner. Cosmo Winter (O:Evo-1570): Ein außerirdisches Wesen vom Planeten Neró. Er zieht seine Kräfte aus Wasser, wohingegen er Angst vor Feuer hat. Er kann sich in andere Lebensformen verwandeln und tarnt sich dadurch als Dylans Cousin. Sein Ziel: Dylan´s Wunsch erfüllen! Philip "Phil" Winter: Er ist Dylans Vater und von Beruf der Sheriff einer amerikanischen Kleinstadt. Seine Frau verstarb vor etwa einem Jahr. Mit der Homosexualität seines Sohnes kam er zunächst gar nicht zurecht.
Nebenrollen: Emmet Harding: Seinen undankbaren Spitznamen „Caterpillar“ hatte er Dylan zu verdanken, der ihn einst als Raupe zeichnete. Er ist zu seinem Vater gezogen und besucht nun eine Theaterschule. Sydney Alister: Mutter von Ariana und Kollegin von Phil. Sie weiß von der Existenz der Evos. Conner Eastbrook: Urlaubsflirt von Dylan. Donald „Don“ Sinclair: Großvater von Dylan; Vater von Natalie; Schwiegervater von Phil; ist Witwer und reist viel um die Welt. Hannibal: Kater der Winters.
Γ:Heimflug-75 Ich war meinem Grandpa so dankbar, für diesen wunderschönen Urlaub auf Hawaii. Das Wetter war perfekt, die Landschaft traumhaft und die Menschen freundlich. Außerdem lenkte es mich natürlich hervorragend davon ab, mir Gedanken über Emmet oder meinem Aufenthalt auf Neró zu machen, von dem ich ohnehin nichts mehr wusste. Doch so schön die Ferientage auf Hawaii auch waren, so bedrückter wurde ich, als es dem Ende zuging. Heute war unser letzter Tag, der letzte Tag auf Hawaii, der letzte Tag an diesem ruhigen Fleckchen Erde, der letzte Tag mit Conner… „Werden wir uns wiedersehen?“, fragte Conner mich am Morgen, als wir uns am Frühstücksbuffet über die Pancakes mit Honigsirup hermachten. Seinem Gesichtsausdruck zufolge, schien er über das Abschiednehmen auch nicht froh zu sein. Wir hatten keine Adressen miteinander ausgetauscht, denn wir hatten beide ausgemacht, dass wir nur eine lockere Affäre miteinander führten. „Ich weiß nicht.“, antwortete ich ihm ehrlich, denn ich wusste noch nicht so recht, wohin mich die Zukunft führte. Doch wenn ich in die Vergangenheit sah, dann entdeckte ich wahrhaft schöne Momente. Das erste Mal als ich Conner sah, stand er auf einem Surfbrett und ließ sich von einer Monsterwelle durchs Meer gleiten. Es war ein atemberaubender Anblick und noch mehr, als er mit nassen Haaren und nassem Oberkörper aus dem Wasser empor stieg und mir am Vorbeigehen zulächelte. Bereits da schlug mein Herz ein wenig höher, was mich doch ein wenig überraschte. Doch ich schenkte diesem Gefühl keine große Beachtung, denn ich glaubte sowieso, dass ich ihn nicht wieder sehen würde – weit gefehlt. Noch am selben Abend fand am Strand eine Beachparty für junge Leute statt. Mein Dad erlaubte mir, zusammen mit Cosmo dorthin zu gehen und dort traf ich Conner tatsächlich wieder! Offensichtlich war er zusammen mit Freunden unterwegs, denn sie tanzten ausgelassen mit ein paar Hawaiianerinnen den Hula-Tanz. Aus der Ferne sah das wirklich urkomisch aus, noch lustiger wurde es, als Cosmo Feuer und Flamme wurde und einfach mittanzte. Es zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht, all die fröhlichen Menschen zu sehen, wie sie Spaß miteinander hatten. Irgendwann bemerkte Conner mich und winkte mich zu sich her. Zuerst dachte ich ja, er würde jemand anderen meinen und sah mich um, doch er meinte tatsächlich mit. Ich fasste mir schließlich ans Herz und ging auf ihn zu. Ganz automatisch streckte Conner seine Arme nach mir aus und forderte mich zum Tanzen auf. Es fühlte sich an, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen. In seiner Nähe fühlte ich mich frei und all meine Probleme fielen von mir ab. Wir tanzten miteinander und ich hatte wirklich Spaß. Conner roch zudem ausgesprochen gut, aufgrund des Leis, einem Blumenkranz, den er um den Hals trug. Nach einiger Zeit stand Limbo auf dem Plan. Ich stellte mich natürlich alles andere als gut an und irgendwann waren nur noch Cosmo und Conner im Rennen. Das Cosmo darin gut war, wunderte mich so gar nicht, doch Conners Gelenkbarkeit war wahrhaftig bemerkenswert. Letztendlich verlor er jedoch doch gegen Cosmo und als Preis bekam mein Evo-Freund zwei Küsse auf jede Wange von zwei hübschen Hawaiianerinnen. Doch auch Conner ging an jenem Abend nicht leer aus, denn nachdem wir uns ein wenig besser kennenlernten, bekam auch er einen Kuss geschenkt – von mir! „Ich würde dich gerne wiedersehen.“, sagte Conner auf einmal zu mir, der mich zurück in die Gegenwart holte. „Ich weiß, wir wohnen sehr weit auseinander und ich geh nächstes Jahr schon aufs College, aber sowas darf der Liebe einfach nicht im Wege stehen.“ Sagte er gerade Liebe? „Verzeih, wir hatten ausgemacht, dass wir es locker angehen lassen, aber ich mag dich wirklich sehr Dylan!“ „Ich…, ich…“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Conners Liebesgeständnis kam überraschend und überforderte mich. Nach dem Liebeskummer wegen Emmet, wollte ich mich nicht mehr verlieben. „Ich mag dich auch Conner, aber…, aber…“ „Aber du empfindest nicht genug für mich, hab ich Recht?“, beendete Conner meinen Satz. „Ich versteh schon. Ist in Ordnung. Kein Problem, ich komm mit einer Abweisung zurecht.“ Conner wandte sich von mir ab und setzte sich mit seinem Frühstücksteller an einen entfernten Tisch. „Tut mir wirklich leid!“, rief ich ihm noch hinterher, doch die Enttäuschung bei Conner war sichtbar zu spüren. Nun fühlte ich mich schlecht. Er hatte sich mehr erhofft, aber ich konnte ja auch nicht ahnen, dass Conner sich so schnell in mich verliebt. „Alles okay bei euch?“, fragte mein Dad mich, als ich allein an unseren Tisch zurückkehrte. „Alles in Ordnung, bis auf die Tatsache, dass wir heute nach Hause fliegen.“, entgegnete ich leicht mürrisch und deprimiert, während ich meinen Pancake mit einem Happs runterschlang. „Bist du krank? Du isst schneller als ich!“, sagte Cosmo daraufhin überrascht.
Ich verabscheute Abschiede, besonders seit dem Tod meiner Mum, doch einfach wortlos von der Bildfläche zu verschwinden, erschien mir arschig. Deshalb klopfte ich kurz vorm Auschecken noch einmal an Conners Tür. Es tat sich nichts und ich dachte bereits, er wäre am Strand, oder aber auch einfach nur sauer auf mich, weshalb er mich nicht mehr sehen wollte, doch dann öffnete er mir doch noch die Türe. Die Stimmung war zwar angespannt, doch schien er es mir nicht übel zu nehmen, dass ich seine Gefühle nicht erwiderte. Wir setzten uns auf seinen Balkon und redeten über die letzten Tage, die für uns beide unvergesslich bleiben werden. „Es war schön mit dir.“, sagte er, beugte sich zu mir vor und umarmte mich ganz zärtlich. Nun kam doch etwas Wehmut in mir auf. So einen tollen Freund wie Conner würde ich definitiv nicht so schnell wiederfinden. „Doch bevor du gehst, muss ich dir noch etwas zeigen.“ Conner stand auf und rannte ins Badezimmer. Während ich wartete, setzte ich mich auf sein Bett und ließ die leidenschaftlichen Stunden mit ihm Revue passieren. Kurze Zeit später kam er wieder aus dem Badezimmer heraus und präsentierte sich mir in seinen neuen roten Badeshorts. „Tadaaa! David Hasselhoff war gestern! Hier kommt Conner Eastbrook!“ Ich fing zu lachen an: „Haha, du Spinner!“ Conner stand die Farbe Rot nicht besonders, zu seinem Hautton und seiner Haarfarbe passten die Farben Blau und Grün besser, aber wie er sich vor mir zum Kasperl machte, war göttlich! Zumal er sich auch noch wie der griechische Gott Hercules vor mich hinstellte und seine Muckis spielen ließ. Doch der Abschied war unaufhaltsam und so kam es, dass ich ihm einen Kuss auf die Wange gab, ihm ein letztes Mal durchs Haar streichelte und mich dann endgültig von ihm verabschiedete. „Leb wohl, pass auf dich auf und alles Gute für die Zukunft.“, sagte ich nun doch traurig und als ich ging, sah er mir noch solange nach, bis ich im Aufzug verschwand.
Es war bereits nach Mitternacht, als wir endlich wieder nach Hause kamen. Erschöpft von der langen Reise, stellte ich meinen Koffer einfach nur im Flur ab. „Ich könnte jetzt einen Cognac vertragen.“, hörte ich meinen Grandpa sagen, der sich auf den Küchenstuhl plumpsen ließ. „Ich hoffe es macht dir keine Umstände, heute Nacht auf der Couch zu schlafen, Don.“, sagte mein Dad zu ihm. „Ruh dich ruhig aus, bevor du morgen deinen Nachhauseweg antrittst.“ „Das werde ich, das werde ich.“, erwiderte mein Grandpa erschöpft. „Was ist eigentlich mit Hannibal?“, fragte Cosmo, der keinerlei Müdigkeit verspürte. „Bevor wir heute abgeflogen sind, hab ich Sydney angerufen. Wir holen ihn morgen bei ihnen ab. Ihm scheint es dort sehr gut zu gehen. Er hat schon wieder ein paar Gramm zugenommen.“ „Der wird noch fett.“, sagte Cosmo, der kein Blatt vorm Mund nahm. „Kann ja nicht jeder sein Standardgewicht behalten so wie du…“, entgegnete ich glucksend. „Lasst uns alle schlafen gehen, es war ein langer Tag.“, sagte mein Dad und fing zugleich zu gähnen an, womit er sogar Cosmo ansteckte. Wir gingen also allesamt zu Bett, oder im Falle meines Grandpas auf die Couch, und versuchten zu schlafen. Ich versuchte es wirklich, doch kaum lag ich wieder in meinem eigenen Bett, da überrannten mich auch schon wieder alle möglichen Gedanken. Hinzu kam, dass es draußen viel zu hell war... Moment … wieso hell?! Ich kroch wieder unter meiner Bettdecke hervor und ging zum Fenster. Ich zog die Vorhänge zur Seite und erschauderte: Im Haus der Alisters brannte es!
Fortsetzung folgt ... am Donnerstag, den 4.Mai 2023!
Die Pause war lang, aber endlich startet Part IV! Ich fang gleich mal mit einem Doppelkapitel an, aber danach folgt immer Di, Do und Sa jeweils ein Kapitel. Viel Spaß beim Lesen!
Hauptrollen: Dylan Winter: Er ist homosexuell. Sein Outing bei seinem Dad lief nicht sonderlich gut und nach mehreren Küssen mit Cosmo, landete Dylan im Koma. Dylan ist ein talentierter Zeichner. Cosmo Winter (O:Evo-1570): Ein außerirdisches Wesen vom Planeten Neró. Er zieht seine Kräfte aus Wasser, wohingegen er Angst vor Feuer hat. Er kann sich in andere Lebensformen verwandeln und tarnt sich dadurch als Dylans Cousin. Sein Ziel: Dylan´s Wunsch erfüllen! Philip "Phil" Winter: Er ist Dylans Vater und von Beruf der Sheriff einer amerikanischen Kleinstadt. Seine Frau verstarb vor etwa einem Jahr. Mit der Homosexualität seines Sohnes kam er zunächst gar nicht zurecht.
Nebenrollen: Emmet Harding: Seinen undankbaren Spitznamen „Caterpillar“ hatte er Dylan zu verdanken, der ihn einst als Raupe zeichnete. Er ist zu seinem Vater gezogen und besucht nun eine Theaterschule. Conner: -folgt noch- Aiden (Δ:Evo-1593): Ein Evo, der sich auf der Erde als Deputy ausgibt. Donald „Don“ Sinclair: Großvater von Dylan; Vater von Natalie; Schwiegervater von Phil; ist Witwer und reist viel um die Welt.
A:Aloha-73 Ich spürte die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht, als ich am heißesten Tag der Woche am Strand lag und mich der Sonne aussetzte. Natürlich hatte ich mich vorher ausgiebig mit Sonnencreme eingecremt, ich wollte schließlich braun und nicht rot werden. Ich hatte mir eine Zeitschrift übers Gesicht gelegt, damit dieses vor der Sonne geschützt war und ich in aller Ruhe ein wenig vor mich hin dösen konnte, doch war mir dies nur halbwegs gegönnt. Neben mir spielten ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen im Sand, bauten eine Sandburg und boten ihren Eltern sogar Sandkuchen an. Auf der anderen Seite saßen ein paar quakende Teenie-Girls in ihren Bikinis, die sich lauthals darüber unterhielten, wie scharf sie Justin Bieber doch fanden. Vermutlich wäre sofort Ruhe bei ihnen eingekehrt, würde Cosmo vor ihren Augen als Justin Bieber auftreten, denn dann würden sie in Ohnmacht fallen. Da fiel mir ein…, wieso frag ich Cosmo eigentlich nie, ob er sich in meine Traumboys verwandelt? Aaaah, den Gedanken sollte ich lieber ganz schnell vergessen. Stattdessen widmete ich mich wieder den sanften Geräuschen: Das Rauschen der Wellen, das Pfeifen der Möwen und … Klatsch … mir flog etwas ins Gesicht! Die Zeitung fiel in den Sand und nicht allzu weit davon entfernt lag auch ein Beachvolleyball. Ein dunkelhäutiger junger Mann rannte auf mich zu. Er trug gelbe Badeshorts und seine Rastalocken wirbelten bei jeder kleiner Bewegung durch die Luft. Ich war ein wenig durcheinander von dem plötzlichen Zusammenprall, dass ich dem Kerl unentwegt auf den Sixpack starrte. „Entschuldigung! Mein Kumpel hat den Ball viel zu hoch und zu weit geworfen, da war einfach kein rankommen mehr.“, erklärte er mir mit einem strahlenden Lächeln. Nach wie vor war ich so verdattert, dass ich dem Kerl einfach nur seinen Ball zurückgab, ohne etwas zu erwidern. „Ähm … hättest du Lust mit uns mitzuspielen? Uns fehlt ohnehin ein Spieler.“ „Besser nicht. In Ballsportarten bin ich grottenschlecht.“, gab ich ihm als Antwort. Doch damit wurde ich den Kerl nicht so einfach los, denn er stellte mir eine weitere Frage, die ich nun doch als Flirtversuch ansah: „Darf ich mich für das Attentat wenigstens entschädigen. Ich lad dich auf einen Drink ein. Magst du Cocktails? Ich kenne da ein sehr gutes Lokal und …!“ „Ähm … ich bin auch nicht so der Alkoholtrinker.“, unterbrach ich ihn abweisend. Der Kerl ließ nicht locker. „Es gibt auch alkoholfreie Cocktails.“ „Kann sein, aber müsste mich nicht eigentlich dein Kumpel als Entschädigung einladen? Schließlich hat er doch den Ball geworfen.“, sagte ich, in der Hoffnung, den Kerl so zum Aufgeben zu bewegen. „Müsste er, aber im Gegensatz zu mir steht er nicht auf Jungs.“, gestand der schwarze Kerl, der mich nun etwas schüchtern anlächelte. „Okay, ich gebe zu, mein Kumpel half mir dabei den Ball zu dir zu werfen, damit ich mit dir ins Gespräch komme, dass der Ball aber gleich in deinem Gesicht landet, wollte ich sicher nicht. War ´ne dumme Aktion, aber in einer guten Sache.“ „O-Okay.“, sagte ich, da ich mit so viel Ehrlichkeit seinerseits nun wirklich nicht gerechnet hatte. Im Grunde genommen war er ja wirklich sehr nett, rassistisch veranlagt war ich auch nicht und gut aussehen tat er allemal, jedoch… „Du scheinst mir ein netter Kerl zu sein, aber leider muss ich dir sagen, dass ich bereits einen Freund habe und es ihm bestimmt nicht gefallen würde, wenn ich mit einem anderen Kerl einen trinken gehe, zumal du dir daraus auch noch mehr zu erhoffen scheinst.“ Nun verschwand das breite Lächeln aus dem Gesicht des dunkelhäutigen Kerls und er wirkte sehr betrübt. „Naja, da kann man wohl nichts machen. War trotzdem nett mit dir. Wenn du es dir anders überlegst…, du findest mich hier beim Beachvolleyball.“ Er rannte zu seinen Freunden zurück, die ihn nach dieser Abfuhr erstmal wieder aufpäppeln mussten. Schon bald sah ich ihn jedoch wieder ausgelassen Beachvolleyball spielen, so dass mich keinerlei Schuldgefühle plagten. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr und erschrak. Schon viertel vor Drei? Ich packte meinen Kram zusammen und flitzte in Badeschlappen zum Hotel zurück. Wie konnte ich die Zeit nur aus den Augen verlieren. Jetzt musste ich mich ganz schön beeilen. Ich betrat die Hotellounge, wo ich von einer hübschen Hawaiianerin mit einem fröhlichen „Aloha“ begrüßt wurde. Ich tappte schnurstracks zum Aufzug. Unser Hotelzimmer befand sich im sechszehnten Stockwerk, wo auch sonst. Wer Sport mag, läuft die Treppen, aber so sportaffin war dann nicht einmal Cosmo. Die Fahrstuhltür öffnete sich und ich ging in Eiltempo zu unserem Zimmer. Ich holte bereits zum Anklopfen aus, als sich die Tür von innen öffnete und ich meinem Dad gegenüber stand. „Ach, der junge Herr lässt sich auch endlich blicken? Bist du in der Sonne eingepennt, oder was war los?“ „Tut mir Leid, aber jetzt bin ich ja hier.“, sagte ich schnell, ohne einmal kräftig durchzuatmen. „Wir können gleich los, ich muss vorher nur noch einmal schnell zu…“ „Du musst gar nichts mehr. Wir sind ohnehin schon viel zu spät dran.“, entgegnete mein Dad, der mich festhielt, damit ich ihm nicht davon rannte. „Zumal wir die anderen Beiden auch noch erst einfangen müssen. Die treiben sich irgendwo im Bistro rum und baggern junge, hübsche Mädels in Bikinis an.“ Ich rollte mit den Augen und auch mein Dad wirkte alles andere als begeistert. „Ts, man sollte meinen, ein Mann im stolzen Alter von 78 Jahren hat Sinnvolleres im Leben zu tun, als sich jungen Weibern an den Hals zu werfen. Die halten ihn sicherlich für einen Lustmolch. Und Cosmo…, der macht auch noch fleißig mit. Die Zwei verbringen viel zu viel Zeit miteinander, aber verständlich, denn er kann ja nicht im Meer oder im Pool schwimmen und aufgrund deiner neusten Leidenschaft hast du auch keine Zeit mehr für ihn!“ „Dad bitte…, halt jetzt keine Predigt.“, sagte ich genervt. „Jaja, ist schon gut, ich weiß ich bin die Spaßbremse auf unserem Urlaubstrip, aber weißt du auch warum? Ich hatte mich so auf unseren ersten gemeinsamen Familienurlaub seit Jahren gefreut und was passiert dann…?“ Ich schaute meinen Dad reumütig an, denn ich kannte natürlich die Antwort auf seine Frage und dennoch wollte ich nichts an den Tatsachen ändern. „Mein Sohn lernt gleich am ersten Tag auf Hawaii einen sensiblen und attraktiven Jungen kennen und verliebt sich in ihn. Du weißt ich hab nichts gegen Conner, aber du verbringst deine Zeit fast nur noch mit ihm.“ „Stimmt doch gar nicht.“, erwiderte ich und legte Einspruch gegen solch eine Behauptung ein. „Gerade eben war ich ganz allein am Strand. Du hättest mir jederzeit Gesellschaft leisten können.“ Mein Dad schaute mich bitterböse an. „Witzbold…, ich wurde gerade erst meinen Verband los, da stürze ich mich ganz sicher nicht gleich wieder in die Fluten. Doch lass uns nicht streiten. Lass uns stattdessen Cosmo und deinen Grandpa suchen und dann nichts wie hin zum Delfinschwimmen. Cosmo träumt schon die ganze Woche von ihnen und immerhin konnte ich es so einrichten, dass wir am Becken ganz privat und ungestört sind, sodass er sogar ins Wasser springen kann.“ „Das ist aber riskant und was ist mit Grandpa?“, fragte ich, als ich von den neusten Plänen erfuhr. „Dylan, dein Grandpa ist alt, aber nicht blind und dumm. Der hat längst gespannt, dass Cosmo kein illegaler Einwanderer ist. Seit wir hier sind, war Cosmo nicht einmal im Wasser, da muss er ja stutzig werden. Das Cosmo in den Wochen, als du im Koma gelegen hast, verschwunden war, hat auch nicht gerade zur Tarnung beigetragen. Irgendwann musste ich ihm die Wahrheit sagen!“ „Er weiß Bescheid?!“, stieß ich nun überrascht und zugleich erschüttert aus. „Hast du mir nicht ständig eingetrichtert, dass keiner von Cosmos wahren Identität Bescheid wissen darf?“ „Jaja, das sagt sich so leicht. Das ist meine erste Alien-Invasion, die ich zu vertuschen versuche.“, sagte mein Dad und ein Schmunzeln zeigte sich in seinem Gesicht, als wir in den Aufzug stiegen, der bis zur Hotellounge hinabfuhr. In der elften Etage legte er jedoch einen kleinen Zwischenhalt ein. Die Tür öffnete sich und ein breitgebauter, athletischer, braungebrannter Junge mit traumhaft schönem blondem Haar betrat den Aufzug. „Conner!“, stieß ich überrascht, aber überaus erfreut aus, während mein Dad einmal kräftig mit den Augen rollte und sich die Hände vors Gesicht schlug. „Heeey, ich wollte dich gerade besuchen.“, sagte Conner, der sofort näher an mich heran rückte und mir einen Kuss auf die Wange gab. Dies genügte mir jedoch nicht, ich wollte mehr. Ich legte meine Hand auf seinen Hinterkopf und zog ihn zu mir heran. Ich drückte ihm einen langen und leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen und wir lösten uns erst wieder voneinander, als mein Dad seinen innerlichen Hilfeschrei lautstark der ganzen Welt mitteilte.
B:Besorgnis-74 „Oh wow, ist das toll. Das ist einfach der Wahnsinn!“, rief ich vor Glück, als ich mich an der Rückenflosse eines Delfins klammerte und dieser mich mit durch das Wasserbecken zog. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, wovon jedes kleines Kind träumte. Mein Kindheitstraum wurde nun endlich wahr und ich durfte mit Delfinen schwimmen. Mir war gar nicht klar, dass sich ihre Haut wie nasses Leder anfühlte, oder wie Cosmo so schön sagte: „Der Delfin fühlt sich wie ein hart gekochtes Ei ohne Schale an…, aber essen werde ich ihn natürlich nicht, keine Sorge!“ Der Delfin von Cosmo war offenbar schneller im Wasser unterwegs, denn er zog mit rasanter Schnelligkeit an uns vorbei. „Hey, willst du dir das etwa gefallen lassen?“, fragte ich meinen Delfin. „Cosmo ist im Sportunterricht schon immer schneller als ich, da möchte ich wenigstens einmal schneller sein!“ Mein Delfin schien mich zu verstehen, denn von einer Sekunde auf die andere beschleunigte er, so dass wir Cosmo und seinen Delfin schon sehr bald wieder eingeholt hatten. „Cosmo, Dylan, ihr seid hier nicht bei einem Wettrennen!“, rief mein Dad uns vom Ufer aus zu, der sich das Ganze lieber aus der Ferne anschaute, während mein Grandpa die Kamera auf uns richtete, um alles aufzunehmen. Das gab sicher unvergessliche Aufnahmen, allein schon, weil Cosmo seine wahre Gestalt angenommen hatte, nachdem er mit dem Wasser in Berührung kam. Den Delfinen schien dies jedoch nichts auszumachen. Ganz im Gegenteil. Es hatte den Anschein, als würde Cosmo sich mit ihnen unterhalten und sie mit ihm. „Haltet euch lieber gut fest, denn ihr habt nämlich beide keine Sicherheitsgurte!“, hörte ich meinen Dad rufen. Es war ein traumhaftschöner Ausflug und alles könnte so schön sein, wenn Cosmo mir nicht ständig die gute Stimmung vermiesen würde. Die Delfine ruhten sich ein wenig aus, so dass wir ein wenig alleine im Becken umhertrieben. „Ist es nicht traumhaft schön hier?“, fragte ich ihn entspannt. „Ja, zumindest wenn ein gewisser Jemand nicht dabei ist.“, antwortete er mir, der mit seiner Aussage auf Conner anspielte. „Aus irgendeinem Grund konnte er ihn nicht besonders gut leiden. „Jetzt hör schon auf. Der Tag war bis gerade eben so schön und du musst ihn mit deiner Eifersucht wieder zunichtemachen.“, sagte ich genervt. „Ich mag Conner keine Frage, aber er lebt in einem ganz anderen Bundesstaat als ich, sprich wir werden uns danach womöglich eh nicht wieder sehen.“ „Soll das heißen, du liebst ihn gar nicht?“, fragte Cosmo mich nun irritiert. Dieses Thema war mir unangenehm. Ich tauchte also kurz unter Wasser, um einen klaren Kopf zu bekommen, doch selbst da bekam ich keine Ruhe. Cosmo tauchte ebenfalls unter Wasser, so dass sein orangefarbener Körper sich vor mir aufbaute, sein gelbes Haar schimmerte durch die Verbindung aus Wasser und dem Sonnenlicht und sein Schwanz diente ihm als eine Art Paddel. Schließlich tauchten wir Beide wieder auf und ich musste ihm wohl oder übel eine Antwort auf seine Frage liefern: „Lieben…, keine Ahnung, ich mag ihn ja, aber ob ich ihn liebe…?“ „Wieso knutscht du dann ständig mit ihm rum?“, quetschte Cosmo mich weiter aus, der nicht locker ließ und um mich im Kreis herum schwamm und dabei mit seinem Schwanz spritzte. „Warum denn nicht? Wir haben Spaß. Darum geht es doch im Urlaub, um Spaß zu haben.“, erklärte ich Cosmo, während ich meine Augen schloss, um nicht meine Nerven zu verlieren. „Wenn es dir nur um Spaß geht, dann hättest du genauso gut mit mir rumknutschen können.“, hörte ich Cosmo sagen und ich öffnete schockiert meine Augen. Er wusste genau, dass dies aus mehreren Gründen dumm wäre. 1. Durch seine Küsse landete ich im Koma; 2. Wenn mein Dad das rausbekäme, würde er Cosmo augenblicklich vierteilen; und 3. Cosmo und ich … wir sollten es bei einer innigen Freundschaft belassen. „Naja, aber mir ist klar wieso du das tust.“, sagte Cosmo weiterhin. „Du tust es, um über Emmet hinweg zu kommen, ist doch so oder?“ Auf diese Behauptung hin grummelte ich lediglich etwas vor mich hin. Emmet schrieb mir vor kurzem noch bei WhatsApp, dass er gut bei seinem Vater angekommen sei, dessen Lebenspartner kennen gelernt hat und sich nun schon tierisch auf die Theaterschule freut, dessen Vorbereitungskurse noch vor den Sommerferien dort beginnen. Ich freute mich für ihn, doch vermisste ich ihn auch sehr! Ich tauchte erneut unter Wasser und diesmal ließ mich Cosmo zum Glück in Ruhe, doch irgendwann wurde mir dann die Luft zu knapp und ich musste wieder auftauchen. „Na endlich.“, hörte ich Cosmo sagen. „Ich dachte schon du willst freiwillig ersaufen, das wäre aber ziemlich dumm.“ „Mir geht es gut, hör auf dir ständig Sorgen um mich zu machen.“, sagte ich nun doch genervt, als ich zum Ufer schwamm und aus dem Wasserbecken herauskletterte. Cosmo folgte mir auch weiterhin. „Hör auf damit!“, forderte er mich nun auf, doch verstand ich nicht, was er damit meinte. „Du hast mich darum gebeten, bei dir zu bleiben, weil du mich brauchst, also stoß mich jetzt bitte nicht von dir weg. Ich muss auf dich Acht geben, vor allem nachdem was Aiden uns erzählt hat. Es ist zu gefährlich für dich alleine. Es ist auch nicht so, dass ich dir dein Glück mit Conner nicht gönnen würde, aber eine gewisse Skepsis ihm gegenüber wäre auch von dir angebracht.“ „Cos, nicht jeder, der mich kennenlernen möchte, ist automatisch ein böser Evo-Hunter.“, sagte ich nun schmunzelnd, auch wenn ich Cosmos Misstrauen nachvollziehen konnte. Nach der Sache mit Prokkowitch war auch mir nicht immer ganz wohl bei fremden Menschen. Doch Conner war mir inzwischen nicht mehr fremd. Er war so süß und lustig und lieb … hach einfach zum Dahinschmelzen. „Wenn Conner ein Evo-Hunter wäre, dann hätte er bereits mehrmals die Möglichkeit gehabt, mich nach der bestimmten Sache, an die ich mich ohnehin nicht mehr erinnern kann, auszufragen.“ „Vielleicht wartet er ja nur auf den richtigen Moment.“, meinte Cosmo daraufhin. „Und wann soll der sein? Wenn wir wieder abreisen? Das ist doch Schwachsinn! Conner ist kein Evo-Hunter, so glaub mir doch.“, sagte ich felsenfest überzeugt und hoffte, dass das Thema damit endlich gegessen sei, doch dem war leider nicht so. Cosmo und ich hatten uns inzwischen auf ein paar Sonnenliegen niedergelassen, doch Cosmo rückte näher an mich heran, um unsere Unterhaltung leise fortführen zu können. „Selbst wenn Conner kein Evo-Hunter ist, so gibt es dennoch welche da draußen, die auf der Lauer liegen und auf ihre Chance warten. Sei also bitte vorsichtig, zu jederzeit. Ich kann dich nicht rund um die Uhr beschützen.“ „Ich pass schon auf mich auf, versprochen.“, sagte ich nun lächelnd zu Cosmo, der sich wirklich Sorgen um mich machte. Danach war das Thema zum Glück endlich vom Tisch und ich konnte mich ein wenig sonnen. Irgendwann kamen mein Dad und mein Grandpa von ihrer Erkundungstour des Geländes wieder und wir mussten den Delfinen traurig Lebewohl sagen.
Als wir abends ins Hotel zurückkehrten, wollte ich keine Sekunde mehr verlieren, um Conner zu besuchen. „Ich geh gleich noch zu Conner, aber bis zum Abendessen bin ich wieder zurück.“ „Na schön, aber wehe du kommst zu spät.“, sagte mein Dad mit erhobenen Finger. Ich verabschiedete mich von meinen Dad, meinem Grandpa und von Cosmo, der mir besorgte Blicke hinterherwarf, und machte mich schnurstracks auf den Weg zu Conner in den elften Stock. Als ich an seiner Tür klopfte, hörte ich laut fragen: „Wer ist da?“ „Der Zimmerservice! Sie haben einen Eisbecher „Heiße Liebe“ bestellt?!“, antwortete ich grinsend. Die Tür öffnete sich und Conner lächelte mich freudestrahlend an. „Oh ja, das hab ich in der Tat.“, sagte er und versuchte dabei so erotisch wie nur möglich zu klingen – mit mäßigem Erfolg. Dafür fing ich zu Lachen an, was Conner empörte. Er zog mich zu sich ins Zimmer, schlang seine kraftvollen Arme um mich und drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Damit hatte er mich auch schon wieder unter seiner Kontrolle, denn ich war seinen Küssen hoffnungslos verfallen. Noch während wir uns küssten, gingen wir langsam auf sein Bett zu, wo ich dann auch rücklings landete. Conner schaute mich mit strahlenden Augen an, zog sich sein Shirt aus und kniete sich anschließend über mich, um mich weiter zu küssen. Dann legte er seine Hände unter mein Shirt, streichelte mir die Brust und kurze Zeit später, lag auch ich oben ohne in seinem Bett.
Fortsetzung folgt ... am Dienstag, den 2.Mai 2023!
Heute gibt es vorerst das letzte neue Kapitel, denn am Samstag geht es mit Part IV von "O:Evo-1570" weiter! Ich kann euch jetzt schon sagen, dass wir uns bei "Queer durchs Leben" auf der Zielgeraden befinden. Nach Kapitel 56 kommen nur noch zwölf weitere Kapitel! Da die einzelnen Geschichten heute allgemein etwas länger ausfallen, gibt es heute nur 3 Geschichten im Kapitel. Ich wünsch euch aber viel Spaß beim Lesen und wir sehen uns im Juli hier wieder zum großen Finale!
