Es ist nun schon sehr lange her, dass ich mich an dieser Stelle hier gemeldet habe. Entschuldigungen dafür hab ich keine, aber ich gehe ohnehin nicht davon aus, dass das sehr viele hier lesen ^^ . Diejenigen die diesen Eintrag hier aber lesen, sind aber schon einmal vorgewarnt, dass meine aktuelle Geschichte "Monster Teen Club" schon bald eine kleine Pause einlegen wird. Und zwar werde ich vom 23.09 bis zum 4.10 im Urlaub sein und daher wird es mir nicht möglich sein, an diesen Tagen weitere Kapitel hochzuladen. Bislang hab ich immer sonntags ein neues Kapitel hochgeladen, aber am 23.09 und am 30.09 wird dies nicht der Fall sein. Das vorerst letzte Kapitel wird demnach am 16.09 hochgeladen, ehe es am 7.10, also drei Wochen später, weiter geht. Nur so eine kleine Vorwarnung an dieser Stelle ...
Schönen Sonntag wünsche ich! Heute gibt es das 8.Kapitel meiner Fantasy-Story. Billie, Koda und all die anderen Gruselgestalten müssen die zweite Prüfung absolvieren. Die nennt sich "Das Nebellabyrinth" und das wird in den nächsten Kapitel ein irre spannendes Abenteuer, das verspreche ich euch. :)
Nur gut, dass ich am Abend zuvor noch früh genug einschlief, denn Koda warf mich bereits um sechs Uhr morgens aus meinem Bett. „Die Prüfung beginnt um sieben Uhr. Ich dachte mir, du wärst froh, wenn du davor noch etwas frühstücken, dich waschen und vorbereiten kannst.“ „Dankeee.“, sagte ich und gähnte dabei. „Heute wieder einen vergifteten Apfel zum Frühstück?“ „Nein. Heute hab ich was anderes für dich auf der Speisekarte.“, meinte Koda und überreichte mir grinsend mein Frühstück auf einem Silbertablett. „Cornflakes mit Milch. Da sind ganz viele Cerealien drin und ist gesund. Einen frischen Obstsalat – aus dem Supermarkt – und zum krönenden Abschluss: Ein Energieriegel! Der spendet dir die nötige Kraft für den heutigen Tag.“ „Also ich finde es ja echt nett von dir, dass du mir jeden Morgen mein Frühstück ans Bett bringst, vor allem weil du selber nichts zu dir nimmst, aber das nächste Mal fertige ich dir eine Einkaufsliste an, bevor du mir fertiggeschnippeltes Obst aus dem Supermarkt bringst. Und überhaupt, wo gibt es hier einen Supermarkt?“ „Och, wir haben da so unsere Connections.“, meinte Koda etwas abwehrend. „Jetzt iss und sei nicht so undankbar. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich darum geben würde, den Geschmack von frischen oder nicht so frischen Obst auf meiner Zunge zergehen zu lassen.“ Ich tat wie mir befohlen und aß alles auf. Koda hatte schon Recht. Ich sollte ein wenig dankbarer sein. Ein wenig Leid tat er mir auch. Nicht schlafen und essen zu können, muss auf Dauer deprimierend sein, vor allem wenn man sich ein Zimmer mit jemand teilt, der all das eben kann. Als ich mich gewaschen und umgezogen hatte, konnte es losgehen. „Wo müssen wir jetzt eigentlich hin?“ „Zu Viola. Die Hexen bringen ihre Gruppen zu dem Nebellabyrinth, welches sich hinter den Bergen an einem See und einem angrenzenden Waldgebiet befindet.“ „Haben wir denn alle auf ihrem Besen Platz?“, fragte ich erstaunt. „Oh Mann nein, sie zaubert uns alle dorthin, du ahnungsloser Mensch.“, antwortete Koda, während ich es nun war, der breit lächelte. Koda sah mich an. „Du hast dir einen Scherz mit mir erlaubt. Tse …, dreht der den Spieß einfach um. Los gehen wir. Wir sollten Viola nicht warten lassen, das könnte ungemütlich werden.“
# 8
Es war das erste Mal, dass ich Violas Zimmer betrat. Im Vergleich zu dem unseren und dem von Zuko und Ramón war es erheblich größer. Ein Bett konnte ich nicht ausfindig machen, dafür standen allerlei andere Möbelstücke und Gegenstände herum. Mehrere Regale waren mit allerlei farbigen Tinkturen und Kräutergewürzen verfrachtet. In der Mitte des Zimmers stand ein großer Kupferkessel aus Messing und in einer Ecke – wie könnte es auch groß anders sein – stand ein Besen. „Man, ihr lasst aber auch echt gar kein Klischee aus, was?“, stieß ich wenig überrascht aus. „Koda, sag deinem kleinen Freund er soll besser seinen Mund halten, oder ich verwandle ihn in eine hässliche Kröte.“, sagte Viola daraufhin, ohne mich anzusehen. Sie war damit beschäftigt, in ihrem Kessel etwas anzurühren, was nach miefigen Käsefüßen roch. Ich war nicht erpicht darauf, mich demnächst als Kröte wiedervorzufinden, also hielt ich meine Klappe und schaute mich weiter im Zimmer um. In der Zwischenzeit trafen auch alle anderen ein. Ramón torkelte leicht beim Gehen. Ob er sich für die heutige Prüfung Mut angetrunken hat? Nach einer Weile entdeckte ich einen Griff an der Wand und ich kam zu dem Entschluss, dass Viola offenbar ein Schrankbett besaß, welches sich jederzeit ausziehen ließ. Ich fand diese Betten ja nie sonderlich reizvoll. Was wenn sich das Bett wieder einzieht, während man gerade schläft? „Sind alle da?“, fragte Viola nach einiger Zeit. „Wir sind zu 100 Prozent alle anwesend.“, antwortete Mason ihr. „Gut. Zunächst einmal bekommt ihr alle ein kleines Fläschchen mit dieser Zaubermixtur.“, sagte Viola, die mehrere kleine Fläschchen mit dieser miefigen Brühe füllte. „Es ist nicht viel, aber es wird euch in eurer größten Not im Nebellabyrinth weiter helfen. Benutzt es mit Bedacht, denn es kann erheblichen Schaden anrichten. Es kann aber auch Wunder vollbringen!