Damian – Teil 24 Damian saß in der Universitäts-Bibliothek, um sich ein paar Notizen über ein Thema zu machen. Als er jedoch damit fertig war, stand er nicht sofort auf. Er blätterte noch ein wenig in ein paar anderen Büchern rum, nur aus dem Grund, um nicht so schnell nach Hause zu müssen. Er hatte Angst, dort seinem Freund Timo über den Weg zu laufen. Er war ihm noch immer eine Antwort schuldig. Liebte er ihn noch immer so wie früher, oder hatten sich seine Gefühle ihm gegenüber inzwischen verändert? Und wie stark waren seine Gefühle für Marcus wirklich? Damian versuchte wirklich auf sein Herz zu hören, aber gerade hatte er das Gefühl, dass dieses ihn einfach nur quälen möchte. „Ist das Buch interessant? Wohl eher nicht, denn du starrst seit fünf Minuten dieselbe Seite an.“, sagte plötzlich eine Stimme hinter Damian. Damian neigte seinen Kopf zur Seite und blickte in das Gesicht eines Jungen, von dem er glaubte, ihn schon einmal gesehen zu haben. „Entschuldigung, kennen wir uns?“ Der Junge verzog das Gesicht. „Ja, aber das du dich nicht an mich erinnerst, zeigt mir nur, dass du damals wirklich kein Interesse an mir hattest. Sebastian. Sebastian Schmitz. Wir haben uns in einer Bar kennengelernt. Zuerst hatte es den Anschein, als würdest du mit mir flirten, aber dann schienst du mit deinen Gedanken ganz woanders gewesen zu sein und ich bin leicht wütend abgedampft.“ „Oh… ich erinnere mich.“, sagte Damian. „Tut mir Leid. An dem Abend war ich mit meinen Gedanken woanders.“ „Liebeskummer?“, fragte Sebastian frei heraus. „Was? Wie kommst du drauf?“, fragte Damian irritiert. „Ist das nicht meistens so? Was ist es diesmal? Hat der Typ dich betrogen oder du ihn? Ich würde ja eher auf letzteres tippen, wenn ich bedenke, was zwischen uns war. Oder weißt du nicht, ob du in ihn verliebt bist oder nicht? Hat er einen anderen? Ist eine dritte Person im Spiel?“ Sebastian stellte unzählige Fragen. Damian war leicht genervt, wenngleich Sebastian auch Recht behielt. „Ich habe einen Freund und weiß nicht, ob ich ihn noch genauso liebe wie früher.“, erzählte Damian ihm schließlich. „Er wollte eine offene Beziehung. Nur deshalb war ich damals in der Bar, aber ich war nicht glücklich damit. Inzwischen hat mein Freund zwar seinen Fehler eingesehen, aber leider hab ich mich inzwischen auch in einen anderen verknallt – seinen Bruder!“ „Oha…, das stellte jede Liebesschnulze in den Schatten.“, gab Sebastian zu Gemüte, während er sich neben Damian auf den freien Stuhl setzte. „Und nun weißt du nicht, für wen du dich entscheiden sollst?“ Damian nickte lediglich. „Nun wenn dir dein Herz nicht sagen kann, wie du dich entscheiden sollst, dann gibt es nur eine Lösung: Du erstellst eine Pro-und Kontra-Liste!“
Flo – Teil 20 „Seit einiger Zeit hab ich ständig das Gefühl, dass mich jemand heimlich verfolgt. Ich erwische mich immer öfters dabei, wie ich mich umdrehe, weil ich glaube, Schritte gehört zu haben. Meine Angst wächst ins Unermessliche. Ich glaube es ist Alexander, der mich heimlich beschattet, aber sobald ich einmal geblinzelt habe, ist er nicht mehr da. Er ist wie ein Geist, der umherwandert und mich einfach nicht in Ruhe lassen will. Ich kann deswegen nicht zur Polizei gehen. Die würden mich für verrückt halten und könnten ohnehin nichts unternehmen, solange nichts Ernsthaftes vorgefallen ist. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll. Ich hab Angst, wenn ich in der Früh aus dem Haus gehe und ich hab Angst, wenn ich abends nach Hause komme und ins Bett gehe. Die Tage sind für mich nur noch düster und grau. In der Arbeit läuft es auch nicht so gut. Die Leute um mich herum, sehen mich an, als wäre ich keine von ihnen, aber ich bin immer noch ein Mensch! Nur weil ich mich operieren lassen habe, um das zu werden, wie ich mich fühle, bin ich doch nicht weniger wert als sie. Aber sie geben mir eben das Gefühl nichts wert zu sein. Mein Selbstwertgefühl hat darunter zu leiden und ich verlier mehr und mehr die Kontrolle über mich und meinen Körper. Die Angst hat aus mir einen Menschen gemacht, der ich eigentlich gar nicht sein möchte. Dabei weiß ich gar nicht mehr richtig, wer ich eigentlich wirklich bin. Bin ich immer noch Florentine Neumann? Vielleicht war ich das auch nie und ich bin noch immer Florian Neumann, der nun im falschen Körper steckt, von dem er glaubte, es wäre das Richtige. Was ist richtig und was ist falsch? Ich weiß mir einfach nicht mehr weiterzuhelfen und deshalb hab ich mich Hilfesuchend an dich gewendet. Bitte hilf mir!“ Flo blickte die ihr gegenübersitzende Person verzweifelt an. Vor dieser Unterhaltung hatte sie Angst, aber das war nichts zu der Angst, die sie sonst derzeit verspürte, wenn sie allein unterwegs war. „Ich bin froh, dass du zu mir gekommen bist.“ Die Person reichte Flo ihre Hände, damit sie erkennen konnte, dass sie nicht allein war und sich wirklich jemand um sie sorgte. „Wir kriegen das wieder in den Griff Flo. Du leidest offensichtlich an einer schweren Depression und hast mit einer Identitätsstörung zu kämpfen. Das ist völlig normal bei dem, was du durchgemacht hast. Ich kenne da aber einen guten Therapeuten, der dir helfen kann. Ich selber war schon bei ihm und er hat mir wirklich sehr geholfen. Und was diesen Dreckskerl Alexander angeht…, um den kümmern wir uns ab sofort gemeinsam, aber dazu werden wir die Hilfe deines Freundes Sebastian benötigen.“ „Danke Patrick.“, sagte Flo, die ihrem Freund aus Kindertagen das erste Lächeln seit Tagen entgegen brachte. „Ich wusste, dass ich dir vertrauen kann und du mir helfen wirst.“
Moritz – Teil 24 Moritz begleitete Herr Hendricks in dessen Büro, wo Frau Hoffman bereits auf ihn wartete. Als Moritz das Büro betrat, musste er an seinen kleinen nächtlichen Ausflug mit Jacob von vor einer Woche zurückdenken. Auch wenn er damals reichlich Schiss hatte, so musste er sich dennoch eingestehen, dass es irrsinnig viel Spaß gemacht hatte. Nun war er also wieder in diesem Büro, doch der heutige Anlass gab ihn Grund zur Sorge. Frau Hoffman hatte zwar damals angekündigt, ihn des Öfteren hier zu besuchen, aber allem Anschein nach, gab es heute auch einen sehr triftigen Grund dazu. „Hallo Moritz, es ist schön dich wiederzusehen. Wie geht es dir denn?“, fragte die Frau ihn. „Danke, recht gut eigentlich.“, antwortete Moritz ihr, was sogar stimmte. Im Augenblick fühlte er sich recht wohl, wenngleich ihm auch langweilig war. „Das ist schön.“, sagte Frau Hoffman und die beiden setzten sich auf zwei Stühle, während auch Herr Hendricks hinter seinem Pult seinen Platz einnahm. „Ich besuche dich heute nicht ohne Grund. Es gibt da ein paar neue Entwicklungen, über dich ich dich informieren möchte. Bitte verzeih, wenn ich mit der Tür ins Haus fallen sollte, aber es länger aufzuschieben, wäre unverantwortlich von mir. Du bist zwar noch nicht volljährig, aber ich denke du bist alt genug, um gewisse Dinge zu erfahren.“ „Um was für Dinge geht es denn?“, fragte Moritz nun umso neugieriger. „Nun, zunächst einmal kann ich dir mitteilen, dass ein Testament deiner Eltern gefunden wurde.“, sagte Frau Hoffman, die einen Zettel aus ihrer Aktentasche herauszog. „In diesem steht, im Falle unseres Todes vererben wir all unser Hab und Gut unserem einzigen Sohn Moritz Hanssen. Anbei sind ein paar dieser Dinge aufgelistet worden, unter anderem das zurzeit leerstehende Haus. Hinzu kommen einige tausende Euros, die dir deine Eltern auf ihren Kontos hinterlassen haben.“ Moritz hörte Frau Hoffman aufmerksam zu, aber es kam ihm wahnwitzig vor, irgendwann in das alte Haus zurückzukehren, das allerlei Erinnerungen an seine Eltern und die glücklichen Momente mit ihnen in sich trägt. „Ich weiß, dass das gerade sehr schmerzhaft für dich sein muss, Moritz. Dies ist sicherlich nur ein geringfügiger Trost für dich.“, sagte Frau Hoffman. „Die weitaus wichtigere Information aber folgt jetzt erst noch.“ Frau Hoffman hielt kurz inne und zog einen Brief aus ihrer Aktentasche, den sie Moritz überreichte. „Verzeih, dass ich ihn geöffnet habe, aber du bist nun einmal minderjährig und wir mussten den Nachlass deiner Eltern sehr genau überprüfen.“ „Was steht in dem Brief?“, fragte Moritz, während er den Umschlag musterte. „Du hast mir doch erzählt, dass du keine weiteren lebenden Verwandten mehr hast, außer deiner Großtante Doris, oder?“ Moritz nickte langsam. „Nun ja…, wie sich nun herausgestellt hast, ist das nicht ganz korrekt. Du hast noch einen weiteren lebenden Verwandten!“
Moritz – Teil 23 Moritz saß allein in seinem Zimmer… und langweilte sich. Seitdem Jacob ihn nicht mehr besuchte, war jeder Tag wie der andere: Lang und unfassbar öde! Dabei bot das Waisenhaus eigentlich so viele tolle Möglichkeiten, um ein wenig Spaß zu haben. Nur hatte er irgendwie keine Lust drauf… Die anderen Kinder… waren okay, ja sie waren okay. Moritz hatte sich tatsächlich bemüht, den anderen Jungs etwas näher zu kommen, aber keiner von ihnen war wie Jacob und außerdem hatte es den Anschein, als wollten die anderen Jungs gar nichts mit ihm zu tun haben wollen. Sobald Moritz ihnen den Rücken zuwandte, tuschelten sie untereinander über ihn. Glaubten sie etwa, das bekäme er nicht mit? Er bekam jedes einzelne Wort mit! „Ich weiß nicht wie ihr das seht Jungs, aber dieser Moritz ist irgendwie eigenartig.“, sagte ein dunkelhaariger Junge, der einen Kopf kleiner als Moritz war. „Ich glaube, der will gar nicht gemocht werden. Der gehört zu der Sorte Einzelgänger.“ Moritz konnte es nur schwer begreifen, aber allem Anschein nach, hatte er hier nur einen einzigen wirklichen Freund und der war klein, ein Rumtreiber und sehr haarig. „Na Max, hast du wenigstens schon einen Freund hier gefunden? Vielleicht eine Maus namens Jerry?“, fragte Moritz seinen Kater, als dieser durchs Fenster sprang und ihn mit einem freudigen Miau begrüßte. „Ja, das dachte ich mir. Da geht es dir nicht anders wie mir. Oh man… mein einziger Gesprächspartner ist ein Kater.“ Moritz stand auf und verließ sein Zimmer, um den anderen Kindern im Aufenthaltsraum ein wenig Gesellschaft zu leisten. Er hatte gehofft, Lara hier anzutreffen, doch konnte er sie nicht erspähen. Dafür aber die Jungs, die ständig über ihn tratschten. „Hey, seht mal wer da ist.“, sagte der kleine, dunkelhaarige Junge, der gerade mit drei anderen Jungs Billard und Darts spielte. „Scheint so, als hätte er endlich herausgefunden, wie er seine Zimmertür öffnen kann.“ Die anderen Jungs lachten über diese dumme Bemerkung. Moritz ignorierte die Vier und setzte sich auf das Sofa. Er zog ein paar Zeitschriften zu sich heran und blätterte sie durch. Doch die Langeweile war einfach nicht zu vertreiben. Bis Herr Hendricks im Aufenthaltsraum erschien und nach ihm suchte. „Ah, wie ich sehe, hast du dich hier inzwischen ein wenig besser eingelebt.“, meinte er, was aber eigentlich so gar nicht stimmte. „Moritz, das ist jetzt vielleicht der falsche Zeitpunkt, aber ich muss dich dennoch bitten, mich in mein Büro zu begleiten.“ „Was gibt es denn?“, fragte Moritz irritiert. „Hat Max wieder etwas angestellt?“ „Max?“ Nun war es Herr Hendricks, der irritiert guckte. „Oh Max, dein Kater, nein, der benimmt sie genauso vorbildlich wie sein Herrchen. Nein, es geht um etwas ganz anderes. Frau Hoffman ist hier, die kann dir alles viel besser erklären als ich.“
Flo – Teil 19 Flo saß unruhig im Wohnzimmer und spielte an ihren Fingern herum. Eine innere Unruhe hatte sie heimgesucht, denn Flo glaubte, dass Alexander sie heimlich beschattete. War er etwa einer dieser irren Stalker? Flo packte mit ihrer rechten Hand ihr linkes Handgelenk, wo sie sich zuletzt Wunden zugefügt hatte. Die Unruhe in ihr, sorgte dafür, dass sie sich zunächst leicht und dann immer mehr zu kratzen begann. Irgendwann hielt es Flo nicht mehr länger aus und sie ging ans Fenster, um einen Blick auf die Straße zu erhaschen. Von Alexander war nichts zu sehen, doch konnte er sich genauso gut verstecken und nur darauf warten, ihr in einem unachtsamen Moment aufzulauern. Sein Motiv war ihr aber nicht ganz klar. Er hatte schließlich sie abserviert und nicht umgekehrt. Flo ließ ihr Handgelenk los und griff sich mit beiden Händen an die Brust, um durchzuatmen, aber vergebens. Flo rannte ins Badezimmer, schloss hinter sich die Tür ab und kramte in ihren Kosmetik-Utensilien nach etwas Bestimmten. Je länger ihre Suche anhielt, desto unruhiger und panischer wurde sie und als ihre Suche zunächst erfolglos verlief, schüttete sie den ganzen Inhalt ihres Beutelchens ins Waschbecken. Schließlich fand sie doch noch das, wonach sie gesucht hatte: Eine Nagelfeile. Flo setzte sich mit dem Rücken zur Badewanne und ließ die Nagelfeile über ihr Handgelenk wandern. Angst. Panik. Verzweiflung. Flo sah nur einen Ausweg, auch wenn er falsch war. Sich selbst Schmerzen zuzufügen, lähmte sie und verbannte ihre Angst für eine gewisse Zeit hinter eine Barriere. Doch was würde passieren, wenn diese Barriere für immer verschwand?
Felix – Teil 23 In wenigen Tagen war die Hochzeit. Familie Brecheisen und die Eltern von Amadeus überließen nichts dem Zufall und planten jedes einzelne Detail. Am 3.November sollte die Hochzeit steigen. Die Trauung und die anschließende Hochzeitsfeier sollten auf dem Grundstück der Brecheisens erfolgen. Frau Brecheisen schien die Hochzeit bereits von langer Hand geplant zu haben, denn als sie an einer Rose in ihrem Rosengarten schnupperte, sagte sie: „Ich wusste bereits damals, dass es sich lohnen würde, die alle hier anzupflanzen. Das wird eine Traumhochzeit!“ Felix war sich sicher, dass ihr Traum schon bald ein jähes Ende fand, wenn Amadeus „nein“ sagen würde, aber das behielt er natürlich für sich. Stattdessen spielte er vorerst mit und gab sich als den perfekten Bräutigam aus. „Ich hab mein Ehegelübde fertiggeschrieben. Darf ich es euch vorlesen?“ „Aber natürlich. Nur keine falsche Bescheidenheit.“, sagte Frau Brecheisen, während sie gemeinsam im Wohnzimmer saßen. Auch Lucas war zugeben, der sich gelangweilt die Fingernägel schnitt. Felix stellte sich vor den Beiden auf und las laut vor, was er sich auf einem Zettel notiert hatte: „Lieber Amadeus. Völlig unerwartet bist du in mein Leben getreten und völlig unerwartet hast du Besitz von meinem Herz ergriffen. Es schlägt so laut, wenn du in meiner Nähe bist, es schlägt für immer, solange ich an dich denke und es wird nie aufhören zu schlagen, auch wenn einer von uns nicht mehr da ist. Meine Vergangenheit ist von Trauer und Schmerz erfüllt, doch dank dir, ist meine Zukunft mit Hoffnung und viel Liebe erfüllt. Du bist mein leuchtender Stern am Nachthimmel, der mir den Weg weist, damit ich nicht verloren geh. Ich werde bei dir sein – für immer und ewig!“ Felix hörte auf zu lesen. Ganz unerwartet stand Frau Brecheisen auf und klatschte gerührt in ihre Hände. „Fabelhaft! Wunderschön! Das ist einfach hinreißend!“ Felix lächelte kurz beschämt und blickte zu Lucas, der zwar überrascht wirkte, aber auch aussah, als müsste er sich übergeben. Felix lächelte dennoch in sich hinein, obwohl ihm gar nicht nach Lächeln zumute war. Als er das Ehegelübde schrieb, musste er nämlich nicht an Amadeus, sondern an Jacob denken. Er vermisste ihn so sehr, wie keinen anderen und hoffte, dass er noch immer auf ihn wartete.
Ricardo – Teil 22 Ricardo stand vor dem Gebäudekomplex, was nach außen hin eigentlich nichts hergab. Doch innen drin ging es turbulent zu. Die meisten Menschen wussten vermutlich gar nicht, dass in dem Gebäude Pornos gedreht wurden. Die Nachbarschaft würde dies vermutlich nicht gutheißen, auch wenn sie sich hier im Industriegebiet befanden. „Freut mich, dass du hier bist. Ich hab schon geglaubt, wir hätten dich beim ersten Mal vertrieben.“, begrüßte Dennis Garson ihn und begleitete ihn daraufhin in dessen Büro. „Der Regisseur meinte, du wärst sehr aufgeregt gewesen, aber das ist normal. Jedem Neuling ergeht es so.“ „Ich hoffe, dass Video taugt wenigstens zu was.“, meinte Ricardo etwas beschämt. „Ach du hast es noch gar nicht gesehen? Es ist bereits auf der Plattform anzusehen. Du musst dich nur einloggen. Warte, ich zeig es dir…“ Mr. Garson tippte in seinen Laptop, doch Ricardo winkte ab. „Nicht nötig. Ich kann es mir Zuhause genauso gut ansehen. Als Darsteller hab ich ja freien Zugang darauf.“, meinte Ricardo, der zwar daran interessiert war, sein erstes Werk zu bestaunen, aber nicht in der Gegenwart von Mr. Garson oder sonst irgendjemanden. „Barry hat von dir geschwärmt.“, sagte Mr. Garson plötzlich, was Ricardo überraschte. „Er meinte für einen Jungspund wie dich, hast du dich sehr vorbildlich und gut geschlagen und er muss es wissen. Er hat im selben Alter wie du mit dem Drehen von Pornos angefangen. Jetzt ist er mitte zwanzig und ein echter Pornostar. Wer weiß, vielleicht wirst du ja sein Nachfolger?!“ „Ja also was das anbelangt…“ Ricardo versuchte die richtigen Worte zu finden, denn ein wenig unangenehm war ihm das schon. „Ich glaube das war mein erster und zugleich auch letzter Dreh zu einem Porno. Verstehen Sie mich nicht falsch, es war toll und so, aber nicht so meins, glaube ich.“ Dennis Garson atmete frustriert aus. „Schade, aber da kann man nichts machen. Du hast Talent Junge und hättest eine rosige Zukunft vor dir gehabt, aber ich will dich schließlich zu nichts zwingen.“ „Also ist unser Vertrag passé?“, harkte Ricardo vorsichtig nach. „Aber sicher doch. Natürlich!“, antwortete Mr. Garson euphorisch. „Schade nur, dass ich nun den geplanten Dreh mit Sanchez Gutierrez absagen muss. Er hatte sich schon so auf dich gefreut. Er meinte, er kenne dich bereits und du wärst ein klasse Typ.“ „Sanchez?“, wiederholte Ricardo nun verblüfft. „Sanchez aus Spanien?“ Mr. Garson nickte und Ricardo biss sich auf die Unterlippe. „Nun…, ich glaube ich habe meine Meinung geändert. Wenn es nicht zu spät ist, dann würde ich beim nächsten Videodreh doch gerne dabei sein wollen…!“
Fortsetzung folgt ... am Donnerstag, den 27.April 2023!
Flo – Teil 18 Flo unternahm mit ihrem Freund Sebastian einen Spaziergang durch den Park. Es war schönstes Oktoberwetter. Ein goldener Herbst sozusagen. „Ist das nicht herrlich?“, fragte Sebastian seine Freundin. „Meinetwegen könnte es das ganze Jahr über Herbst sein. Nicht zu heiß, nicht zu kalt und all die vielen bunten Farben in der Natur. Ein Traum! Nur eine Sache stört mich irgendwie ein wenig: Warum in Herrgottsnamen bist du eingepackt, wie im tiefsten Winter?“ „Mich friert es eben leicht.“, meinte Flo, was aber gelogen war. Sie versuchte lediglich die Narben an ihrem Arm zu verdecken. Sebastian würde es nicht gutheißen, was Flo tat. Sie war ja selbst darüber besorgt gewesen, was sie getan hatte, aber es war irgendwie wie ein Zwang. Flo hörte ein Rascheln hinter sich und drehte sich schlagartig um. Zwei Jungs tollten im Herbstlaub umher. Flo atmete erleichtert aus. „Was ist denn los? Das ist jetzt schon das dritte Mal heute, dass du dich schreckartig umdrehst. Glaubst du, dich verfolgt irgendjemand?“ Flo täuschte ein Lächeln vor. „Sei nicht albern. Ich bin eben nur ein wenig schreckhaft. Schließlich ist auch bald Halloween. Dieses Fest mochte ich noch nie!“ „Dich friert`s leicht und du bist schreckhaft. Ist notiert.“, sagte Sebastian, wenngleich auch skeptisch. Die beiden Freunde setzten ihren Spaziergang unbeschwert fort, ungeahnt dessen, dass Flo sich nicht getäuscht hatte und sie tatsächlich verfolgt wurden. Hinter einem Baum lauerte eine Person. Genauer gesagt ein Mann. Es war Alexander!
Ricardo – Teil 21 „Danke, dass du mich hierher begleitest hast.“, sagte Ricardo zu Martin, während sie im Wartezimmer des Gesundheitsamtes saßen und Martin in einer Zeitschrift blätterte. „Wenn du aber was Dringenderes vorhast, dann kannst du mich gerne alleine lassen.“ Martin warf die Zeitschrift zurück auf den Stapel und blickte Ricardo mit runzelnder Stirn an. „Mach jetzt nicht auf taff Kleiner. Du bist allein. Du hast nur mich, denn außer mir weiß schließlich keiner was du getan hast… oder in diesem Fall nicht getan hast.“ Ricardo blickte beschämt zu Boden. „Du willst, dass ich gehe? Dann gehe ich, aber dann hätte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich genau weiß, wie du dich gerade fühlst und dieses Gefühl wird nicht vorübergehen, bis du das Testergebnis in deinen Händen hältst. Glaub mir, ich war schon einmal in derselben Lage wie du.“ „Und was kam bei dir raus?“, fragte Ricardo nun neugierig.“ Martin antwortete zunächst nicht und blickte Ricardo aufmunternd an. Doch dann: „Nicht dein Alter war damals der Grund, warum ich nicht mit dir Sex haben wollte. Genügt dir das als Antwort?“ Ricardo war von dieser Erkenntnis sichtlich betroffen. Martin hatte also HIV?! „Und? Wirst du noch einmal einen Porno drehen? Wirst du der neue Star am Pornohimmel?“ Ricardo schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht. Das ist doch nicht so mein Ding.“ Martin wirkte erleichtert. „Da bin ich ehrlich gesagt froh darüber. Du bist ein lieber Kerl und noch sehr jung…, mach dein Leben nicht mit so etwas kaputt.“ „Ricardo Vasquez!“, rief eine Assistentin ihn auf. Ricardo atmete ein und wieder aus. „Vielleicht hab ich das schon…“
Leonas – Teil 20 Leonas war so überrascht von der Aussage von Frau Schumann, dass er zunächst kein Wort aus sich herausbrachte. Vermutlich ein Fehler, da Kais Mutter dies als Bestätigung ihrer Aussage ansah. Doch das was folgte, schockiert Leonas nur noch mehr: „Jetzt hör mir gut zu, denn ich werde dir das nur einmal sagen.“ Frau Schumann kam Leonas bedrohlich nah und sah ihn mit einem Blick an, der so hasserfüllt war, dass Leonas richtig Angst bekam. „Mein Sohn… will mir dir und deinesgleichen nichts mehr zu tun haben. Was auch immer du ihn eingeredet haben magst, wir werden dafür Sorge tragen, dass er nicht so wird. Notfalls wird sein Vater es schon aus ihm herausprügeln.“ Leonas klappte der Mund auf, doch noch ehe er ein Wort sagen konnte, schlug Frau Schumann ihm die Tür wieder vor der Nase zu. Leonas stand starr vor dem Haus. Was sollte er tun? Er konnte doch jetzt nicht einfach nach Hause gehen und Kai seinem Schicksal überlassen. Leonas blickte sich hilfesuchend um, als er ein Abflussrohr an der Hauswand entdeckte, welches an Kais Zimmerfenster vorbei lief. Leonas sah sich um, ob ihn keiner sah und als er seinen Schulranzen auf dem Beet der Schumanns abgelegt hatte, machte er sich an den Aufstieg. Leicht fiel es ihm nicht, aber für Kai brachte er eine noch nie dagewesene Kraft auf, die ihn bis nach oben brachte. Leonas klopfte vorsichtig an Kais Fenster, denn die Gefahr, dass er von seiner Mutter entdeckt wurde, bestand noch immer. Zunächst tat sich nichts und Leonas klopfte ein weiteres Mal. Dann jedoch mit Erfolg, denn Kai zog den Vorhang zur Seite. „Le-Leonas!“, rief er mehr als überrascht. „Lass mich rein.“, sagte Leonas bettelnd. „Geht nicht. Mein Dad hat die Fenster verriegelt.“, erklärte Kai ihm. „Und bevor du fragst: Mit einem sehr starken Kleber. Sie haben mir auch meinen Computer und mein Handy weggenommen und mich hier eingesperrt. Ich… ich hab mich heute Morgen bei ihnen geoutet.“ Leonas sah Kai mitfühlend an und als er Kummer und Leid in seinen Augen sah, brach es ihm das Herz ihn so zu sehen. „Hey.“, sagte Kai plötzlich. „Bist du etwa aus eigener Kraft hier hochgeklettert?“ Leonas lächelte. „Ich mag ´ne Niete in Sport sein, aber für dich würde ich alles tun.“ Kai ließ sich zu einem Lächeln durchringen, was jedoch nur von kurzer Dauer war. „Meine Eltern meinten ich sei krank! Kannst du dir das vorstellen? Meine eigenen Eltern!“ „Ich werde dich hier rausholen. Ich weiß noch nicht wie, aber ich hol dich hier raus, versprochen!“ Leonas legte seine rechte Hand an Kais Fenster, während er sich mit seiner linken Hand am Rohr festklammerte. Kai legte seine Hand ebenfalls an die Fensterscheibe. Zwischen den Beiden lag eine Barriere, aber Leonas nahm sich fest vor, auch diese Hürde zu meistern.
Nils – Teil 22 Nils lag in seinem Bett und konnte an nur eines denken: Valentin. Sein Unfall und seine Verletzungen interessierten ihn gar nicht. Er wollte einzig und allein wissen, wie es Valentin ging. Ob er schon von seinem Unfall gehört hatte? Vielleicht war er schon auf dem Weg zu ihm. „Wo ist mein Handy?“ „Hm? Ach so, nun das ist bei deinem Unfall kaputt gegangen.“, antwortete Ralf ihm. „Oh Mann, ich halt´s nicht mehr aus. Meine Blase. Ich benutz mal kurz deine Toilette hier.“ Ralf verzog sich auf die Toilette und ließ Nils für einen Moment alleine im Zimmer. Dies sollte sich als Fehler erweisen, denn sein kleiner Bruder stürzte sich in die Erinnerungen mit Valentin: „Du bist süß, wenn du peinlich berührt bist, aber jetzt sollten wir uns trennen.“, sagte Valentin bei einem ihrer ersten Dates zu Nils und drückte ihm einen zarten Kuss auf die Wange. „Trennen? Schade…, aber sehen wir uns denn mal wieder?“, fragte Nils leicht enttäuscht, obwohl der kleine Kuss auf seine Wange seine Glückshormone enorm in Wallung brachten. „Ich denke schon…, wenn du es willst.“, antwortete Valentin ihm lächelnd. „Ich will.“ Nils blickte auf sich herab. Er war eigentlich bewegungsunfähig und zudem an allerlei Schläuchen angeschlossen, doch wurde ihm das alles zunehmend egal. Er wollte Valentin wiedersehen. Er musste Valentin wiedersehen. „Dein Freund ist ein richtiger Kavalier… und so gutaussehend.“, sagte Nils Mutter heute Abend beim Dinner zu ihm. „Den musst du behalten!“ „Das werde ich Mum. Valentin und ich bleiben für immer zusammen!“, entgegnete Nils stolz. Nils bewegte seine Muskeln. Tausende Schmerzen ereilten ihn, doch dies war ihm schlichtweg egal. Nils löste sich von den Schläuchen und versuchte aufzustehen. Dies ging jedoch gründlich schief und Nils stürzte zu Boden. „Hey Nils, was ist da draußen bei dir los?!“, hörte er Ralf laut rufen. „Weißt du was ich glaube? Deinen Valentin gibt es gar nicht. Du hältst uns hier alle nur zum Narren.“, sagte Ralf beim Dinner, als Valentin zunächst nicht erschienen war. „Valentin existiert!“, schrie Nils. „Es ist mir egal, was du oder alle anderen glauben. Valentin ist mein Freund und wir werden auf ewig zusammen bleiben!“ Nils` Träume vermischten sich mit der Realität. Er konnte nicht mehr auseinanderhalten was Fiktion und was der Wirklichkeit entsprach. Nils Wille, Valentin wiederzusehen, gab ihm eine noch nie dagewesene Kraft. Nils versuchte vom Boden aufzustehen. In seinen Gedanken rief er immer wieder „Valentin, ich komme zu dir!“, bis er es irgendwann auch laut aussprach. Das Herz pochte, jeder Muskel schmerzte und Nils drohte die Besinnung zu verlieren, doch er versuchte es weiter und gelangte sogar zur Tür. Da tauchte Ralf wieder im Zimmer auf und hielt ihn zurück, auf den Flur zu kriechen. „Verdammt Nils, was tust du denn? Bist du verrückt geworden?!“ Und in diesem einen Moment erlitt Nils einen Nervenzusammenbruch. „Lass mich los! Ich muss zu Valentin! Er wartet doch auf mich! Du sollst mich loslassen!“, schrie er und Tränen rannen ihm ins Gesicht. Nils schlug mit seinen Armen umher, was ihm nur noch mehr Schmerzen einbrachte. Nils Geschrei sorgte dafür, dass zwei Krankenschwestern, der Arzt und seine Mutter angerannt kamen. Seine Mutter war fassungslos und hielt sich die Hände vor den Mund, während das Krankenhauspersonal seine Arbeit vollrichtete. Doch Nils schrie immerzu: „Lasst mich los! Ihr versteht das nicht. Valentin braucht mich – ich brauche ihn!“ „Bitte versprich mir, dass du mich nie – nie wieder verlässt! Bitte bleib für immer bei mir!“ „Ich verspreche es.“, sagte Valentin, was Nils selig stimmte. Nils hatte keine Chance. All seine Kraft war vergebens. Sein einst so wunderschöner Traum, hatte sich zu einem Albtraum entwickelt.
Fortsetzung folgt ... am Dienstag, den 25.April 2023!
Nils – Teil 21 Nils schlug seine Augen auf und blickte in das grelle Licht der Lampe, die von der Decke hing. Er versuchte seinen Kopf zu wenden, um zu erkennen, wo er sich befand, doch die kleinste Bewegung bereitete ihm Schmerzen. Seine Beine und Arme fühlten sich schwer wie Blei an. Was war nur los mit ihm? Er wollte nach Hilfe rufen, doch brachte er lediglich ein kratzendes Stöhnen von sich. „Beweg dich nicht. Bleib ruhig liegen und schon deine Stimme.“, sagte Ralf, sein großer Bruder, der neben seinem Bett auf einem Stuhl saß und sich nun über ihn beugte. „Mensch Kleiner, was bin ich froh, dass du wieder aufgewacht bist. Du ahnst gar nicht, was für Sorgen wir uns alle um dich gemacht haben.“ Nils wollte Genaueres erfahren und mit kratziger Stimme fragte er: „Was ist passiert?“ „Weißt du das nicht mehr? Du bist auf die Straße gerannt und wurdest von einem Auto angefahren. Das war dieser Mistkerl, der schon seit längerer Zeit schonungslos durch die Gegend rast, als ob die Straßen ihm gehören würden. Der Bastard ist davon gerast und hat dich einfach liegen gelassen. Dad hat sofort den Krankenwagen und die Polizei gerufen.“, erzählte Ralf ihm. „Die Ärzte haben dich lange operiert. Du hast eine gebrochene Rippe, eine Gehirnerschütterung und mehrere innere Blutungen. Mum hat die ganze Zeit nur geheult. Sie hat die Hoffnung fast schon aufgegeben, dass du es packst, aber ich hab fest daran geglaubt. Mum ist gerade draußen und spricht mit dem Oberarzt. Du wirst hier für eine sehr lange Zeit bleiben müssen. Dad ist Zuhause, da die Polizei alle Einzelheiten wissen möchte, aber er kommt nach, sobald er kann. Ich bin wirklich froh, dass du aufgewacht bist!“ Nils verstand alles was Ralf ihm erzählte, erinnerte sich aber nur Bruchstückweise an das Auto, das ihn überfahren hat. Alles ging so furchtbar schnell… Nils blickte auf sich herab. Fast sein kompletter Körper war in Gips und Verbänden gehüllt. Wäre heute schon Halloween, könnte er locker als Mumie umher wandern. Doch eine weitere Frage beschäftigte ihn sehr: „Ist er gekommen?“ „Wer? Wer soll gekommen sein?“, fragte Ralf irritiert nach. „Valentin.“, sagte Nils, der noch immer fest daran glaubte, dass Valentin wirklich real sei.
Ricardo – Teil 20 Ricardo stieg aus dem Bus. Seit längerer Zeit traf er sich endlich mal wieder mit Martin, dem Mann, mit dem alles angefangen hatte. Zuerst war es nur ein harmloses Fotoshooting, doch zuletzt kam er in den „Genuss“ einen Porno zu drehen. Zugegeben, ganz wohl war ihm nicht dabei, dennoch tat er alles aus freien Stücken. Probleme gab es bislang keine, könnte es aber, wenn seine Eltern jemals davon erfuhren. Sein Glück, dass sie sich niemals Schwulen-Pornos ansehen werden! Das er erst siebzehn und damit noch minderjährig war, könnte ein weiteres Problem darstellen, aber was niemand weiß…, dem Geschäftsführer von „Hard Cocks & Sexy Ass“, Dennis Garson, schien das jedenfalls egal zu sein. Ricardo glaubte sogar, dass er mehrere Minderjährige beschäftigte… „Möchtest du zu uns?“ Ricardo war vor einem Haus stehen geblieben, von dem er dachte, es wäre das von Martin. Doch hatte er sich geirrt, denn Martins Haus kam erst als nächstes. Ein Junge spielte in der Hofeinfahrt mit seinem Basketball und warf ihn immerzu in den Korb, der über der Garage hing. „Meine Eltern sind nicht Zuhause. Kann ich dir vielleicht weiterhelfen?“ „Äh nein… tut mir Leid, hab mich nur am Haus geirrt.“, entschuldigte sich Ricardo und ging weiter. Kurz darauf stand er vor dem richtigen Haus und Rambo begrüßte ihn freudig an der Tür. „Na der Gute hat dich ja inzwischen richtig gern.“, stellte Martin erfreut fest. „Ich hab mich schon gefragt, wann du wieder an meiner Tür klopfst. Hab mich sehr über deinen Anruf gefreut.“ „Hallo Martin.“, begrüßte Ricardo denn Mann ebenfalls. Die Beiden setzten sich auf die Couch, auf der Ricardo schon bei seinem ersten Besuch saß und redeten über die letzten Wochen, während Rambo sich auf den Teppich zusammenrollte und vor sich hin döste. „Also.“, sagte Martin schließlich. „Wann wolltest du mir erzählen, dass du jetzt ins Pornogeschäft eingestiegen bist?“ Ricardo blickte Martin überrascht an. „Komm schon. Dennis Garson und ich stehen in Kontakt.“ Na das hätte sich Ricardo ja denken können. Ricardo erzählte Martin daraufhin alles über den Einstieg ins Pornogeschäft und als er damit fertig war, sagte Martin lediglich. „Das ist deine Entscheidung. Gewagt, aber auch mutig und Barry Gold… hui… da beneide ich dich!“ Martin lächelte fasziniert, bis er sich zu Ricardo vorbeugte und ihn mit einem besorgten Blick ansah. „Aber einen Gesundheitscheck hast du machen lassen, oder?“ Ricardos starrer Blick war Antwort genug.
Manuela – Teil 21 Als Manuela ihre Tochter nach Hause fuhr, herrschte eisernes Schweigen im Auto. Manuela wusste zwar, dass ihre Tochter sauer war, aber dennoch wollte sie das Thema nicht mit einem Verweis auf sich beruhen lassen. „Das dir das andere Mädchen deinen Freund weggeschnappt hat, tut mir Leid Marie, aber dennoch darfst du dich nicht prügeln. Was ist nur los mit dir? Warum tust du das?“ Maries Antwort folgte prompt und zu Manuelas Erstaunen war diese nicht pampig, dafür aber sehr melancholisch. „Ich hab einfach gerade von allem und jedem die Schnauze voll, verstehst du?“ „Das ist doch nicht nur wegen dem Jungen, oder?“, harkte Manuela nach. „Bitte sag die Wahrheit.“ Aus den Augenwinkeln heraus, sah Manuela wie ihre Tochter mit dem Kopf schüttelte. „Der Typ kann mich mal. Der ist für mich gestorben. Ich weiß auch nicht. Irgendwie scheint gerade alles den Bach runterzugehen. Mein Leben, deine Ehe mit Dad, Florian…“ „Florian? Was ist mit Florian?“, fragte Manuela nun besorgt nach. „Er hasst mich, weil ich so gemein zu dir bin.“, erklärte Marie ihr rasch. „Er will nicht verstehen, warum ich so sauer auf dich bin… war…“ „War?“ In Manuelas Gesicht zauberte sich ein Anflug von Lächeln, dennoch wollte sie nicht den Morgen vor dem Abend loben und die Diskussion mit ihrer Tochter fortführen. „Glaub mir bitte, dass ich eurem Vater nie wehtun wollte. Manchmal passieren Dinge im Leben, die lassen sich nicht erklären und dafür gibt es auch keine Entschuldigungen. Es ist wie es ist.“ „Wie auch immer.“, sagte Marie, die sich nach wie vor ihrem Trübsal hingab und ihre rechte Wange an die Fensterscheibe anlehnte. „Weißt du was das Schlimmste an der ganzen Sache ist?“ Manuela blickte ihre Tochter ratlos an, doch musste sie sich wieder schnell auf den Verkehr konzentrieren. Es gab in letzter Zeit genug Idioten, die auf den Straßen unterwegs waren. „Da Dad immer unterwegs ist…“, setzte Marie fort, „… passt Grandma jetzt meistens auf mich auf. Das ist die Hölle!“ Manuela konnte sich ihr Lachen nun leider nicht mehr verkneifen. Sie kannte Gertrud zur Genüge. „Na dann komm ich wohl besser nicht mit rein. Sonst besteht die Gefahr, dass mich deine Grandma mit ihrem Besen davonjagt.“, meinte Manuela und erstmals nach langer Zeit gelang es auch ihr, ihrer Tochter ein Lächeln abzugewinnen. Gertrud die alte Hexe. Das stimmte beide ein wenig fröhlich.
Leonas – Teil 19 Leonas tippte mit seinen Füßen ungeduldig hin und her, während er immer wieder auf die Uhr an der Wand und danach auf sein Handy schaute. Der Unterricht interessierte ihn heute gar nicht, denn er war sehr besorgt. Kai war heute nicht zur Schule erschienen und das, obwohl dieser ihm heute Morgen noch „Bis später!“ als letzte Nachricht zukommen ließ. War ihm vielleicht etwas zugestoßen. Er fragte bei einem Jungen aus Kai´s Clique nach, der Leonas zunächst verwirrt und dann böse ansah. „Keine Ahnung. Wir wissen auch nicht wo er steckt und wenn, dann würden wir es DIR bestimmt nicht sagen. Das geht dich nämlich einen feuchten Scheißdreck an!“ Leonas ignorierte die letzte Aussage und blickte erneut besorgt auf sein Handy. Er hat mehrmals versucht Kai zu kontaktieren, aber er las seine Nachrichten nicht mehr. In der ersten Pause nutzte Leonas schließlich die Gelegenheit und rief ihn auf sein Handy an. Die Überraschung folgte prompt: Kai drückte ihn weg! „Er hat mich weggedrückt.“, sagte Leonas schockiert zu seiner Freundin. „Du willst das vielleicht jetzt nicht hören, aber ich hab dir doch gesagt, dass er ein Arsch ist.“, sagte Sarah, deren Meinung über Kai gerade völlig unangebracht war. Leonas wandte sich anschließend an ihre Klassenlehrerin und fragte, ob sie etwas über Kais Verbleib wusste. Ihre Antwort war aufschlussreich: „Kai hat Grippe. Seine Mutter hat vorhin im Sekretariat angerufen und ihn für die ganze Woche krank gemeldet.“ Endlich wusste Leonas, warum Kai nicht zur Schule erschien. Sein Verhalten war dennoch eigenartig. Leonas war zwar bewusst, dass Kai es nicht mochte, wenn er bei ihm Zuhause aufschlug, aber er wollte unbedingt wissen, warum er ihn weggedrückt hatte und nicht auf seine Nachrichten reagierte. Also marschierte er nach der Schule geradewegs zu Kai, statt zu sich nach Hause. Bereits aus der Ferne konnte Leonas erkennen, dass bei Kai die Vorhänge zugezogen waren. Schlief er vielleicht gerade? Leonas wusste er ging ein Risiko ein, wenn er bei Kai klingelte, aber seine Sorge war größer als alles andere. „Guten Tag Frau Schumann, ich bin ein Klassenkamerad von Kai und wollte ihm die Hausaufgaben vorbeibringen.“, log Leonas, ohne rot zu werden. Frau Schumann blickte ihn zuerst verwirrt, dann skeptisch und schließlich ganz finster an. „Du bist das, richtig?“ Leonas verstand nicht, was sie meinte. „Du bist der Junge, der meinem Sohn den Kopf verdreht hat!“ Nun musste Leonas kräftig schlucken. Hat Kai sich etwa bei seinen Eltern geoutet?
Fortsetzung folgt ... am Samstag, den 22.April 2023!
Manuela – Teil 20 Manuela hielt mit ihrem Auto vor der Schule ihrer Tochter an und wollte gerade aussteigen, als Marie angerannt kam, die Autotür aufschlug und sich auf den Beifahrersitz setzte. „Fahr los!“ „Wie bitte? Marie was soll das? Ich bin hier, um mit deiner Rektorin zu reden.“, sagte Manuela, die den Autoschlüssel zog und aus dem Auto stieg. „Ich verstehe nicht, wieso du dich mit einem anderen Mädchen prügelst. Das passt einfach nicht zu dir.“, sagte sie zu ihrer Tochter, die ebenfalls wieder ausstieg. Maries Wut war noch nicht verraucht und nun keifte sie ihre Mutter an. „Du verstehst vieles nicht. Können wir jetzt fahren?!“ „Nein!“, entgegnete Manuela, die nun mit Marie im Schlepptau ins Schulgebäude zurückkehrte. Dort suchte sie auf direktem Wege das Büro der Schuldirektorin auf – Frau Kirchberger. Frau Kirchberger war eine sehr elegant gekleidete Frau mit blonden Locken. Für ihr Alter sah sie ausgesprochen gut aus, was auch einige Schüler bemerkt hatten und ihr nicht selten verliebte Blicke zuwarfen. Nur doof für alle, dass sie bereits glücklich vergeben war. „Danke, dass Sie gekommen sind.“, begrüßte Frau Kirchberger Manuela, als sie gemeinsam mit Marie das Büro betrat. Marie schien zu schmollen. Sie war wütend. Auf wen und warum, würde Manuela sicherlich gleich erfahren. „Marie, hast du mit deiner Mutter bereits darüber geredet, was heute in der Schule vorgefallen ist?“, fragte die Rektorin, doch Marie schüttelte den Kopf, während sie mit verschränkten Armen neben ihrer Mutter saß. „Nun Frau Klingenbach, Marie hatte heute während der zweiten Pause einen handfesten Streit mit einem Mädchen aus ihrer Klasse. Augenzeugen zufolge, soll sie dabei leider sehr… rabiat vorgegangen sein.“ „Das Miststück hat es verdient!“, schimpfte Marie uneinsichtig. „MARIE! Wie redest du denn? Hab ich dir beigebracht, so über andere Leute zu reden?“, fragte Manuela ihre Tochter nun wütend. Manuelas Geduldsfaden war lang, aber auch er bekam nun langsam Risse. „Jetzt erklär mir bitte endlich, warum du dich so aufführst?“ Manuela traute sich gar nicht zu fragen, aber sie musste: „Hat das was mit mir zu tun? Bitte sag schon…“ Marie verdrehte ihre Augen. „Herrgott Mum, nicht die ganze Welt dreht sich nur um dich. „Chantal hatte es einfach verdient, denn schließlich hatte sie mir den Freund ausgespannt!“ Manuela blickte verwirrt drein. „Du hattest einen Freund? Davon wusste ich ja gar nichts.“ „Es gibt viele Dinge, die du nicht über mich weißt.“, meinte Marie daraufhin. „Wie auch immer.“, brachte sich Frau Kirchberger nun wieder in die Unterhaltung mit ein. „Marie, dir muss klar sein, dass dein Verhalten inakzeptabel ist und ich dir einen Verweis geben muss. Ich tu das wirklich nur ungern, aber so sind die Regeln. Noch ein Vorfall und ich muss dich der Schule verweisen. Verstanden?“ Marie nickte stumm „Gut, dann wäre das ja geklärt.“
Leonas – Teil 18 „Ich schwöre dir, wenn Kai weiterhin in der Schule gegen dich stänkert, dann raste ich aus!“, drohte Sarah ihrem Freund Leonas, als sie sich der Schule näherten. Leonas war ein wenig unbehaglich zumute. Zwar hatte Sarah ihm sein Geheimnis verziehen und sich damit abgefunden, dass er mit dem ihr meistgehassten Typen der Schule zusammen war, aber sie machte dennoch keinen Hehl daraus, ihn auch weiterhin nicht ausstehen zu können. Leonas konnte nur hoffen, dass er sich niemals zwischen Sarah und Kai entscheiden müsste, denn er wüsste nicht, was er dann hätte tun sollen. „Das er Angst hat, verstehe ich ja sogar, aber muss er dann mit seiner Clique ständig über dich herziehen?“, fragte Sarah wütend. Ohne eine Antwort abzuwarten, plauderte sie weiter. Leonas kam eigentlich kein einziges Mal zu Wort. „Ich meine, wenn er dich wirklich liebt, dann verletzt er sich dadurch doch nur selbst, wenn er dich verletzt. Ergibt das Sinn, was ich da von mir gebe? Na auch egal. Die Schule kann echt die Hölle auf Erden sein und außer einer Sechs in Mathe und fehlendem Klopapier auf den Toiletten gibt es an der Schule nichts Schlimmeres, als gemobbt zu werden. Wenn herauskommt, dass Kai s-c-h-w-u-l ist…“, Sarah buchstabierte das Wort leise, denn sie waren nun von ihren Mitschülern umgeben und die sollten natürlich nichts spitzkriegen, „…dann war er die längste Zeit der Anführer einer Clique und der Traum aller Mädchen.“ „Außer dir…“, sagte Leonas, der auch endlich mal zu Wort kam. „Hey, jetzt da du weißt, dass Kai b-i ist – und nicht s-c-h-w-u-l wie du sagtest – vielleicht stehst du jetzt mehr auf ihn.“ Sarah starrte ihren Freund mit großen Augen schockiert an. „Na immerhin hast du ein Faible für Gay-Guys!“ „Nur damit eines mal ganz klar ist.“ Sarah rückte ihrem Freund bedrohlich auf die Pelle und drückte ihm ihren rechten Zeigefinger in seine Brust. „Ich bin nicht und werde niemals deine Schwulenmutti sein! Eher erschieß ich mich… und dich gleich mit dazu, damit ich dann nicht so alleine bin, wenn ich dafür in der Hölle lande.“ Leonas blickte seine Freundin stirnrunzelnd an. „Was? Du glaubst nicht, dass du auch in der Hölle landest? Na ich werde dich schon mit runterzerren, wenn es sein muss.“ Leonas grinste, doch als er ihr Klassenzimmer betrat, verschwand es jäh wieder.
Nils – Teil 20 „Boah, ich würde sagen wir fangen jetzt an. Ich hab Hunger! Außerdem wird das gute Essen kalt.“, sagte Ralf, Nils großer Bruder, ungeduldig, während ihm der Magen knurrte. „Lass uns doch bitte noch fünf Minuten warten.“, sagte Nils niedergeschlagen. „Das hast du vor fünf Minuten schon gesagt und fünf Minuten vor fünf Minuten ebenso…“, entgegnete Ralf nun leicht genervt. „Kommt dein Freund nun, oder nicht.“ Wie bestellt, läutete es an der Haustür und Nils Familie konnte so schnell gar nicht schauen, da war Nils auch schon zur Tür gerannt, um seinen Freund Zutritt in sein Haus zu gewährend. Zwanzig Sekunden später kam Nils mit seinem Freund in die Küche und stellte ihn der ganzen Familie vor. „Mum, Dad und Ralf, das ist mein Freund Valentin.“ Nils Lächeln breitete sich über sein ganzes Gesicht aus, als er sah, wie überrascht seine Familie über das Eintreffen von Valentin war. Dieser wirkte leicht nervös und sogar verschwitzt, dafür gab es aber einen guten Grund. „Tut mir Leid, dass ich zu spät bin, aber als ich auf dem Weg hierher war, ist mir eingefallen, dass ich doch nicht ohne einen Strauß Blumen für die Mutter von Nils hier aufkreuzen kann.“, erklärte Valentin der gesamten Familie und als er Sarah, die Freundin von Ralf sah, pflückte er noch schnell eine violette Blume aus dem Strauß heraus und fügte hinzu: „Und die ist für dich, junges Fräulein.“ „Ich glaub´s nicht…“, sagte Ralf, während sein Mund die ganze Zeit offen stand. „Dich gibt es ja wirklich!“ Nils warf seinem großen Bruder einen bösen Blick zu, doch zum Glück war wenigstens auf seine Eltern Verlass, die Valentin nun herzlich willkommen hießen. Nachdem schließlich wieder alle Platz genommen hatten, rief Ralf voller Enthusiasmus: „Prima! Jetzt lasst uns essen!“ Beim Essen beugte sich Nils` Mutter leicht zu ihrem Sohn rüber und flüsterte ihm zu: „Dein Freund ist ein richtiger Kavalier… und so gutaussehend. Den musst du behalten!“ Nils` Gesichtsfarbe nahm ein dezentes rosa an. Es freute ihn, dass seine Mutter so über Valentin dachte und er versprach ihr: „Das werde ich Mum. Valentin und ich bleiben für immer zusammen!“ Dann – als würde ein Blitz in ihr Haus einschlagen – schlug Nils die Augen auf.
Ricardo – Teil 19 „Denk immer daran. Das ist nur ein Job… mit ein wenig Spaß.“ In Ricardos Kopf hallte eine Stimme wieder, die ihn daran erinnerte, was er heute getan hatte. „Mach dich locker. Mach dich frei.“ Ricardos Anspannung schien grenzenlos, doch letzten Endes hat er sich frei gemacht… sehr sogar. „Hol einmal tief Luft… sehr schön. Wenn du dann soweit bist, fangen wir an.“ Ricardo konnte sich nicht helfen, aber er nahm jedes Geräusch im Raum wahr und sei es auch noch so klein. Das Surren der Klimaanlage, das Ticken der Uhr an der Wand und das fließende Wasser aus dem Hahn. „Das machst du sehr gut Ricardo. Jetzt lehn dich zurück…“ Ricardo stand vorm Spiegel und begutachtete sein Gesicht. Er nahm sich eine Hand voll Wasser und klatschte es sich ins Gesicht. „Lass dich einfach fallen. Entspann dich!“ Entspannen? Diese Bemerkung hatte dafür gesorgt, dass Ricardo nur noch angespannter war und sie eine Zwangspause einlegen mussten. „Befrei dich von deinen Sorgen. Denk jetzt nicht an die Menschen, die das vielleicht nicht gutheißen würden. Die verstehen das nicht. Du hast hier einen Job zu erledigen.“ Ricardo klatschte sich eine zweite Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel. Was hatte er getan? „Du tust das schließlich, um Kohle zu kriegen und nebenbei hast du auch noch ein wenig Spaß…“ Komisch. Ricardo hatte sich das alles irgendwie spaßiger vorgestellt. Wobei ganz blindlings war er auch nicht. Das andere Leute im Raum sein würden, war ihm von vornherein klar, aber als ihm sein Partner vorgestellt wurde… Die Tür öffnete sich. „Na Kleiner, den ersten Tag gut überstanden?“, fragte ihn Barry Gold, einer der bestbezahltesten und angesagtesten Pornodarsteller Deutschlands. Barry Gold war natürlich nicht sein richtiger Name. Den Namen benutzte er nur in der Pornoindustrie. Seinen richtigen Namen kannte er gar nicht. Barry war so um die Mitte Zwanzig, hatte kurzes braunes Haar und hatte ideale Bodymaße. Er sah nicht so gut wie Sanchez aus, aber er war keinesfalls unansehnlich. „Dich stört´s doch nicht, wenn ich mich vor deinen Augen umziehe oder?“, fragte Barry ihn ungeniert, während er sich bereits das Shirt über den Kopf streifte und sich seine Hose abschüttelte. „Du hast von mir ja ohnehin bereits alles gesehen. Ach übrigens: Du bist wirklich gut bestückt. Kompliment!“ Ricardo wurde leicht verlegen und brachte nur ein schüchternes „Danke“ heraus. Er konnte es noch immer kaum glauben. Hatte er gerade wirklich Sex mit einem Unbekannten vor laufender Kamera?
Fortsetzung folgt ... am Donnerstag, den 20.April 2023!
Jannik – Teil 21 Jannik musste sich leicht auf Zehenspitzen stellen, um Herrn Kronthaler auf den Mund zu küssen, da dieser etwas größer und Jannik noch nicht vollends ausgewachsen war. Doch das kümmerte Jannik herzlich wenig, war er doch endlich am Ziel seiner Träume angelangt. Er küsste Herrn Kronthaler! In diesem einen – wenn auch sehr kurzen – Moment, war Jannik glücklicher denn je. Doch er sollte alsbald begreifen, dass jedes Glück nur von kurzer Dauer war. Herr Kronthaler war es schließlich, der den Kuss abrupt abbrach. Jannik glaubte aber, nein er wusste ganz genau, dass der Referendar seinen Kuss erwiderte. Herr Kronthaler wirkte leicht blass im Gesicht und seine Augen waren so groß wie Tennisbälle. Zuerst wirkte er sprachlos, bis er doch noch ein paar Worte aus sich herausbrachte: „Das hättest du nicht tun dürfen, Jannik.“ „Warum nicht? Sie wollten es doch genauso. Geben Sie es zu!“, entgegnete Jannik verliebt lächelnd, während er keinerlei Reue empfand. „Nein. Das wollte ich nicht…“, meinte Herr Kronthaler, der nun dabei war, das Haus zu verlassen. „Jetzt warten Sie doch bitte!“, rief Jannik ihm in der Küche hinterher, als Herr Kronthaler schon zur Tür eilte. „Ich weiß, ein Schüler und ein Lehrer sollten nicht so eng miteinander vertraut sein. Glauben Sie, dass weiß ich nicht? Ich habe Wochen darüber nachgedacht, ob ich meinen Gefühlen Ihnen gegenüber wirklich nachgeben sollte. Ich hab mich teilweise wirklich schuldig gefühlt, aber das will ich jetzt nicht mehr. Meine Gefühle für Sie sind echt! Das ist nichts Falsches!“ „Und wie falsch das ist, Jannik.“, entgegnete Herr Kronthaler, der wütend zu sein schien, aber ob auf Jannik oder auf sich selber, war nicht so ganz klar. Vor allem aber schien er einen inneren Kampf mit sich auszufechten und Jannik wollte er ebenso wenig verletzen. „Hör bitte zu Jannik. Das was soeben vorgefallen ist, dass darf niemand erfahren! Ich bitte dich darum!“ „Ich werde es niemanden erzählen.“, sagte Jannik, der genau wusste, was für Herrn Kronthaler auf dem Spiel stand. „Aber wir werden uns doch wieder sehen oder? Nicht nur in der Schule…“ Es wirkte wie eine Drohung, die Jannik an Herrn Kronthaler richtete, aber es war gewiss nicht so gemeint. „Ich sollte jetzt wirklich gehen. Bis dann!“ Mit diesen Worten verschwand Herr Kronthaler, der in sein Auto stieg und davon fuhr. Jannik blickte ihm traurig und enttäuscht nach.
Manuela – Teil 19 „Einmal die Tortellini alla Fragola, bitte.“, bestellte ein Gast, als Manuela dessen Bestellung aufnahm. Drei Wochen arbeitete sie nun schon in dem Restaurant und inzwischen hatte sie sich gut in alles eingearbeitet und verstand sich soweit auch mit ihren Kollegen recht gut. Nur drei Dinge bereiteten ihr Sorgen: Ihre Kollegin Flo, die von den Kollegen mehr schlecht als recht behandelt wurde. Doch heute hatte sie ihren freien Tag, weshalb es ein wenig gemächlicher im Restaurant zuging. Dann die Kooperation mit der neuen Köchin Irina Moustaki, die ständig an irgendwas auszusetzen hatte. „Sind die Nudeln für dich etwa al dente?“ Na das nenne ich mal aufs Stichwort. „Wo zur Hölle hast du Kochen gelernt? Die sind labbrig und schmecken nach nichts. Lern gefälligst kochen, du Amateur!“ Manuela schüttelte genervt den Kopf, denn Irina hörte man aus der Küche bis in den Speisesaal, wo die Gäste dinierten und bereits erschrocken den Kopf schüttelten. Manuela fragte sich ernsthaft, wie lange der Chef das noch erdulden möchte, da die ersten Gäste bereits das Restaurant verließen, kaum hatten sie sich an einem Platz gesetzt und die Speisekarte studiert. Doch das sollte weniger Manuelas Problem sein, zumal es noch eine dritte Sache gab, die ihr viel mehr Sorgen bereitete: Ihre Tochter Marie! Inzwischen waren ein paar Monate seit ihrer Trennung von Roland vergangen. Marie wandte sich enttäuscht und wütend von ihrer Mutter ab und Manuela trug stets die Hoffnung mit sich herum, dass ihre Tochter das irgendwann verstehen und ihr verzeihen würde. Pustekuchen. Seit geraumer Zeit herrschte absolute Funkstille und es schmerzte Manuela wirklich sehr, dass Marie nicht mehr mit ihr redete. Doch das sollte sich womöglich heute ändern… „Manuela, dein Mann ist am Telefon!“, rief ihr ein Kollege hinterm Tresen zu. Manuela eilte zum Telefon und fragte sich, warum ihr Ex-Mann hier anrief. „Du weißt, dass Privatgespräche während der Arbeitszeit eigentlich verboten sind, also mach bitte schnell.“ Manuela nickte und nahm das Telefon entgegen. „Hallo Manuela. Ich hoffe, ich störe nicht allzu sehr, aber du musst mir einen Gefallen tun.“ „Was gibt es denn Roland?“, fragte Manuela neugierig. „Die Schule hat angerufen. Offenbar ist Marie in eine Prügelei mit einem anderen Mädchen geraten. Naja was heißt Prügelei… an den Haaren ziehen, mit den Fingernägeln kratzen und so ein Zeug eben.“, sagte Roland, woraufhin Manuela ihre Stirn in Falten legte. „Jedenfalls will die Rektorin, dass einer von uns zu ihr kommt, um sich mit ihr zu unterhalten. Da ich heute allerdings nach Dubai fliege, wollte ich dich bitten, ob du nicht eventuell…“ „Natürlich. Kein Problem.“, antwortete Manuela augenblicklich, die endlich eine Chance sah, ihrer Tochter wieder etwas näher zu kommen. Was wohl der Grund für den Streit mit dem anderen Mädchen gewesen sein mag? Manuela würde der Sache auf den Grund gehen…
Damian – Teil 23 „Ich bin überrascht, dass du hergekommen bist.“, sagte Marcus, als er Damian Zutritt in seine Wohnung gewährte. „Timo hat mir erzählt, dass er von dir und mir Bescheid weiß. Ich bin zwar ein wenig erleichtert, dass die Wahrheit jetzt endlich raus ist, aber ich hätte mir dennoch gewünscht, dass du mich vorher gefragt hättest, bevor du ihm das vor den Latz knallst. Ich wusste gar nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, so schuldig hab ich mich gefühlt.“ „Tut mir wirklich sehr Leid.“, entschuldigte sich Damian, als Marcus ihn ins Wohnzimmer führte und sich beide auf die Couch setzten. „Ich hab es einfach nicht mehr länger ausgehalten. Die Last war einfach zu schwer. Ich konnte das Timo einfach nicht mehr länger verheimlichen, dafür liebe ich ihn einfach immer noch viel zu sehr…“ Marcus lächelte dezent. „Obwohl er es war, der das Unheil eigentlich erst herauf beschworen hat?“ Damian blickte Marcus erschrocken an. „Komm schon, das wolltest du doch sagen oder? Mein Bruder wollte die offene Beziehung, nicht du. Manchmal kommt er schon auf selten blöde Ideen.“ „Ihm die Schuld zu geben, würde mir gar nicht in den Sinn kommen.“, meinte Damian. „Klar, wir sind schließlich alles erwachsene Menschen und treffen unsere eigenen Entscheidungen.“, sagte Marcus. „Nur manchmal verhält sich Timo wie ein Kind, den man den Schnuller entrissen hat.“ Dieser Vergleich brachte Damian für einen kurzen Augenblick zum Lachen. „Aber es ist schön zu hören, dass du meinen Bruder noch immer so sehr liebst. Ihr habt beide Fehler gemacht, Timo ein paar mehr und umso schöner ist es zu hören, dass dein Herz noch immer für ihn schlägt.“ „Ich liebe ihn abgöttisch.“, sagte Damian, der sich bei seiner Rundfahrt durch die Stadt dessen bewusst wurde. „Dann verstehe ich aber nicht, weshalb du zu mir gekommen bist.“, sagte Marcus bedrückt. Damian wandte seinen Kopf zu Marcus und blickte ihn ratlos an. „Weil ich dich inzwischen ebenso sehr liebe und ja ich bin mir dessen sicher, denn ich hab wochenlang versucht, meine Gefühle für dich zu unterdrücken. Nur leider hat es nicht geklappt. Deswegen bin ich hier bei dir. „Oh…, das ist ja eine ziemliche Scheiße jetzt.“, sagte Marcus, was Damian insofern verstand, dass dieser ebenfalls Gefühle für ihn empfand. Marcus legte seine linke Hand auf Damians rechte Schulter und tröstete ihn ein wenig. Damian hatte sich in ein Dilemma manövriert, von dem er nicht wusste, wie er daraus wieder entkommen sollte. Marcus schien es ebenso wenig zu wissen und so saßen beide einfach stillschweigend und nachdenklich nebeneinander bis spät in die Nacht auf der Couch.
Felix – Teil 22 Lucas stürzte sich auf Felix, was bei diesem zunächst einmal eine Schockstarre auslöste. Doch es kam ein wenig anders als erwartet, denn Lucas prügelte nicht auf Felix ein, wie er es dachte, sondern küsste ihn so abrupt und unerwartet, dass beide ins Gras fielen. Lucas lag auf Felix drauf und hörte nicht auf ihn zu küssen. Felix war so überrascht, dass er ihn die ganze Zeit nur mit großen Augen anstarrte. Unbegreiflich, was hier gerade geschah! Schließlich hörte Lucas auf ihn zu küssen. Er machte aber keine Anstalten, von Felix runter zu klettern und sagte: „Und bist du immer noch der Meinung, dass der Teufel ein guter Küsser ist?!“ Felix nickte zunächst nur und das hatte seinen Grund, wie er Lucas mitteilte, als er seine Stimme wieder fand: „Ein verdammt teuflisch guter Küsser!“ Dieses Kompliment brachte Lucas zum Schmunzeln, hingegen Felix immer nervöser wurde. Eigentlich hatte er das alles nur aus Jux gesagt, um Lucas zu triezen, aber nun fühlte er sich selber wie das „Opfer“. „Ehm… wärst du dann so gut und würdest von mir runtergehen. Euer Rasen ist nicht so bequem, wie es vielleicht den Anschein hat.“ Lucas lächelte und kletterte von Felix runter. Dieser stand ebenfalls auf und klopfte sich das Gras vom Körper ab. „Eins steht fest: Du bist sehr stürmisch!“ „Du hättest mich eben nicht herausfordern dürfen.“, meinte Lucas, der nun zufrieden in die Villa zurückgehen wollte. Doch hielt er noch einmal inne und wandte sich erneut an Felix. Sein Lächeln war verschwunden und auf einmal wirkte seine Mimik eiskalt. „Das was hier gerade vorgefallen ist, bleibt aber unter uns. Wenn du meinen Eltern davon erzählst, dann macht der Teufel dir nämlich die Hölle heiß! Haben wir uns da klar und deutlich verstanden?“ Felix hatte zwar keine Angst vor Lucas, aber ein wenig eingeschüchtert war er dennoch, weshalb er erneut nickte. Lucas ging zurück in die Villa, während Felix verwirrt im Garten zurück blieb und über das soeben Vorgefallene nachdachte. Seiner Meinung nach war die ganze Familie verrückt und je schneller die Hochzeit stattfand, desto eher käme er hier raus. Er hätte nie gedacht, dass er das Kinderheim jemals so vermissen könnte... und auch seinen Freund Jacob. Was weder Felix noch Lucas jedoch wussten: Die Zwei wurden die ganze Zeit beobachtet!
Moritz – Teil 22 Moritz stand zwischen den Bäumen einer Straßenallee und wartete. Nach einiger Zeit des Wartens, lehnte er sich mit dem Rücken an einen Baumstamm und schaute sich ein wenig um. Es war Nacht und leichter Nebel zog über die Felder. Es war keinerlei Geräusch zu hören, nicht einmal das Rauschen der Blätter, oder ein Auto in der Ferne. Als ob es auf der ganzen Welt still geworden wäre. „Verdammtes Arschloch!“ Moritz drückte sich vom Baum weg und blickte einen Weg entlang, der zu einer Villa ganz in der Nähe führte. Jacob kam diesen Weg entlang marschiert und er wirkte alles andere als glücklich. „Dieser Heuchler. Dieser Abschaum. Ich hasse ihn! Los lass uns gehen.“ Jacob schritt an Moritz vorbei, zu seinem Auto, doch Moritz wollte natürlich wissen, was passiert ist. „Was ist los? Hast du Felix angetroffen?“ Jacob funkelte Moritz böse an, wobei seine Wut selbstverständlich nicht ihm galt, sondern seinem Freund, der nun offenbar in dieser Villa lebte. „Felix war da… und er hat ´nen Neuen am Start.“ Moritz empfand tiefes Mitgefühl für Jacob, wenngleich sein Herz auch einen kleinen Hüpfer machte. „Das tut mir Leid… wirklich.“ „Danke.“, sagte Jacob. „Lass uns fahren. Ich will nur noch fort von hier. Ich fahr dich zurück ins Kinderheim und dann bin ich für immer weg.“ Diese Aussage beunruhigte Moritz. Als er zu Jacob ins Auto stieg, fragte er ihn: „Für immer weg? Was soll das heißen? Kommst du denn nicht mehr zum Kinderheim?“ Moritz stellte die Frage so, dass es nicht so aussah, als würde er es sich wünschen, dass Jacob ihn besuchen kommt. Andererseits hoffte er irgendwie, dass Jacob seine Frage richtig interpretierte. „Sorry, aber kein Felix, kein Kinderheim mehr. Für mich hat sich die ganze Sache erledigt.“, antwortete Jacob und fuhr los. Die Antwort enttäuschte Moritz, doch er wollte Jacob nicht sagen, wie schade er es fand, dass er ihn nicht mehr besuchen kam. Fortan war er wohl auf sich alleine gestellt.
Fortsetzung folgt ... am Dienstag, den 18.April 2023!
Eric – Teil 17 „Glauben Sie an Karma, Dr. Böhmer?“, fragte Eric seinen Therapeuten. „Ja doch, ich denke schon.“, antwortete Dr. Böhmer, wenngleich auch etwas unsicher. „Tja sehen Sie, ich auch.“, sagte Eric mit einem traurigen Lächeln. „Ich habe Adam betrogen und die Quittung dafür erhalten, sonst säße ich heute nicht hier. Jegliche Handlung von uns – sei es physisch oder geistig – hat Folgen. Ich glaube das Karma ereilt jeden Menschen irgendwann. In einem unachtsamen Moment fährt man über eine rote Ampel und am nächsten Tag wird man selber von einem Auto angefahren. Ein Mensch bricht irgendwo ein und bricht sich auf der Flucht das Bein. Zwei Kerle haben Geschlechtsverkehr ohne Kondome und haben hinterher AIDS. Die Liste ist lang und beliebig variierbar, aber aller Wahrscheinlichkeit geschehen gerade irgendwo auf diese Welt all diese Dinge. Vielleicht sogar in unmittelbarer Nähe. Mich hat das Karma ereilt und Menschen sind dabei zu Schaden gekommen. Ich werde den Tag nie vergessen. Den Tag des Amoklaufs, der mein Leben und das aller in meiner Schule für immer verändert hat.
Felix – Teil 21 Lucas stürmte aus der Villa, doch Felix folgte ihm. „Rennst du jetzt weg, weil ich Recht habe?“ „Nein, du hast Unrecht und ich renne nicht, ich gehe!“, widersprach Lucas, der sichtlich aufgewühlt über Felix Verdacht zu sein schien, dass er schwul sein könnte. Er stapfte über den Rasen, als wäre er ein Nashorn.., doch elegant wie eine Gazelle. Dies sah irrsinnig komisch in Felix Augen aus und er musste sich sehr zusammenreißen, nicht loszuprusten. „Wenn du weiterhin vor mir davon läufst, muss ich annehmen, dass ich mit meiner Vermutung Recht behalte.“, sagte Felix und versuchte dabei möglichst gleichgültig zu wirken. In Wirklichkeit war er aber daran interessiert zu wissen, ob Lucas tatsächlich ein Faible für Jungs hatte. Doch warum wollte er das eigentlich wissen? Felix bezog es einfach auf seine Neugier. Seine Frage schien bei Lucas einen wunden Punkt getroffen zu haben, der neben der gestutzten Hecke stehen blieb und sich zu Felix umdrehte. „Ich – bin – nicht – schwul!“ Felix fand es irgendwie knuddelig, wie Lucas reagierte und konnte nicht widerstehen, ihn damit aufzuziehen. „Und – wieso – betonst – du – das – dann – so – langsam?“ Endlich konnte Felix Lucas all die Gemeinheiten heimzahlen, die er ihm die letzten Wochen zukommen lassen hat. „Wenn du nicht augenblicklich damit aufhörst, dich über mich lustig zu machen, dann… dann…“ Lucas drohte Felix und bohrte seinen rechten Zeigefinger in dessen Brust. Kurz darauf zog er seinen Finger jedoch zurück, als ob die körperliche Nähe ihm unangenehm wäre. „Was dann, hm?“, fragte Felix weiterhin interessiert. „Willst du mir dann wieder Haarfärbemittel ins Shampoo mischen, oder mich auspeitschen lassen? Ich steh weil nicht so auf BDSM!“ Lucas schüttelte irritiert den Kopf und Felix fügte daraufhin hinzu. „Das ist die Bezeichnung für Leute, die eher auf härtere Dinge beim Sex stehen. Unter anderem trägt man dabei ein Halsband und…“ „Halt die Klappe, ich weiß selber was BD…“ Lucas hielt peinlichst berührt inne. „…SM?“ „Ja genau! Ich weiß, was das ist und ich bin nicht schwul!“, schrie Lucas Felix nun an. „Okay.“ Felix erhob ergebenst seine Hände in die Höhe. „Schade eigentlich. Du siehst sehr gut aus und bist bestimmt ein guter Küsser. Nur dein Charakter ist der eines Teufels, aber auch das kann auf den ein oder anderen Kerl sehr anziehend wirken…“ Felix wurde mit einmal Mal stumm, denn Lucas ließ das nicht auf sich sitzen und stürzte sich auf ihn.
Damian – Teil 22 Damian konnte Timo keine Antwort darauf geben, ob er sich in dessen Bruder verliebt hatte. Genauso wenig konnte er ihm eine Antwort darauf geben, ob er ihn noch genauso wie früher liebte. Er versuchte die Antwort in seinem Kopf zu finden, aber egal wie sehr er sich auch anstrengte, er kam zu keinem Ergebnis. Timo wandte sich leicht enttäuscht von ihm ab. Damian wollte wieder einen klaren Kopf bekommen und verließ kurz darauf die Wohnung. Er setzte sich in sein Auto und fuhr los. Die Sonne ging langsam unter und die Lichter der Laternen gingen an. Während Damian ziellos durch die Stadt umherirrte, hörte er Musik aus dem Radio. Die Band „Kansas“ war jetzt gerade genau das richtige. Eine Schnulzenballade á la „Titanic“ hätte er jetzt absolut nicht vertragen. Zehn Minuten später folgten die Nachrichten aus dem Landkreis. „Achtung! Der Geisterfahrer, der unser Landkreis schon seit längerer Zeit unsicher macht, wurde heute Abend wieder gesehen. Sollten Sie Hinweise auf dessen Verbleib haben, lassen Sie es die Polizei bitte wissen. Geben Sie bitte besonders Acht, wenn Sie heute Abend zu Fuß, mit dem Auto, oder einem anderen Verkehrsmittel unterwegs sind. Trotz alledem wünschen wir Ihnen auch weiterhin eine gute Fahrt!“ Damian schaltete das Radio ab. Marcus oder Timo? Damian wusste, dass er sich entscheiden musste, auch wenn es ihm missfiel. Timo war seine erste große Liebe. Er lernte ihn bereits in der ersten Woche auf der Uni kennen und es war Liebe auf den ersten Blick – zumindest von seiner Seite aus. Timo wirkte anfangs distanziert, taute aber zunehmend auf und irgendwann schien es dann auch um ihn geschehen zu sein und die Beiden kamen zusammen. Bei Marcus wiederum was das ganz anders. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, sondern lediglich ein One-Night-Stand. Und wäre er nicht Timos Bruder, hätten sie sich womöglich nie mehr wiedergesehen. Doch irgendwie kam alles ganz anders. Damian hätte mit Marcus auch niemals geschlafen, hätte es die offene Beziehung nicht gegeben, die Timo ihm damals vorschlug. Das alles war eine Reihe von unvorhergesehenen Verkettungen, die nun dazu führten, dass Damian nicht mehr wusste, was er denken und fühlen sollte. Fühlen… Damian fuhr langsamer, denn er begriff, dass seine Entscheidung nicht auf eine Kopfsache beruhte, sondern eine Angelegenheit des Herzens war. Fünfzehn Minuten später: „D-Damian.“, gab sich Marcus überrascht, als er die Tür öffnete. „Hey Marcus.“, sagte Damian nervös. „Darf ich bitte reinkommen? Ich muss mit dir reden!“
Jannik – Teil 20 „Ich muss mich für meine Mutter entschuldigen. Sie ist normalerweise nicht so… nervtötend...“, erklärte Jannik dem Referendar, fügte aber dennoch hinzu: „… doch eigentlich schon ein wenig.“ „Du, kein Thema. Deine Mutter scheint ja wirklich eine sehr nette Frau zu sein.“, sagte Herr Kronthaler, während Jannik langsam sein Matheheft aus seiner Schultasche herauskramte. „Also wollen wir beginnen? Ich hab in einer Stunde noch einen Termin, den will ich nicht versäumen.“ „In einer Stunde schon?“, fragte Jannik verblüfft. Herr Kronthaler lachte leicht. „Ich bin hier um dir Nachhilfe zu geben, nicht um Babysitter zu spielen.“ Diese Bemerkung stieß bei Jannik leicht säuerlich auf. „Ich bin kein Baby mehr! Ich bin schon 15!“ „Oooh, dann bist du ja schon beinahe erwachsen.“, sagte Herr Kronthaler mehr scherzhaft. „Sie machen sich über mich lustig…“, sagte Jannik gespielt traurig, doch im Innersten fühlte er sich von Herrn Kronthaler tatsächlich nicht ernst genommen. Musste man erst achtzehn, also volljährig sein, um von den Erwachsenen ernst genommen zu werden? Herr Kronthaler lächelte Jannik an, woraufhin dieser ihm nicht böse über seinen Scherz sein konnte. Ohnehin würde er Herrn Kronthaler vermutlich alles verzeihen, solange er in seiner Nähe bleiben konnte. Nach dem spaßigen Geplänkel gingen die Beiden zu den Matheaufgaben über. Dabei kam Herr Kronthaler Jannik so nah wie noch nie, was diesen über alle Maßen erfreute. Jannik suchte absichtlich den Körperkontakt und streifte seinen Arm gegen den von Herrn Kronthaler. Zwar glaubte er, dass dieser für einen kurzen Moment zurückzuckte, aber Herr Kronthaler rückte nur mit dem Stuhl noch etwas näher. Der kurze Anflug von Unsicherheit bei Jannik verschwand schnell wieder. „Darf ich Ihnen noch ein Glas Wasser bringen, Herr Kronthaler?“, fragte Jannik nachdem die Stunde beinahe rum war und sie mit den Matheaufgaben auch so gut wie fertig waren. „Danke nein, ich muss gleich los!“, antwortete Herr Kronthaler. Doch Jannik ignorierte dessen Antwort. „Aber Sie müssen doch Durst haben. Ich schenk Ihnen noch einmal nach.“ Jannik füllte das leere Glas mit Leitungswasser und begab sich zurück an den Küchentisch. Er tat so, als würde er ins Stolpern geraten und verschüttete das Glas Wasser auf Herrn Kronthalers weißem Hemd. Zugegeben, ein durchtriebener Plan, aber der Zweck heiligte die Mittel. „Oh ich Tollpatsch. Das tut mir wirklich sehr Leid, Herr Kronthaler!“, entschuldigte sich Jannik bei seinem Referendar und holte schnell ein Geschirrtuch, mit dem er das nasse Hemd von Herrn Kronthaler zu trocknen versuchte. „Lass doch Jannik, ist doch nur Wasser.“, sagte Herr Kronthaler mit erhobenen Händen, dem Janniks Suche nach Körperkontakt nun nicht mehr entging und in eine Abwehrhaltung überging. Er wusste genau, was auf dem Spiel stand. Doch da war es bereits zu spät. Jannik beugte sich ganz schnell vor und gab Herrn Kronthaler einen Kuss auf die Lippen.
Nils – Teil 19 Familie Tannenlöh saß am Esstisch und wartete auf den letzten Gast, der bisher noch nicht erschienen war. Nils wurde allmählich ungeduldig. Er hatte mit Valentin vereinbart, wann er hier sein musste, doch nun betrug seine Verspätung schon schlappe zwanzig Minuten. Es war sehr still in der Küche, die nur von Ralfs knurrendem Magen unterbrochen wurde. „Boah, ich würde sagen wir fangen jetzt an. Ich hab Hunger! Außerdem wird das gute Essen kalt.“ „Lass uns doch bitte noch fünf Minuten warten.“, sagte Nils niedergeschlagen. „Das hast du vor fünf Minuten schon gesagt und fünf Minuten vor fünf Minuten ebenso…“, entgegnete Ralf nun leicht genervt. „Kommt dein Freund nun, oder nicht.“ „Ich hab ja versucht ihn zu erreichen, aber er geht nicht ran.“, meinte Nils und hob zum Beweis sein Handy hoch. Ralf streckte seinen Arm aus und griff nach dem Handy. Nils protestierte lauthals und es herrschte ein kurzes Handgemenge über dem Esstisch, was aber schnell von ihrem Vater unterbunden wurde. Ralf rief Valentin nun selber an, doch als es hieß, dass diese Nummer nicht belegt sei, war Ralf zunehmend verwirrt. „Sicher, dass das die richtige Nummer ist? Die existiert anscheinend gar nicht.“ Nils schnappte erneut nach seinem Handy und entriss es seinem Bruder. „Verdammt. Natürlich bin ich sicher!“, schnauzte er seinen großen Bruder an. „Er kann vermutlich nur nicht rangehen…“ „Nils, bitte mäßige deinen Ton!“, ermahnte ihn seine Mutter. „Man Kleiner, du wirst immer sonderbarer.“, sagte Ralf kopfschüttelnd und widmete sich folgend seiner Freundin. „Los Schatz, wir fangen jetzt einfach an.“ In Nils kochte es. Er erhob sich von seinem Platz und sah seinen großen Bruder wütend an. „Du bist ein Idiot! Ich bin nicht sonderbar! Das ist Valentins Nummer. Glaub doch was du willst.“ Ralf versuchte seinen Bruder zu ignorieren, was nur bedingt funktionierte. „Weißt du was ich glaube? Deinen Valentin gibt es gar nicht. Du hältst uns hier alle nur zum Narren. Du sagst du hast ein Date mit deinem Freund und gehst anschließend zu Bett? Das macht doch überhaupt gar keinen Sinn!“ Nils hatte genug gehört. Er verließ die Küche, ja gar das Haus. Er wollte einfach nur noch weg. Ralf schüttelte bedenklich den Kopf und rannte ihm hinterher. „Jetzt bleib schon stehen!“ „Valentin existiert!“, schrie Nils, ohne sich zu seinem Bruder umzudrehen. „Es ist mir egal, was du oder alle anderen glauben. Valentin ist mein Freund und wir werden auf ewig zusammen bleiben!“ Und jetzt lass mich in Ruhe. Ich hasse dich!“, schrie Nils und rannte unbedacht auf die Straße. „Nils, warte bitte. Es tut mir Leid.“, sagte Ralf, als er ein herannahendes Auto sah, dass direkt auf Nils zusteuerte. „Nils halt. Geh von der Straße runter!“, schrie Ralf, doch es war bereits zu spät. Das Auto traf Nils mit voller Wucht. Nils flog über die Motorhaube und landete blutend auf dem Teerbelag.