“ Viola überreichte jedem Zweiergespann zwei Fläschchen. Ich nahm die zwei Fläschchen entgegen und legte sie behutsam in die Beuteltasche, welche auch jedes Zweierteam besaß. Darin befanden sich ein paar Vorräte für unterwegs. Keiner konnte mir sagen, wie lange die Prüfung andauern würde, da aber allem Anschein nach noch immer Studenten von früher in dem Labyrinth umherirrten, sehr lange. „Okay, stellt euch in einen Kreis auf und wartet ab.“, sagte Viola schließlich und ich gehorchte ihr ohne zu fragen. „Gebt euch die Hände.“, meinte sie anschließend, woraufhin ich etwas skeptisch nach links und rechts sah. Rechts von mir stand Ramón, dessen Knochenhand mir bei der erstbesten Berührung eine Gänsehaut bescherte. Links von mir stand Koda und ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich seine Hand halten sollte, wo er doch ein Gespenst war. Ich zögerte, doch Koda griff nach meiner Hand und völlig unerwartet konnte ich seine Hand spüren. Wie war das möglich? Er fühlte sich kalt an. Sehr kalt. Doch die Überraschung darüber wurde gebrochen, als ich Viola das erste Mal beim Hexen zusah. Viola stand in der Mitte des Kreises, den wir bildeten und hielt ein kleines Säckchen in ihren Händen. Sie schloss ihre Augen und fing an, etwas vor sich hinzumurmeln, bis sie immer lauter wurde: „Non qui, non là, portaci in un posto lontano. Veloce come il vento, portaci nel labirinto della nebbia. Teletrasporto!“ Kaum hatte sie das letzte Wort gesprochen, nahm Viola eine Handvoll Pulver aus ihrem Säckchen und warf es hoch in die Luft, von wo aus es wie Sternenstaub auf uns herabfiel. Ich hatte nur einmal geblinzelt, als ich mich plötzlich an einen mir völlig fremden Ort wiederfand. Unter meinen Füßen war grünes Gras, welches vom Morgentau noch ganz feucht war. Hinter uns ragte ein großer Wald, dessen Bäume so hoch wie gewöhnliche Häuer waren, links von uns befand sich ein See, dessen Schönheit mir jedoch im Nebel verborgen blieb und vor uns lag es – das gefürchtete Nebellabyrinth! Insgesamt konnte ich vier Eingänge erkennen, aber das war auch schon alles was ich erkennen konnte, da die Hecken so hoch waren, das der Rest vor meinen Augen im Verborgenen blieb. Der Nebel vom See bedeckte zudem auch das Labyrinth, aber seinen Namen hatte er sicherlich nicht von ungefähr. „Bitte versammelt euch hier! Alle hierher wenn ich bitten darf!“ rief Professor Bigbang, dessen piepsige Gnomstimme bei den Studenten jedoch nur wenig Gehör fand. Doch Professorin Crybaby kam ihm mit ihrer „lieblichen“ Stimme zu Hilfe, in dem sie einen ohrenbetäubenden Schrei losließ, der alle bis ins Mark und Bein erschütterte. Professor Bigbang störte sich nicht an dem Geschrei und grinste schadenfroh. „Danke sehr Professorin Crybaby. So liebe Studenten. Hab ich jetzt euer Gehör?“ „Nein, denn jetzt haben wir gar kein Gehör mehr, nach diesem Schrei.“, sagte Koda, der ungeniert mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand in seinem rechten Ohr rumpuhlte. „Dann versammelt euch bitte Gruppenweise und wartet, bis ihr aufgerufen werdet!“, rief Professor Bigbang unbeirrt weiter. Ich beugte mich zu Koda rüber. „Was geschieht jetzt?“ „Sie werden uns gruppenweise ins Nebellabyrinth schicken, damit wir nicht alle gleichzeitig reinstürmen.“, erklärte Koda mir. Ich musste zugeben, dass das alles sehr spannend war. Meine Angst war zwar noch immer da, aber ich glaubte sie im Griff zu haben. Meine ganze Aufmerksamkeit galt nun dem Magistrat, der eine letzte Rede vor unserem Eintritt ins Nebellabyrinth hielt. „Liebe Studenten und Studentinnen der ‚Monster Academy‘. In wenigen Augenblicken wird Professor Spot das Startzeichen für die zweite Prüfung geben. Lasst mich euch davor noch die Regeln erklären.“ Die Augen aller waren auf den Magistrat gerichtet, dem es stets gelang, alle in seinen Bann zu ziehen. Alle hörten ihm aufmerksam zu, auch ich, denn jeder Hinweis konnte dazu beitragen, in dem Labyrinth nicht umzukommen. „Die erste und wichtigste Regel von allen lautet.“ Der Magistrat hielte eine kurze spannungserzeugende Pause. „Es gibt keine Regeln!“ Mit dieser Aussage brach nun das wilde Geschnatter unter den Monstern aus. Auch Kodas Freunde unterhielten sich, bis die Stimme des Magistrats sich vom Neuen erhob: „Hört alle gut zu! Es gibt keine Regeln. Im Nebellabyrinth ist alles erlaubt. Ihr seid auf euch allein gestellt, aber ihr könnt euch gerne miteinander verbrüdern, solltet ihr der Meinung sein, dass es euch was nützt. Bedenkt jedoch eins: Wer einmal eurer Freund war, könnte schon bald euer größter Feind werden. Das Nebellabyrinth ist voller Gefahren. In ihm lauert eine uralte Magie, die wir nicht unter Kontrolle haben. Selbst ich, der größte Magier aller Zeiten, kenne nicht alle Geheimnisse des Nebellabyrinths. Seid also immer auf der Hut. Viel Glück und auf das ihr das Licht der Sonne wieder sehen werdet.“ Der Magistrat hatte seine Ansprache beendet, die allerdings wenig aufbauend war, wie ich fand. Professor Gingerbread brachte die erste Gruppe zu den vier Eingängen des Nebellabyrinths und ich konnte in einigen von ihnen die Furcht in ihren Augen erkennen. Auch in unserer Gruppe waren nicht alle sorgenfrei. Milan zitterte am ganzen Körper und Zuko gab einen pessimistischen Spruch nach den anderen von sich. „Wird schon schiefgehen. Hals- und Beinbruch.