Fortsetzung folgt ... am Samstag, den 15.April 2023!
Jannik – Teil 18 „Verdammt, das ist doch zum Haare ausreißen!“, rief Jannik extralaut, als er an der Matheaufgabe arbeitete, dessen Lösung er zwar kannte, es aber absichtlich falsch ausrechnete. Jannik fuhr sich mit den Händen durch seine Haare, um noch verzweifelter zu auszusehen und sein Plan ging zugleich auf: Herr Kronthaler bemerkte Janniks Verzweiflung, von der er nicht wusste, dass sie nur gespielt war, und eilte zu ihm, um ihm bei der Matheaufgabe zu helfen. „Wo liegt denn das Problem?“, fragte er, als er leicht in die Hocke ging und sich Janniks bisherigen Rechnungsweg ansah. Dabei fiel Jannik erneut auf, wie groß Herr Kronthaler eigentlich war. Er war eben ein ausgewachsener Mann, aber immer noch sehr jung und unverschämt gutaussehend. „Ich krieg das einfach nicht hin, Herr Kronthaler. Egal, wie sehr ich mich auch anstrenge.“, erzählte Jannik dem Referendar jammernd. „Wenn das so weiter geht, werde ich in der nächsten Prüfung totsicher eine Sechs schreiben. Könnten sie mir nicht ein wenig Nachhilfe geben?“ Die Frage, ob die Bitte nach Nachhilfe unverschämt sein könnte, stellte sich Jannik erst gar nicht. Gestern Abend hatte er folgenden Entschluss gefasst: Sein Herz wird nicht aufhören zu pochen und egal ob richtig oder falsch, er wollte mutig sein und aufs Ganze gehen. Er wollte überprüfen, ob Herr Kronthaler eventuell ebenfalls Gefühle für ihn hatte, so wahnwitzig das auch klingen mag. „Hm…, jetzt lass uns erstmal sehen, ob du das nicht doch noch hinkriegst.“, meinte Herr Kronthaler. „Wenn Sie mir helfen bestimmt.“, sagte Jannik und lächelte Herr Kronthaler dabei schmeichelnd an. Zu seiner Freude, reagierte Herr Kronthaler darauf, indem er leicht rot im Gesicht wurde. Jannik´s Plan schien Früchte zu tragen. Jetzt gab es für ihn erst recht kein Halten mehr.
Leonas – Teil 17 „Sa-Sarah, du hier, ich… also wir…, was machst du hier?“, fragte Leonas seine Freundin überrascht. Er und Kai waren aufgeflogen, was auch Kai zur Kenntnis nahm, der sofort einen Meter Abstand von Leonas nahm. Leonas Augen waren zwar auf Sarah gerichtet, aber er nahm dennoch Kenntnis davon, was ihn unfreiwillig traurig stimmte, obwohl Kais Reaktion vorhersehbar war. „Ich bin dir gefolgt, du Dussel!“, antwortete Sarah ihrem Freund schockiert und wütend. „Du verhältst dich seit Wochen eigenartig und da du mir immer ausweichst, wenn ich dich nach dem Grund frage, wollte ich der Sache selber nachgehen. Ich hab zwar geahnt, dass dein seltsames Verhalten etwas mit Kai zu tun haben muss – TürKEI lässt grüßen – aber eher aufgrund des Mobbings und nicht DESWEGEN! Was muss ich da sehen? Ihr umarmt euch freundschaftlich? Seid ihr etwa Freunde? Wieso weiß ich davon nichts?“ Sarah schien zunehmend verwirrt zu sein, doch schien sie nicht die ganze Wahrheit zu kennen. „Wieso bist du mit jemanden befreundet, der dich den ganzen Tag in der Schule disst? Was für eine kranke Scheiße läuft hier eigentlich ab?!“ Leonas blickte Hilfe suchend zu Kai, der ganz bleich im Gesicht war und sich im Hintergrund bedeckt hielt. Vermutlich auch besser so, denn Sarah fuchtelte fuchsteufelswild mit ihren Armen rum, als würde sie ihm am liebsten jeden Knochen einzeln brechen. „Wir sollten es ihr sagen – alles!“, meinte Leonas schließlich, doch Kai schüttelte zaudernd den Kopf. „Ich muss Kai, bitte! Sie ist meine beste Freundin!“, flehte Leonas ihn nun an, der die Wahrheit nicht mehr länger verbergen konnte. „Oha, beste Freundin? Ich bin mich nicht sicher, ob wir das noch sind.“, sagte Sarah mit erhobenen Zeigefinger. Sie war nicht nur wütend, sondern auch sichtlich enttäuscht. „Hm na gut, aber trotzdem solltest du wissen, dass Kai und ich mehr als nur Freunde sind.“, sagte Leonas, woraufhin Sarah ihre Augen zusammenzog. „Ich liebe Kai und er liebt mich!“ Endlich hatte Leonas die ganze Wahrheit ausgesprochen und es fühlte sich wie ein Befreiungsschlag an. Sarah jedoch fielen beinahe die Augäpfel aus dem Kopf. „Oh wo ist ein Fels, ich muss mich setzen.“, sagte sie und suchte fieberhaft nach einer Sitzmöglichkeit. „Ich glaube, jetzt ist mir schlecht.“ Leonas verzog leicht die Mundwinkel, während Kai wieder einen Schritt näher an ihn herantrat und seine Hand auf Leonas Schulter legte. Dafür war Leonas sehr dankbar, aber vor allem freute es ihn, dass Kai nicht wieder die Flucht ergriff. Doch was würde jetzt geschehen?
Nils – Teil 17 „Ralf möchte unseren Eltern seine Freundin vorstellen und zeitgleich meinen Freund kennenlernen. Ich finde das ist gar keine so schlechte Idee. Meine Eltern haben bislang noch an jeder Freundin meines Bruders was auszusetzen gehabt. Wenn Ralf also ihnen seine Freundin vorstellt, dann stehst du nicht so sehr im Mittelpunkt.“, sagte Nils, der Valentin über das geplante Essen informierte. „Was ist aber, wenn ich gerne im Mittelpunkt stehe?“, fragte Valentin bittersüß, während er seinen Arm um Nils legte und anfing, ihn leidenschaftlich zu küssen. Nach dem Kuss sagte Nils zu ihm: „Wenn das so ist, dann werde ich meinen Eltern erzählen, wie gut du im Küssen bist. Das wird sie umhauen!“ „Definitiv.“, stimmte Valentin zu und beide fingen zu lachen an. „Also kommst du zum Essen?“, harkte Nils nach, bevor er sich wieder von ihm verabschiedete. „Ich werde da sein.“, antwortete Valentin, ehe Nils seine Augen öffnete. Für ihn fühlte es sich jedoch so an, als wäre er nach Hause und irgendwann ins Bett gegangen. Er war sehr froh darüber, dass Valentin zu dem Essen zugesagt hatte und hoffte sehr, dass seine Familie ihn mochte. Als er am Nachmittag auf seinen Bruder traf, überbrachte er ihm zugleich glücklich die Nachricht. „Valentin kommt, aber wehe du bist nicht lieb zu ihm.“ „Hey, ich bin so lieb wie ein Teddybär, außer man knuddelt mich zu fest, dann könnte es passieren, dass ich mich unwohl fühle und werde zum Monsterbär!“, rief Ralf seinem kleinen Bruder lachend zu. Anschließend bereiteten sich beide auf das geplante Essen für heute Abend vor, während ihre Mutter bereits in der Küche stand und Gemüse schnippelte, um ein vorzügliches Menü vorzubereiten. Keiner ahnte, dass der Abend für so manche Überraschung sorgen würde!
Moritz – Teil 21 Moritz rutschte vor Schreck beinahe sein Herz in die Hose. Eine Taschenlampe blendete ihn, so dass er mit seinen Augen zunächst nicht erkennen konnte, wer vor ihm stand. Tatsache war jedoch, dass sie erwischt worden waren und ihnen nun sicherlich Ärger drohte. Moritz und Jacob hatten sich nicht nur unerlaubten Zutritt zum Büro von Herr Hendricks verschafft, Moritz hatte auch noch einen fremden Jungen Zutritt ins Kinderheim gewährt. Doch das Glück war auf ihrer Seite. Moritz erholte sich von dem Schreck, als er sah, wer vor ihm stand. Es war Lara! „Was treibst du hier mitten in der Nacht?“, fragte sie, als sie das Licht ihrer Taschenlampe von seinem Gesicht abwandte und gegen eine Wand leuchtete. „Oh äh, hi Lara.“, reagierte Moritz perplex, als auch schon Jacob den Flur betrat. „Wer ist das? Jedenfalls keiner aus dem Kinderheim.“, stellte Lara fest, als sie Jacob erblickte. „Guten Abend Gnädigste.“, begrüßte Jacob sie ganz ungeniert und galant, während er so tat, als würde er seinen Hut vor ihr ziehen. „Verzeihen Sie, aber Sie haben uns bei unserem gemeinsamen Rendezvous gestört.“ „Daaas im Büro von Herr Hendricks stattfand?“, fragte Lara skeptisch. Offenbar fand sie den Austragungsort des Rendezvous ungewöhnlicher, als dass es zwei Jungs waren, die es vollzogen. „Na wie auch immer. Keine Sorge, ich verpetz euch nicht, wenn ihr es auch nicht tut.“ „Dich verpetzen?“, fragte Moritz sie nun. „Genau. Ich hatte noch Heißhunger auf einen Joghurt. Da hab ich mich heimlich in die Küche geschlichen, um einen zu stibitzen und zu vernaschen.“, erklärte Lara sich. „Keine Sorge Gnädigste, unsere Münder sind versiegelt, wie ein Tresor auf einer Bank.“ „Na da kann ich ja beruhigt zu Bett gehen. Gute Nacht!“, sagte Lara, die zugleich wieder verschwand. Moritz blickte ihr nach wie vor perplex hinterher. Hatte es dieses Aufeinandertreffen gerade wirklich gegeben? „Los gehen wir. Bevor wir doch noch erwischt werden.“, sagte Jacob und die Zwei eilten leise zurück auf Moritz Zimmer. „Oh man, dass sollten wir irgendwann einmal wiederholen.“ „Danke, aber ich kann gut und gerne drauf verzichten.“, sagte Moritz, dessen Herz noch immer schneller schlug, von der Anspannung der letzten Minuten. „Was planst du nun als nächstes?“ „Ist das nicht sonnenklar?“ Jacob blickte Moritz verdutzt an und zeigte ihm daraufhin die Adresse, die er sich auf seinem Arm notiert hat. „Ich gehe dorthin und hole Felix zurück!“
Jannik – Teil 19 Jannik hätte es für unmöglich gehalten, wenn er es nicht selbst erlebt hätte. Der Mann, für den er bereits seit Wochen schwärmte, erklärte sich dazu bereit, ihm Nachhilfe zu geben. Nicht die Art von Nachhilfe, die sich jetzt jeder dachte. Es geht hier ausschließlich um die schulischen Leistungen… naja fast jedenfalls. „ Ha-Hallo Herr Kronthaler.“, begrüßte Jannik den Referendar, als dieser am vereinbarten Nachmittag vor seiner Haustür stand. Jannik konnte es noch immer kaum glauben, dass Herr Kronthaler just in diesem Augenblick sein Haus betrat und er ganz mit ihm allein war. „Darf ich Ihnen etwas zum Trinken anbieten, Herr Kronthaler?“, fragte Janniks Mutter ungeniert, als sie den Lehrer ihres Sohnes zur Begrüßung die Hand reichte und ihm einen Platz am Küchentisch anbot. Oh, sagte ich gerade, dass Jannik allein mit Herr Kronthaler war? Nun ja… fast zumindest! „Mum.“, sagte Jannik. Er wollte nicht unhöflich erscheinen, aber in seinen Augen war gerade eine Person zu viel in der Küche anwesend. „Mum, wolltest du heute nicht zu Großvater fahren?“ „Ja, will ich immer noch, aber warum die Eile? Willst du mich loswerden?“, entgegnete Janniks Mutter, der die Anspannung und Nervosität ihres Sohnes nicht entgangen war. Wüsste sie jedoch, dass ihr Sohn Gefühle für seinen Lehrer, wenn dieser auch noch sehr jung war, entwickelt hatte, dann würde sie ihn keinesfalls mit ihm allein lassen. „Na gut, ich fahr jetzt.“, sagte sie nachgiebig. „Dann könnt ihr ungestört lernen. Es ist wirklich ausgesprochen nett von Ihnen Herr Kronthaler, dass sie ihre Freizeit für meinen Sohn opfern. Er ist wirklich ein kluger Junge, nur manchmal etwas unbeholfen und unsicher. Ach und wenn Sie mit Mathematik fertig sind, könnten Sie ihm vielleicht noch ein wenig bei Physik weiterhelfen?“ Jannik schloss die Augen und wünschte, seine Mutter würde endlich gehen. „Im Übrigen ist ihr weißes Hemd wirklich lupenrein. Könnten Sie ihre Frau fragen, welches Waschpulver sie bevorzugt? Die Hemden meines Mannes werden nie so sauber!“ „Mum, bitte!“, rief Jannik, dem die Situation sichtlich peinlich wurde. Herr Kronthaler jedoch schien sehr vergnügt zu sein und Gefallen an Janniks Mutter gefunden zu haben. „Tut mir Leid Frau Schuster, aber ich bin alleinstehend.“ „Ist nicht wahr. Ein Mann, der so fabelhaft aussieht wie Sie?!“, gab Janniks Mutter überrascht von sich. Jannik beugte sich nach vorne und schlug seinen Kopf auf die Tischplatte. So hatte er sich den Nachmittag ganz sicherlich nicht vorgestellt. Es sollte leider auch noch fünf Minuten so weiter gehen, ehe seine Mutter doch endlich aus dem Haus war. Immerhin ein Gutes hatte die ganze Situation von gerade eben: Jannik wusste jetzt, dass Herr Kronthaler definitiv keine Freundin hatte!
Nils – Teil 18 Nils fieberte dem Abend ungeduldig entgegen. Es sollte der erste Abend sein, an dem sein Bruder seine neue Freundin der Familie vorstellte. Ebenso war es aber auch der erste Abend, an dem Nils einen Jungen zu sich nach Hause einlud und ihn ebenfalls seiner Familie als Freund vorstellte. Nils hoffte nur, dass nichts schief ging, aber vor allem hoffte er, dass seine Familie, allen voran sein großer Bruder, Valentin mochte. Nils stand noch im Badezimmer und richtete sich her, als er das Auto seines Bruders in der Einfahrt vorfahren hörte. Wie es sich nämlich für einen Gentleman gehörte, hatte er seine Freundin von zu Hause abgeholt. Kurz darauf hörte er die Haustür ins Schloss fallen und seine Mutter lauthals jubeln. „Oh, es ist so schön, dass wir uns endlich einmal kennenlernen. Mein Ralfi hat uns schon so viel von dir erzählt. Für mich? Oh Dankeschön, das ist aber sehr lieb von dir! Kommt rein, kommt rein, dass Essen ist in wenigen Minuten fertig.“ Ralfi. Na da freute sich sein großer Bruder bestimmt darüber, dass ihre Mutter ihn in Anwesenheit seiner neuen Freundin so nannte. Typisch Mütter! Nils war schließlich für das bevorstehende Dinner gewappnet und begab sich langsam nach unten. Ralf hatte sich mit seiner Freundin ins Wohnzimmer zurückgezogen, wo auch ihr Vater Bekanntschaft mit der neuen Freundin machte. Nils warf einen kurzen Blick in die Küche. Auf dem Herd stand ein Topf, aus dem es köchelte. Der Tisch war gedeckt und seine Mutter war gerade dabei, ein Strauß bunter Blumen in eine Vase zu stecken und diese anschließend auf den Fenstersims zu stellen. Die Blumen musste sie von Ralfs neuer Freundin erhalten haben. Ob Valentin auch etwas mitbringt? Er selber hatte gar nicht daran gedacht. Einen guten ersten Eindruck hinterließ das bestimmt. Nils sah auf die Uhr. Valentin sollte auch langsam hier sein. Nils beschloss, vor der Haustür auf ihn zu warten, doch als er die Straße rauf und runter sah, konnte er ihn nicht erspähen. „Hey kleiner Bruder. Darf ich dir meine Freundin vorstellen?“ Ralf stand plötzlich mit seiner Freundin hinter Nils. „Oho wow, du hast dich aber sehr fein rausgeputzt. Mein lieber Schwan!“, stellte Ralf fest, als er Nils mit Anzug und Fliege erspähte. Dazu top gestyltes Haar und der angenehme Duft nach Pfirsich. „Nils das ist meine Freundin Sarah. Sarah, das ist mein kleiner Bruder Nils.“ Nils reichte der Freundin seines Bruders die Hand, doch kam er nicht umhin zu glauben, dass er sie bereits irgendwo einmal gesehen hatte. Sein Blick schien ihn zu verraten, denn Sarah sprach ihn darauf an. „Wir kennen uns im Grunde genommen sogar schon.“ Ralf schien sich gar nicht weiter daran zu stören. Stattdessen sagte er: „Man Nils, ich hoffe dein Valentin weiß zu schätzen, was er an dir hat.“ Nils lächelte, doch ein weiterer Blick zur Uhr gab ihm Anlass zur Sorge, dass Valentin zu spät kam.
Felix – Teil 20 „Ausgezeichnet! Blendend! Der Anzug sitzt wirklich maßgeschneidert.“, sagte Charlotte Brecheisen stolz, als Felix den Anzug für die bevorstehende Hochzeit anprobierte. Es war ein weiß schimmernder Anzug mit schwarzer Krawatte. In der Hose zwickte es ein wenig, aber sonst fand sich Felix selbst ausgesprochen ansehnlich, was ihn selber überraschte. Er betrachtete sich im Spiegel und kam nicht umhin zuzugeben, dass der Anzug ihm gut stand. Sein schwarzes Haar und seine dunkelblauen Augen harmonierten ausgesprochen gut mit dem Anzug. „Du wirst einen zauberhaften Bräutigam abgeben.“, meinte Frau Brecheisen entzückt. „Ja…, danke für den Anzug.“, sagte Felix doch leicht beschämt, weil die Familie Brecheisen so viel Geld für ihn ausgab. „Madam.“ Butler Clément betrat den Saal. „Die Floristin wäre soeben eingetroffen.“ „Wunderbar!“, rief Frau Brecheisen fröhlich. „Felix, sei bitte so gut und zieh den Anzug dann wieder aus. Wir wollen schließlich nicht, dass er irgendwelche Flecken abbekommt. Ich muss zur Floristin, um mich mit ihr über die Blumengestecke auf der Hochzeit zu unterhalten.“ Frau Brecheisen und Clément verließen den Saal wieder und Felix betrachtete sich noch ein letztes Mal im Spiegel. Von dem Jungen aus dem Waisenhaus war optisch betrachtet nicht mehr viel übrig. Schließlich zog Felix den Anzug wieder aus und gerade als er lediglich in seiner Unterwäsche im Saal stand, öffnete sich die Tür aufs Neue und Lucas betrat pfeifend den Raum. „Uuuh, sexy, sexy!“ „Sehr witzig. Hast du schon einmal was von Anklopfen gehört?“, fragte Felix ihn genervt. Lucas rollte mit den Augen und ignorierte die Frage. „Kaum zu glauben, dass du bei der ganzen Schmierenkomödie mitmachst. Dir ist schon bewusst, dass meine Eltern dich nur deshalb adoptiert haben, weil sie nicht wollen, dass ich einen Jungen heirate. Du warst der einzige schwule Junge in dem Kinderheim. Sobald die Hochzeit aber vorüber ist, werden sie dich abstoßen, wie einen räudigen Hund. Vertrag hin oder her. Meine Eltern finden einen Weg.“ „Danke für dieses beschauliche Bild in meinem Kopf.“, gab Felix ironisch zurück. „Du sagtest, deine Eltern wollen nicht, dass du einen Jungen heiratest? Da stellt sich mir aber die Frage, ob du nicht dennoch auch schwul bist und dir deine Eltern es nur verbieten, so zu sein, wie du bist.“ Felix blickte Lucas eindringlich an. Seine Worte brachten Lucas leicht aus der Fassung.
Damian – Teil 21 Seitdem Damian seinem Freund die ganze Wahrheit über ihn und seinen Bruder erzählt hatte, herrschte eisernes Schweigen zwischen den Beiden. Es hatte zwar nicht den Anschein, als wäre Timo sauer oder enttäuscht, aber Damian blieb es nicht verborgen, dass sein Freund ihm aus dem Weg ging. Das jedoch bereitete Damian fast noch mehr Sorgen. Er hätte es verstanden, wenn Timo wütend sei und ihn angeschrien hätte, dass er jetzt aber so gar kein Wort mehr mit ihm wechselte, passte rein gar nicht zu ihm. Timo war im Grunde genommen ein Mensch, der immer gerade heraus sagte, was er dachte und fühlte. Ein „Guten Morgen“ und „Es ist noch Kaffee für dich in der Kanne“ war jedoch das höchste der Gefühle an Worten, die er momentan an Damian richtete. Nach einer Woche hatte Damian von dem Schweigen aber genug und er beschloss, die Stille selber zu durchbrechen. Timo saß gerade auf dem Balkon und las ein Buch, als Damian sich zu ihm gesellte und ihn die Frage aller Fragen stellte: „Willst du, dass wir uns trennen?“ Zuerst glaubte Damian, dass Timo ihn weiterhin ignorierte, weil dieser keinerlei Reaktion zeigte, aber dann sah Timo doch noch von seinem Buch auf und blickte Damian mit einem Blick an, den er nicht zuordnen konnte. Seine Augen waren nicht vor Hass, Wut, Schmerz oder Enttäuschung erfüllt. Sie wirkten eher sorgenvoll. „Willst du denn, dass wir uns trennen?“, gab Timo die Frage zurück. „Eigentlich hab ich dich das als erstes gefragt, aber gut, wenn du den Spieß umdrehen willst, dann lass ich das über mich ergehen.“, sagte Damian betrübt. „Ich gehöre eigentlich nicht zu denjenigen, die bei der erstbesten Beziehungskrise mit dem anderen Schluss machen. Nur in unserem Fall dauert diese Krise nun schon längere Zeit an, auch wenn ich mir das lange nicht eingestehen wollte.“ „Du sprichst von unserer offenen Beziehung?“, harkte Timo nach und legte sein Buch nun ganz zur Seite. „Ich hab befürchtet, dass das für einen Riss zwischen uns gesorgt hat. Das war mein Fehler!“ „Naja, ganz unschuldig bin ich ja auch nicht. Ich war schließlich damit einverstanden.“, meinte Damian, um die ganze Schuld nicht bei Timo abzuwälzen. Timo beugte sich nach vorne und Damian konnte nun einen bitteren Schmerz in seinen Augen erkennen. „Es spielt keine Rolle, wer Schuld an was trägt. Das einzige was eine Rolle spielt, ist was du empfindest.“ Damian blickte seinen Freund verwirrt an. Also wurde dieser etwas präziser. „Liebst du mich noch genauso wie früher, oder liebst du nunmehr jemand anderen – nämlich meinen Bruder?!“
Fortsetzung folgt ... am Donnerstag, den 13.April 2023!
Flo – Teil 16 Flo ging still ihrer Arbeit nach und wechselte mit ihren Kollegen kaum ein Wort, außer es ging um die Bestellungen der Restaurant-Gäste. Sie hatte das ständige Gefühl, von allen beobachtet zu werden. Wie sich herausstellte, war der Chef sehr offen und ehrlich zu seinen Angestellten, weshalb er sie bereits im Vorfeld darauf hinwies, was Flo war. Flo war zwar deswegen keineswegs sauer auf ihren Chef, denn früher oder später wäre es ohnehin rausgekommen, aber sie hatte es satt, ständig zu hören, WAS sie war. Sie war ein Mensch und kein Cyborg, auf dessen Gefühle man herumtrampeln konnte. Lediglich in Manuela Klingenbach schien sie eine verständnisvolle Zuhörerin gefunden zu haben. Wären diese Unterstützung und das Geld nicht, welches sie in dem Restaurant verdiente, um ihre Studiengebühren zu bezahlen, dann hätte Flo den Job ganz schnell wieder gekündigt. Doch Flo wollte auch nicht klein beigeben und sich von ihren Kollegen drangsalieren lassen. Sie bewies Kampfeswillen und Durchhaltevermögen, egal wie schwarz der Tag auch zu sein schien. „Für mich bitte den Zwiebelrostbraten und eine Weißweinschorle.“, bestellte eine Frau bei ihr. „Und ich kriege einmal das Rumpsteak und ein Weißbier.“, bestellte ihr Ehemann bei Flo. „Bringe ich Ihnen sofort.“, sagte Flo, die sich die Bestellung auf ihrem Zettel notierte. Anschließend überreichte sie den Zettel einer ihrer Kolleginnen hinter der Theke, die sie nur geringschätzig ansah. „Was soll das heißen?“, fragte sie, als er den Zettel begutachtete. „Das kann man ja unmöglich lesen. So miserabel schreiben eigentlich nur Jungs…“ Plötzlich tauchte Manuela auf und zog den Zettel unter ihrer Nase weg. „Ich weiß gar nicht was du hast. Das lässt sich einwandfrei lesen. Vielleicht legst du dir mal eine Brille zu, denn offensichtlich siehst du schlechter als ein Nashorn, von denen man sagt, dass sie ein sehr schlechtes Sehvermögen besitzen.“ Das hat gesessen! Die Kollegin starrte Manuela und Flo missgelaunt an, sagte aber kein weiteres Wort und widmete sich der Bestellung. „Danke.“, sagte Flo leise zu Manuela, die sie daraufhin freundlich anlächelte. „Hallo Flo.“ Flo drehte sich überrascht um. Auf einmal stand Alexander hinter ihr.
Leonas – Teil 15 Leonas war glücklich. Die Tage, in denen er sich einsam und verlassen fühlte, waren zu Ende, denn nun war Kai wieder an seiner Seite. Die Frage, ob er ihm zu schnell verziehen hat, stellte sich ihm gar nicht. Leonas war sich seiner Körperstatur bewusst und ein Gedanke ließ ihn nie los: So einen gutaussehenden Freund wie Kai würde er nie mehr wieder bekommen. Ein oberflächlicher Gedanke? Auf jeden Fall, aber Leonas Selbstwertgefühl hatte auch enorme Risse bekommen. Die Sticheleien seiner Mitschüler, die zum Teil unter die Gürtellinie gingen, setzten ihm mehr zu, als er sich selber eingestand. Wenn er sich im Spiegel betrachtete, hasste er das Bild, welches er sah. Wenn er sich auf die Waage stellte, dann meldete sich sein schlechtes Gewissen. Kai merkte zwar oft an, dass er ihn so liebte wie er war und das es nicht nur auf das Aussehen, sondern auch auf die Persönlichkeit ankam, aber Leonas Selbstwertgefühl war schon so weit zerstört, dass diese Worte im Nichts verhallten. „Hey Leonas, hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Kai seinen Freund, als sie sich wieder einmal heimlich bei Leonas Zuhause trafen. Seine Eltern legten heute einen Wellnesstag ein, bei denen Leonas sie nicht begleiten wollte – wieder aufgrund seiner Körperstatur, obwohl er sich einredete, dass Kai der Grund sei, da er sich so natürlich mit ihm treffen konnte. Kai wollte sich noch immer nicht bei seiner Familie und seinen Freunden outen und so ging das Versteckspiel erneut weiter. „Wo bist du denn heute mit deinen Gedanken, hm?“, fragte Kai Leonas, während sie zusammen auf dem Bett saßen und Kai seinen Freund leicht von der Seite anstubste. „Wann wirst du allen erzählen, dass du schwul bist?“, platzte es aus Leonas heraus. Kais Mund stand leicht offen. Mit dieser Frage hatte er jetzt nicht gerechnet. „Bald.“, antwortete er. „Bald? Das hast du mir vor ein paar Wochen schon einmal gesagt.“, sagte Leonas unzufrieden. „Wann ist denn für dich „bald“?“ „Warum drängst du mich so. Wir sind doch gerade erst wieder zusammen gekommen. Das finde ich echt nicht in Ordnung von dir.“, meinte Kai, was Leonas zutiefst erschütterte. Jetzt war er also wieder Schuld? Das Thema wurde sofort totgeschwiegen, doch Leonas konnte sich nicht von den Gedanken befreien, dass sich Kai deshalb nicht outete, weil er sich für ihn schämte.
Moritz – Teil 19 „Du weißt, dass das verboten ist, was wir hier gerade machen?“, fragte Moritz Jacob im Flüsterton, während beide mit leisen Schritten durch die Gänge des Kinderheims schlichen. Jacob lief vorne weg, weil Moritz ein wenig Angst davor hatte, erwischt zu werden. Dennoch musste Moritz ihm den Weg weisen. Den Weg zum Büro von Herr Hendricks, in das sie jetzt einbrechen wollten. Es war kurz nach Mitternacht und alles schlief. Es war dunkel in den Gängen und nur an wenigen Stellen brannte ein kleines Licht, jedoch sehr gedämpft. „Verboten ist doch gut. Das bringt den nötigen Adrenalinkick mit ins Spiel.“, meinte Jacob, während er unaufhaltsam voranschritt, nachdem Moritz ihm sagte, dass er um die nächste Ecke biegen musste. „Und was wenn wir erwischt werden? Die könnten mich rauswerfen!“, meinte Moritz besorgt. „Ach Quatsch! Die werfen doch keinen Jungen raus, der keine Eltern mehr hat…“ Noch im selben Moment als Jacob das sagte, wusste er, dass er einen Fehler beging. Moritz war stehen geblieben und blickte Jacob erschrocken und traurig zugleich an. „Hey Mann, tut mir Leid.“, entschuldigte sich Jacob, sich seines Fehlers bewusst. „Das war dumm und unsensibel von mir…“ „Ja war es und ich trete dir gleich in den Allerwertesten.“, entgegnete Moritz. „Verdient hätte ich es…“, gab sich Jacob reumütig. „Nicht deswegen du Idiot! Geh weiter, oder wir werden wirklich noch erwischt!“, erklärte Moritz ihm, woraufhin die Beiden ihren Weg zum Büro fortsetzten. Es grenzte an ein Wunder, dass sie nicht erwischt wurden, aber schließlich schafften sie es zu ihrem Ziel, ohne entdeckt zu werden. „Wie gedenkst du eigentlich, dort hinein zu kommen?“, fragte Moritz seinen Komplizen, während er sich selbst dafür schlagen könnte, ihm diese Frage nicht schon eher gestellt zu haben. „Ach, ich kenn da ein paar Tricks.“, meinte Jacob, während sie vor der Tür standen. „Du willst mir jetzt aber nicht weismachen, du hättest rein zufällig eine Haarnadel in deiner Hosentasche, die auch noch reinzufällig die Tür aufsperrt, wie es uns in Filmen immer weisgemacht wird.“, sagte Moritz mit hochgezogenen Augenbrauen. „Pff…, sehe ich etwa so aus? Wer braucht schon eine Haarnadel, wenn er die Kreditkarte seines Vaters bei sich hat?!“ Jacob zog voller Stolz eine Kreditkarte aus seiner Hosentasche. Moritz runzelte mit der Stirn. „Wieso trägst du die Kreditkarte deines Vaters bei dir?“ „Och, die hab ich ihm vorgestern aus dem Portmonee stibitzt.“, erklärte Jacob ihm, diesmal ohne auch nur die geringsten Anzeichen von Reue zu zeigen. Und plötzlich stellte sich Moritz eine Frage: Wer war Jacob überhaupt?
Eric – Teil 16 „Als ich Levin geküsst hatte, vergas ich alles um mich herum, unter anderem auch Adam. Ich hab sogar vergessen, dass der Film zu Ende war und wir eigentlich das Kino hätten verlassen müssen.“, erzählte Eric unaufhaltsam weiter, während Dr. Böhmer ihm aufmerksam zuhörte. Es schien fast so, als hätte Eric endlich den Mut und die nötige Kraft gefunden, die ganze Geschichte zu erzählen. Sein Therapeut wollte es demnach partout vermeiden, ihn zu unterbrechen. „Inzwischen war schon die Putzkolonne aufgetaucht, um die Sessel vom Popcorn zu befreien. Wir wurden dann gebeten, den Saal zu verlassen, doch der schöne Abend war damit noch längst nicht zu Ende.“ In Eric´s Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. Die Erinnerung an damals stimmte ihn glücklich. „Es war bereits dunkel und Levin und ich spazierten durch die Stadt, Hand in Hand, und sprachen über Gott und die Welt. Ich glaub mit keiner anderen Person hab ich mich jemals so gut unterhalten, wie an diesem Abend mit Levin. Eigentlich hätte ich um Zehne Zuhause sein müssen, aber ich vergaß die Zeit um mich herum, denn mit Levin fühlte sich jede Sekunde wie die Ewigkeit an. Irgendwann sah ich dann aber doch auf die Uhr und musste mich schweren Herzens von ihm trennen – aber nicht ohne einen Abschiedskuss. Die Tage darauf trafen wir uns immer öfters und alles schien bester Dinge zu sein, wenn da nicht Adam gewesen wäre. Ich traute mich nicht, ihm zu sagen, was ich wirklich für ihn empfand, geschweige denn, dass ich mich in Levin verliebt hatte. Der größte Fehler meines Lebens! Ich hatte keine Ahnung, was das für Auswirkungen auf unser aller Leben haben würde.“ „Womit wir zum Kernpunkt deines Hierseins kommen.“, sagte Dr. Böhmer, der sich nun doch zu Wort meldete. „Eric…, ich höre dir wirklich gerne aufmerksam zu, aber wir müssen jetzt über das Wesentliche sprechen. Das, weswegen du heute hier bist.“ Eric lachte, obwohl ihm nicht danach zumute war. „Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte tot sein!“
Nils – Teil 16 Nils kletterte aus der Dusche und trocknete sich mit einem Handtuch ab, als sein Bruder an der Badezimmertür klopfte. „Hey Kleiner, bist du bald fertig. Ich muss dann auch mal rein!“ Nils band sich das Handtuch um die Hüfte und öffnete seinem Bruder anschließend die Tür. „Kannst rein, bin fertig.“, sagte er, während er sich noch schnell mit Deo einsprühte. „Sag mal, für wen machst du dich den so hübsch?“, fragte Ralf ihn breit grinsend. „Gehst du heute Abend etwa aus? Das würde ja einem achten Weltwunder gleichen.“ „Haha, du Komiker. Reinzufällig hab ich heute tatsächlich ein Date – und zwar mit dem tollsten, bestaussehensten und umwerfesten Jungen der ganzen Stadt!“, rief Nils seinem Bruder glücklich entgegen, während er sich langsam aus dem Badezimmer zurückzog. „Hey prima. Glückwunsch Kleiner!“, rief Ralf seinem kleinen Bruder ebenfalls glücklich zu. Er freute sich für Nils, für den er sich nur das Beste wünschte. „Hey, ich hab da eine Idee. Ich hab Mum und Dad erzählt, dass ich ihnen nächste Woche gerne meine neue Freundin vorstellen möchte. Wie wäre es, wenn du deinen Freund auch einlädst? Mum und Dad hätten sicherlich nichts dagegen. Das du auf Kerle stehst, hast du ihnen ja bereits verklickert, oder?“ Nils nickte. „Ja hab ich, aber findest du nicht, dass das noch ein bisschen früh wäre…?“ „Papperlapapp. Die sollen sich nicht so anstellen.“, sagte Ralf und winkte die Bedenken locker ab. „Das wird schon! Also abgemacht. Ich bring meine Freundin mit und du deinen Freund.“ „Oookay.“, sagte Nils etwas unsicher. „Also dann, gute Nacht!“ „Wie was? Gute Nacht?“, fragte Ralf nun irritiert. Nils guckte seinen Bruder mit großen Augen an und wiederholte seine Aussage: „Gute Nacht!“ Danach verschwand Nils in sein Zimmer und legte sich in sein Bett zum Schlafen, um bei wieder bei Valentin sein zu können. Ralf hingegen blieb sehr verwirrt im Badezimmer zurück.
Moritz – Teil 20 „Dafür kommen wir ganz sicher in die Jugendstrafanstalt.“, meinte Moritz, als sie es geschafft hatten, in Herr Hendricks Büro einzubrechen. „Man Moritz, du bist ja ein richtiger kleiner Schisser.“, zog Jacob ihn schmunzelnd auf, während er zugleich damit anfing, die Schubladen und Regale zu durchsuchen, um Hinweise auf Felix Verbleib herauszufinden. In einem Schrank standen unzählige Ordner, mit Daten über die Kinder in dem Heim. Zum Glück waren diese nach dem Alphabet geordnet, sonst hätten Jacob und Moritz sich schwer getan, etwas über Felix herauszufinden. So war ihnen das Glück hold und nach etwa einer viertel Stunde – die sich für Moritz aber wie eine Ewigkeit anfühlte – wurden sie fündig. „Na also.“, stieß Jacob erfreut aus, als er Felix Akte fand. „Felix Kiebitz, geboren im Jahr 2000, verlor seine Eltern mit vierzehn bei einem tragischen Autounfall. Adoptiert von Arnulf und Charlotte Brecheisen. Ja wohl, hier steht alles drin!“, rief Jacob erfreut, wohlgemerkt ein wenig zu laut. Doch ausnahmsweise störte sich Moritz nicht daran, denn als Jacob Felix` Akte laut vorlas, wurde ihm ganz flau im Magen. Felix verlor seine Eltern also ebenfalls bei einem tragischen Autounfall? Damit verband sie dasselbe Schicksal. Unweigerlich kamen Moritz die Erinnerungen an seine Eltern hoch. „Da steht auch die Adresse seiner neuen Familie drin. Oh man, dass ist ja am anderen Ende der Stadt.“ „Gut, können wir dann jetzt bitte gehen.“, brach Moritz sein Schweigen. Jacob nickte, während er sich die Adresse mit einem Filzstift auf seinem Arm notierte. Moritz schritt schon einmal voran, doch als er das Büro verließ, traf ihn der Strahl einer Taschenlampe im Gesicht.
Leonas – Teil 16 Leonas saß im Unterricht und schrieb von der Tafel ab. Seine Augen und seine Hände waren ganz dem Unterricht gewidmet, aber seine Gedanken waren einzig und allein bei Kai. Er wollte seinen Freund natürlich zu nichts drängen, aber wenn er sich nicht bald outen würde, dann sah er ihre Beziehung erneut in Gefahr. Doch würde Leonas die Kraft aufbringen, sich von ihm zu trennen? „Halt, da steht nicht Türkei, sondern Turkestan.“, sagte Sarah plötzlich neben ihm. Leonas blickte verwirrt in sein Heft, zur Tafel und wieder in sein Heft. Seine Freundin hatte Recht. Offenbar war er in seinen Gedanken so sehr bei Kai, dass er Türkei statt Turkestan schrieb. „Mensch Leonas, wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken?“, fragte Sarah ihn. Leonas schwieg. Er konnte ihr nicht von ihm und Kai erzählen, auch wenn er es gerne täte. Schon öfters hat er darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, wenn er mit seiner besten Freundin über seine Beziehung sprechen könnte. Sie hätte bestimmt ein paar hilfreiche Tipps für ihn, auch wenn sie Kai nicht ausstehen konnte. Der Tag verging und der Abend brach an. Leonas zog es vor, den Tag auf seinem Zimmer allein zu verbringen. Auf Gesellschaft hatte er heute keine Lust. Doch Kai meldete sich mit einer Nachricht bei ihm und wollte sich noch heute mit ihm treffen, also stand er auf, zog sich Schuhe und eine Jacke an und ging hinaus. Kai wartete auf ihn an ihrem geheimen Treffpunkt, einer Mountainbike-Anlage. Da heute schlechtes Wetter war, waren sie hier ganz ungestört. „Hey.“, begrüßte Kai ihn. „Danke, dass du so schnell gekommen bist. Ich hab mir Sorgen gemacht. Du warst heute so ruhig in der Schule und hast dich noch nicht einmal verabschiedet.“ „Ich bin immer ruhig in der Schule.“, warf Leonas leicht trotzig ein. „Und wieso sollte ich mich bei dir verabschieden? Um mich von deinen Kumpanen wieder anpöbeln zu lassen, wie fett ich doch sei?“ „Okay, du bist verstimmt, das verstehe ich, aber was soll ich deiner Meinung nach denn tun?“, fragte Kai ihn. „Sag es mir doch bitte Leonas.“ „Du weißt genau, was du für mich tun kannst…“, antwortete Leonas ihm. Kai wusste daraufhin nicht mehr, was er sagen sollte. Er legte seine Arme um seinen Freund und nahm ihn in die Arme. Im Trösten war er wenigstens gut. Leonas konnte Kais Herzschlag spüren und legte seine Arme ebenfalls um seinen Freund, als ihre beiden Herzen unerwartet zum Stillstand kamen. „Das glaub ich jetzt nicht.“, sagte eine Stimme. Wie aus dem Nichts stand Sarah plötzlich vor den Beiden. Ihr Mund stand offen und ihre Augen waren groß, von dem was sie da erblickte.
Flo – Teil 17 „Verflucht noch eins, was willst du hier, Alexander?“, fragte Flo wütend. Alexander blickte sich verwirrt um. „Das ist doch ein Restaurant und ich habe Hunger.“ „Und da kommst du ausgerechnet hierher? Stalkst du mich jetzt etwa?“, fragte Flo ihn erschüttert. „Du meine Güte, komm mal wieder runter. Hast du vergessen, dass ich schon einmal mit dir hier war und ich hier des Öfteren herkomme?“, erwiderte Alexander nun selbst genervt. „Ich wusste nicht, dass du hier inzwischen arbeitest. Ich denke, ich werde mir jetzt mal einen Platz suchen, denn allem Anschein nach, wird man hier nicht mehr vom Personal einem Platz zugewiesen. „Doch, doch, verständlich Sir. Verzeihen Sie bitte!“, rief Manuela, die noch immer daneben stand und alles mitangehört hatte. „Folgen Sie mir doch bitte.“ Manuela ging voran und Alexander folgte ihr. Flo blickte ihm nach. Sie glaubte nicht daran, dass er nur reinzufällig hier war, denn er hatte damals noch mitbekommen, wie sie hier nach der freien Stelle angefragt hatte. Doch wenn dem so war, was wollte er von ihr? Wollte er sie etwa noch immer zurückhaben? Er muss doch einsehen, dass er keine Chance mehr bei ihr hatte. „Hey du. Steh hier nicht so faul in der Gegend herum und verteil die Drinks.“, sagte die Kollegin hinterm Tresen. „Du glaubst wohl, du wirst hier fürs Rumstehen und Schwatzen bezahlt… Flo ignorierte die dumme Bemerkung ihrer Kollegin und nahm das Tablett mit den Getränken in die Hand. Alexander, der inzwischen einen Platz eingenommen hatte und von Manuela die Speisekarte überreicht bekam, winkte ihr schmunzelnd zu, was zur Folge hatte, dass Flo kurz unaufmerksam war, über die Handtasche eines Gastes stolperte und das Tablett zu Boden fiel. Das Klirren und Scheppern war im gesamten Restaurant zu hören. Flos Kollegen schüttelten lediglich den Kopf und sahen zu, wie Flo die Scherben vom Boden aufsammelte. Lediglich Manuela kam ihr zugleich zu Hilfe. Als Flo sich wieder erhob, konnte sie sehen, wie der Platz leer war, auf dem bis gerade eben Alexander noch gesessen war. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Offenbar behielt sie Recht mit ihrer Vermutung, dass er sehr wohl wusste, dass sie hier inzwischen arbeitete. „Entschuldige mich bitte kurz.“, sagte Flo zu Manuela und rannte verängstigt zur Toilette. Sie verriegelte die Kabine, kniete sich leicht hin und fing zu Weinen an. Flo war verzweifelt, verängstigt, aber auch wütend und traurig. Sie hatte das Gefühl, keiner würde sie wirklich verstehen. Sie wusste nicht mehr wohin mit ihren Emotionen, weshalb sie nur noch einen Ausweg sah. Sie krempelte sich die Ärmel ihres weißen Hemdes hoch, dass sie für die Arbeit trug, und zog eine Glasscherbe hervor, die sie sich vorhin beim Einsammeln in die Hosentasche gesteckt hatte. Flo begutachtete die Glasscherbe zunächst, bis sie sich die scharfe Kante in ihrem Arm schnitt.
Fortsetzung folgt ... am Karsamstag, den 8.April 2023!
Eric – Teil 14 „Glauben Sie, dass ich jemals über das alles hinwegkommen werde?“, fragte Eric betrübt, als er nach langer Abstinenz den Weg zu Dr. Böhmers Couch zurückgefunden hat. „Das liegt einzig und allein an dir Eric. Der Weg ist steinig und schwer und ich kann dir lediglich meine helfende Hand reichen, um dich wohlbehalten durchzubringen.“, antwortete der Therapeut ihm. „Ich glaube allmählich, dass ich darüber nie hinwegkommen werde.“, meinte Eric, dessen Augen feucht wurden. Die schlimmen Erinnerungen begleiteten ihn auf Schritt und Tritt und er verlor die Hoffnung, jemals wieder der Alte zu werden. „Das alles braucht Zeit. Vor allem aber musst du dir Zeit geben, das Erlebte von damals zu verarbeiten.“, erklärte Dr. Böhmer ihm. „Stehst du denn noch in Kontakt zu deinen Mitschülern?“ „Die haben sich alle von mir abgewandt, nach dem Vorfall von damals. Meine Väter lassen mich gerade von einem Privatlehrer unterrichten, aber ich weiß nicht, wie lange sie den noch bezahlen können.“, antwortete Eric. „Ich hab das Gefühl, ich falle jedem nur noch zu Last. Meine Väter geben sich wirklich Mühe, aber auch sie können nicht die Wunde in meiner Seele behandeln.“ „Eine Seele und ein Herz zu reparieren ist nicht zu vergleichen mit einer kaputten Vase oder einer kaputten Mikrowelle.“, sagte Dr. Böhmer. „Eine Vase kann man kleben und eine Mikrowelle im Notfall einfach austauschen, aber das Herz und die Seele eines Menschen sind weitaus zerbrechlicher und es bleiben immer Narben zurück, aber auch die verblassen mit der Zeit, wenngleich sie auch immer da sein werden und dich dein Leben lang begleiten werden.“ „Und was soll ich dann ihrer Meinung nach tun?“, fragte Eric nach. „Dir helfen lassen. Nicht nur von mir, auch von deinen Vätern, aber dazu benötigt es deine Mithilfe.“, antwortete Dr. Böhmer. „In unserer letzten Sitzung, die leider unterbrochen wurde, wolltest du mir erzählen, wann du Adam die Wahrheit über deine wahren Gefühle gebeichtet hast.“ Eric nickte. „Ja wollte ich… und genau in diesem Teil kommt nun Levin ins Spiel.“
Manuela – Teil 18 Manuela wandte sich zur Küchentür, aus der der Schrei kam, als auch schon die neue Köchin Irina Moustaki mit wütendem Blick aus der Küche kam und ins Büro des Chefs stampfte. Einer der zwei jungen Köche, die ihr vorhin galant die Tür aufhielten, grinste ihr hinterher. Der ältere Mann, der Manuela in ihre Arbeit einwies, fragte: „Was hast du jetzt schon wieder angestellt?“ „Sie hat mich gefragt, ob ich die Soße zu scharf finde, da hab ich nur gesagt, dass das einzig scharfe sie hier sei.“, antwortete der junge Koch. Manuela rollte innerlich mit den Augen. Was für eine plumpe Anmache und deswegen der ganze Aufstand? „Na gut, ich hab ihr zusätzlich auch noch in den Hintern gekniffen. Auch der ist scharf…!“ „Herrgott Junge, wann wirst du endlich erwachsen?!“, rief der ältere Bedienstete ihm zu und schlug ihm dabei auf den Hinterkopf, was zur Folge hatte, dass dem Koch die Mütze zu Boden fiel. „Nur weil der Chef dein Onkel von dem Restaurant hier ist, brauchst du nicht glauben, dass du dir hier alles erlauben kannst.“ „Ach seien sie doch still, sie alter Knauser.“, erwiderte der Koch nun genervt. Manuela hatte genug gehört und widmete sich wieder ihrer Arbeit, als sie in den Augenwinkeln sah, wie Florentine Neumann mit feuchten Augen im Gesicht auf die Toilette rannte. So sah ab sofort ihr neuer Berufsalltag aus und Manuela freute sich bereits jetzt auf den Feierabend.
Ricardo – Teil 17 Dass bei Gayromeo auch ein paar Kunden von Martin herumschwirren, hätte sich Ricardo eigentlich auch denken können. Nun hat ihn eben einer dieser Kunden von den Fotos wiedererkannt. Ein Mann, Mitte vierzig, schrieb Ricardo, wie toll seine Fotos geworden sind: „Du wirkst auf deinen Bildern sehr natürlich. Martin war schon immer ein sehr guter Fotograf, aber er beweist auch ein sehr gutes Händchen bei seiner Auswahl der Models…“ Ricardo tippte in die Tasten und antwortete zurück. So entstand eine kleine Unterhaltung mit dem Mann, der unerwartet nett zu sein schien. „Genaugenommen hat sich das nur zufällig ergeben, aber danke!“ Die Komplimente über seine Fotos machten Ricardo verlegen, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was er fühlte, als der Mann auf die Fotos mit ihm und Sanchez zu sprechen kam. „Mein persönliches Highlight waren aber deine Bilder mit dem heißen Spanier. Man die waren echt der Hammer!“, schrieb der Mann, der auf den Usernamen „Unicorn-70“ hörte. Ricardo musste unweigerlich schmunzeln und bekam bei den Gedanken an Sanchez bereits wieder einen Ständer. Dies erübrigte sich allerdings auch schnell wieder, als er daran dachte, dass Sanchez wieder in Spanien war und er seitdem keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt hatte. In der Zwischenzeit unterhielt er sich mit Unicorn-70 fleißig weiter: „Kennen Sie Martin persönlich?“ „Nicht direkt, nur per E-Mail.“, schrieb der Mann zurück und weiter: „Um ehrlich zu sein, wollte ich ihm mal ein paar Models für meine Transaktionen abwerben.“ „Sind sie Unternehmer einer Modelagentur?“, fragte Ricardo weiter nach, dessen Interesse damit geweckt wurde. Es dauerte ein paar Minuten, bis Unicorn-70 ihm antwortete. Ricardo dachte schon, der Mann sei offline gegangen, aber offensichtlich hat er an einer längeren Antwort gefeilt: „Nein. Ich hoffe du verurteilst mich jetzt nicht, wenn ich dir das erzähle, aber ich drehe Pornofilme! Nicht das mich das geil machen würde, ich verdiene einfach nur meinen Lebensunterhalt damit. Die Jungs die für mich drehen, kriegen gar nicht mit, wenn ich mit im Raum bin. Ich verfolge dabei auch gar keine Hintergedanken, also denk bitte nicht, dass ich ein perverser Lustmolch sei! Ich rechtfertige mich deshalb, weil das immer gleich alle denken, wenn ich ihnen sage, was ich beruflich mache. Dabei glaubst du gar nicht, was ich mir schon alles anhören musste. Hinterher gucken sich dann aber doch alle meine Videos an. Nun ja, ich muss jetzt auch weiter machen mit meiner Arbeit. Ein Video zurecht schneiden. Wenn ich dich jetzt nicht abgeschreckt habe, dann würde ich mich freuen, wenn wir wieder einmal miteinander schreiben würden. PS: Ich könnte dich mir gut in einer meiner Videos vorstellen!“
Damian – Teil 19 Timo schaltete den Fernseher aus, stand von der Couch auf und ging auf Damian zu. Ehe sich Damian versah, küsste sein Freund ihn heiß und innig. Erst als er sich wieder von ihm löste, konnte er nach dem Grund dafür fragen: „Weil ich dich einfach abgöttisch liebe und zu dieser dummen Idee mit der Offenen Beziehung überredet habe.“, erklärte Timo sein Handeln. „Ich will nur mit dir zusammen sein und mit keinem anderen!“ Das war der Auslöser, der auch Damians Herz wieder neu entfachte und ihn dazu verleitete, seinen Freund ebenfalls zu küssen. Vor einer Minute hatte er noch geglaubt, dass von ihrer Liebe zueinander von früher nichts mehr übrig sei, aber zum Glück hatte er sich geirrt. Sie war noch immer da und auch wenn es seltsam klang, es fühlte sich wie ein Neuanfang an. Damian legte seine Arme um Timo und fühlte die Wärme seines Körpers. Der Wunsch ihn nie mehr loszulassen, war so groß wie nie. Timo schien denselben Gedanken zu haben. Auch er legte seine Arme um Damian und hob ihn sachte hoch, als wäre er leicht wie eine Feder. Timo war nicht der muskulöse Typ, aber er war sehr groß, gute zwei Meter, und da war es für ihn natürlich ein Leichtes, den ein Meter fünfundachtzig großen Damian hochzuheben und ihn zugleich ins Schlafzimmer bis zum Bett zu tragen, wo er ihn schließlich auf den Rücken warf und sich über ihn abstütze. Was folgte war eine heiße Liebesnacht, bei der die Beiden alles um sich herum vergaßen. Dies war der erste Sex seit Wochen und es fühlte sich genauso schön und leidenschaftlich an wie früher. Sie sich unentwegt weiter, während sie oberkörperfrei im Bett lagen und sich gegenseitig zärtlich über die Haut streichelten. Damian hatte vergessen, wie schön es sich anfühlte, seine Hände über Timos zarte Haut fahren zu lassen und gleichzeitig seine Zunge in seinem Mund zu spüren. Was er aber nicht vergessen hatte, war wie gut sein Freund untenrum ausgestattet war. Jetzt gab es für Beide kein Halten mehr und kurz darauf lagen beide komplett nackt im Bett. Timo hörte auf Damian zu küssen und warf ihn auf den Bauch. Dabei grinste er lustvoll und kannte kein Halten mehr. Es war ein wildes, leidenschaftliches und romantisches Abenteuer, bis zu jenem Moment, als Damian wohl der bislang größte Fehler widerfuhr: „Hm ja, das fühlt sich toll an, Marcus!“
Jannik – Teil 17 Jannik saß an seinem Schreibtisch bei sich Zuhause und arbeitete an seinen Mathe-Hausaufgaben. Doch seit gut einer halben Stunde ging nichts mehr vorwärts, da Jannik bei einer Aufgabe einfach nicht mehr weiter wusste. Er rechnete, schrieb mit seinem Bleistift Zahlen in sein Heft und radierte sie kurz darauf wieder weg, weil er wusste, dass dies falsch war. Ihm standen die Haare zu Berge, so genervt war er von den Aufgaben, die Herr Meier ihnen auftrug. Irgendwann hatte Jannik einfach keine Lust mehr und warf den Bleistift auf den Schreibtisch. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, schloss seine Augen und wollte die Zahlen vergessen, die in seinem Kopf herumschwirrten. Doch irgendwie konnte er sich nicht so recht davon befreien, bis er an Herrn Kronthaler dachte. Noch immer hatte er Gefühle für den Referendar und er himmelte ihn heimlich an. Heute trug Herr Kronthaler eine besonders enganliegende Hose, die seinen Hintern gut zur Geltung brachte. Die Augen aller Mädchen in seiner Klasse waren nur auf Herrn Kronthaler gerichtet. Niemand ahnte, dass auch Jannik ein Auge auf den jungen Referendar geworfen hatte und wenn es nach ihm ginge, dann sollte das auch so bleiben! Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn jemand dahinter käme. Er wäre das Gespött der Klasse, nein, der ganzen Schule! Während Jannik über all dies nachdachte, kritzelte er völlig unterbewusst eine Zeichnung in sein Matheheft. Erst nach einer ganzen Weile, sah er, was er soeben getan hat. Ein rotes Herz mit den Flügeln eines Engels und einem großen K in der Mitte. Offensichtlicher konnte es kaum noch sein. Da fiel Jannik ein, dass er gar nicht Herrn Kronthalers Vornamen kannte. Ob er ihn mal danach fragen sollte? Oder ging das bereits zu weit? Er wollte keinesfalls in seine Privatsphäre einbrechen. Jannik schüttelte den Kopf, nahm sich den Radiergummi zur Hand und legte ihn beim Herz im Heft an.
Damian – Teil 20 „Hm ja, das fühlt sich toll an, Marcus!“ „Was hast du da gerade gesagt?“, fragte Timo seinen Freund und hielt sofort inne. Damian, der seine Augen geschlossen hatte und sich seiner Sehnsucht hingab, schlug mit einem Mal die Augen auf. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was er soeben von sich gegeben hatte. Die Lage war mehr als peinlich – sie war katastrophal! „Ich äh… weiß nicht…“ „Du hast soeben den Namen meines Bruders genannt.“, sagte Timo mit geschocktem Gesichtsausdruck, während er sich immer mehr zurückzog. „Nein, hab ich nicht.“, log Damian, der nicht wusste, was er tun sollte. „Und jetzt lügst du mich an?“, fragte Timo, der aus dem Bett stieg und sich seine Boxershorts wieder anzog. „Hast du etwa Gefühle für meinen Bruder?“ „Nein!“, entgegnete Damian sofort und etwas lauter. „Ich weiß nicht wieso ich seinen Namen gesagt habe. Vermutlich musste ich noch an unseren letzten gemeinsamen Nachmittag denken.“ „Also gibst du zu, dass du seinen Namen gesagt hast.“, entgegnete Timo daraufhin. „Ich… ich…“ Der Druck, der nun auf Damian lastete war zu groß und Damian konnte dem nicht mehr länger standhalten und platzte mit der ganzen Wahrheit raus: „Also schön, ich hatte Sex mit Marcus, aber das war bevor du ihn mir als deinen Bruder vorgestellt hast. Ich kannte ihn damals noch gar nicht und wusste nicht, dass er dein Bruder ist und er wusste nicht, dass ich dein Freund bin!“ Timos Augen wurden immer größer und der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er sagte kein Wort und ließ sich zurück aufs Bett fallen, wo er zunächst sitzen blieb und sich die Hände vors Gesicht schlug. Damian fühlte sich etwas leichter, nachdem die Wahrheit endlich draußen war, aber ebenso tat es ihm in der Seele weh, seinen Freund nun so zu sehen. Er hatte das schließlich nie gewollt. Das alles war eine Verkettung unglücklicher Zufälle. „Wieso hast du es mir nicht eher gesagt?“, fragte Timo ihn schließlich nach mehreren Minuten des Schweigens. „Weiß nicht. Aus Angst, dass du mich verlassen könntest? Weil es mir peinlich war und weil ich nicht wollte, dass du auf mich oder deinen Bruder wütend bist?“, erklärte Damian ihm selber ein wenig überfordert. Damian setzte sich zu seinem Freund auf die Kante des Bettes und beide schwiegen sich daraufhin erneut an. Keiner schien zu wissen, wie es nun weiter gehen sollte.
Eric – Teil 15 „Levin kam neu an unsere Schule. Seine Eltern waren aus den Niederlanden zu uns hergezogen, er konnte aber bereits perfekt Deutsch, da er auch hier in Deutschland aufgewachsen war.“, erzählte Eric, während seiner Sitzung bei Dr. Böhmer. „Levin…, er war so ziemlich das genaue Gegenteil von Adam. Adam war dunkelhaarig, Levin hingegen strohblond. Adam war gut ausgewachsen, Levin hingegen etwas schmächtiger und kleiner, aber sein Lächeln… es brachte Eisberge zum schmelzen – und es eroberte mein Herz im Sturm. Da ich meiner Gefühle für Adam lange Zeit nicht bewusst war, glaubte ich nicht an die Liebe auf den ersten Blick, bis Levin in mein Leben trat. Das mag jetzt wie ein albernes Märchen der Gebrüder Grimm klingen, aber Levin war mein kleiner Prinz, der die Sonne in mein Leben zurückbrachte. Ich hatte nur Dunkelheit vor Augen, aber mit ihm schien alles so einfach zu sein. Zunächst näherten wir uns nur ganz langsam an. Ich gebe zu, ich war ein wenig schüchtern und aufgrund von Adam auch ein wenig voreingenommen meinen Gefühlen für Levin gegenüber, aber ich konnte mich ihnen nicht verwehren und bereits nach einer Woche, küsste ich Levin. Wir hatten uns fürs Kino verabredet. Adam war an jenem Abend mit seinen Eltern zu einer Hochzeit bei Verwandten eingeladen. Also verbrachte ich meinen Samstagabend mit Levin im Kino. Wir teilten uns auch das Popcorn, was zur Folge hatte, dass sich unsere Hände immer wieder berührten, wenn wir zum Popcorn griffen. Ich spürte ein Kribbeln in meinen Fingern und mein Herz pochte wie wild. Levin war derjenige, von dem die erste Initiative ausging, als er seinen Arm um mich legte. Als der Film zu Ende war und der Abspann lief, sahen wir uns gegenseitig in die Augen und da tat ich es einfach: Ich küsste ihn! Ob ich es damals bereut habe? Nein, bestimmt nicht! Ob ich es heute bereue? Nein, auch nicht. Aber ich bereue es, nicht reinen Tisch mit Adam gemacht zu haben, bevor das mit Levin entstand. Ich glaubte damals, im siebten Himmel zu schweben, aber in Wahrheit war ich dazu verdammt in der Hölle zu schmoren.“
Ricardo – Teil 18 „Achthundert, neunhundert, eintausend. Eintausend Euro gehören dir, wenn du bei dieser einmaligen Angelegenheit mitmachst.“, sagte der Mann, der Ricardo gegenüber auf der Couch saß und ihm ein Bündel von Hundert-Euro-Scheinen zeigte, die er stolz in seiner Hand hielt. „S-So wenig?“, fragte Ricardo, der hoffte, dass dies nicht unfreundlich erschien. Der Mann lächelte zaghaft. „Schon klar, dein Körper ist dir mehr wert, als diese paar lausigen Scheine. Das verstehe ich, aber mehr kann ich dir nicht geben für eine einmalige Sache. Hättest du einen Vertrag bei mir, dann sehe die Angelegenheit schon wieder anders aus, aber das hast du ja bereits von vornherein abgelehnt, wie du mir in einer Message ganz deutlich klar gemacht hast.“ Ricardo überlegte kurz, denn er wollte sich das Ganze noch einmal ganz genau durch den Kopf gehen lassen. Dem Mann schien bewusst zu sein, was in Ricardos Kopf gerade vor sich ging. „Ich kann deine Bedenken diesbezüglich sehr gut nachvollziehen. Lass dir das alles noch einmal gut durch den Kopf gehen und melde dich dann einfach wieder bei mir, wenn du eine Entscheidung getroffen hast.“ Der Mann wartete, doch Ricardo stand nicht von seinem Sitzplatz auf. Er hatte bereits Zeit, sich das alles durch den Kopf gehen zu lassen, sonst wäre er jetzt nicht hier an diesem Ort. „Ich mach´s!“ „Junge, hast du dir das auch wirklich gut überlegt?“, fragte der Mann ihn noch einmal. „Du weißt, ich würde dich wirklich sehr gerne dabei haben, aber nur, wenn du dir auch zu hundert Prozent sicher bist. Ein Pornodreh ist nicht so angenehm, wie du dir das vielleicht vorstellst.“ „Jaja, da stehen ein paar Leute um mich herum und gaffen mich an, wie ich von einem anderen Kerl gefickt werde…“, sagte Ricardo frei heraus, da er sich das bildlich gut vorstellen konnte. Der Mann nickte. „Also bleibst du bei deiner Entscheidung?“ „Ja, ich bin dabei!“, antwortete Ricardo. „Wunderbar! Dann Herzlich Willkommen bei „Hard Cocks & Sexy Ass“.“, sagte der Mann namens Dennis Garson, den Ricardo bei GayRomeo kennengelernt hatte und der der stolze Besitzer eines Pornostudios war. Ricardo lächelte zaghaft und hoffte, seine Entscheidung nicht zu bereuen.
Fortsetzung folgt ... am Donnerstag, den 6.April 2023!
Manuela – Teil 16 Fast vierzehn Jahre waren vergangen, als Manuela das letzte Mal arbeiten ging. Seit der Geburt ihrer Kinder war sie immerzu zu Hause, um für sie zu sorgen, den Haushalt zu regeln und für ihren Mann da zu sein, wenn er abends von einem langen Flug nach Hause kam. Die Zeiten waren nun vorbei – und das in allen Belangen – und Manuela musste sich umstellen auf ihr neues Leben. Ihr Mann und ihre Tochter waren ausgezogen, sie hatte einen neuen Job und sie stand auf Frauen. Das war eine große Veränderung in ihrem Leben, aber momentan bereute sie keine ihrer Entscheidungen. Sie hatte Freundinnen die hinter ihr standen und ihr Sohn liebte sie nach wie vor. Lediglich Maries Verhalten ihr gegenüber stimmte sie immerzu traurig. Eine Besserung war leider nicht in Sicht, aber mit diesen Gedanken konnte sie sich jetzt gerade nicht beschäftigen, denn heute hatte sie ihren ersten Arbeitstag in dem Restaurant, in dem sie sich beworben hatte. Manuela stand vor dem Spiegel und nahm letzte Schönheitskorrekturen an sich vor, als ihr Handy vibrierte, welches neben dem Waschbecken lag. Manuela griff nach ihrem Handy und las die Nachricht, die ihr jemand geschickt hatte: „Toi, toi, toi heute, du schaffst das Honey!“ Der Nachricht folgte ein Kusssmiley, der Manuela das Herz erwärmte.
Leonas – Teil 14 Natürlich stimmte Kais Nachricht Leonas überaus glücklich, dennoch ließ er ein wenig Vorsicht walten. Warum hat Kai sich so plötzlich umentschieden und will nun doch wieder mit ihm zusammen sein? Um dies zu verstehen, ließ sich Leonas auf ein Treffen mit ihm ein. Natürlich tat er das – er liebte Kai – und sein einziger Wunsch war es, mit ihm wieder zusammen zu kommen. So kam es noch vor Schulbeginn am nächsten Tag zu dem besagten Treffen. Kai wartete in einer kleinen Seitenstraße auf Leonas, in der sich lediglich eine schwarze Katze aufhielt, die bei Leonas Eintreffen aber über eine Mauer kraxelte und verschwand. „Danke, dass du gekommen bist.“, sagte Kai und ein kleines Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Offensichtlich war er wirklich froh, Leonas zu sehen. Doch so leicht wollte er es Kai nicht machen. „Warum hast du dich so plötzlich umentschieden?“, fragte Leonas ihn mit ernster Miene. Am liebsten hätte er Kai einfach in die Arme genommen und ihn nie mehr losgelassen, aber so einfach war das alles nicht. „Erst machst du mit mir Schluss und jetzt willst du doch wieder mit mir zusammen sein?“ „Also ich…, ja will ich.“, sagte Kai, der seine Entscheidung von damals wohl wirklich bereute. Doch damit Leonas ihm Glauben schenkte, musste er sich schon etwas mehr anstrengen. „Also gestern raus, heute rein und morgen wieder raus, oder was?“, fragte Leonas ihn absichtlich ein wenig provokant. Er wollte sich von Kai nicht für dumm verkaufen lassen, egal wie stark sein Herz für ihn schlug. „Weißt du eigentlich, wie es mir die letzten Tage ergangen ist? Natürlich weißt du das! Du hast gesehen, wie ich im Sportunterricht umgekippt bin… Du willst doch nicht etwa wieder mit mir zusammen sein, um dein schlechtes Gewissen zu beruhigen, oder?“ „Ich will mit dir zusammen sein, weil ich dich liebe!“, entgegnete Kai verzweifelt. Kais Worte versetzen Leonas in eine kurze Schockstarre. „Was hast du gerade gesagt?“ „Das ich mit dir zusammen sein möchte?“, wiederholte Kai fragend. „Nein, das danach!“ „Da-Das ich dich liebe…“, wiederholte Kai verlegen. Erstmals lächelte Leonas Kai an. Dann kam er auf ihn zugestürmt und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Als sie sich wieder voneinander lösten, fragte Kai: „Bedeutet das, du verzeihst mir, einfach so?“ „Ja, weil ich dich ebenfalls liebe und dir deswegen diesen Fehler verzeihe.“, erklärte Leonas seinem Freund und die Zwei küssten sich ein weiteres Mal.
Moritz – Teil 18 „Lieber Jacob. Ich hoffe wirklich sehr, dass du meinen Brief an dich findest. Wenn jemand dazu in der Lage ist ihn zu finden, dann du! Ich bedauere es wirklich sehr, dass ich mich nicht mehr von dir verabschieden konnte, aber plötzlich ging alles so schnell. Eine komische Frau tauchte hier auf, kurz nachdem du gegangen bist, und hat beschlossen, mich zu adoptieren. Mir ist nicht klar warum sie das tut, denn sie kennt mich erst seit wenigen Sekunden, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass mit der irgendwas nicht stimmt. Doch mach dir bitte keine Sorgen um mich, denn ich werde zu dir zurückkehren. Ich weiß noch nicht wie und wann, aber ich kehre zu…“ Hier endete der Brief und Jacob hörte auf, laut vorzulesen. „Naja, der Rest ist mir bekannt.“, sagte Jacob und zog den Fetzen Papier aus der Hosentasche, den Max vom Brief abgerissen hat. „…rück. Bitte warte auf mich. Felix!“ „Na endlich weißt du was Sache ist.“, sagte Moritz, der gespannt neben Jacob auf dem Bett saß und mit zugehört hatte. „Jetzt heißt es wohl einfach abwarten, bis er wieder zurückkommt.“ Jacob schwieg und gab sich nachdenklich. „Hm…“ „Und sollte er hier auftauchen, wenn du nicht da bist, dann werde ich ihm berichten, dass du seinen Brief gefunden hast und hier auf ihn gewartet hast.“ „Nein.“, sagte Jacob unerwartet, aber fest entschlossen. „Seit seinem Weggang sind inzwischen mehrere Wochen vergangen. Wenn er vorgehabt hätte, hierher zurückzukehren, dann wäre er schon längst wieder hier.“ „Naja, vielleicht gefällt es ihm aber auch in seiner neuen Familie…“, meinte Moritz. „Das…, oder ihm ist was dazwischen gekommen.“, sagte Jacob, der Moritz nun direkt in die Augen sah. Dabei waren sich ihre Köpfe sehr nah, ein wenig zu nah für Moritz Geschmack, der leicht nervös wurde, aufstand und wirr in seinem Zimmer umher lief. „Ich werde ihn suchen gehen.“, sagte Jacob schließlich, der von Moritz Gefühlschaos nichts mitbekam. Moritz blieb augenblicklich stehen und wirkte nur wenig erfreut über Jacobs Entschluss. „Felix hat in seinem Brief geschrieben, dass er zu mir zurückkehren will. Er ist nicht der Typ für falsche Versprechen.“ „O-Okay…, aber wo willst du anfangen zu suchen?“, fragte Moritz, der Jacobs Plan anzweifelte. Jacob lächelte dezent, denn er war nicht dumm. „Natürlich im Büro von Herr Hendricks!“
Felix – Teil 19 Felix und Amadeus warteten an der Straße auf Mathéo, der jeden Moment mit der Stretchlimousine eintreffen müsste. Wer hätte es gedacht, aber Felix empfand dieses Treffen als überraschend angenehm. Vor allem aber war es schön, mal aus der Villa herauszukommen und sich wieder unter andere Menschen zu mischen. Die Brecheisens hatten einen surrealen und steifen Eindruck bei Felix hinterlassen und jede Abwechslung war ihm deshalb stets willkommen. Felix blickte die Straße entlang und entdeckte ein Kino an der Kreuzung. Jetzt wusste er endlich, wo er sich gerade befand. Er blickte weiter die Straße hinunter, in die Richtung in der das Kinderheim lag, in dem er viele Jahre lebte. Sein Instinkt trieb ihn dort zurück, denn ihm war bewusst, dass Jacob auf ihn warten würde. Doch ein seltsames Gefühl hielt ihn davon ab und nicht zuletzt auch Amadeus: „Du musst mich übrigens nicht heiraten, wenn du nicht möchtest.“ „Was? Muss ich nicht?“, gab Felix überrascht von sich und drehte sich wieder zu seinem Verlobten um, der ihm ein sanftes und zufriedenes Lächeln schenkte. „Nein. Meine Eltern wollen mich vermählen, aber ich denke ich bin noch nicht bereit dazu zu heiraten.“, erklärte Amadeus ihm. „Genaugenommen geht es nicht einmal um mich oder dich, sondern wieder einmal nur um die Geschäfte, die meine Eltern und deine Adoptiveltern durch die Heirat abwickeln können. Das ist echt nervig, aber um meine Eltern stolz zu machen, will ich ihnen diesen Gefallen tun.“ „Also… willst du mich doch heiraten?“, fragte Felix nun völlig verwirrt. Amadeus lächelte. „Vorschlag zu Güte. Die Hochzeit findet statt. Wir lassen alles über uns ergehen und du sagst bei der alles entscheidenden Frage „Ja, ich will“, damit der Groll der Brecheisens nicht über dich hereinbricht. Ich hingegen werde „Nein“ sagen und alles ist geritzt. Meine Eltern werden zwar toben, aber es verstehen. Im Gegensatz zu dir, kann man mich nicht einfach so rauswerfen. Was sagst du dazu? Ist zwar mit Risiken verbunden, aber zumindest eine Option für uns Beide.“ „Also ich weiß nicht…“ Felix verzog skeptisch sein Gesicht, als auch schon Mathéo vorfuhr und ihnen die Türe aufhielt. „Also gut… abgemacht. Die Hochzeit findet statt!“
Damian – Teil 18 Freitagabend. Der Tag an dem sowohl Damian als auch Timo wieder einmal Spaß mit anderen Jungs haben konnten. Doch Timo war schon länger nicht mehr mit anderen Jungs aus und verbrachte die meisten Freitage inzwischen auf der Couch vor dem Fernseher. Damian ging die letzten Freitage zwar noch weiterhin aus, aber stets alleine und ohne auf der Suche nach netten Typen, mit denen er am Ende im Bett landete. Sein letzter One-Night-Stand war Marcus und das lag nun inzwischen schon einen Monat zurück. Die Erinnerung daran, war jedoch nach wie vor in Damians Gedanken verankert und es ließ ihn einfach nicht los, wie sowohl er, als auch Timo mit ihm Sex hatten. Sein eigener Bruder! Normalerweise sollte Damian Abscheu diesbezüglich empfinden, aber ehrlich gesagt fühlte er das genaue Gegenteil davon. Die Vorstellung machte ihn heiß… und geil. Damian hatte es gar nicht länger nötig mit anderen Jungs rumzumachen, denn seine Gedanken bescherten ihm schon selber ein reines Glücksgefühl. Doch ganz egal was er dabei fühlte, in einem Punkt war er unglücklich: Die Beziehung zu Timo befand sich zum derzeitigen Zeitpunkt auf dem Abstellgleis und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Timo die Reißlinie zog und ihre Beziehung beendete. Damian konnte sich selbst dafür schlagen, denn jetzt war er es, der das Ende ihrer Beziehung herbeiführen könnte. „Timo, wir müssen reden!“, rief er seinem Freund zu, denn der hatte den Fernseher mal wieder auf voller Lautstärke. Timo stellte den Fernseher leiser und blickte Damian wartend an. Er lag lediglich mit Boxershorts und einem Shirts bekleidet auf der Couch, neben ihm eine Chips-Tüte und auf ihm Chipskrümel. „Ehm… also wie soll ich es sagen…, ich äh…“ Ja was wollte Damian ihm jetzt eigentlich sagen? Das er Sex mit seinem Bruder hatte? Das er feuchte Träume von ihm und Timo hatte? „Was immer du zu sagen hast, beeil dich bitte. Der Dummkopf kriegt in der Sendung gleich eine aufs Maul. Das ist die witzigste Stelle im ganzen Film.“, sagte Timo ungeduldig. Also schön, dachte sich Damian und haute es raus: „Ich will keine Offene Beziehung mehr!“
Ricardo – Teil 16 Ricardo lag Zuhause in seinem Bett und hatte die Augen geschlossen. Eine Woche war vergangen, als er mit Sanchez gemeinsamen Sex hatte. Das Gefühl war unbeschreiblich und Ricardo erinnerte sich sehr gerne daran zurück. Weniger gerne erinnerte er sich aber daran zurück, was danach folgte: Sanchez verabschiedete sich von Ricardo und flog zurück in sein Heimatland. Seitdem herrschte eine ungewollte Funkstille zwischen den Beiden und auch mit Martin hatte er seitdem keinen Kontakt mehr. Ricardo versuchte sich von dem Abschied nicht zu sehr runterziehen zu lassen, immerhin hatte er durch die Sex-Fotos reichlich Kohle eingeheimst, wie ihm Martin in einer E-Mail mitteilte. Zwar war er noch lange davon entfernt, wie Dagobert Duck in Geld zu schwimmen, aber immerhin konnte er sich jetzt so einiges leisten, unter anderem die neue Nintendo Switch Konsole. Seinen Eltern erklärte er diesen Kauf damit, dass er dafür mehrere Monate gespart hatte, denn von seiner neuen Einnahmequelle wollte er ihnen lieber nichts erzählen. Sie hätten es nicht verstanden und würden sicherlich ausflippen, wenn sie erfuhren, woher das Geld stammte. Nur gut, dass er bald von Zuhause ausziehen wollte, denn wenn seine Mutter in etwas besonders gut war, dann in Dingen herumschnüffeln, die sie nichts angingen. Vor etwa drei Jahren, als Ricardo gerade in der Schule war, hatte sie es satt, den Saustall in seinem Zimmer mitanzusehen und räumte aufs gründlichste bei ihm auf. Das hatte zur Folge, dass sie auch seine Pornohefte unter seinem Bett fand – auf dem natürlich nur nackte Männer abgebildet waren. Immerhin: So blieb Ricardo das Outing erspart. Schön war es dennoch nicht, eher peinlich, aber zum Glück gingen seine Eltern letzten Endes locker mit dem Thema um. Doch bei seiner neuen Einnahmequelle würden die Zwei bestimmt nicht locker bleiben. Ricardos Laptop machte ein Geräusch, welches immer dann ertönte, wenn er eine neue Nachricht bei Gayromeo erhielt. Ricardo war nicht allzu neugierig darauf, wer ihm die Nachricht schickte. Es waren noch immer dieselben perversen alten Männer von früher. Einige von ihnen hatte er inzwischen gesperrt, aber es kamen stets neue bei ihm an. Doch als zwei weitere Nachrichten folgten, wurde Ricardo doch neugierig – naja ihm war eigentlich vielmehr langweilig. Ricardo öffnete die erste Nachricht und las: „Hallo, dich kenne ich doch. Du gehörst doch zu Martins Models oder nicht? Hab deine Fotos gesehen…, auch die Sex-Fotos!“ Ricardo schluckte einmal kräftig.