“ „Ich zittere nicht vor Angst. Es ist nur schweinekalt.“, erklärte Milan Seth, als dieser ihn auf sein Zittern ansprach. Das war natürlich gelogen. Kein Vampir würde zugeben, Angst zu haben. „Und bei dir alles in Ordnung?“, fragte Koda mich. „Noch schon …“, antwortete ich wahrheitsgetreu. „Wir packen das … irgendwie …“, versuchte Koda mich aufzumuntern, mit mäßigen Erfolg. „Okay Leute. Hört mal alle kurz her.“, sagte Viola, die den Monster Teen Club zu sich rief. „Ich habe gerade mit Professor Bigbang gesprochen. Er hat mir mitgeteilt, dass ihr die dreizehnte Gruppe seid, die das Labyrinth betreten wird. Seid also bitte jederzeit startklar.“ „Die dreizehnte? Na wenn das mal kein Unglück bringt …“, gab Zuko skeptisch von sich. „Dein Pessimismus ist gerade unerwünscht Zuko!“, blaffte Ava ihn nun an. „Aber er hat doch Recht.“, mischte sich Mason nun mit ein. „Die Zahl Dreizehn wird schon seit Urzeiten als Unglückszahl angesehen. Die Prozentzahl, dass uns allen also viel Pech widerfährt, liegt also bei etwa …“ „Halt die Klappe Mason!“ Ich drehte mich überraschend um. Derjenige der Mason zum Verstummen brachte, waren weder Viola noch Ava. Es war Koda, der seinen Freund mit böse funkelnden Augen ansah. Ein ungewohnter und etwas beängstigender Blick bei ihm. Bislang hatte ich diesen Ausdruck bei ihm nur gesehen, als ich meine Faust gegen ihn richtete. Da ertönte ein lauter Schuss. Erschrocken drehte ich mich vom Neuen um und konnte sehen, wie Professor Spot zu Boden fiel. Er hatte sich selbst mit einer Waffe in den Kopf geschossen, woraufhin die erste Gruppe losrannte und das Nebellabyrinth betrat. „Zum Teufel noch eins. Diese Nummer bringt er immer wieder und jedes Mal erschrick ich fast zu Tode.“, beschwerte sich Ava. Ich sah, wie sich Professor Spot von dem Kopfschuss wieder erholte und langsam wieder auf die Beine kam. „Macht er das jetzt bei allen so?“, fragte ich kritisch. „Professor Spot ist leicht … naja du weißt schon.“, antwortete Zuko mir und wedelte dabei mit seiner Hand vor seinem Gesicht rum, um mir bildlich aufzuzeigen, dass der Professor nicht ganz dicht war. „Aber er ist mein großes Vorbild!“, fügte Zuko ganz stolz hinzu. Ich zog meine Augenbrauen hoch. „Also wenn du mich fragst, dann seid ihr alle ein wenig plemplem.“ Nach dem ersten Startschuss mussten wir zunächst einmal warten, bis wir in der Reihe waren. Je mehr Zeit verstrich, desto unruhiger wurde ich wieder. Also versuchte ich mich mit einer Unterhaltung mit Koda abzulenken. Ich hatte es mir auf einem großen Felsen bequem gemacht, während er lässig an einem Baum lehnte. „Wie kommt es eigentlich, dass du vorhin meine Hand gehalten hast?“ „Jetzt sag bloß nicht, du hast Berührungsängste.“, meinte Koda daraufhin. „Das meine ich nicht. Ich meine wie es kommt, dass du mich berühren kannst, obwohl du ein Gespenst bist.“, erklärte ich. „Gespenster können ihre Gestalt manifestieren. Weißt du, was ‚manifestieren‘ bedeutet?“ Ich überlegte kurz, schüttelte dann jedoch den Kopf. Also erklärte Koda mir das Ganze etwas genauer. „Ich bin dazu in der Lage meinen Körper der Umgebung anzupassen. Menschen können Gespenster für gewöhnlich nicht sehen oder berühren, sofern das Gespenst es nicht von sich aus zulässt. Manifestieren bedeutet also nichts anderen, als sich zu erkennen geben. Als ich nach deiner Hand gegriffen habe, müsstest du jedoch gespürt haben, dass mein Körper nur eine leblose Hülle ist.“ „Kälte. Ich hab Kälte gespürt.“, sagte ich zu ihm. Koda nickte. „Wenn du stirbst, dann weicht jegliche Wärme aus deinem Körper. Du spürst nichts mehr. Das ist zum Teil ein befreiendes, aber auch ein leeres Gefühl.“ „Klingt in meinen Ohren weniger schön. Eher … naja traurig.“, meinte ich betrübt. Koda lächelte kurz. „Ja, da hast du vermutlich auch Recht.“ Ich blickte zum Nebellabyrinth, welches von außen betrachtet einen ruhigen und sehr harmlosen Eindruck machte. Doch ich war nicht so naiv zu glauben, dass es drinnen genauso war. Ich blickte zu einem der vier Eingänge. Dunkelheit. Kälte. Das Nebellabyrinth verbarg etwas Unheimliches!
Es dauerte fast eine Stunde, bis Viola uns darauf hinwies, dass es jetzt für uns losging. Wir stellten uns also in Zweierteams vor den vier Eingängen zum Labyrinth auf, die vom nahen noch viel größer und unheimlicher rüberkamen. „Viel Glück Kodiii!“, rief Ava ihrem Lieblingsspukgespenst zu, ehe sie sich von ihm trennte und sich Mason, ihrem Teampartner, anschloss. „Passt auf euch auf.“, sagte Viola zum Abschied, ehe auch sie Abstand von uns nahm. Wir alle warteten auf das Startzeichen von Professor Spot, der gerade noch dabei war, seine Waffe nachzuladen. Inzwischen hatte sich eine andere Person hinter mich und Koda geschlichen. „Tod. Ich sehe den Tod.“, flüsterte Professorin Crybaby, die wie ein Schatten plötzlich hinter uns stand und selbst Koda einen Schrecken versetzte. „Das Nebellabyrinth birgt den Tod.“ Ein Schuss. Professor Spot gab das Startzeichen. Ich konnte sehen, wie die anderen sechs losrannten. Koda und ich verharrten noch an derselben Stelle. Professorin Crybabys unerwarteten Worte brachten uns leicht aus der Fassung. Doch dann packte mich Koda am Arm, rannte los und zerrte mich in das Labyrinth. Ehe ich mich versah, wurden wir vom Nebel verschlungen.