Manuela – Teil 17 „Unser Team bekommt heute reichhaltige Verstärkung in Form von Frauenpower.“, sagte der Chef des Restaurants, in dem Manuela heute ihren neuen Job als Kellnerin antrat. Nicht ihr Traumberuf, aber es brachte Geld ein. „Wenn ich kurz vorstellen darf.“, fuhr der Chef fort, während Manuela reihum in die Gesichter ihrer neuen Kollegen blickte. „Das ist Irina Moustaki aus Griechenland. Sie wird das Team in der Küche unterstützen.“ Der Chef zeigte auf eine bildhübsche junge Frau an die Dreißig mit langen blonden Haaren, die sie sich für den Einsatz in der Küche zu einem Zopf hochgebunden hat. Irina lächelte ihre Kollegen verführerisch zu – vor allem ihre männlichen Kollegen – und Manuela wusste sofort, wo bei ihr der Hase lief. „Dann haben wir hier Manuela Klingenbach, sie wird das Team im Servicebereich und beim Ausschenken verstärken.“ Manuela verbeugte sich galant vor all ihren Kollegen und ließ sie wissen, dass sie sich freute, sie alle kennen zu lernen. „Und zu guter Letzt darf ich euch noch Florentine Neumann vorstellen. Sie wird dem Serviceteam ebenfalls tatkräftig zur Hand gehen.“ Der Chef zeigte auf die junge Frau neben sich. Manuela kannte sie bereits, denn sie hatte sie nach ihrem Vorstellungsgespräch vor dem Restaurant angetroffen. Sie war damals irre nervös und Manuela versuchte sie zu beruhigen. Offenbar mit Erfolg, denn sie hatte den Job. „Sehr schön. Das wäre dann alles gewesen.“, sagte der Chef und klatschte dabei zweimal in die Hände. „Helfen Sie ihren neuen Kolleginnen bitte, sich gut hier einzufinden. In einer Stunde kommen die ersten Gäste, also zackzack, lasst das Fett in der Pfanne brutzeln und poliert die Gläser!“ Die Versammlung löste sich jäh auf. Die Köche verschwanden zusammen mit Irina in der Küche – zwei Köche hielten ihr breit lächelnd die Tür auf – und die Servicekräfte gingen ebenfalls ihren Verpflichtungen nach. Manuela wurde einem etwas älteren Herr zugewiesen, der in einem Jahr in den Ruhestand ging. Er zeigte ihr, wo sich das Geschirr, das Besteck, die Servietten, die Speisekarten und alle anderen wichtigen Utensilien sich befanden. Manuela hörte aufmerksam zu, um sich alles einzuprägen, als sie einen Schrei aus der Küche vernahm.
Flo – Teil 15 „Und zu guter Letzt darf ich euch noch Florentine Neumann vorstellen. Sie wird dem Service-Team ebenfalls tatkräftig zur Hand gehen.“, sagte der Chef, als er seinen Angestellte Flo vorstellte. Flo blickte reihum, stets bemüht, freundlich zu lächeln. Der erste Eindruck zählte und doch verspürte sie ein seltsames Gefühl, als ob alle Augen nur auf sie gerichtet wären. Nachdem der Chef die alte mit der neuen Belegschaft vertraut machte, wurde jeder der neu im Team war, einem der älteren anvertraut, um den Neuen in seine Arbeiten zu unterweisen. „Willkommen im Team. Florentine richtig?“, begrüßte sie ein junger Mann, der nicht älter als vierzig sein durfte. „Ja, aber all meine Freunde nennen mich nur Flo…, also wenn Sie wollen dann…“ „Nein will ich nicht, aber danke, „Nur-Flo“.“, sagte der junge Mann sofort und Flo glaubte einen gewissen Unterton aus seiner Stimme herauszuhören. Hatte sie den Mann irgendwie verärgert? Wohl kaum, den sie kannte ihn ja erst seit heute, ebenso wie alle anderen hier. Lediglich der anderen Frau, die heute ebenfalls neu im Service-Bereich anfing, war sie schon einmal begegnet. Bei passender Gelegenheit wollte sich Flo bei ihr bedanken. „Also ich werde dir alles zeigen und das Nötigste beibringen.“, fuhr der Mann unterdessen unbeirrt fort. „Pass bitte gut auf, denn ich werde alles nur einmal sagen und zeigen. Ich will keine unnötige Zeit mit jemanden wie dir verschwenden…“ „Wie bitte?“ Flo war schockiert, über die Ausdrucksweise des Mannes und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Entschuldigen Sie bitte, aber was habe ich Ihnen getan, dass sie so mit mir reden?“ Flo versuchte ruhig und freundlich zu bleiben, was ihr enorm schwer fiel. Der junge Mann legte die weißen Tischdecken zur Seite, die er aus einer Schublade zog und legte genervt seine Hände auf seine Hüfte. „Was soll schon sein. Hör mal, ich versuch wirklich aufgeschlossen mit allem und jeden umzugehen, aber auch ich habe meine Grenzen.“ „Was meinen Sie damit?“, harkte Flo nach, obwohl sie die Antwort bereits ahnte. „Na dich und deinesgleichen. Die ganze Belegschaft weiß davon, was du bist.“, antwortete der Mann, woraufhin Flo leicht die Kinnlade runterfiel. Plötzlich hörte sie einen Schrei aus der Küche.
Fortsetzung folgt ... am Dienstag, den 4.April 2023!
Moritz – Teil 16 Nachdem sich Jacob für diesen Abend angekündigt hatte, beeilte sich Moritz beim Abendessen, um wieder rechtzeitig zurück in seinem Zimmer zu sein. Dabei war ihm eigentlich klar, dass Jacob nicht vor Einbruch der Nacht auftauchen würde. Nur im Dunkeln konnte er sich leise auf das Grundstück schleichen und unbemerkt in sein Zimmer klettern. Irgendwie fand Moritz Gefallen an dieser Vorstellung, dass ein fremder Junge nachts einfach so in sein Zimmer geklettert kam. „Warum bist du so happy? Hast du ein Daaatee?“, fragte das Mädchen Lara ihn, die das letzte Wort besonders langzog und dabei ausgelassen grinste. „Deinen Teller hast du auch ganz schnell leer gegessen. Sonst isst du nie so schnell!“ Moritz war ein wenig perplex von Laras Auffassungsgabe und brachte nur ein zögerliches Lächeln zustande. Date? Schwachsinnig! „Und jetzt lächelst du ganz nervös, als ob du etwas zu verbergen hast!“ So langsam bekam er Angst vor dem Mädchen, die ihn wie ein offenes Buch las. „Was ist es? Erzählst du es mir? Ist es was… Böööses?!“ „Ich glaube du liest zu viele Mystery-Romane. Ich hatte nur Hunger.“, log Moritz sie an. Laras Lächeln verschwand und blickte auf meinen leeren Teller. „Aber es gab Gemüsesuppe.“ „Ja und? Ist schließlich gesund.“, argumentierte ich dagegen. „Du hast aber sogar deinen Rosenkohl aufgegessen. Kein Mensch mag Rosenkohl!“, entgegnete Lara argwöhnisch. Mit dieser Behauptung hatte sie vollkommen Recht. „Ich äh… also ich… ich liebe Rosenkohl!“, log Moritz sie weiter an, doch bei der Vorstellung einen ganzen Topf Rosenkohl zu verspeisen, musste er sich beinahe übergeben. „So und ich muss jetzt auch auf mein Zimmer. Ich muss… äh… mein Bett machen. Bis dann!“ Moritz verschwand eiligst aus dem Speisesaal und obwohl er sich nicht mehr umdrehte, wusste er genau, dass Lara ihn penetrant hinterher starrte. Moritz beeilte sich, um in sein Zimmer zu kommen und schloss hinter sich die Tür ab. Erleichtert atmete er aus. Das Fenster stand offen, der Vorhang flatterte, denn es wehte ein leichter Nachtwind. Moritz setzte sich auf sein Bett und wartete – auf Jacob. Ein Date? Völliger Schwachsinn!
Flo – Teil 14 Flo musste zweimal hinsehen, um zu glauben, dass es wirklich Alexander war, der plötzlich vor ihrer Tür stand. Mit ihm hatte sie heute nicht gerechnet – genaugenommen nie wieder mehr! „W-Was tust du denn hier?“, fragte sie überrascht, aber auch ein wenig erbost. „Du bist wohl nicht erfreut, mich zu sehen. Nun ja, ich kann es dir nicht verdenken.“, entgegnete Alexander, der vor der Tür stand. Flo machte keine Anstalten ihn hereinzubitten. Sie hoffte, dass er sich an der Tür geirrt hat und gleich wieder verschwand. „Hör zu Flo. So wie das zwischen uns abgelaufen ist, dass tut mir einfach schrecklich Leid. Ich hätte nicht so schroff sein dürfen, aber ich war erschrocken, verstehst du?!“ „Nein, eigentlich nicht.“, log Flo. Sie konnte sich in der Tat gut in Alexander hineinversetzen, dennoch haben seine Worte sie schwer verletzt und das wollte sie nicht einfach so auf sich beruhen lassen. Entschuldigung hin oder her, dafür war er ohnehin reichlich spät dran. „Ich war einfach geschockt, als du mir erzählt hast, dass du in Wirklichkeit ein Junge bist.“, erzählte Alexander selbst ein wenig sauer. „Ich dachte ich date eine Frau, ich bin schließlich nicht schwul!“ „Um Gottes Willen, du begreifst ja scheinbar gar nichts!“, entgegnete Flo nun wieder wütend. „Ich BIN eine Frau. Das ich mal ein Junge war, ist schon lange her. Kriegst du das irgendwie in deinen Schädel rein? Außerdem macht dich das nicht zu einem Homosexuellen, wenn du auf mich stehst!“ „Ja, aber ich…“ Alexander wollte sich weiter rechtfertigen, aber Flo ließ ihm keine Gelegenheit mehr dazu. „Nein, jetzt hörst du mir mal zu. Du machst mir Vorwürfe, weil ich dir nicht gleich die Wahrheit gesagt habe? Danke, aber die mache ich mir selber schon zur Genüge. Deine Unwissenheit wie du mit diesem Thema umzugehen hast, dafür kannst du auch nichts, aber hier einfach aufzutauchen, dich bei mir zu entschuldigen und mir im gleichen Atemzug Vorwürfe zu machen, ist schon etwas sehr dreist. Was soll mir das Ganze jetzt eigentlich sagen?“ Alexander war auf einmal ganz klein und mutlos, als ob Flo ihm an die Eier gepackt hätte. „Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich es noch einmal mit dir versuchen würde…“ Flo schnaufte verächtlich. „Dein Ernst? Niemals!“ Und damit war das Thema für sie erledigt. Sie knallte die Tür vor Alexanders Nase zu und schleppte sich wütend und traurig zurück auf die Couch.
Nils – Teil 14 „Valentin! Valentin!“ In seinen Träumen rannte Nils durch die Straßen, egal ob bei Tage und bei Nacht, doch von Valentin fehlte jede Spur. Nils bekam es mit der Angst zu tun. Was wenn Valentin etwas zugestoßen war? Nils verfluchte sich selber dafür, dass er nie nach Valentins Adresse gefragt hatte. Diese Erkenntnis kam zu spät und half ihm leider auch nicht weiter. „Valentin!“ „H-Hey Nils.“ Eine Stimme. Nils drehte sich um, denn er hoffte natürlich, dass Valentin endlich zu ihm zurückgekehrt sei, doch plötzlich schlug er seine Augen auf. Seine Nachttischlampe brannte und sein großer Bruder Ralf hatte sich über ihn gebeugt und blickte ihn mit besorgtem Gesichtsausdruck an. „Ich weiß, du magst es nicht wenn man dich weckt, aber ich hab dich schreien gehört und als ich nachsehen kam, hast du im Bett herumgestrampelt wie wild. Da hab ich mir Sorgen gemacht. Du hattest einen Albtraum, aber jetzt ist alles wieder gut.“ Nils wandte sich im Bett hin und her. Er war ein wenig verschwitzt, sein Puls raste und er spürte, wie sein Kopf vor Schmerzen brannte. Er griff nach dem Glas Wasser, das immer neben seinem Bett stand und trank es in einem Zug leer. Danach ließ er sich wieder in sein Kissen zurückfallen und versuchte sich zu beruhigen. „Nichts ist gut. Nicht solange er nicht wieder da ist.“ „Er? Wen meinst du?“, fragte Ralf seinen Bruder nun neugierig, während er sich auf dessen Bettkante hockte. Auch er trug bereits seinen Schlafanzug, aber so wie Nils ihn kannte, hatte er noch mit seiner neuen Freundin geschrieben, bis er ihn schreien hörte. „Meinst du etwa diesen Valentin?“ Nils blickte seinen großen Bruder überrascht an. „Du hast im Schlaf von ihm gesprochen. Du hast immerzu nach ihm gerufen. Wer ist denn dieser Valentin? Ein Schulfreund von dir?“ „Er…, er ist mein Freund.“, sagte Nils schließlich und fügte leise hinzu. „Ich liebe ihn…“ Nils zog sich leicht die Bettdecke über den Kopf. Sein Outing vor seinem Bruder hatte er sich immer anders vorgestellt, aber jetzt war es endlich raus. Ralf beugte sich weiter über Nils und zog ihm die Bettdecke leicht weg. Nils hatte Angst, dass sein Bruder nun wütend sei und ihn dafür verabscheute, aber dem schien nicht so. Er lächelte sanft und legte seine Hand auf Nils` Stirn. „Hm… ich glaube du hast leichtes Fieber.“ „Hast du mich nicht richtig verstanden?“, harkte Nils unsicher nach. „Oh doch, sehr gut sogar. Und weiter? Du stehst auf Jungs, ist doch klasse. Wenn ich nicht der festen Überzeugung wäre, dass ich Hetero bin und auf Mädels stehe, dann würde ich sofort auf Jungs umsteigen. Die sind nämlich viel unkomplizierter…“ Ralf lächelte. Nils war sprachlos. In diesem einen Moment wusste er, dass er in seinem Herzen immer einen Platz für seinen großen Bruder hatte. Doch was mit Valentin geschehen war, dass wusste er noch immer nicht.
Felix – Teil 17 Amadeus Wohlfahrt war der Sohn eines Staatsanwaltes und einer Immobilienmaklerin. Seine Eltern brachten also reichlich Kohle mit nach Hause und so genoss er sein Leben in Saus und Braus – eben wie Lucas. Seine Haare waren dunkelblond und zu einem Scheitel frisiert. Seine Augen hatten ein dunkles grün und seine Statur war eher schmächtig, ähnlich Lucas. Dass er sich nun hier im Park mit Felix treffen wollte, war nicht nur eigenartig, sondern absolut unverständlich. Was hatte er vor? Seine Eltern und Felix` Adoptiveltern hatten miteinander vereinbart, dass ihr Kennenlerntreffen in der Villa der Brecheisens stattfinden soll, dass er diesen Plan nun umwarf, machte ihn in Felix Augen nicht unbedingt sympathischer, eher noch verdächtiger. Immerhin aber trug Felix nun lockere Kleidung: Ein hellblaues Shirt und orangefarbene Shorts. Knallbunt, aber fröhlich, passend zu dem sonnigen Wetter und dem Ort, an dem sie sich nun trafen – dem Kinderspielplatz. „Guten Tag Felix. Es freut mich, dich wiederzusehen.“, empfing Amadeus Felix recht herzlich und reichte ihm sogar die Hand zur Begrüßung. Zaghaft reichte Felix ihm die Hand, während Mathéo sich langsam davonmachte. „Wie besprochen, werde ich Sie beide in etwa einer Stunde wieder hier abholen. Bis später!“ Nachdem Mathéo zurück in die Stretchlimousine gestiegen ist und davonfuhr, klatschte Amadeus erfreut in die Hände. „Prima. Darf ich dich zu einem Eis einladen? Ich esse am liebsten Pistazie und Walnuss und was sind deine Lieblingseissorten?“ Schließlich brach der Gedanke aus Felix heraus, der ihm schon die ganze Zeit im Kopf rumspukte: „Okay, was soll dieses Schmierentheater hier?“ „Bitte? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“, antwortete Amadeus ihm, der sich ahnungslos zeigte. „Na das alles hier! Wieso bestellst du mich an diesen Ort und dann auch noch in dieser Kleidung…“ Felix musterte Amadeus von oben bis unten, denn auch er trug lässige Straßenkleidung. Ein grünes Shirt und eine kurze Khakihose. „Komm, das ist doch überhaupt nicht dein Stil, oder?“ „Was wenn doch?“, entgegnete Amadeus, dem sein Lächeln nicht aus dem Gesicht zu zaubern war. „Was wenn ich ganz anders bin, als du erwartet hast? Ich verlange gar nicht von dir, dass du mir glaubst, aber gib` mir wenigstens eine Chance. Bitte!“ Felix starrte Amadeus an. Er war überrascht.
Nils – Teil 15 Tage und Nächte vergingen – doch zu Nils` Leidwesen und großer Sorge, blieb Valentin weiterhin verschwunden. Dabei wünschte er sich nichts sehnlicher, als wieder mit ihm zusammen zu sein. Doch stattdessen plagten ihn Albträume in Form eines Wasserparks mit Alligatoren, die Touristen aufaßen, oder dass er gezwungen wurde, einen Jungen zu heiraten, den er gar nicht liebte. Jeden Morgen schlug Nils leidend und traurig die Augen auf. Auf die Schule hatte er keine Lust mehr und seiner Familie ging er wenn möglich aus dem Weg, um seinen Frust nicht bei ihnen abzuladen. Nils Glaube, dass er Valentin jemals wiedersehen würde, war beinahe verschwunden, als er ihn eines Nachts wie durch ein Wunder doch wieder begegnete. „Wo warst du?!“, rief er ihm entgegen, als er auf Valentin zu rannte und ihn erleichtert in die Arme schloss. „Ich.. weiß nicht. Ich war hier, aber du hast mich nicht gesehen.“, antwortete Valentin ihm. Nils verstand nicht was er damit meinte, aber er war froh, seinen Freund doch noch in die Arme schließen zu können. „Hast du dir sehr große Sorgen um mich gemacht?“ „Und wie!“, entgegnete Nils mit feuchten Augen. Noch immer hielt er Valentin fest in seinen Armen, aus Angst, er könnte einfach so wieder verschwinden. „Bitte versprich mir, dass du mich nie – nie wieder verlässt! Bitte bleib für immer bei mir!“ „Ich verspreche es und dieses Mal werde ich mein Wort halten.“, sagte Valentin, was Nils selig stimmte. Er klammerte sich an seinen Freund, denn er glaubte, ihn zu verlieren, würde sein Tod bedeuten. Was er jedoch nicht wusste war, dass dies genau das Gegenteil der Fall sein könnte…!
Felix – Teil 18 Felix konnte nach wie vor nicht glauben, dass dieser Amadeus ganz anders als die anderen reichen Snobs zu sein scheint. Doch egal wie sehr er sich dagegen sträubte es zu glauben, Amadeus erwies sich bislang als sehr netter Junge. Er trug bequeme Straßenkleidung, hatte ein natürliches Lachen und auch sein sonstiges Auftreten wirkte sehr natürlich. „Hast du Hobbys?“, fragte Amadeus ihn zuletzt. „Hm, nicht so wirklich. Ich spiele gerne Fußball, aber das war auch schon alles.“, antwortete Felix ihm. Inzwischen hatten sie eine dreiviertel Stunde rumgebracht, indem sie ein Eis aßen, durch den Park schlenderten und sich letztlich auf eine Bank unter einem Baum saßen, wo die Sonnenstrahlen gelegentlich durchschimmerten. Anfangs hatte Felix immerzu auf seine Armbanduhr gesehen, da er Mathéos Rückkehr herbeisehnte, um von dem Jungen wieder loszukommen, aber inzwischen ging es eigentlich. Genaugenommen war dies der schönste Tag, seit er von den Brecheisens adoptiert wurde. So hatte er auch keine Scheu, die Frage zurückzugeben. „Und was machst du in deiner Freizeit so?“ „Außer mich mit meinem Verlobten treffen, der mich nicht ausstehen kann?“ Treffer ins Schwarze! Felix guckte beschämt zu Boden, wo ein paar Tauben die restlichen Brotkrümel einer alten Frau aufpickten. Amadeus lächelte breit. „Also ich spiele gerne Tennis und Badminton, geh regelmäßig zum Schwimmen, um mich in Form zu halten, und spiele für mein Leben gerne Klavier.“ „Ah, ein kleiner Amadeus Mozart also.“, gab Felix nicht minder überrascht von sich. „Sozusagen. Dreimal die Woche hab ich Klavierunterricht.“, erzählte Amadeus unbeirrt weiter. „Wenn du möchtest, dann kann ich dir mal etwas vorspielen.“ Felix gluckste. „Etwa auf unserer Hochzeit?“ Felix war klar, dass er die Stimmung vermieste. Eigentlich schien ihm Amadeus auch kein so übler Kerl zu sein, aber heiraten wollte er ihn dennoch nicht. Schließlich hatte er bereits einen Freund, den er inzwischen sehr vermisste. Wie es ihm wohl ging und ob er sich bereits Sorgen um ihn machte?
Moritz – Teil 17 Es war bereits halb elf, als Moritz ein Geräusch an seinem Fenster wahrnahm. Zunächst glaubte er sich getäuscht zu haben, oder dass es nur Max, sein Kater, gewesen ist, aber da tauchte Jacobs Kopf durch das Fenster auf. „Kuckuck!“ Jacob kletterte durch das Fenster in Moritz Zimmer und blickte sich um. „Hier in diesem Zimmer muss sich irgendwo der Brief von Felix befinden.“ „Ja…, sofern Max ihn nicht gegessen hat.“, gab Moritz sarkastisch von sich. „Also, du kannst dich gerne umsehen, aber nachdem du heute Nachmittag bei mir warst, hab ich bereits überall nach dem Brief gesucht und nichts gefunden. Vielleicht hat dein Freund ihn auch irgendwo anders versteckt.“ „Hm… glaube ich nicht.“, sagte Jacob, der zum Suchen anfing und als erstes natürlich den Kleiderschrank durchwühlte. „Felix und ich haben uns immer hier getroffen. Nie wo anders!“ Jacob wollte eine Schublade öffnen, doch Moritz hinderte ihn im letzten Moment daran. „Halt Stopp! Da nicht.“, sagte Moritz schnell, während er ganz rot im Gesicht wurde. „Warum nicht?“, fragte Jacob, doch als er Moritz beschämtes Gesicht sah, wurde es auch ihm klar. „Haha, da ist deine Unterwäsche drin, richtig? Okay, in der Schublade hättest du den Brief auch bestimmt schon längst gefunden, wenn er dort drin läge.“ Jacob blickte sich weiter im Zimmer um und suchte hinter der Heizung und hinter den Vorhängen. Auch das Bett wurde durchwühlt. Jacob hinterließ eine Schneise der Verwüstung. „Man, hier sieht es aber unordentlich aus.“, meinte er dann ganz frech, nachdem er Moritz Zimmer durcheinander gebracht hatte. „Nur damit eins klar ist: Das räumst du alles wieder auf!“, entgegnete Moritz, mit dem in Sachen Ordnung nicht zu scherzen war. „Bevor du mein Zimmer noch völlig auf den Kopf stellst. Gibt es nicht irgendwas, was dein Freund besonders gerne gemacht hat? Etwas, was nur du von ihm weißt.“ „Naja er spielt gerne Fußball, aber ansonsten…“ Jacob überlegte kurz und dann schien ihm tatsächlich etwas eingefallen zu sein. Er drehte sich abrupt um und wandte sich dem Tisch zu, der in der anderen Ecke des Zimmers stand. Auf dem Tisch hatte Moritz natürlich auch schon gesucht, aber es gab tatsächlich einen Ort, wo er nicht gesucht hatte: Unterm Tisch! Jacob legte sich rücklings auf den Boden und kroch untern Tisch. „Jawohl!“ Er wurde tatsächlich fündig. Felix Brief steckte unterm Tisch in einem Schlitz fest. Offenbar hatte Max ihn gefunden, ist hochgesprungen und hat ein Stück davon abgebissen, ohne den ganzen Brief zu erwischen. „Ich hab den Brief!“, rief Jacob glücklich. „Spitze, aber wie bist du auf die Idee gekommen, unterm Tisch nachzusehen?“, fragte Moritz ihn. Jacob hielt den Brief in seinen Händen und lächelte. „Felix mag es nicht, wenn man ihn als solchen bezeichnet, aber er versucht sich schon des längeren als Schriftsteller.“
Leonas – Teil 13 Leonas war alles andere als glücklich. Jetzt litt er schon an seinem leichten Übergewicht und an Liebeskummer, weil Kai ihn verlassen hat, da musste er jetzt auch noch seine Freundin anlügen. Natürlich hatte er Sarah nicht die Wahrheit über ihn und Kai erzählt. Sie hätte ihn vermutlich zuerst einmal ausgelacht, nur um dann schockiert festzustellen, dass er es ernst meinte, woraufhin sie sicherlich in Rage geriet, weil sie Kai nicht ausstehen konnte – nebenbei gesagt einer der wenigen Mädchen auf dieser Schule, die kein Gefallen an Kai fand, denn alle anderen flogen auf ihn wie ein Schwarm Bienen auf Honig. Leonas merkte, dass er sich immer mehr in Lügen verstrickte, aber wozu die Wahrheit sagen, wenn ihm ohnehin niemand glauben würde. Ob Sarah es ihm wirklich abgekauft hätte, wenn er ihr erzählte, dass er mehrere Wochen eine geheime Beziehung mit Kai geführt hat? Leonas zweifelte daran, also ließ er seine Freundin in dem Glauben, dass er einfach nur unglücklich aufgrund seines Übergewichts war und deshalb nur noch wenig gegessen und geschlafen hätte, was schlussendlich zu seinem Zusammenbruch führte. Die Lüge war glaubwürdig, denn Sarah schien keine Sekunde an dieser Geschichte zu zweifeln. „Oh man Leonas, du Dummerchen. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du völlig in Ordnung bist, so wie du bist. Dann hast du eben ein paar Pfunde mehr auf den Rippen, na und? Wenigstens läufst du nicht rum wie das Knochengestell Martha Jux.“ „Martha Jux? Sie ist ein Mädchen. Die sind von Haus aus schmächtiger gebaut.“, argumentierte Leonas dagegen, wobei er gar nicht so recht wusste wieso, denn er konnte froh sein, dass Sarah ihm die Geschichte abgekauft hatte. Aber wie bereits erwähnt: Glücklich war er damit nicht! Jedenfalls hat Leonas seiner Freundin versprechen müssen, in Zukunft wieder mehr zu essen und Sarah nutzte jede freie Minute, um dies auch zu überprüfen. In den Schulpausen ließ sie ihn keine Sekunde aus den Augen und wenn sie nachmittags zu ihm zu Besuch kam, da fragte sie seine Mutter, ob Leonas auch schön artig zu Mittag gegessen hat. Ihre Fürsorglichkeit machte Leonas verlegen, wenngleich er fand, dass sie etwas übertrieben reagierte, aber das war ihm noch immer lieber, als wenn sie von ihm und Kai erfuhr. Apropos Kai: „Hey, können wir bitte reden? Ich bereue unsere Trennung inzwischen und möchte wieder mit dir zusammen sein…“, las Leonas eines Abends auf seinem Handy. Kehrte das Glück zu ihm zurück?
Fortsetzung folgt ... am Samstag, den 1.April 2023 (Kein Aprilscherz)!
Da hab ich doch tatsächlich verpennt, dass ich hier gestern schon weitermachen wollte. Irgendwie war ich heute auf Dienstag und den 28.03, aber das war schon gestern. Na jetzt aber und morgen geht´s dann gleich weiter!
Nils – Teil 12 „Du hast da was im Gesicht.“, sagte Valentin zu Nils, während beide auf einer grünen Wiese lagen, auf der viele schöne bunte Blumen wuchsen. Sicher, das klang nach einem Traum, aber schließlich war es auch nur ein Traum. Valentin beugte sich über Nils und lächelte. „Eine Nase.“, sagte er schließlich und zupfte mit seinen Fingern ein wenig an Nils´ Nase. Nils fing zu Kichern an. „Hör auf, da bin ich kitzlich!“ „Aha, hab ich also deine Achillesferse gefunden!“, stieß Valentin hocherfreut aus. „Das ist unfair. Jetzt musst du mir auch deine Schwachstelle verraten.“, meinte Nils, der einen Sinn für Gerechtigkeit hatte, wenngleich es auch gar keinen Grund dafür gab. „Hm…“ Valentin schien zu überlegen. Das Lächeln war nicht aus seinem Gesicht wegzuzaubern. Nils mochte sein Lächeln sehr und wie er die Mundwinkeln verzog, wenn er über etwas nachdachte. Auch seine strahlenden Augen begehrte er, aber das meiste was er an Valentin liebte, war einfach sein natürliches und fröhliches Auftreten, frei von allen Sorgen und Problemen auf dieser Welt. „Du willst also meinen Schwachpunkt wissen?“ Nils nickte, als Valentin ihm diese Frage stellte. „Nun ja… ich denke…, dass wirst du selber herausfinden müssen.“, sagte Valentin, der plötzlich damit anfing, Nils am ganzen Körper auszukitzeln. Nils konnte sich nicht wehren und war seinem Freund hilflos ausgeliefert, während er unentwegt lachte. Nach ein paar Sekunden ließ Valentin ihn aber wieder in Ruhe, so dass Nils erst einmal nach Luft schnappen konnte. „Es gibt nur einen einzigen Schwachpunkt den ich habe.“, sagte Valentin schließlich und Nils blickte ihn neugierig an. „Und das bist du!“ Valentin lächelte und Nils lächelte verliebt zurück, ehe die Beiden sich küssten. Eng umschlugen lagen sie auch weiterhin auf der Blumenwiese, wo sie keiner störte. Es fühlte sich wie das Ende der Welt an, nur dass dies hier nicht das Ende für Nils darstellte, sondern der Beginn zu seinem Glück. „Sehen wir uns morgen wieder?“, fragte er Valentin, als er spürte, dass der Traum sich dem Ende näherte. „Ich bin da, versprochen!“, antwortete Valentin und Nils schlug seine Augen auf.
Jannik – Teil 15 Wie jeder Junge in seinem Alter, verabscheute Jannik die Schule. Der Unterrichtsstoff ödete ihn an, die Lehrer waren zumeist ätzend und obwohl er sich mit einigen seiner Mitschüler gut verstand, gab es auch jene, die ihn einfach nur auf die Nerven gingen. Doch es gab einen Lichtblick am Horizont: Herr Kronthaler! Klar war es vermessen zu glauben, dass dieser Mann sich ausschließlich ihm widmete, wo er ihm doch das Leben gerettet hat und er unterschwellige Gefühle für ihn hatte, aber ein Fünkchen Hoffnung war da und Wunschdenken war nicht verboten. Also genoss Jannik jede einzelne Sekunde mit dem jungen Referendar und gleich am Montagmorgen bot sich ihm eine neue Gelegenheit: „Warten Sie, ich helfe ihnen!“ Jannik war gerade an der Schule angekommen, als er Herrn Kronthaler aus seinem Auto steigen sah, dieser seinen Kofferraum öffnete und sich bis an die Schultern mit Schulunterlagen volllud. Jannik war so freundlich, ihm ein paar dieser Unterlagen abzunehmen, damit Herr Kronthaler den Kofferraum wieder schließen und sein Auto absperren konnte. „Danke Jannik, sehr freundlich von dir.“, bedankte sich Herr Kronthaler mit einem Lächeln im Gesicht, was Janniks Glückshormone wieder in Wallung brachte. „Aber gerne doch. Stets zu Diensten! Wenn Sie mal meine Hilfe benötigen, scheuen Sie sich nicht davor, mich zu fragen.“, scherzte Jannik und verbeugte sich dabei galant, wie im Mittelalter. Dies schien mit Erfolg gekrönt zu sein, denn Herr Kronthaler lachte ausgelassen. Herr Kronthaler und Jannik betraten die Schule und ihr Weg trennte sich erst, als der Referendar ins Klassenzimmer abbog. Jannik warf ihm ein paar Blicke hinterher und konnte nicht widerstehen, den knackigen Hintern in dessen passend anliegenden Jeans zu bestaunen. Wieder kam er ins Schwärmen, was von einem seiner Mitschüler aber nicht unbemerkt blieb. „Verliebt?“, fragte ihn dieser frei heraus. „Und wie!“, antwortete Jannik ungewollt. „Der Mann ist einfach ein Traum!“ „Jaaa, es ist traumhaft schön, verliebt zu sein.“, pflichtete ihm sein Mitschüler bei. Es war Nils!
Damian – Teil 17 „Was soll das heißen, ihr habt mehr als Bruderliebe füreinander empfunden?“, fragte Damian auf dem Nachhauseweg frei heraus. Die Aussage seines Freundes verwirrte ihn, was dazu führte, dass er jegliche Konzentration beim Autofahren verlor. „Können wir das Thema bitte zu Hause weiter besprechen.“, entgegnete Timo, dem es auch nicht entgangen war, dass Damian sich nur noch geringfügig aufs Autofahren konzentrierte, nachdem dieser über eine Ampel fuhr, die bereits orange anzeigte. „Äh nein? Ich will das jetzt wissen!“, sagte Damian entschieden, mit den Augen nach vorne, aber auch auf seinem Freund gerichtet. Dies führte dazu, dass er wirklich beinahe einem anderen Autofahrer hinten drauf fuhr. Er konnte jedoch noch rechtzeitig abbremsen. „Okay, das reicht. Fahr rechts ran. Ich setz mich ans Steuer!“, befahl Timo seinem Freund. „Wenn du davon redest, dass ihr mehr als Bruderliebe füreinander empfunden habt, meinst du damit echte Liebe – also wie bei uns zweien?!“, fragte Damian und ignorierte dabei Timos Worte. „FAHR RECHTS RAN, DAMIAN!“, rief Timo seinem Freund erneut zu, dieses Mal laut und deutlich. Damian war aufgewühlt, aber dieses Mal hörte er auf seinen Freund und fuhr bei der nächsten Gelegenheit rechts ran. Timo stieg sofort aus und Damian ebenfalls, doch zurück ins Auto schafften es beide nicht, denn Damian führte ihre Unterhaltung am Bordstein weiter: „Du und Marcus. Ihr wart mal zusammen? Soll das heißen, ihr hattet auch Sex miteinander?!“ „Würdest du bitte ein wenig leiser reden. Muss nicht gleich ganz Frankfurt wissen, dass ich und mein Bruder Geschlechtsverkehr hatten. Die Leute sind was das anbelangt, nicht sehr aufgeschlossen.“, sagte Timo etwas leiser und versuchte dabei zugleich auch Damian ein wenig zu beruhigen. „Ja, Marcus und ich waren zusammen und ja, wir hatten Sex, weil wir uns geliebt haben!“ Endlich war Damian still. Diese neue Information traf ihn wie ein Schlag und er brachte nur noch ein Wort heraus: „Wow!“ Timo war ganz bang zumute, wie Damian damit nun umgehen würde. Sicherlich nicht allzu gut, also versuchte er den entstandenen Schaden ein wenig zu verringern. „Inzest ist verboten, das weiß ich, aber bei uns bestand nie die Gefahr, dass einer schwanger werden könnte. Anfangs ging es uns nur um den Spaß dabei, aber irgendwann kamen auch echte Gefühle ins Spiel.“ Damian versuchte all diese Informationen in seinem Kopf zu verarbeiten, indem inzwischen ein heilloses Durcheinander herrschte. „Und dies ist inzwischen nicht mehr der Fall? Also ihr empfindet nichts mehr füreinander…, außer eben Brudergefühle?“ Timo antwortete zunächst nicht. Er zögerte.
Ricardo – Teil 15 Wenn jemand Ricardo vor ein paar Wochen gesagt hätte, was er heute treiben würde, dann hätte er demjenigen ins Gesicht gelacht, so unglaublich und surreal war das alles hier. Das Fotoshooting, der heiße Spanier und jetzt auch noch Nacktbilder. Die Frage, ob richtig oder falsch stellte sich ihm gar nicht, denn für ihn war im Moment nur eines wichtig: Sanchez so nah wie nur möglich zu sein! „Sehr gut, das macht ihr toll!“, rief Martin seinen beiden Nacktmodellen zu, während er eifrig dabei war, Fotos zu knipsen. „Ricardo, leg doch deine linke Hand mal auf Sanchez Hintern!“ Ricardo zögerte, obwohl er nichts sehnlichster wollte. Also tat er es und griff nach Sanchez strammen Hintern. Ein heißes Zucken durchflutete ihn, was einen Ständer zufolge hatte. „Haha, der Kleine wird in deiner Anwesenheit jedes Mal total wuschig, Sanchez!“, rief Martin dem Spanier zu. „Scheint ganz so.“, erwiderte Sanchez. „Aber wenn das so ist, dann lass uns die „Messlatte“ doch noch ein bisschen höher legen.“ Ricardo wusste nicht, was er damit meinte, bis sich Sanchez plötzlich noch enger an ihn schmiegte, sich zu ihm rüber beugte und ihm einen Kuss auf den Mund drückte. Zuerst war er ganz zärtlich, bis er immer leidenschaftlicher und wilder wurde. Ricardo erwiderte den Kuss natürlich, während Sanchez seine Arme nun ganz um ihn legte. Inzwischen lagen sie Oberkörper an Oberkörper. Ricardo fühlte den Schweiß auf seinem Körper und hörte, wie Martin weiterhin eifrig Fotos von ihnen schoss. Doch das machte ihm nichts aus, denn im Moment fühlte er sich wie im siebten Himmel. Sanchez löste den Kuss und lächelte. „Bist du bereit für die Krönung?“ Ricardo war so verknallt, dass er einfach nur nickte. Von seiner Seite aus, durfte Sanchez mit ihm alles machen, was er wollte und das tat er auch. Sanchez ging auf die Knie und Ricardo erlebte nicht nur den heißesten Sex seines Lebens, sondern auch den ersten, der auf Fotos festgehalten wurde.
Flo – Teil 13 Es war früher Sonntagabend und Flo lag auf der Couch und sah sich alte Heimatfilme im Fernsehen an. Sie war alleine, denn Sebastian war dieses Wochenende in seiner alten Heimat, um seine Familie zu besuchen. So hatte Flo die Wohnung ganz für sich allein und konnte sich seelenruhig entspannen. Diese Ruhe hatte sie auch nötig, denn morgen nach der Lesung in der Uni hatte sie ihren ersten Arbeitstag in dem Restaurant. Sie war aufgeregt, denn sie wusste nicht, wie ihre Kollegen auf sie reagieren würden, wenn sie ihnen erzählte wer sie war. Doch diesen Gedanken versuchte Flo schnell wieder zu verdrängen. Es half ja nichts und außerdem: Wer sie nicht so akzeptiere wie sie ist, der konnte ihr gestohlen bleiben! Es klingelte an der Tür. Wer konnte das sein? Flo blickte zur Uhranzeige auf dem DVD-Recorder. Für Sebastians Rückkehr war es noch zu früh und außerdem hatte dieser einen Schlüssel bei sich. Es gab für ihn also keinen Grund zu klingeln, außer er hatte seinen Schlüssel verloren. Flo stand auf und schlurfte gemütlich zur Tür. Kurz bevor sie sie öffnen wollte, beschlich sie ein ungutes Gefühl und sie hielt inne, während ihre Hand bereits auf dem Türgriff lag. Nach ein paar Sekunden des Zögerns öffnete sie die Tür dennoch, doch wünschte sie sich zugleich, sie besser nicht aufgemacht zu haben. „Hallo Flo. Störe ich?“, begrüßte Alexander sie. Was wollte der denn jetzt hier?
Felix – Teil 16 Felix saß genervt im Speisesaal und wartete. Ihm wurde aufgezwungen, einen Smoking zu tragen, doch da er noch keinen eigenen besaß, musste er sich von Lucas einen borgen, der ihm jedoch zu klein war, weshalb dieser nun sehr eng anlag. Gleich würde er sich mit Amadeus Wohlfahrt treffen, dem Jungen, dem er schon bald das Ja-Wort geben sollte. Eine wahnwitzige Vorstellung und die Leute, die dies umsetzen wollten, waren größenwahnsinnig! Niemals. Nie in seinem ganzen Leben würde Felix diesen reichen Bengel heiraten. Er wurde nicht einmal vorher gefragt, geschweige, dass er diesen Amadeus überhaupt kannte. Allein dessen Name brachte ihn zum Würgen. Butler Clément betrat den Speisesaal und seinem Gesicht nach zu urteilen, war der erwartete Gast inzwischen eingetroffen. „Mein Herr. Der junge Herr Wohlfahrt hat es vorgezogen, nicht hierher zu kommen.“ Wie jetzt? Gab es doch noch einen Engel, der Felix vor dieser Hochzeit bewahrte? „Er wünscht es, sie an einem anderen Ort zu treffen und zwar augenblicklich!“ Scheiß auf die Engel! Felix erhob sich aufgebracht von seinem Stuhl und stapfte aus der Villa der Brecheisens. Mathéo erwartete ihn bereits an der Stretchlimousine, in die Felix genervt einstieg. Normalerweise hätte er sich gefreut, einmal in so einem Auto mitfahren dürfen, samt eigenen Chauffeur, aber heute nervte ihn einfach alles. Erst der Streich von Lucas mit dem Haarfärbe-Shampoo, dann die Eskalation mit ihm am Pool und jetzt auch noch dieses Treffen mit seinem „Verlobten“. Was denn noch alles?! „Bevor ich es vergesse…“ Mathéo, der sich auf die Straßen konzentrierte, warf Felix durch den Rückspiegel einen Blick zu. „Amadeus Wohlfahrt wünscht es, dass ihr euch – und ich zitiere seine eigenen Worte – etwas lässiger kleidet. Neben euch findet ihr deshalb bequemere Kleidung, die ihr bitte gegen die jetzigen austauschen sollt.“ Verwirrung breitete sich in Felix aus. Was sollte das jetzt wieder? Es war zwar komisch, aber er war froh, aus diesem engen Smoking entfliehen zu können und auch wenn es ein wenig unbehaglich war, sich in der Limousine vor Mathéo umzuziehen, so tat er es dennoch. Kurz darauf war er fertig umgezogen und die Stretchlimousine hielt vor einem Spielplatz in einem Park an. War hier etwa der Treffpunkt? Dem schien so, denn Felix erspähte Amadeus, der ihn bereits erwartete.
Jannik – Teil 16 Jannik tippte unentwegt mit seinem Füller auf seinen Block, während er unruhige Blicke auf die Uhr über der Tafel warf. Es war gleich Schulschluss. Nur noch fünf Minuten. Doch für Jannik fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Seine Unruhe und seine Nervosität hatte einen triftigen Grund, denn in einem unbedachten Moment, hat er vor einem seiner Mitschüler zu bekennen gegeben, dass er in ihren Referendar verliebt war. Als er es gesagt hatte, war es schon zu spät und Jannik hatte Angst, was Nils mit dieser Information anstellen könnte. Es ihren anderen Mitschülern sagen? Wie würden sie reagieren? Die Mädchen würden vermutlich ins Kichern verfallen, während die Jungs anfangen würden, sie von ihm zu distanzieren. Das alles war eigentlich völlig nebensächlich, wenn es da nicht einen Punkt gab, der Jannik nicht egal war: Was wenn Herr Kronthaler auch davon Wind bekäme?! Die Schulglocke klingelte und Jannik erhob sich augenblicklich von seinem Stuhl, obwohl Herr Meier noch die Hausaufgaben für morgen verkündete. Zum Glück interessierte das die meisten ohnehin nicht und so war Jannik nicht der Einzige, der aufgestanden war. Jannik rannte im Zickzackkurs durchs Klassenzimmer und blieb vor dem Tisch seines Mitschülers Nils stehen. Als dieser Jannik sah, blickte er ihn mit großen unschuldigen Augen an. „Wir müssen reden.“, sagte Jannik ernst, guckte ernst, während die ganze Situation irgendwie komisch wirkte. „O-Okay…“, sagte Nils leicht verwirrt, aber einverstanden. „Du darfst mit keinem anderen darüber reden. Hast du mich verstanden?!“ „Muss ich wissen wovon du redest?“, entgegnete Nils, doch Jannik war sich unsicher, ob er dessen Aussage ernst nehmen sollte. „Und nur mal so fürs Protokoll: Ich bin hier der Einzelgänger in dieser Klasse. Ich hab keine Freunde, ergo auch niemanden, mit dem ich reden könnte…“ „Ich rede davon, was ich heute Morgen zu dir gesagt habe. In wen ich verliebt bin…“, sagte Jannik nach vorne gebeugt, um Nils möglichst nahe zu sein, damit auch nur dieser ihn hörte. Die Gefahr, dass ihre Unterhaltung mitangehört wurde, war aber äußerst gering, denn alle anderen waren damit beschäftigt, ihre Schulranzen zu packen und schnellstmöglich aus dem Klassenzimmer zu verduften. „In wen bist du denn verliebt?“, fragte Nils. Hatte er wirklich keine Ahnung? „Ich hab nur deinen Blick gesehen. Den kenne ich von mir und meinem Freund.“ „Also weißt du gar nicht, in wen ich…“, Jannik hielt überrascht inne, „…Moment, du hast einen Freund? Du bist schwul, so wie ich?“ „Du bist also auch schwul? Willkommen im Club!“, entgegnete Nils stolz und lächelte dabei breit. „Sorry Kumpel, aber ich muss jetzt los. Hab noch ein Date… mit meinem Freund!“ Und so verschwand Nils, während Jannik sich irgendwie nur noch blöd vorkam.
Nils – Teil 13 In den letzten Wochen lief Nils` Tagesablauf wie folgt ab: Zweisamkeit mit Valentin, aufwachen und in die Schule gehen, nach der Schule kurz was essen und schnell seine Hausaufgaben abarbeiten und schließlich ein kleines Nachmittagsschläfchen abhalten, ehe er den Abend mit seiner Familie verbrachte. So brachte er den Tag ganz gut vorüber, ehe er abends erneut ins Bett stieg und noch mehr Zeit mit Valentin verbringen konnte. Das dieser gar nicht echt war – eben nur ein Junge in seinen Träumen – dies schien Nils nicht mehr wirklich zu begreifen. Valentin machte Nils glücklich und das war alles, was für ihn zählte. Doch diesen Nachmittag sollte alles anders ablaufen… Nils hatte seine Hausaufgaben erledigt, nachdem er die Bohnensuppe seiner Mum hinuntergewürgt hatte. Doch als er sich ins Bett legen wollte, um Valentin zu begegnen, machten ihm die Bohnen einen Strich durch die Rechnung! Ohne Flachs, denn plötzlich fand sich Nils auf der Toilette wieder. Die Situation wäre irre komisch, wenn Nils nicht stinkwütend auf seine Mutter wäre. Was musste sie ihm auch diese eklige Bohnensuppe andrehen? Jetzt würde er Valentin verpassen. Ob er sich wohl schon fragt, wo er solange bleibt? „Verdammt! Mum, das Toilettenpapier ist alle!“ Einige Stunden später ging es Nils zum Glück wieder besser. Doch sein Nickerchen am Nachmittag konnte er natürlich knicken. Also beschloss er, diesen Abend noch früher ins Bett zu gehen, was auch seinem großen Bruder nicht verborgen blieb. „Du geht schon pennen?“, fragte Ralf ihn. „Es ist doch gerade mal acht Uhr. Du bist doch kein kleines Kind mehr, dass nach dem Sandmann schlafen geht.“ „Ich bin einfach müde.“, erklärte ihm Nils, was nur halbwegs stimmte. Endlich im Bett liegend, schloss Nils sofort seine Augen. Immerhin schlief er schnell ein, was ihn wieder ein wenig beruhigte, doch als er zu dem vereinbarten Treffpunkt kam, wo er sich mit Valentin treffen wollte, erwartete ihn eine Überraschung: Valentin war nicht da!
Fortsetzung folgt ... am Donnerstag, den 30.März 2023!
Part III war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Vielleicht ist dem ein oder anderen aufgefallen, dass Cosmo etwas in der Hintergrund gerückt ist und der Fokus neben Dylan mehr auf Ariana und Emmet lag. Letzterer hat sich jetzt verabschiedet. Ich hab Emmet damals rausgeschrieben, um Dylan neue Wege in der Liebe zu ermöglichen. Cosmo wird im 4.Part definitiv wieder mehr zu tun bekommen, aber auch Ariana wird weiterhin einen wichtigen Platz in der Geschichte einnehmen. Und ich weiß nicht wie es euch erging, aber bei der "Abschiedsszene" zwischen Dylan und Cosmo hatte ich feuchte Augen. Gut das Cosmo sich dazu entschieden hat, bei Dylan zu bleiben, oder was meint ihr? So und lest jetzt, was euch in Part IV ungefähr erwartet. Wie schon beim letzten Mal: Vorsicht Spoiler!
Vorschau auf Part IV
1. Dylan hat einen Freund?!: Ich legte meine Hand auf seinen Hinterkopf und zog ihn zu mir heran. Ich drückte ihm einen langen und leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen und wir lösten uns erst wieder voneinander, als mein Dad seinen innerlichen Hilfeschrei lautstark der ganzen Welt mitteilte.
2. Brandgefährlich!: „DAD!“ Ich schrie nie lauter. Ich rannte durch mein Zimmer, in den Gang und in das Schlafzimmer meines Dads, der bereits schlief. „Dad, wach auf!“ „W-Was?!“, hörte ich meinen Dad schlafgetrunken vor sich brabbeln. „FEUER!“, brüllte ich ihn schließlich an, woraufhin er endlich richtig wach wurde.
3. Für etwas Spaß ist auch wieder gesorgt: Ich wollte eigentlich nur noch ein paar Kleidungsstücke aus meinem Zimmer holen und platzte dabei gerade rein, als sich Ariana umzog. Mir stieg sofort die Schamesröte ins Gesicht, während Ariana zu kreischen begann und mir Pest und Cholera an den Hals wünschte.
4. Kaum zu glauben, aber wahr: Es regnet anscheinend das allererste mal: Auf einmal spürte ich einen Tropfen auf meiner Nase und einen weiteren auf der Wange. Ich blickte in den Himmel hinauf, graue Wolken waren aufgezogen und es fing zu regnen an. Ich warf einen schnellen Blick zu Cosmo, der registrierte, dass er sich gleich in der Öffentlichkeit verwandeln würde.
5. Der Todestag von Dylan´s Mutter: Das Gefühl von Trauer packte mich, doch da ergriff Cosmo meine Hand, genau im richtigen Augenblick. Wir gingen noch ein paar Schritte, bogen bei einem hohen Baum um die Ecke ab und erreichten schlussendlich das Grab meiner Mutter.
6. Ist schon wieder Halloween?: Die Frau verzog keine Miene, ihre Augen wirkten eiskalt, kein Lächeln und ihre Haut wirkte blass wie die einer Leiche. Nun packte mich wirklich die Angst, denn ich sah zweifellos das Gesicht meiner... „M-Mum?!“
7. Happy Birthday Dylan! Der heutige Tag war mein Tag! Heute feierte ich meinen 16.Geburtstag und zu diesem Anlass lud ich einige Leute in unser Haus ein. Es sollte ein schöner Tag mit Musik, Tanz, Kuchen, Pizza und natürlich reichlich Geschenken, die an mich bestimmt waren, werden.
8. Oha, was ist hier passiert?!: Mein Dad stürmte zurück zu mir ins Badezimmer und knallte auch diese Tür hinter sich zu. In seinen Augen spiegelte sich noch immer blankes Entsetzen. Er sagte kein Wort, rannte nur immer wieder im Kreis umher, mit geballten Fäusten. Das erste Mal in meinem Leben, verspürte ich Angst vor meinem eigenen Vater.
9. Neue Gefahr: Mein Dad bekam ein ungutes Gefühl. Zu Recht, kauerte ich doch gerade auf dem kalten Boden hinter einer alten Waschmaschine, die im Keller stand. Ich riskierte einen Blick, doch zog ich meinen Kopf schnell wieder zurück, als ich Schritte von oben hörte. Ich saß wie eine Maus in der Falle. Auf dem Kellerboden lag eine Leiche und oben lauerte ein Evo-Hunter von der übelsten Sorte!
10. Enttarnt?!: Eigentlich hatte ich keine Zeit darüber nachzudenken, denn … das Geheimnis der Evos war gelüftet! „Ei-Ein Mo-Monster!“, schrie ein Schüler, der als Erstes die Stille durchbrach. Danach folgte ein hysterischer Schrei von einer aufgedonnerten Primadonna. Ich starrte den Evo vor mir an. Seine Augen strahlten Angst und Besorgnis aus.
Das großartige Finale von einem mehr als turbulenten Part 3! Viel Spaß beim Lesen!
Hauptrollen: Dylan Winter: Er ist homosexuell und hegt Gefühle für seinen Mitschüler Emmet. Sein Outing bei seinem Dad lief nicht sonderlich gut und nach mehreren Küssen mit Cosmo, landete Dylan im Koma. Dylan ist ein talentierter Zeichner. Cosmo Winter (O:Evo-1570): Ein außerirdisches Wesen vom Planeten Neró. Er zieht seine Kräfte aus Wasser, wohingegen er Angst vor Feuer hat. Er kann sich in andere Lebensformen verwandeln und tarnt sich dadurch als Dylans Cousin. Sein Ziel: Dylan´s Wunsch erfüllen! Ariana Alister: Sie ist die Tochter von Sydney und nicht erfreut über ihren Umzug. Sie weiß einiges über die Evos, da sie wie Dylan einen Evo an der Seite hat - Luna. Emmet Harding: Mitschüler und Schwarm von Dylan; Zwillingsbruder von Tamara. Wird von Mika immer "Caterpillar" genannt. Philip "Phil" Winter: Er ist Dylans Vater und von Beruf der Sheriff einer amerikanischen Kleinstadt. Seine Frau verstarb vor etwa einem Jahr. Mit der Homosexualität seines Sohnes kam er zunächst gar nicht zurecht.
Nebenrollen: Sydney Alister: Mutter von Ariana und Kollegin von Phil. Sie weiß von der Existenz der Evos. Luna Alister (N:Evo-900): Wie Cosmo ein Evo vom Planeten Neró. Sie lebte einst bei Ariana und ihrer Mutter Sydney. Tamara Harding: Mitschülerin von Dylan; Zwillingsschwester von Emmet; führt eine Beziehung mit Dixon. Mika Stone: Mitschüler von Dylan, der sich mit Cosmo anfreundet; in der Schule gibt er sich gerne als Klassenclown; er weiß das Cosmo kein Mensch ist. Dixon Waller: Mitglied der Basketball-Schulmannschaft und Sohn der Bürgermeisterin, die nur wenig Zeit für ihren Sohn erübrigt; führt eine Beziehung mit Tamara. Jens Huge: Ein sehr großer Kerl und Mitglied der Basketball-Schulmannschaft. Seine Eltern leiten das Restaurant „Dinner for Two“ und er steht auf Joyce. Joyce Price: Beste Freundin von Tamara. Durch Zufall erfuhr sie, dass Dylan auf Jungs steht. Sie schwärmt für Mika. Mister Cage: Sportlehrer und Trainer der Basketball-Schulmannschaft. Miss Giggles: Religionslehrerin; Hat eine Piepsstimme und kichert häufig. Mr. T: Der Schulrektor wird von all seinen Schülern nur „Mr. T“ genannt. Er unterrichtet Biologie. Mr. Curt Ainon: Der Leiter der Theater AG. Gina Stone: Mutter von Mika. Frau Harding: Die Mutter der Zwillinge. Sie und ihr Mann ließen sich scheiden, nachdem sich ihr Mann als homosexuell bekennte. Herr Harding: Der Vater der Zwillinge ist homosexuell, weshalb er sich auch von seiner Frau scheiden ließ. Er lebt zusammen mit seinem Lebensgefährten an einem anderen Ort. William „Bill“ Woodstock: Ein alter Farmer und Großvater von Fynn. Fynn Woodstock: Enkelsohn von Bill; geht an die gleiche Schule wie Dylan. Aiden: Deputy Donald „Don“ Sinclair: Großvater von Dylan; Vater von Natalie; Schwiegervater von Phil; ist Witwer und reist viel um die Welt.
Ψ:Sommernachtstraum-71 Endlich begann die Show! Mr. T, unser Rektor, stand auf der Theaterbühne und hielt eine Ansprache: „Sehr geehrten Eltern, liebe Schüler, Freunde und Bekannte, ich schätze mich überglücklich Sie heute alle hier auf unserem alljährlichen Frühlingsfest begrüßen zu dürfen!“ Der Saal war gerammelt voll und bei mir machte sich so langsam die Panik breit. In wenigen Minuten startete unsere Aufführung und dann würde ich auf der Bühne stehen, während mich an die 150 Menschen angafften. Was hatte ich mir da nur angetan? Aber ich bin ja selber schuld. Eigentlich wollte ich nur Emmet nahe sein und nun … spielte er nicht einmal die zweite männliche Hauptrolle. „Geht es dir auch wirklich gut?“, hörte ich ihn in der Garderobe fragen, während er neben seiner Schwester Tamara stand, die sich vor einem Spiegel noch ihr Gesicht puderte. Emmet trug bereits sein Herzogkostüm und sah darin elegant und seeehr attraktiv aus! „Wie oft denn noch, Bruderherz? Mir geht es gut!“, antwortete Tamara ihm leicht gereizt. „Jetzt hör auf zu nerven. Du bist der Erste, der auf die Bühne muss. Na los, worauf wartest du noch?“ Emmet spurtete los und ich sah, wie Tamara einmal kräftig durchschnaufte. In einem anderen Eck der Garderobe stand Dixon, der ebenfalls besorgte Blicke zu ihr warf. Tamara stand bei der Demo zwar unter Drogeneinfluss, aber dass sie sich von Dixon trennte, das hat sie dennoch ernst gemeint. Wer ihr die Drogen verabreicht hat, konnte sie jedoch keinem sagen, da sie es schlicht und ergreifend nicht wusste. Vor ein paar Tagen hörte ich sie noch sagen, dass die Pillen ihr jemand ins Getränk gemischt haben muss, als sie mit Joyce, Ariana, Luna und den anderen Mädchen im Sportunterricht war. Denn am gleichen Tag war auch die Demo, auf die sie anschließend gegangen ist. „Sag mal, wartest du auf eine Extraeinladung?!“ Ariana riss mich aus meinen Gedanken und schaute mich mit solch großen Augen an, als wäre ich nicht ganz dicht in der Birne. „Dein Einsatz Dylan! Du musst auf die Bühne! Bitte gib dein Bestes, denn laut Mr. T befindet sich heute sogar ein Talentscout unter den Schaulustigen.“ Ich nickte und ging auf die Bühne, wo nun alle Augen auf mich gerichtet waren. Jens, der den Adeligen Egeus darstellte, sprach als Erstes zu mir: „Ah da ist ja mein junger Höfling. Demetrius, ich habe dich bereits erwartet. Ich habe beschlossen, dass du meine Tochter zur Frau nimmst.“ „Aber Vater, bitte, sei doch vernünftig.“, sagte Luna in der Rolle der Hermia. „Ich liebe Demetrius nicht, genaugenommen … wird kein Mann auf dieser Welt je mein Herz besitzen können.“ „Wie soll ich das denn bitte verstehen?“, fragte Jens als Egeus und schaute dabei sehr verwirrt. Nun war ich mit meinem Dialog an der Reihe. Zuerst glaubte ich keinen Ton aus mir hervor zu bringen, doch dann sprudelte es nur so aus mir heraus, als hätte ich nie anderes gemacht als zu schauspielern. „Was ihre Tochter Ihnen damit wohl sagen möchte ist, dass sie sich nicht zu Männern hingezogen fühlt, sondern zu ihresgleichen Geschlecht – den Frauen.“ „Das darf ja wohl nicht wahr sein! Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?! Das ist ein Skandal!“ schrie Jens als Egeus auf der Bühne seine Tochter an. „Das werde ich nicht so hinnehmen. Ich werde unverzüglich Herzog Theseus aufsuchen, der wird dir Anstand einbläuen und dich wieder auf den rechten Pfad bringen. Also sowas hab ich ja noch nie erlebt.“ Jens stampfte von der Bühne und Hermia und Lysander standen sich nun allein gegenüber. „Es tut mir Leid.“, sagte ich mitfühlend zu ihr. „Ich hab deinen Vater noch nie so erlebt…“ „Ist schon in Ordnung. Früher oder später, hätte ich ihm ohnehin die Wahrheit sagen müssen.“, meinte Luna als Hermia zu mir, während sie betrübt zum selbstgebastelten Himmel hinaufblickte. „Demetrius…, bitte verzeih, dass ich dich in die Sache mit hineingezogen habe.“ „Du musst dich nicht entschuldigen Hermia, nicht dafür.“, sagte ich und reichte ihr meine Hände. „Ich…, ich muss gestehen…, ich bin ohnehin schon längst in jemand ganz anderes verliebt.“ Hermia warf mir nun einen neugierigen Blick zu. Ich schämte mich, wandte mich von ihr ab und dann dem Publikum zu. Ich musste mich zwar auf meinen Text konzentrieren, aber ich konnte trotzdem die ein oder andere bekannte Person im Publikum erhaschen: Sydney, Herr und Frau Harding, Fynn und seinen Großvater, die Mutter von Mika, sowie natürlich meinen Grandpa und meinen Dad, der mit stolzen Augen zu mir aufsah. „Ich weiß, es ist verboten und falsch, aber soll ich meine Gefühle dennoch ignorieren?!“, rief ich quer durch den Raum. „Ich … liebe Lysander und das schon seit einer sehr langen Zeit.“ Luna legte als Hermia ihre Hand auf meine Schulter und lächelte mich an. Wir wollten dem Publikum vermitteln, das alles gut werden würde, trotz der vielen Steine, die noch auf unserem langen und beschwerlichen Weges lagen. Dann gingen wir von der Bühne, wo sich zugleich die nächste Szene zwischen Egeus und Theseus, in dessen Palast abspielte. „Na waren wir toll, oder ausgezeichnet?“, fragte Luna Ariana zugleich hinter der Bühne. „Ihr ward wirklich fabelhaft. Da kamen wirklich Emotionen rüber.“, antwortete Ariana glückselig. Inzwischen trat Joyce in ihrem Kostüm als Hippolyta hinzu. Sie hatte jeden Augenblick ihren nächsten Auftritt, an der Seite von Theseus. Doch zuvor richtete sie noch ein paar Worte an uns: „Ihr ward wirklich prima. Das ist mein voller Ernst und es tut mir Leid, dass ich so eine dumme Kuh war. Ihr habt die Geschichte zu etwas wirklich Großartigen gemacht und ich bin euch so dankbar, dass ich trotz alledem noch ein Teil davon sein darf.“ Luna und Ariana lächelten, denn sie fühlten sich von Joyce Kompliment sehr geschmeichelt. Danach richtete sie auch noch ein paar Worte an mich: „Dylan, auch bei dir muss ich mich entschuldigen. Das ich dich erpresst habe war nicht nur fies und gemein, sondern auch dumm, denn dadurch hätte ich beinahe einen sehr guten Freund verloren. Ich war blind vor Liebe wegen Mika und merkte gar nicht, dass ich die große Liebe schon längst gefunden hatte.“ Joyce warf einen Blick auf die Bühne, wo sich Jens als Egeus mit Emmet als Theseus unterhielt. „Jens ist so wundervoll, er trägt mich auf Händen und liebt mich so wie ich bin und ich liebe ihn.“ Ich nickte zufrieden und verzieh Joyce. Für mich war die Erpressung ohnehin schon längst Schnee von gestern. Jedoch machten mich ihre Worte leicht traurig, da sie nun das Glück der Liebe genießen durfte, während ich noch immer mit gebrochenem Herzen umherrannte. Joyce bemerkte mein Verhalten und sagte: „Ich weiß ich bin blond, aber darf ich dir dennoch einen Tipp geben? Versteck dich nicht mehr länger. Du bist ein wunderbarer Junge und der Kerl, der dich nicht will, hat dich auch nicht verdient. Dein Glück ist in greifbarer Nähe, du musst nur dein Hände ausstrecken.“ Ich bedankte mich bei Joyce ganz herzlich für ihre Worte und wir umarmten uns sogar, als Ariana wieder wie ein wildgewordener Stier dazu kam und Joyce auf die Bühne jagte.
Es war ein gelungener Auftritt, von allen die sowohl auf der Bühne, als auch hinter der Bühne standen. Das Finale von „Ein Sommernachtstraum“ rückte unaufhaltsam näher und ich wurde zunehmend nervöser. Ich warf einen Blick auf die Bühne, wo Theseus Hermia und Helena seinen Segen gab, während Hermias Vater Egeus vor Wut auch weiterhin schäumte, sich dem Herzog aber nicht widersetzen wollte. „Ihr habt meinen Segen und den Segen aller Athener. Gehet hin in Frieden und das Glück sei auf eurer Seite!“ Hermia und Helena schienen sichtlich glücklich und küssten sich. Ein Raunen ging durch den Saal. Einige Zuschauer waren sichtlich erfreut, überrascht und nur ganz wenige waren so schockiert und angewidert, dass sie den Saal klammheimlich verließen. „Was für Neandertaler.“, sagte Mika zu mir, als er sich zu mir gesellte und die herausstürmenden Zuschauer entdeckte. Ich zuckte vor Schreck zusammen. „Ganz ruhig, das ist nur Lampenfieber, du machst das schon. Du bist der geborene Küsser. Ich weiß das … du erinnerst dich – unser Ausflug in die Berge?“ Mika zwinkerte mir amüsiert zu, dabei war dieses Ereignis das Letzte, an das ich erinnert werden wollte. Den unfreiwilligen Kuss mit Mika damals, hatte ich schon so gut wie verdrängt. Nach fünf weiteren qualvollen Minuten bildeten sich auf meiner Stirn bereits Schweißperlen, die Ariana mir nur widerspenstig entfernte, um nicht völlig durchnässt die Bühne zu betreten. „Jetzt reiß dich zusammen Dylan, denn wenn du die Kussszene vergeigst, dann trete ich dir so dermaßen in den Hintern, dass du nie wieder anständig sitzen kannst!“ Ich nickte lediglich, als würde ich ihr die Erlaubnis dazu geben. Ich spürte meinen Puls rasen. Ich war natürlich nicht deswegen nervös, weil ich Cosmo küssen musste, denn das hatte ich ja jetzt bereits mehrere Male, sondern weil es das erste Mal live vor so vielen Leuten war – darunter auch mein Dad, der mit meiner Homosexualität noch immer nicht ganz klar kam. Hinzu kam die Gefahr, dass ich erneut in ein tiefes Koma fallen könnte, aus dem ich dieses Mal vielleicht nicht mehr erwachte. „Mach dir keine Sorgen Dylan, du wirst nicht ins Koma fallen.“, sagte Ariana plötzlich zu mir und auf die Frage hin, woher sie denn das wissen wolle, antwortete sie: „Ich weiß es ganz einfach. Vertrau mir … nur diese eine Mal!“ Obwohl meine Beine zitterten und mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, die Bühne zu betreten, hatte ich keine andere Wahl mehr. „L-Lysander, endlich hab ich dich gefunden! Ich hab dich bereits überall gesucht, sogar im Wald des Elfenkönigs Oberon.“, sagte ich meinen Satz schließlich mit leicht nervöser Stimme auf, während das Publikum gespannt seine Blicke auf mich richtete. „Ich hörte, dass du mich gesucht hast, aber ich glaubte es nicht.“, erwiderte Cosmo mit tiefer Stimme als Lysander, der wie geplant eine Maske im Gesicht trug, die lediglich seinen Mund freigab. „Warst du es nicht, der behauptete, es sei falsch sich in das gleiche Geschlecht zu verlieben?“ „Das war ich, du hast Recht.“, sagte ich und so langsam strömte neue Energie durch mich hindurch, die mir die nötige Kraft für den Schlussakt gab. „Doch bist du nicht auch der Meinung, dass sich ein jeder mal irren darf. Es ist nicht falsch, sich in dasselbe Geschlecht zu verlieben, sondern falsch zu denken, dass es falsch sei. Ich will mich nicht mehr vor aller Welt verstecken, weder hier, noch dort draußen!“ Ich betonte meine letzten Worte extra, denn sie standen so nicht im Drehbuch und das wussten meine Klassenkameraden hinter der Bühne ganz genau. Ich wollte mich dadurch endlich bei allen outen und allem Anschein nach, hatten sie es verstanden. Genaugenommen … wussten es ja die Meisten bereits. Ariana wusste es natürlich, Emmet sowieso, Tamara wusste es von ihrem Bruder, Joyce als sie mich und Ariana belauscht hatte und Mika … keine Ahnung wo der gerade steckte, denn ich konnte ihn nirgends entdecken, aber auch er wusste es vermutlich schon längst. Lediglich Dixon und Jens hatten noch keine Ahnung. Ihre Gesichter waren köstlich. Erst verstanden die Beiden nur Bahnhof, dann klappte ihnen der Mund ganz weit auf, dann sahen sie sich gegenseitig erschrocken an, während die Mädels neben ihnen sich köstlich zu amüsieren schienen und kicherten. Doch the Show must go on und so trat ich näher an Lysander. „Ich war noch nicht bereit für diese Erfahrung, aber nun bin ich es und ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen, weil ich dich liebe. Mein Herz klopft wie verrückt, wenn ich dich sehe und ich möchte nur bei dir sein – für immer und ewig.“ Ich legte meine Arme um Lysander, der unter seiner Maske Tränen vor Glück vergoss. Ich fand die Maske etwas dämlich und hinderlich, dennoch beugte ich mich ganz langsam vor, schloss meine Augen und schenkte meinem Lysander einen innigen Kuss auf seine Lippen.
Ω:Abschied-72 Der Kuss war sehr feucht, aber auch unglaublich schön und leidenschaftlich. Das war eindeutig der beste Kuss mit Cosmo, den ich je mit ihm hatte! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass es nicht Cosmo war, der den Lysander spielte, aber das konnte ja gar nicht sein … äh … oder…? Ich löste den Kuss und das Publikum klatschte vor Begeisterung und bei so viel Leidenschaft. Ich war völlig irritiert und überwältigt von diesem Kuss, dass mir erst kurze Zeit später bewusst wurde, dass ich gar nicht ins Koma gefallen bin. Lysander rannte bereits von der Bühne und eigentlich sollte ich ihm folgen, doch warf ich einen letzten Blick zu meinem Dad, der zufrieden und stolz lächelte. „Wo ist Lysander…, äh ich meine Cosmo?“, fragte ich wenige Sekunden später hinter der Bühne, während Mika schwer gestresst an mir vorbei hüpfte um als Puck die Aufführung zu beenden. „Ich bin hier.“, sagte Cosmo, der bis auf seine Maske, noch sein komplettes Kostüm trug. „Ich muss dir etwas Wichtiges sagen…“ „Was denn?“, fragte ich verwirrt, doch erhielt ich keine Antwort darauf, denn plötzlich trat Jens zu uns, der mir für meinen Auftritt und mein Outing Respekt zollte. „Finde ich sehr mutig von dir.“, lobte er mich. „Dixon würde dir sicher dasselbe sagen, trotz seiner dummen Sprüche, aber lass dir die nicht so zu Herzen gehen. Ihm geht es gerade nicht so gut. Die Trennung von Tamara nimmt ihn mit und seine Mutter erschien heute auch wieder einmal nicht.“ Kurz darauf hörte ich das Publikum laut klatschen. Mika verbeugte sich als Puck vor ihnen, ehe er die Bühne auf der anderen Seite verließ. Nun ging es Schlag auf Schlag, denn alle Darsteller mussten noch einmal raus, um sich vor dem Publikum zu verbeugen. Dabei hielten wir uns an den Händen und wie könnte es anders sein, hielt ich in der linken Hand Cosmo und in der rechten Hand Emmet. Hinter der Bühne ging das Drama jedoch weiter… „Tut mir Leid Ariana, aber mein Asthma wird nicht besser, deshalb werden Sie für mich auf die Bühne gehen müssen.“, sagte Mr. Ainon, der schwer angeschlagen zu sein schien. „Machen wir uns doch nichts vor. Im Grunde ist es doch ohnehin ihre Vorstellung gewesen. Dies war ihr Abend und Sie sollten dafür auch den Ruhm ernten.“ „Aber Mr. Ainon, ich…“ Ariana fühlte sich völlig überrumpelt, aber ausnahmsweise musste ich dem alten Spinner mal Recht geben. Es war Arianas Verdienst, dass die Vorstellung so ein Erfolg wurde und dafür sollte sie sich auch feiern lassen. Schließlich ging Ariana auf die Bühne, wo sie von Mr. T als Regisseurin vorgestellt wurde und einen Strauß Blumen überreicht bekam. Das Publikum klatschte auch ihr Beifall und in der Ferne konnte ich ihre Mutter sogar jubeln hören. „Na das war ja was.“, sagte Mika, der wie so oft angeschlichen kam und plötzlich neben mir stand. „Wie machst du das eigentlich immer?“, fragte ich ihn perplex. „Was denn?“ „Wie aus dem Nichts aufzutauchen. Ich bemerke nie, wenn du in meiner Nähe bist.“, antwortete ich. „Das hab ich bei unserem Kuss auch gemerkt.“, sagte Mika, woraufhin er rot anlief und ich meinen Mund speerangelweit aufriss. „Hey, guck mich nicht so an. Das war ganz allein Arianas Idee. Sie schlug vor, dass Lysander eine Maske tragen sollte, damit bei der Kussszene niemand bemerkte, dass nicht mehr Cosmo der Lysander ist, sondern ich.“ Ich schlug mir innerlich einen Hammer auf den Kopf. „Und ich dachte mir noch, seit wann Cosmo so eine tiefe Stimme hat. Ich dachte, er hat seine Stimme mal wieder verstellt, was er als Evo ja leicht kann. Das … wow Moment … du warst Lysander … ich hab DICH geküsst?!“ „Oh ich glaube meine Mum wartet bereits auf mich. Ich muss weg!“ Ehe ich mich versah, rannte Mika um die nächste Ecke. Ich konnte jedoch noch einen letzten Blick auf sein rotgewordenes Gesicht werfen und aus irgendeinem mir unempfindlichen Grund, zauberte mir dies ein Lächeln ins Gesicht.