To be continued
ROLLENLISTE: 1- / Balthasar „Billie“ Kenneth Books: Billie findet Halloween einfach nur öde und unsinnig. Eines Tages taucht ein seltsamer Junge auf und entführt ihn in das Land der Monster
Monster Teen Club: 1- / Koda: Ein Spukgespenst; welcher aber nicht sonderlich furchteinflößend ist 4- / Ava: Ein Werwolfmädchen, die ein Faible für Koda zu haben scheint 4- / Milan: Ein Vampir mit einer Blut-Phobie 2- / Seth: Eine Mumie 4- / Mason: Eine Vogelscheuche mit einem Kürbiskopf; hält sich für den Klügsten, was er aber nicht ist 5- / Ramón: Ein Skelett mit Alkoholproblemen 3- / Zuko: Ein Zombie, welcher Innereien verabscheut und vegan lebt 4- / Viola: Eine junge Hexe und die Leiterin des Monster Teen Clubs.
Monster Academy: 3- / Magistrat: Der Leiter der „Monster Academy“ und ein großer Zauberer 3- / Professorin Gingerbread: Eine Hexe; unterrichtet die Monster-Studenten 3- / Professor Spot: Ein Zombie; unterrichtet die Monster-Studenten 3- / Professor Bigbang: Ein Gnom; unterrichtet die Monster-Studenten 3- / Professorin Crybaby: Eine Banshee; unterrichtet die Monster-Studenten
Das heutige Kapitel nimmt mal etwas Tempo aus der Geschichte raus. In den ersten sechs Kapitel sind ja allerlei Informationen auf euch eingeprasselt. Auch auf Billie, der all diese Informationen nun in seinem Tagebuch niederschreibt.
Der Magistrat duldete für gewöhnlich keine Menschen in seiner Welt. Bei mir jedoch hatte er eine Ausnahme gemacht und mir war bislang nicht klar wieso eigentlich. Allmählich kam Licht ins Dunkeln … „Ich bin euer achtes Gruppenmitglied.“, sagte ich in die Runde, bestehend aus Koda und seinen Freunden. „Soll das heißen, ich muss auch an dieser Prüfung teilnehmen und einer von euch muss mit mir in dieses …, dieses Nebeldingsda?!“ „Du hast es zu 100 Prozent erfasst, Billie.“, antwortete Mason mir. „Ooooh, Kodi und ich werden ein umwerfendes Paar abgeben!“, rief Ava augenblicklich, als hätte sie die Entscheidungsgewalt, mit wem sie zu der Prüfung antreten will. „Die Prüfung startet morgen im Morgengrauen!“, rief der Magistrat noch einmal ganz laut durchs Auditorium. „Bis dahin könnt ihr jegliche Vorbereitungen treffen, die ihr meint, treffen zu müssen. Auf gutes Gelingen …!“ „Wieso hab ich das Gefühl, als ob der das nicht wirklich so meint, wie er es sagt?“, fragte ich. Es herrschte ein turbulentes Durcheinander im Auditorium. Jeder war erpicht darauf, sich schnell den bestmöglichen Partner für diese Prüfung auszusuchen. Einigen konnte es gar nicht schnell genug gehen, aus dem Auditorium rauszukommen und sich auf den morgigen Tag vorzubereiten. Professor Gingerbread bahnte sich ihren Weg zu uns durch und blieb vor Koda stehen. „Der Magistrat wünscht, dass ich dir eine Nachricht übermittle.“ Die Hexe grinste boshaft und ich hatte ein ungutes Gefühl in der Magengrube. „Er verpflichtet dich dazu, dich mit dem Menschen zu paaren …“ Koda blickte die Professorin irritiert an. „Paaren? Übertreibt der Magistrat da nicht etwas …?“ „Was ich meine ist, dass der Magistrat dich dazu verpflichtet, die morgige Prüfung mit dem Menschen und keinem anderen anzutreten. Wohl gelingen.“ Professorin Gingerbread lächelte heimtückisch, wohingegen Ava nun ganz enttäuscht zu sein schien. Ich hingegen konnte mich nicht beklagen, wobei ich zugeben muss, dass mir Seth oder Zuko sogar lieber gewesen wären, weil die einen stärkeren und intelligenteren Eindruck erwecken, aber wenigstens musste ich nicht mit Ramón in ein Team. Doch Kodas Blick verunsicherte mich ein wenig, denn er sah alles andere als glücklich aus.
# 7
„Liebes Tagebuch. Tut mir Leid, dass ich dir gestern nicht schreiben konnte, aber mir ist etwas Unglaubliches passiert. Vermutlich wirst du mir gar nicht glauben, wenn ich dir das erzähle, allerdings bleibt dir gar keine andere Wahl, als mein Erlebtes in dir abzuspeichern. Also von Anfang an: Alles begann an Halloween, kurz nachdem ich dich zugeklappt und wieder unter mein Kopfkissen legte. Mein Dad brach zu einem Bowlingturnier auf und meine Mutter zog zusammen mit meiner kleinen Schwester Conny um die Häuser. Ich war allein zu Haus. Jedenfalls bis zu dem Moment, in dem Zara mich mit ihrem Besuch überraschte, um den schrecklichen Tag doch noch etwas Gutes abzugewinnen (Du erinnerst dich? An jenem Tag hat Riley der Bastard mit mir Schluss gemacht!).Folglich hatte ich doch noch einen ganz netten Abend. Zara und ich haben uns in Schale geworfen und zu abgefunkter Jazz-Musik getanzt. Das war irre spaßig! Nachdem Zara nach Hause gegangen war, passierte jedoch etwas Ungewöhnliches. Ein mir unbekannter Junge stand plötzlich vor der Haustür und meinte ‚er wolle mich‘. Schräg oder? Ich schlug ihm einfach die Tür wieder vor der Nase zu, aber seltsamerweise gelang ihm der Zutritt in unser Haus, denn kurz darauf lag er auf unserer Couch im Wohnzimmer. Ehe ich mich versah, wurde ich das grausame Opfer eines Pfeffer-Schlafpulvers (Mir brennen jetzt noch leicht die Augen). Doch das Seltsamste kommt erst noch: Als ich nämlich wieder zu mir kam, war ich an einem mir unbekannten Ort, an dem Hexen, Mumien, Gespenster und andere Gruselgestalten wahrhaftig existieren! Du glaubst mir nicht? Dann sieh dich mal um!“ Ich legte den Stift zur Seite und zeigte meinem aufgeschlagenen Tagebuch das Zimmer, welches ich nun bewohnte, und Koda, der faul über seinem Bett schwebte und in einem Buch las. Koda bemerkte meine Handlung und fand dies sehr merkwürdig. „Und da soll noch einer sagen, ICH sei der größte Spinner auf Erden. Du zeigst deinem Tagebuch unser Zimmer, als hätte es Augen und eine eigene Seele. Du kannst von Glück reden, dass ich nicht gerade nackt rumrenne, sonst wären die Seiten jetzt rot und du könntest deine eigene krakelige Schrift nicht mehr lesen.“ Ich sah Koda grimmig an und legte mein Tagebuch wieder auf mein Bett, um weiter schreiben zu können. „Ja, das ist Koda und er ist ein Gruselgespenst! Wobei das einzig gruselige an ihm sein nervtötendes Auftreten ist. Bislang konnte ich noch keine positive Eigenschaft an ihm feststellen. Er ist arrogant, unlustig und alles andere als attraktiv. Okay, streich den letzten Punkt wieder … Kommen wir lieber zu seinen Freunden, die alle irgendwie einen leichten Hau haben. Zuerst lernte ich Seth kennen. Er ist eine Mumie und sein größtes Problem bislang war, dass ihm auf der Toilette das Klopapier ausgegangen ist. Offenbar hat er keine Ahnung, in was er eingewickelt ist, aber egal. Den nächsten den ich kennenlernen durfte war Zuko, ein vegan lebender Zombie. Ja du hast richtig gelesen. Er ernährt sich vegan! Ein Zombie! Paradox oder? Gestern lernte ich dann noch weitere Freunde von Koda kennen. Da wäre zunächst einmal das Werwolfsmädchen Ava, die sich allem Anschein nach zu Koda hingezogen fühlt. Dieser scheint ihre Gefühle aber nicht zu erwidern, keine Ahnung. Dann gibt es da noch Milan den Vampir, über den ich aber noch nicht allzu viel weiß und Mason die Vogelscheuche. Sein Kopf besteht aus einem von innen ausgehüllten Kürbis und er selber hält sich offenbar für den Allerklügsten. Bislang finde ich ihn aber einfach nur anstrengend. Zu guter Letzt hab ich noch Ramón kennengelernt – ein Skelett, der dem Alkohol verfallen ist! Er und Koda scheinen sich nicht so gut zu verstehen. Alle von mir so eben genannten Personen bilden eine Gruppe an der sogenannten ‚Monster Academy‘ und bezeichnen sich selber als den ‚Monster Teen Club‘. Treffender hätten sie den Namen nicht aussuchen können, denn in der Tat benehmen sich alle wie Teenager, obwohl einige von ihnen schon mindestens über hundert Jahre alt sein dürften. Angeführt wird diese kunterbunte Truppe von einer Hexe namens Viola, die ihr Examen an einer Hexen-Academy erarbeitet hat. Ich mag sie jetzt schon, denn auch sie scheint von Koda des Öfteren genervt zu sein.“ „Komisch …“, sagte Koda auf einmal im anderen Bett. „Es fühlt sich so an, als ob gerade jemand an mich denkt. Entweder Ava oder Viola …, die Ladys stehen auf den Kodachamp.“ „Hab ich schon erwähnt, dass er auch selbstverliebt ist? Nein? Nun gut, eigentlich ist er ja auch ganz in Ordnung …, was ich von dem Leiter dieser Academy nicht unbedingt behaupten kann. Der ist mir irgendwie suspekt und unheimlich. Koda hat mich hierher verschleppt, um eine Prüfung zu bestehen und der Magistrat, so nennen sie hier den Leiter der Academy, hatte nichts bessere zu tun, als mich ständig mit seinen finsteren Augen anzuglotzen. Das war creepy, sag ich dir. Am Ende hat Koda seine Prüfung bestanden, aber nur, weil ich mich dazu verpflichtet habe, hier in seiner Welt zu bleiben. Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Magistrat damit meinte, FÜR IMMER hier zu bleiben. Das hat mich zugegebenermaßen ganz schön in Panik versetzt. Nach außen hin, hab ich das aber nicht so sehr gezeigt. Allgemein hab ich versucht, auf alle tapfer und mutig zu wirken. Keine Ahnung ob´s funktioniert hat, aber ich bin froh, dass ich meine wahren Gefühle endlich offen niederschreiben kann. Dir kann ich einfach alles anvertrauen! Ich vermiss Conny … und meine Eltern auch ein wenig, gebe ich zu. Sie müssen vor Sorge um mich umkommen. Hm … ob sie dann als Gespenster mir hier wieder erscheinen? Nein, nein, nein, blöder Gedanke. Ich hoffe es geht ihnen gut.