Ich zog gerade die Tür hinter mir zu, nachdem ich vom Bühneneingang auf den Schulkorridor trat, als Mister Cage und Miss Giggles Arm in Arm und turtelnd an mir vorbei gingen. Ich schaute wohl sehr verdutzt, denn die Beiden hielten an und erklärten sich: „Cooper ist so stark und ein Bild von einem Mann!“, schwärmte Miss Giggles, woraufhin ich mich selbst ertappte, wie mir dieses Aufeinandertreffen peinlich wurde. „Ich gebe ja zu, dass ich ein bisschen für Curt geschwärmt habe, aber als er sich vor mir als homosexuell outete, da brach das Kartenhaus schnell in sich zusammen.“ „Da hat sich das Warten doch gelohnt.“, meinte Mister Cage, der mir zuzwinkerte, ehe er mit Miss Giggles weiterging. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie er an Valentinstag im „Dinner for Two“ hinter einer Hecke auf der Lauer lag und Miss Giggles und Mr. Ainon nachspionierte. „Waren das gerade nicht…?“, fragte Ariana mich, die nun ebenfalls den Bühneneingang verließ. „Ja waren sie und es ist besser wenn du nicht frägst. Zu viele Details würden Übelkeit bei dir hervorrufen.“, antwortete ich sarkastisch. „Da du eh wegziehst, wird dir das ohnehin egal sein.“ „Wir werden aber nicht wegziehen!“, rief auf einmal Sydney mit einem strahlenden Lächeln, die mit meinem Dad und meinem Grandpa im Gang auf uns zukam. „Nach reiflicher Überlegung … und guten Zuspruch seitens Phils, habe ich beschlossen, dass wir hier bleiben werden!“ „Wirklich? Oh mein Gott, das ist ja toll!“, rief Ariana, die ihrer Mutter vor Begeisterung in die Arme sprang. „Das muss ich gleich Luna erzählen. Wo ist Luna überhaupt?“ „Ich dachte sie wäre bei dir.“, entgegnete Sydney verwirrt.
Nachdem Luna hinter der Bühne unauffindbar war, teilten wir uns auf, um nach ihr zu suchen. Ariana und ihre Mutter suchten im Schulgebäude nach ihr, mein Grandpa auf dem Parkplatz, indes Cosmo, mein Dad und ich uns im Schulhof nach ihr umsahen. Wir kamen jedoch nicht sehr weit, da Cosmo großen Hunger nach einem Hotdog verspürte. „Heißer Hund? Ihr Menschen verarbeitet sogar eure Haustiere zu Würstchen?!“, stellte Cosmo schockiert fest. Über uns befand sich der Sternenhimmel und als ich mich weiter umsah, entdeckte ich in der Nähe eines Lagerfeuers die Familie Harding. Sie wirkten allesamt glücklich. Emmet hatte ein breites Lächeln im Gesicht und umarmte seinen Dad sogar! Das war nun doch ein wenig seltsam, denn mit dem Outing seines Vaters kam er schließlich lange Zeit nicht klar. Herr Harding entdeckte mich schließlich und winkte mich zu ihnen rüber. Ich zögerte, mein Dad unterhielt sich mit Cosmo über Hotdogs, also folgte ich dem Wink von Herr Harding und stolzierte zu ihnen rüber. „Dylan, schön dich wiederzusehen.“, sagte Herr Harding erfreut, während Emmet den Augenkontakt mit mir vermied. „Hast du schon die tolle Neuigkeit gehört? Emmet wurde gerade eben ein Platz an einer renommierten Theaterschule angeboten. Der Talentscout, der heute Abend im Publikum saß, war so beeindruckt von ihm, dass er ihn gleich nach den Frühlingsferien zu sich einlud.“ Als ich die Neuigkeit hörte, freute ich mich natürlich für Emmet, denn dies war für ihn eine einmalige Gelegenheit, doch als Emmet mir endlich in die Augen sah, wurde mir bewusst, dass er dann für immer fort sein würde. „Oh, ich bin so stolz auf unseren Emmet.“, sagte Frau Harding begeistert, aber auch weinerlich und drückte ihrem Sohn einen feuchten Kuss auf die Wange. „Mum bitte, das ist doch voll peinlich.“, sagte Emmet und rieb sich seine Wange trocken. „Du kannst ruhig mal stolz auf dich sein, kleiner Bruder.“, sagte Tamara. „Doch ich werde dich vermissen. Wen soll ich denn jetzt den ganzen Tag über mit Zayn Malik vollschwärmen?!“ Die Hardings unterhielten sich ein wenig untereinander, auch darüber, dass Emmet zu seinem Vater und dessen Lebenspartner zog, was sicherlich ein gewagter Schritt für Beide darstellte. Ein neuer Lebensabschnitt öffnete sich für Emmet. Irgendwann wurde Emmet ruhig und wir standen uns schweigsam gegenüber. Ich wollte ihm viel Glück und alles Gute wünschen, doch brachte ich keinen Ton aus mir heraus. Stattdessen drehte ich mich um und ging davon. Das war zwar dumm, aber Emmet rannte mir hinterher und hielt mich am Arm fest. „Keine Abschiedsworte?“ „Tut mir Leid, aber ich bin nicht sonderlich gut in sowas.“, erklärte ich ihm betrübt. „Ich eigentlich auch nicht.“, sagte Emmet. „Ich werde die Schule hier ganz sicherlich nicht vermissen – dich schon. Du warst der einzige wirkliche Freund für mich hier, Dylan. Dafür danke ich dir! Du hast mich manchmal zwar ziemlich wütend gemacht…, aber du hast nie böswillig gehandelt. Außerdem … hast du versucht, deine Taten immer wieder ungeschehen zu machen. So auch heute…“ Emmet zog ein Blatt Papier aus seiner Jackentasche. Es war die Zeichnung, die ich heute Nachmittag mit hierher brachte und sie später heimlich in Emmets Spind legte. „Das ist doch von dir, oder?“, fragte Emmet, der mich nun freundlich anlächelte. „Ich kenne keinen Anderen, der so gut zeichnen kann wie du. Das Bild ist wirklich schön…, es gefällt mir.“ „Ich war es dir auch schuldig, das zu zeichnen.“, sagte ich und warf selber noch einmal einen Blick auf die Zeichnung, auf dem ein schöner Schmetterling zu sehen war. „Ich hab dich damals als Raupe gezeichnet, weil ich gesehen habe, dass Eigenschaften in dir schlummern, die sich noch nicht völlig entfaltet haben. Du wusstest nicht wer du bist und in welche Richtung es dich treibt, aber über die Jahre hinweg hast du dich weiterentwickelt. Ich weiß, das klingt alles sehr poetisch, aber nun kennst du deinen Weg und du bestreitest ihn, mit Leichtigkeit und Freude. Für dich wird sich alles zum Guten wenden, wenngleich es vielleicht noch etwas Zeit in Anspruch nehmen mag.“ Emmet schaute mich erstaunt an, dann lächelte er erneut, sah sich den Schmetterling noch einmal an und umarmte mich hinterher. Es sollte die letzte Umarmung mit ihm sein und ich musste mich sehr zusammenreißen, dass ich nicht wieder zu Heulen anfing. „Wir werden uns wiedersehen. Ich komm euch besuchen.“, sagte Emmet tröstend. „Dürfte ich dich trotzdem noch um einen Gefallen bitten? Pass bitte auf Tammy auf. Die Sache mit den Pillen bereitet mir Sorgen.“ „Ich verspreche es, ich kümmere mich um sie.“, versprach ich und Emmet ging zu seiner Familie zurück, die bereits auf ihn wartete, damit sie endlich nach Hause fahren konnten.
„Habt ihr Luna gefunden?“, fragte ich Cosmo, als ich zu ihm zurückkehrte und er ganz alleine in der Gegend rumstand, vertieft in seiner eigenen Welt. „Cosmo?“ „Dein Dad und die Anderen suchen noch nach ihr, aber keine Sorge, ihr ist sicher nichts passiert.“, antwortete Cosmo mir schließlich im sanften Ton. Seine Ruhe möchte ich haben. „Was ist los mit dir? Du bist schon seit längerem so merkwürdig.“, stellte ich beunruhigt fest. „Heute ist der Himmel besonders klar. Die vielen Lichter da oben, sind alles Sternensysteme, die Millionen von Meilen entfernt liegen.“ Cosmo schaute zum Himmel und ich tat es ihm gleich. Es war wahrhaftig eine traumhaftschöne Nacht, aber sollte das nun die Antwort auf meine Frage sein. Doch dann kam doch noch was: „Ich denke es ist an der Zeit für mich zu gehen.“ „Gehen?!“ Dieses Wort bereitete mir heute nur Kummer. Erst hieß es Ariana zog weg, dann erfahre ich, dass Emmet wegzieht und nun will Cosmo auch noch gehen?! „Wohin gehen? Nein, du kannst nicht gehen, nicht jetzt! Was ist mit meinem Wunsch? Der wurde doch noch gar nicht erfüllt!“ Cosmo wandte seinen Kopf zu mir und schaute mich traurig an. „Ja, aber wird er das jemals sein? Offenbar bin ich nicht stark genug, dir deinen Wunsch zu erfüllen. Sieh dich doch an. Dein Herz ist gebrochen, ich hab dich ins Koma befördert und dein Dad wurde angeschossen! Seitdem ich bei euch lebe, habe ich nichts als Unheil gebracht. Z:Evo-987 hatte Recht, ich bin eine Schande für alle Evos!“ „Nein, sowas darfst du gar nicht denken. Das stimmt nicht!“, entgegnete ich eisern und stellte mich nun vor Cosmo. Die Tränen die ich bei Emmet vorhin noch zurückhalten konnte, bahnten sich nun ihren Weg nach draußen. Cosmo durfte mich nicht verlassen, nicht er auch noch! „E-Es ist auch viel Gutes geschehen, seitdem du in mein Leben getreten bist. I-Ich hab die nötige Kraft gefunden, mich vor allen zu outen, vor meinem Dad. Nach dem Tod meiner Mum, glich unser Haus einem Friedhof, doch du hast neues Leben eingehaucht. Du bringst mich zum Lachen und du bist für mich da, wenn es mir schlecht geht. Sei bitte also auch jetzt für mich da, denn Emmet zieht fort und vermutlich sehe ich ihn nie mehr wieder, ich…, ich…“ Tränen liefen meine Wangen runter, denn ich konnte einfach nicht mehr. Cosmo schlang seine Arme um mich und versuchte mich zu trösten. Seine Körperwärme fühlte sich so angenehm schön und beruhigend an, dass ich wünschte, wir könnten für immer so verweilen. Als ich mich ein wenig beruhigt hatte sagte ich: „Bitte geh noch nicht Cos, gib uns noch eine Chance. Ich brauche dich und ich glaube, dass du uns auch brauchst!“ „Ihr Menschen seid wahrhaft starrsinnig.“, erwiderte Cosmo, der nun lächelte. „Du hast Recht, du brauchst mich und ich brauche euch…, denn ich will unbedingt noch eines dieser Marshmallows probieren, die ihr Menschen übers Lagerfeuer haltet und röstet.“ Cosmo grinste keck vor sich hin und brachte mich mit seiner Aussage wieder einmal zum Lachen. „Was macht ihr Beide denn da?“, fragte mein Dad, der zusammen mit meinem Grandpa wie aus dem Nichts auftauchte. Cosmo und ich lösten augenblicklich unsere Umarmung auf, aber der Argwohn schien in meinem Dad geweckt worden zu sein, denn er warf Cosmo einen finsteren Blick zu. „N-Nichts.“, antwortete ich sofort, wenn auch nur bedingt glaubhaft. „Dieser Tag ist wirklich sonderbar, aber auch wirklich großartig, denn was gibt es Schöneres, als Zeit mit seiner Familie zu verbringen?!“, rief mein Grandpa hellauf begeistert. „Ich sag es euch: Noch mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und zwar auf Hawaii – ganze zwei Wochen!“ „Was?!“, riefen mein Dad und ich gleichzeitig überrascht, während mein Grandpa vier Tickets aus seiner Jackentasche zog und sie uns präsentierte. „Don, das können wir doch nicht annehmen.“ „Papperlapapp. Ich will endlich mal wieder mehr Zeit mit meinem Enkel verbringen und es gibt keinen schöneren und sonnigeren Ort als Hawaii.“, erwiderte mein Grandpa. „Dir wird etwas Urlaub auch ganz gut tun, Phil. Keine Widerrede, mit Sydney hab ich alles wegen deiner Arbeit bereits geklärt, Flug und Hotel sind gebucht, in drei Tagen geht es los!“
Die Überraschung meines Grandpas war geglückt und für einen kurzen Moment, waren die trüben Wolken über mir wie weggeblasen. Doch schließlich begegneten wir Ariana und ihrer Mutter wieder, die Luna endlich gefunden hatten. Luna war jedoch in Begleitung eines Deputys – es war Aiden! „Aiden, was machen Sie denn hier?“, fragte mein Dad ihn verwundert. „Phil, das geht schon in Ordnung. Lassen wir die Kinder kurz unter sich sein.“, meinte Sydney, die meinen Dad und meinen Grandpa unter ihre Fittiche nahm und zum Parkplatz marschierte. „Was ist denn los, Ariana?“, fragte ich nun mehr als interessiert. „Wer ist der Kerl?“ „Er ist wie Cosmo und ich ein Evo.“, erklärte Luna uns. „Keine Sorge, er ist auf unserer Seite.“, fügte sie hinzu, als bei Cosmo und mir bereits die Alarmglocken läuteten. „Und was willst du von uns?“, fragte Cosmo ihn misstrauisch. „Nicht von euch, nur von Dylan.“, antwortete Aiden, der mit einem Finger auf mich zeigte. Ich wich ängstlich einen Schritt zurück, denn bisher wurde mir kein Grund geliefert, dem Kerl zu vertrauen. „Bitte hab keine Angst. Mein Name ist Δ:Evo-1593 und ich bin kein Evo-Hunter.“ „D-Du bist ein Delta?!“, stellte Cosmo erstaunt und zugleich ängstlich fest. „Du gehörst mit zu den stärksten Evos, die es auf unserem Planeten gibt. Was treibt einen wie dich hierher?!“ „Ich bin hergekommen, um euch zu warnen.“, antwortete Aiden im besonnen Ton. „Schon sehr bald werden hier noch mehr Evo-Hunters auftauchen, die Jagd auf euch machen werden. Nicht nur auf euch Beide“, Aiden zeigte auf Cosmo und Luna, „sondern auch auf Dylan!“ „Auf mich, wieso denn auf mich?“, fragte ich überrascht. Aiden schaute mir tief in die Augen, als ob er mich einem Test unterzog. Ich blieb seinem Blick stand, doch verspürte ich dennoch Angst, die jedoch dadurch gelindert wurde, dass Cosmo meine Hand hielt. „Du bist Dylan Winter, der Mensch der von einem Evo geküsst wurde und daraufhin im Koma landete, ist doch so?“ Ich warf einen unsicheren Blick in die Runde. Ariana schien selbst nicht zu wissen, was hier gerade vor sich ging. Ich nickte schließlich. „Du hast keine Ahnung, was in dieser Zeit mit dir geschehen ist, nicht wahr?“ Ich warf einen Blick zu Cosmo, der ebenso wie ich ahnungslos zu sein schien. „Dann will ich es dir erzählen, denn du Junge, hast etwas vollbracht, was bisher keinem Menschen gelungen war. Du hast den Planeten Neró betreten und ihn lebend wieder verlassen!“ Jetzt war ich baff. Ich soll WAS getan haben?!
Heute kommt mein bislang absolutes Lieblings-Kapitel mit Ariana. Ich mag die Dynamik zwischen ihr und Dylan hier so sehr, vor allem mit dem Hintergedanken, wie sie zu Beginn zueinander standen.
Hauptrollen: Dylan Winter: Er ist homosexuell und hegt Gefühle für seinen Mitschüler Emmet. Sein Outing bei seinem Dad lief nicht sonderlich gut und nach mehreren Küssen mit Cosmo, landete Dylan im Koma. Dylan ist ein talentierter Zeichner. Cosmo Winter (O:Evo-1570): Ein außerirdisches Wesen vom Planeten Neró. Er zieht seine Kräfte aus Wasser, wohingegen er Angst vor Feuer hat. Er kann sich in andere Lebensformen verwandeln und tarnt sich dadurch als Dylans Cousin. Sein Ziel: Dylan´s Wunsch erfüllen! Ariana Alister: Sie ist die Tochter von Sydney und nicht erfreut über ihren Umzug. Sie weiß einiges über die Evos, da sie wie Dylan einen Evo an der Seite hat - Luna. Philip "Phil" Winter: Er ist Dylans Vater und von Beruf der Sheriff einer amerikanischen Kleinstadt. Seine Frau verstarb vor etwa einem Jahr. Mit der Homosexualität seines Sohnes kam er zunächst gar nicht zurecht.
Nebenrollen: Sydney Alister: Mutter von Ariana und Kollegin von Phil. Sie weiß von der Existenz der Evos. Luna Alister (N:Evo-900): Wie Cosmo ein Evo vom Planeten Neró. Sie lebte einst bei Ariana und ihrer Mutter Sydney. Dr. Archimedes Tibbet: Lehrer für Geschichte und Geografie. Mr. Curt Ainon: Der Leiter der Theater AG. Donald „Don“ Sinclair: Großvater von Dylan; Vater von Natalie; Schwiegervater von Phil; ist Witwer und reist viel um die Welt.
X:Regie-70 Cosmo aß gerade genüsslich seine erste Zuckerwatte und war hin und weg. „Schmecken eure Wolken auch so?“, fragte er, doch niemand beachtete ihn so wirklich. Mein Dad war damit beschäftigt seine eigene Zuckerwatte zu essen und Sydney half ihm freundlicherweise dabei, mein Grandpa unterhielt sich mit Luna, die er heute erst kennenlernte und ich mühte mich mit Ariana ab. Das sie wegzogen stimmte nämlich tatsächlich und irgendwie ließ mich das alles andere als kalt. „Meine Mum hat das beschlossen. Ich will ja eigentlich gar nicht wegziehen.“, erklärte Ariana mir leise. „Wenn du nicht willst, dann sag ihr das doch. Bald sind Prüfungen, da wäre es doch unsinnig jetzt wegzuziehen.“, meinte ich und konnte meinen Worten selbst kaum Glauben schenken. Wollte ich Ariana wirklich weiterhin in meiner Nähe haben? Das Mädchen, das mir so oft auf den Wecker fiel? Andererseits … sie hat sich gebessert, ist aufgeschlossener und freundlicher geworden. „Du kennst meine Mum nicht. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie es auch durch. Zumal unsere Zeit hier von Anfang an begrenzt war.“, sagte Ariana, die auf mich leicht traurig wirkte. Ihr Umzug gab für mich keinen Sinn, weshalb ich vermutete, dass da mehr dahinter steckte. „Hat der Umzug was mit Luna zu tun?“, harkte ich etwas genauer nach. Ariana antwortete mir sofort: „Nein, mit Luna hat das rein gar nichts zu tun. Es geht eher um meine Mum, sie möchte das wir uns einen neuen Wohnort suchen und das am besten noch sehr weit weg.“ „Das verstehe ich nicht.“, erwiderte ich verwirrt und kratzte mich dabei am Kopf. „Tut mir Leid, aber ich kann dir wirklich nicht mehr dazu sagen. Wir ziehen in den Ferien um und damit ist die Sache geritzt.“, sagte Ariana nun entschieden, wenn ich ihr dies auch nicht abkaufte. „Ich begebe mich jetzt mal zum Bühneneingang, um die Aufführung für später vorzubereiten. Kommst du später nach?“ Ich nickte und Ariana schlenderte über den Schulhof ins Schulgebäude. „Boah geil, dort gibt es Torten zu essen!“, rief Cosmo plötzlich hellauf begeistert und rannte an den Stand, wo es die Torten zu werfen gab. Eines der „Opfer“ war unser lieber Lehrer Dr. Tibbet. „Halt warte, Cosmo!“, rief mein Grandpa und pfiff ihn zugleich zurück. „Die Torten sind nicht zum Essen, sondern zum Werfen. Damit könnt ihr Schüler euch an euren Lehrern rächen, zum Beispiel.“ „Nur zu, wer hat noch nicht, wer will noch mal?!“, rief Dr. Tibbet, dessen Kopf aus einem Loch in der Wand herausguckte. An seinem Bart klebte bereits etwas Sahne, aber ansonsten sah er noch sehr kalorienarm aus. „Na Jungs, seid ihr zu feige eurem Geschichtslehrer mit Torten zu bewerfen?“ „Also ich werfe nicht mit Torten. Dazu sind die mir zu schade.“, meinte Cosmo betrübt. „Aber ich möchte.“, sagte ich entschieden und stellte mich vor Dr. Tibbet auf, der mir bereits einen herausfordernden Blick zuwarf. „Ich zeig keine Gnade!“ Ich holte aus und warf die Torte im hohen Bogen meinem Lieblingslehrer ins Gesicht. „Das war ein Volltreffer!“, rief ich begeistert. Dr. Tibbet war übersät mit Sahne, die er sich jedoch genüsslich mit der Zunge abschleckte. „Das … war wirklich … ausgezeichnet … und nebenbei gesagt auch … köstlich.“ „Noch ein guter Kandidat für die Polizei. Zumindest triffst du dein Ziel.“, meinte mein Dad erfreut.
Auch Cosmo, Luna und ich begaben uns kurze Zeit später zum Bühneneingang. Auf dem Weg dorthin, kamen wir noch an einem Werbeplakat für unser Theaterstück vorbei, auf dem alle Hauptdarsteller gelistet waren:
Dylan Winter Demetrius, der junge Höfling Cosmo Winter Lysander, der Edelsmann Luna Alister Hermia, Tochter des Egeus Tamara Harding Helena, Freundin von Hermia Emmet Harding Theseus, Herzog von Athen Joyce Price Hippolyta, Königin der Amazonen Jens Hudge Egeus, der Adelige Dixon Waller Oberon, König der Elfen Mika Stone Puck, Hofnarr Oberons
Vorm Bühneneingang wartete dann ein unerwartetes Hindernis auf uns: „Dein Ernst?“, fragte ich den Jungen, der uns den Weg versperrte. Es war derselbe Junge, der mich an Halloween und an Silvester nach einem Passwort fragte. Beide Male wusste ich es jedoch nicht – so auch heute. „Zutritt nur, wenn ihr das richtige Passwort kennt. Befehl von Mr. Ainon.“, entgegnete der Junge. Ich rastete innerlich aus und stampfte mit den Füßen auf. „Das Passwort lautet: Vorhang auf!“ Ich drehte mich überrascht um, denn es war Cosmo, der das Passwort offensichtlich zu kennen schien. „Was? Mr. Ainon hat uns das doch in seiner E-Mail geschrieben.“ „Das erklärt so manches, denn so etwas besitze ich nicht.“, gab Luna stirnrunzelnd von sich. „Ich hab die E-Mail gar nicht geöffnet, da ich dachte, dass Mr. Ainon nur wieder davon schwärmte, wie großartig er sich doch fand.“, sagte ich, während uns der Junge gewähren ließ. „Doch ich bin erstaunt. Ich wusste nicht einmal, dass du eine E-Mail-Adresse hast, Cos.“
„Also schön, bis zur Theateraufführung haben wir noch eine Stunde!“, rief Mr. Ainon uns allen hinter der Bühne zu. „Cosmo, was ist das?“, fragte er, als er Cosmo in seinem Kostüm sah. „Wieso trägst du eine Maske? Die stand doch gar nicht im Drehbuch.“ „Oh doch Mr. Ainon.“, antwortete Ariana ihm. „Erinnern Sie sich nicht? Ich hab Sie am Telefon doch gefragt, ob das mit der Maske in Ordnung ginge und Sie haben ja gesagt. Ich dachte nämlich, dass das seine Rolle mystischer und anmutiger wirken lässt.“ Mr. Ainon schüttelte den Kopf und sagte: „Ariana, Sie sollen doch nicht denken, dass ist nicht ihre Aufgabe. Vergessen Sie nicht, ICH bin hier der Regisseur!“ Mr. Ainons Ego war ja schon immer recht beachtlich, doch heute schien es seinen Höhepunkt zu erreichen. Als ich jedoch sah, wie betrübt Ariana wirkte, erteilte ich ihr erstmals ein Lob: „Mr. Ainon ich schwöre Ihnen, Ariana leistete wirklich hervorragende Arbeit, als Sie ihren Asthma-Anfall hatten. Sie hat mir auch bei meinen Textpassagen weitergeholfen und sie hat…“ Ich konnte meinen Satz nicht beenden, denn Mr. Ainon unterbrach mich: „Nein ich gebe zu, für einen Augenblick hatte ich schon angefangen an mir selbst zu zweifeln, aber meine hervorragende Arbeit als Regisseur hat sich am Ende dann doch bezahlt gemacht. Oh Ariana, seien Sie so gut, machen Sie sich nützlich und bringen Sie mir einen extrastarken Kaffee, keine Milch, die vertrag ich aufgrund meiner Laktoseintoleranz nicht, aber bitte mit vier Teelöffel Zucker, ja?!“ „Aber Mr. Ainon, ich bin nicht ihre…“, entgegnete Ariana, doch auch sie wurde unterbrochen. „Ariana, Sie sollen nicht diskutieren, sondern nur meine Anweisungen befolgen!“ Mr. Ainons Worte fühlten sich sicherlich wie Messerstiche in Arianas Magengrube an. Ich sah ihr entsetztes und trauriges Gesicht, als sie uns allen den Rücken kehrte und von der Bühne stürmte. Ich rannte Ariana hinterher, denn Mr. Ainons Verhalten ihr gegenüber war völlig indiskutabel. „Ariana warte!“, rief ich ihr im Schulkorridor hinterher. „Der Kerl hält sich für einen Theatergott, aber das ist er nicht. Er hat bloß Schiss, dass irgendjemand merkt, dass er es nicht ist.“ „Nein verdammt.“, fluchte Ariana. „Ich reiß mir wirklich den Hintern auf, dass dieses Theaterstück ein Erfolg wird und wie wird es mir gedankt? Indem ich Kaffee mit viel Zucker serviere!“ „Wieso ist dir das eigentlich so wichtig?“, fragte ich nun genauer. Ariana blieb endlich stehen und drehte sich zu mir, sodass ich in ihr trauriges Gesicht blicken konnte. Aus irgendeinem Grund hatte sie nun etwas sehr Verletzliches an sich. „Es hat mit meinem Dad zu tun, verstehst du? Mein Dad war Theaterschauspieler mit Leib und Seele. Ich wollte in seine Fußstapfen treten, aber meine Schauspielkünste … naja sagen wir mal, sie sind bescheiden. Ganz im Gegensatz zu dir, denn du bist wirklich überraschend gut.“ „Danke, aber das Gleiche trifft auch auf dich zu.“, entgegnete ich schmunzelnd. „Wenn schon nicht auf der Bühne, wollte ich wenigstens hinter der Bühne mein Bestes geben, deshalb hab ich mich so reingehängt und mich um alles gekümmert. Mein Dad sollte stolz auf mich sein…“ Ariana wich meinem Blick aus, denn die Trauer um ihren Dad packte sie. Der Verlust eines geliebten Menschen hinterließ auf ewig Narben, dass wusste ich nur allzu gut. „Ariana.“ Ich nahm meine Freundin – und ja das war sie inzwischen tatsächlich – bei den Händen und richtete tröstende Worte an sie: „Dein Dad ist sicher ganz stolz auf dich und wird dir zugucken, egal wo er sein mag. Wir brauchen dich bei dem Stück. Der Kerl da drinnen ist doch ein Idiot, aber da stehst du doch locker drüber. Ich meine, du bist Ariana, das Mädchen mit der bissigen Zunge.“ In Arianas Gesicht zauberte sich ein Lächeln, das ich mit einem breiten Grinsen erwiderte. „Und jetzt komm, bevor Mr. Ainon noch einen Zusammenbruch erleidet, weil sein bester Darsteller fehlt.“ „Ich hoffe sehr, dass du nicht dich damit meinst.“, sagte Ariana schmunzelnd.
Das FINALE von PART III im Doppelpack: Am Samstag, den 11.März 2023!
Hauptrollen: Dylan Winter: Er ist homosexuell und hegt Gefühle für seinen Mitschüler Emmet. Sein Outing bei seinem Dad lief nicht sonderlich gut und nach mehreren Küssen mit Cosmo, landete Dylan im Koma. Dylan ist ein talentierter Zeichner. Cosmo Winter (O:Evo-1570): Ein außerirdisches Wesen vom Planeten Neró. Er zieht seine Kräfte aus Wasser, wohingegen er Angst vor Feuer hat. Er kann sich in andere Lebensformen verwandeln und tarnt sich dadurch als Dylans Cousin. Sein Ziel: Dylan´s Wunsch erfüllen! Ariana Alister: Sie ist die Tochter von Sydney und nicht erfreut über ihren Umzug. Sie weiß einiges über die Evos, da sie wie Dylan einen Evo an der Seite hat - Luna. Philip "Phil" Winter: Er ist Dylans Vater und von Beruf der Sheriff einer amerikanischen Kleinstadt. Seine Frau verstarb vor etwa einem Jahr. Mit der Homosexualität seines Sohnes kam er zunächst gar nicht zurecht.
Nebenrollen: Sydney Alister: Mutter von Ariana und Kollegin von Phil. Sie weiß von der Existenz der Evos. Luna Alister (N:Evo-900): Wie Cosmo ein Evo vom Planeten Neró. Sie lebte einst bei Ariana und ihrer Mutter Sydney. Mika Stone: Mitschüler von Dylan, der sich mit Cosmo anfreundet; in der Schule gibt er sich gerne als Klassenclown; er weiß das Cosmo kein Mensch ist. Mister Cage: Sportlehrer und Trainer der Basketball-Schulmannschaft. Mr. T: Der Schulrektor wird von all seinen Schülern nur „Mr. T“ genannt. Er unterrichtet Biologie. Dr. Savior: Arzt; behandelte Dylans Mutter vor ihrem Tod und auch Dylan, als dieser im Koma lag. Logan: Deputy; feuerte einen Schuss auf einer Demonstration ab und traf dabei Dylan´s Dad. Donald „Don“ Sinclair: Großvater von Dylan; Vater von Natalie; Schwiegervater von Phil; ist Witwer und reist viel um die Welt.
Φ:Frühlingsfest-69 Die Tage im März schritten stetig dahin und das Frühlingsfest rückte unaufhaltsam näher. Das war aber auch gut so, lenkte es doch viele von uns von dem schockierenden Ereignis bei der Demo ab. Heute war es dann auch endlich soweit und an unserer Schule fand das Frühlingsfest statt – inklusive unserer Theateraufführung „Ein Sommernachtstraum“. Ich war schon irre nervös, aber die Vorfreude war riesengroß! Lediglich Cosmo schien sich nicht auf den heutigen Tag zu freuen. Er wollte mir nicht sagen warum, aber ich hatte den leisen Verdacht, dass es mit unserer Kussszene zusammenhing. Wie ich aus der Sache unbeschadet rauskommen sollte, war mir immer noch nicht klar, aber vielleicht geschah mit mir ja auch nichts – zumindest hoffte ich das. Ich saß in meinem Zimmer an meinem Schreibtisch und traf die letzten Vorkehrungen für diesen Tag. Vor mir lag ein Blatt Papier und daneben viele Zeichenstifte. Nach langer Zeit hatte ich mich endlich wieder an meine Zeichnungen herangewagt. Ich rollte eine der Zeichnungen zusammen und band es mit einem Gummi fest, als es an meiner Tür klopfte und Cosmos Kopf hereinlugte. „Kommst du?“ „Ich bin gleich unten. Grandpa soll schon einmal den Motor heiß laufen lassen.“, antwortete ich und schickte Cosmo bereits vor. Ich warf einen letzten Blick auf meinen Schreibtisch und entdeckte die Zeichnung, an der ich als Letztes vor meinem Koma gearbeitet hatte. Es war die Zeichnung, die einem wilden Dschungel glich, mit gigantischen Bäumen, fleischfressenden Pflanzen und einem Fluss, dessen Strömung und Strudel tödlich für Menschen waren. Ich hatte die Zeichnung schon fast aus meinem Gedächtnis gestrichen, doch nun wo ich sie sah, begann es in mir zu rattern. Ein komisches Gefühl breitete sich in mir aus. Die Landschaft kam mir vertraut vor, obwohl sie lediglich meiner Fantasie entsprach. So einen Ort gab es nicht wirklich und wenn doch… „Dylan?!“ Cosmo rief nach mir und riss mich aus meinen Gedanken. Ich rannte die Treppe runter.
Bevor es zur Schule ging, holten wir meinen Dad noch aus dem Krankenhaus ab. Meinen glorreichen Auftritt in der Theateraufführung wollte er sich keinesfalls entgehen lassen. „Ihre Blutwerte sind normal, aber bitte schonen Sie sich auch weiterhin.“, riet Dr. Savior meinem Dad, als wir dessen Krankenzimmer betraten. Der rechte Arm von meinem Dad war eingegipst und er trug eine Schlinge um den Hals, die die schwere Last des Armes abnahm. „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch Sheriff, aber ich würde mich freuen, wenn ich ihre Familie zukünftig nicht mehr in diesem Krankenhaus sehe.“ Dr. Savior zwinkerte meinem Dad amüsiert zu, was mein Dad mit einem Lachen erwiderte. „Das kann ich Ihnen zwar nicht versprechen, aber ich werde mein Bestes tun, um Sie nicht zu enttäuschen Doktor.“, erwiderte mein Dad. „Ah, da kommt ja auch bereits mein Taxi.“ „Na Phil, kannst du schon wieder auf Verbrecherjagd gehen?“, fragte mein Grandpa ihn freudig. „Soweit ist es leider noch nicht, aber im Notfall, schlag ich meinen Feind auch mit meinem Gipsarm K.O.“, antwortete mein Dad ihm. „Danke dir Don, dass du auf die Jungs aufgepasst hast.“ „Das hab ich doch gern gemacht. Es sind brave Jungs.“, entgegnete mein Grandpa, woraufhin mein Dad jedoch die Stirn runzelte. Ich blickte pfeifend zur Decke, während Cosmo breit grinste. Dass ich mich dem Verbot meines Dads widersetzte und auf die Demonstration ging, hatte natürlich noch Konsequenzen in Form von Hausarrest. Das die Demo so ausging, konnte ja keiner erahnen. Logan wurde selbstverständlich verhaftet. Die Beweggründe für seine Tat erfuhr ich auch bald von meinem Dad: „Logan war schon immer recht labil. Er liebt diese Stadt und deren Bewohner und er tritt auch für sie ein, wenn es sein muss, doch sollte es jemand wagen ihnen Schaden zuzufügen, dann hat er sich nicht mehr unter Kontrolle. Der Sheriff vor mir hat dies zum Glück bemerkt, ihn suspendiert und ihn zu einer Therapie geschickt. Zu allen anderen sollten wir sagen, dass Logan versetzt wurde, denn die Bürger sollten keinesfalls Angst vor ihren Gesetzeshütern haben. Vor ein paar Wochen kam dann die Meldung, dass Logan ‚geheilt‘ sei, aber offenbar war das nur eine List seinerseits, denn er hatte davon gehört, was hier gerade vor sich ging. Er wollte die Bürgermeisterin erschießen … Es klingt verrückt ich weiß, aber Logan hat wirklich ein krankhaftes Problem…“ „Dieser Mistkerl kann meinetwegen für immer hinter Gittern versauern.“, schimpfte mein Grandpa. „Lassen wir das Thema ruhen.“, meinte mein Dad schließlich, als wir gemeinsam im Auto saßen. „Heute ist ein schöner Tag, die Sonne scheint, Bäume und Blumen blühen und wir sind als Familie unterwegs zu dem Frühlingsfest. Ich hoffe es gibt Zuckerwatte, ich lieeeebe Zuckerwatte!“ „Oh ich auch.“, sagte Cosmo sofort, was mich jedoch verwunderte. „Zuckerwatte ist doch was zum Essen, oder?“ Ich nickte lediglich und grinste. Cosmo hatte wieder nur Essen im Kopf.
Unsere Schule war heute kaum wiederzuerkennen. In der Aula gab es eine Ausstellung der neusten Kunstprojekte, in der Sporthalle wussten unsere Tanz- und Ballettgruppen die Besucher zu begeistern, und am Nachmittag fand dann noch unsere Theateraufführung – der Höhepunkt des Tages – im Theatersaal statt. Am feierlichsten ging es jedoch auf dem Schulhof zu, denn dort glich das Frühlingsfest einer Kirmes, wenngleich es auch keinerlei Fahrgeschäfte wie Riesenrad oder Autoskooter gab, dafür aber Spiele wie „Hau den Lukas“ oder „Tortenwerfen“. Es gab verschiedene Stände, an der die Besucher heiße Hotdogs oder süße Zuckerwatten kaufen konnten. Auch mit Schokolade überzogenes Obst gab es, was sogar mich zum Sabbern anregte. Unser Rektor Mr. T hat sogar einen Clown engagiert, der aus Luftballons kleine Tierchen bastelte, die die Kinderherzen höher schlagen ließen. Auf einer Wiese fand gerade ein Hunde-Wettkampf statt, in dem die unterschiedlichen Vierbeiner Hindernisse überwinden mussten, um als Erster ins Ziel zu gelangen. „Wer wagt sich an den Hammer? Wer will beweisen wie stark er ist?!“, hörte ich Mister Cage laut rufen, der beim „Hau den Lukas“ stand und auf den nächsten Bewerber wartete. „Ich will!“, rief Cosmo unserem Sportlehrer mit erhobener Hand zu. Wir begleiteten Cosmo und ich war schon sehr gespannt darauf, wie er sich in diesem Spiel so schlug. „Ich muss mit dem Hammer nur da drauf hauen, sehe ich das richtig?“, fragte Cosmo nach und Mister Cage nickte. „Aber wieso heißt das denn ‚Hau den Lukas‘? Wieso nicht ‚Hau den Astronomen‘ oder ‚Hau den Mika‘?“ „Ich hau dich gleich, wenn du nicht zuschlägst.“, sagte Mika grinsend, der plötzlich hinter uns stand. Cosmo bekam von Mister Cage den Hammer überreicht und er holte zugleich zum Schlag aus. Der Hammer schlug auf den gefederten Kopf zu, der in der Röhre befindende Metallkörper stieg nach oben und traf die Klingel mit Leichtigkeit. „Na, wie war ich?!“, rief Cosmo hocherfreut, während Mister Cage, Mika, mein Dad, mein Grandpa und ich mit offenen Mündern daneben standen. „Ehrlich mal…, du bei der Polizei und die Verbrecher hätten nichts mehr zu lachen.“, meinte mein Dad verblüfft, während Mister Cage Cosmo seinen Preis überreichte: Ein Essensgutschein fürs „60“. „Das ist genau das Richtige für unseren Vielfraß.“, sagte plötzlich Ariana, die zusammen mit ihrer Mutter und Luna ebenfalls hinzu trat. „So Mädchen, genießt das Frühlingsfest, denn schon bald werden wir die Stadt verlassen.“, sagte Sydney und ich warf Ariana einen verwirrten Blick zu. Verlassen? Zogen die Alisters etwa fort?
Fortsetzung folgt ... am Donnerstag, den 9.März 2023!