“ Ich schrieb unentwegt weiter in mein Tagebuch und sah kein einziges Mal auf. Jedoch konnte ich aus den Augenwinkeln heraus erkennen, dass Koda mich hin und wieder beobachtete. Vermutlich war er neugierig, was ich mir so alles ins Tagebuch schrieb, aber sollte er es jemals wagen es zu lesen, dann würde ich alles daran setzen ihn irgendwie wieder zu beleben, nur um ihn dann eigenhändig umzubringen! „Tut mir Leid. Mein Eintrag ist heute wirklich sehr lang. Ich bin auch schon fast am Ende angekommen. Wie sich nämlich herausgestellt hat, gab es noch einen ganz anderen Grund, warum der Magistrat darauf bestand, dass ich hier in dieser Monsterwelt bleibe. Die Gruppe um Koda sollte ursprünglich aus acht Mitgliedern und der Leiterin bestehen, aber sie waren nur zu siebt (Koda, Seth, Zuko, Ava, Milan, Mason & Ramon). Die große Frage also: Was ist aus dem achten Mitglied ihrer Gemeinschaft geworden oder gab es nie eins? Da auf die Studenten der Monster Academy noch weitere Prüfungen warten, darunter auch welche die zu zweit oder mehr ausgeführt werden müssen, darf ich nun als achtes Mitglied herhalten. Ich – ein Mensch! Ich hab nicht die leiseste Ahnung, was sich der Magistrat dabei gedacht hat, aber allein beim Gedanken an ihn, bekomme ich eine Gänsehaut. Die zweite Prüfung nennt sich ‚Das Nebellabyrinth‘ und muss in Zweiergruppen angetreten werden. Nun zeigten sich die wahren Absichten des Magistrats, denn er zwang Koda dazu, mit mir ein Team zu bilden. Seine Freunde schienen darüber heilfroh zu sein, da natürlich keiner mit mir die Prüfung bestreiten wollte. Lediglich Ava war traurig gestimmt, wollte sie unbedingt mit Koda ein Team bilden. Nun wurde sie gezwungenermaßen mit Mason in ein Team gesteckt. Seth arbeitet mit Milan zusammen und Zuko und Ramón, die ohnehin gut miteinander konnten, bildeten das vierte Team. Ach genau …, nicht nur Ava war unglücklich über den Partnerwechsel, auch Koda schien darüber nur sehr wenig erfreut zu sein – allerdings hatte das bei ihm rein gar nichts mit Ava zu tun. Wie ich schon schrieb: Keiner von ihnen wollte mit einem Menschen seine nächste Prüfung bestreiten. Jetzt ließ es sich nicht mehr ändern und morgen früh ging es los. Kein Plan was mich erwartet … und ehrlich gesagt hab ich ein wenig Angst …, nun gut ich hab große Angst. Mein Bauchgefühl sagt mir jedoch, dass Koda schon auf mich Acht geben wird, auch wenn er nicht darüber erfreut ist, mit mir ein Team bilden zu müssen. Harte Schale, weicher Kern, du weißt schon. Sollte ich die morgige Prüfung jedenfalls überleben – was ich schwer hoffe – dann werde ich dir einen ausführlichen Bericht erstatten!“ Ich klappte das Tagebuch zu und lächelte. Es fühlte sich wie ein Befreiungsschlag an, all meine Gedanken und Gefühle dort hinein zu schreiben. Ich legte das Tagebuch wieder unter mein Kopfkissen, stand auf und schlich mich ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen, bevor ich zu Bett ging. Koda las unterdessen unentwegt weiter in seinem Buch, was ein echt fetter Wälzer war. Ich hatte jedoch noch nicht die Gelegenheit dazu, ihn nach dem Titel des Buches zu fragen. Als ich mit Zähne putzen fertig war, ging ich unverzüglich ins Bett und schaltete bei mir die Tischlampe auf dem Nachtkästchen aus. Ich schloss meine Augen und konnte hören, wie Koda im Hintergrund noch ein bis zwei Seiten seines Buches umblätterte, ehe er es zuschlug und sein Licht ebenfalls ausmachte. Danach hörte ich nichts mehr von ihm, da Gespenster allerdings keinen Schlaf benötigten, ging ich davon aus, dass er wie schon in den Nächten zuvor mit offenen Augen über seinem Bett schwebte und allen möglichen Gedanken nachging. Ehrlich gesagt ging es mir nicht viel anders. Egal wie sehr ich mich auch anstrengte einzuschlafen, die Gedanken um den morgigen Tag hielten mich wach. Was war dieses „Nebellabyrinth“ und was würde uns darin erwarten? Koda und die anderen konnten es mir nicht sagen, da sie wie ich keine Ahnung hatten. Sie haben nur Geschichten darüber gehört, dass sich in dem Nebellabyrinth schon so einige verlaufen haben und noch heute darin umherirren. Andere behaupten es gäbe gar keinen Ausgang und der Magistrat und die Professoren wollen nur austesten, wie weit ihre Studenten an ihre Grenzen gehen, um die Prüfung zu bestehen. Mich kümmerte das nicht. Ich war nicht versessen darauf, diese Prüfung zu bestehen, denn schließlich war ich kein Student dieser Academy. Ich war wegen Koda hier und eben jener musste jetzt damit leben, mich in diesem Labyrinth an seiner Seite zu haben. Vielleicht lauerten darin tödliche Kreaturen. Was wenn ich in dem Labyrinth ein tödliches Ende fand? Ich kniff meine Augen enger zusammen und legte meine Arme um mich. Die Angst packte mich erneut. Wie um Himmels Willen sollte ich das alles überleben? Ich bin ein Mensch! Ich …, ich will wieder nach Hause. „Hab keine Angst. Ich pass morgen gut auf dich auf. Wir beide packen das schon irgendwie.“, hörte ich Koda auf einmal zu mir sagen. Ich öffnete meine Augen und drehte mich abrupt um. Koda war wie in der Nacht zuvor zu mir herübergeschwebt. Hat er gesehen, wie ich unter meiner Bettdecke zu Zittern anfing? Hat er meine Angst gespürt? „Ich hab keine Angst.“, entgegnete ich, was aber eigentlich dumm statt tapfer war. Koda sah mich überrascht an. „Ach nicht? Und ich dachte du hättest großen Schiss vor dem morgigen Tag und würdest dir ins Höschen machen. Dann hätte ich Seth darum bitten müssen, uns etwas Klopapier von sich abzutreten, damit wir morgen gut ausgestattet sind.“ „Du bist ein Trottel, hat dir das schon mal jemand gesagt?!“, rief ich und warf Koda ein Kissen entgegen, welches aber natürlich durch ihn hindurch flog und auf dem Boden landete. Koda lächelte breit und schwebte zurück zu seinem Bett. Ich drehte mich wieder um, damit er nicht sehen konnte, wie sich ein Lächeln in meinem Gesicht bildete. Er hatte es geschafft, mir meine Angst für einen kurzen Moment zu nehmen. Ob er das beabsichtigt hatte? Jedoch folgte noch etwas nach, womit ich am allerwenigsten gerechnet hatte. „Und du musst nicht jedermann beweisen, wie furchtlos und mutig du bist. Ich weiß, dass du es bist, aber auch das du nur ein Junge bist und Gefühle hast, die wir nicht mehr nachempfinden können. Ich werde dich morgen sicher durch das Nebellabyrinth bringen, das schwöre ich dir hoch und heilig!“ Kodas Worte waren wie Balsam für meine Seele. Die Angst wich nun komplett aus meinem Körper und ich wusste, dass ich jetzt beruhigt einschlafen konnte. „Natürlich ändert das aber nichts daran, dass ich viel lieber mit einem meiner Freunde anstatt mit dir ein Team gebildet hätte …“ Ich rollte mit den Augen und schnaufte. Koda hat den schönen Moment mit seinem letzten Satz wieder zunichte gemacht. Dafür wäre ich ihm am liebsten an die Gurgel gegangen. Doch dazu kam ich nicht mehr, denn ich war so müde, dass ich kurz darauf einschlief.
To be continued
ROLLENLISTE: 1- / Balthasar „Billie“ Kenneth Books: Billie findet Halloween einfach nur öde und unsinnig. Eines Tages taucht ein seltsamer Junge auf und entführt ihn in das Land der Monster
Monster Teen Club: 1- / Koda: Ein Spukgespenst; welcher aber nicht sonderlich furchteinflößend ist 4- / Ava: Ein Werwolfmädchen, die ein Faible für Koda zu haben scheint 4- / Milan: Ein Vampir mit einer Blut-Phobie 2- / Seth: Eine Mumie 4- / Mason: Eine Vogelscheuche mit einem Kürbiskopf; hält sich für den Klügsten, was er aber nicht ist 5- / Ramón: Ein Skelett mit Alkoholproblemen 3- / Zuko: Ein Zombie, welcher Innereien verabscheut und vegan lebt 4- / Viola: Eine junge Hexe und die Leiterin des Monster Teen Clubs.
Monster Academy: 3- / Magistrat: Der Leiter der „Monster Academy“ und ein großer Zauberer 3- / Professorin Gingerbread: Eine Hexe; unterrichtet die Monster-Studenten
Familie & Freunde: 1 / William „Bill“ Books: Billies Vater 1 / Madison „Maddy“ Books: Billies Mutter 1 / Constanze „Conny“ Books: Billies kleine sechsjährige Schwester 1 / Zara Darling: Billies beste Freundin Riley Sanders: Billies Ex-Freund
>> Der Film ist der fünfte Teil der Heimatkrimi-Filmreihe, nach den Romanen von Rita Falk.
Filmdaten: Regie: Ed Herzog Genres: Komödie, Krimi Produktionsland: Deutschland Laufzeit: 97 Min. FSK: ab 12 freigegeben
Handlung: Dorfpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) hat mal wieder jede Menge Probleme, die ihn aus seinem Alltagstrott reißen: Er wird gegen seinen Willen befördert und muss deswegen in die große Stadt gehen, nach München, wo er in eine Wohngemeinschaft mit seinem exzentrischen Kumpel Rudi (Simon Schwarz) zieht und ausgerechnet seine Rivalin Thin Lizzy (Nora Waldstätten) seine Vorgesetzte ist. Zum Glück gibt es bald wieder eine Ausrede, nach Niederkaltenkirchen zurückzukehren: Im Opel Admiral seines Vaters (Eisi Gulp) wird eine Leiche gefunden und ein alter Bekannter, der erfolgreiche Geschäftsmann Karl-Heinz Fleischmann (Gedeon Burkhard), macht sich an Franz‘ Freundin Susi (Lisa Maria Potthoff) ran. Vielleicht wird es also endlich Zeit für den Heiratsantrag, vor dem sich der Dorf-Cop schon so lange drückt…
Darsteller: Sebastian Bezzel: Franz Eberhofer Simon Schwarz: Rudi Birkenberger Lisa Maria Potthoff: Susi, Franz’ Freundin Enzi Fuchs: Oma Eberhofer Eisi Gulp: Papa Eberhofer Nora Waldstätten: Kommissarin Elisabeth Mayerhofer Sigi Zimmerschied: Herr Moratschek, Dienststellenleiter Stephan Zinner: Metzger Simmerl Ulrike Beimpold: Margot Scheller Daniel Christensen: Flötzinger Ferdinand Hofer: Max Simmerl Thomas Kügel: Bürgermeister Frederic Linkemann: Karl Stopfer Max Schmidt: Wolfi Viola von der Burg: Schmuckverkäuferin Eli Wasserscheid: Jessi Gerhard Wittmann: Leopold Eberhofer
>> "Vollblüter" ist der letzte Film, in dem Anton Yelchin eine Rolle übernommen hatte, bevor er im Juni 2016 starb.
Filmdaten: Regie: Cory Finley Genres: Thriller, Drama Produktionsland: USA Laufzeit: 93 Min. FSK: ab 16 freigegeben
Handlung: Lily (Anya Taylor-Joy) und Amanda (Olivia Cooke), zwei Teenagerinnen in einer Vorstadt in Connecticut, erneuern ihre Freundschaft, nachdem sie sich in den vergangenen Jahren voneinander entfernt hatten. Lily ist auf eine gute Schule gegangen, wird bald ein begehrtes Praktikum beginnen und ist voll in der gesellschaftlichen Ober-Klasse angekommen, während Amanda mit einem scharfen Verstand und ihrer ganz eigenen Einstellung zu den Dingen glänzt, jedoch im Zuge ihrer Entwicklung auch zu einer sozialen Außenseiterin wurde. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verstehen sich die beiden wieder hervorragend, bringen aber nach und nach auch die Schattenseiten des anderen zum Vorschein – was schließlich dazu führt, dass sie den Kleinganoven Tim (Anton Yelchin) anheuern, um einen Mord zu begehen…
Darsteller: Olivia Cooke: Amanda Anya Taylor-Joy: Lily Anton Yelchin: Tim Paul Sparks: Mark Francie Swift: Lilys Mutter Kaili Vernoff: Karen
Filmdaten: Regie: Jon Turteltaub Genres: Thriller, Action Produktionsland: USA Laufzeit: 114 Min. FSK: ab 12 freigegeben
Handlung: Nachdem ein Tiefsee-U-Boot von einem ausgestorben geglaubten Riesenhai angegriffen wurde, sinkt das Fahrzeug in den tiefsten Graben des Pazifiks und liegt dort manövrierunfähig am Meeresgrund. Der Crew an Bord läuft allmählich die Zeit davon und daher engagiert der Meeresforscher Dr. Minway Zhang (Winston Chao) den erfahrenen Taucher Jonas Taylor (Jason Statham). Taylor ist zwar Experte für Bergungen in der Tiefsee, allerdings ist er vor Jahren schon einmal mit dem urzeitlichen Riesenhai, einem mehr als 20 Meter langen Megalodon, aneinandergeraten. Doch gemeinsam mit Dr. Zhangs Tochter Suyin (Bingbing Li) muss er nun seine Ängste überwinden und schwere Geschütze auffahren, um den eingeschlossenen Menschen zur Hilfe eilen zu können – und die Weltmeere von der Schreckensherrschaft des Urzeitmonsters zu befreien…
Darsteller: Jason Statham: Jonas Taylor Bingbing Li: Suyin Ruby Rose: Jaxx Herd Rainn Wilson: Jack Morris Jessica McNamee: Celeste Cliff Curtis: James 'Mac' Mackreides Robert Taylor: Dr. Heller Ólafur Darri Ólafsson: The Wall Page Kennedy: DJ Masi Oka: Toshi Shuya Sophia Cai: Meiying Vithaya Pansringarm: Tanet Rob Kipa-Williams: D'Angelo Winston Chao: Dr. Minway Zhang Tawanda Manyimo: Marks
85. Der Weg in die Zukunft – Teil 1 Unsicher und nervös stand ich da. Meine Beine wollten wieder zurück, doch mein Wille wies mich weiter nach vorne. Dies ist ein harter Weg den ich gehen muss, denn alles neigt sich dem Ende. Ich betätigte die Hausklingel und als Shane mir die Tür öffnete, durchflutete mich große Angst. „Hallo Shane.“, begrüßte ich ihn unsicher, aber mit einem Lächeln. „Wie geht es dir?“ „Mein Kopf tut weh.“, antwortet mir Shane lediglich und klang dabei alles andere als freundlich. Seine Stirn und seine Haare waren komplett in Verband eingehüllt und ich konnte ihm ansehen, dass es ihm wirklich nicht besonders gut geht. „Du hättest mich nicht besuchen kommen brauchen.“, meinte Shane zu mir, als er mich hereinbat und ich ihm ins Wohnzimmer folgte. „Du hast dich nicht gemeldet und ich wollte wissen ob es dir wieder besser geht.“, erklärte ich ihm. „Kannst du es mir verübeln, dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe?“, fragte Shane mich und ich schüttelte leicht den Kopf. „Nach allem was in der Uni geschehen ist und was ich erfahren musste, bin ich nicht gerade erpicht darauf gewesen, dich so schnell wieder zu sehen.“ „Du bist wütend auf mich, das verstehe ich.“, sagte ich und guckte schuldig zum Teppichboden. „Viel mehr bin ich enttäuscht von dir.“, erwiderte Shane und ich wandte meinen Kopf wieder nach oben und sah ihm in die Augen. „Du hast mich von Anfang an angelogen und bei den Kunstaufgaben geschummelt, indem du diese magischen Dinger benutzt hast. Das war nicht nur ein Betrug gegenüber mir und deinen Mitstudenten, sondern auch ein Verrat an die gesamte Kunst.“ „Ich kann nicht mehr tun, als mich zu entschuldigen.“, sagte ich zu Shane reumütig. „Entschuldige dich nicht, denn ich will das nicht hören.“, sagte Shane zu mir. „Aber tu so etwas nie wieder! Du wirst auf ehrliche Art und Weise ein begnadeter Künstler in Frankreich werden.“ Ich glaubte mich verhört zu haben. „Das Angebot in Frankreich steht noch?“, fragte ich erstaunt. „Ich bin enttäuscht von dir und dein Betrug war sicher nicht schön, doch bin ich mir sicher, dass großes Talent in dir steckt und dies gefördert werden sollte. Ursprünglich war geplant, dass ich mit dir nach Frankreich reise, doch wegen meiner Kopfverletzung muss ich dir absagen. Dafür hab ich meinen alten Posten als Kunstprofessor an der Universität wieder erhalten. Professor Unruh wurde in die Nervenklinik eingewiesen und der Dekan braucht mich ab dem nächsten Semester.“ „Deine Studenten könnten niemand Besseren als Kunstprofessor erhalten.“, sagte ich zu Shane mit einem Lächeln, der es erwiderte und sich bei mir bedankte.
Die letzten Tage in Deutschland vergingen wie im Fluge und die Nachricht, dass ich nach Frankreich gehen würde, verbreitete sich unter meinen Freunden rasend schnell. So kam es zu einer Abschiedsfete im CODA-Club. Ich blickte mich noch einmal sehr genau um, denn hier hab ich viele Stunden verbracht. Ein trauriges Lächeln huschte über meine Lippen, als ich mich zurückerinnerte, wie ich das erste Mal hier war. Auch an die Halloween- und Pyjama-Party, an Zacks Tanzstunden und unseren gemeinsamen Sonntagsessen erinnerte ich mich gerne zurück. Es war eine wundervolle Zeit, die ich sehr vermissen werde! Als nur noch Maria, Annabelle und ich in der CODA waren, nutzte ich die passende Gelegenheit, um ein paar Worte an sie zu richten: „Hört mal her ihr zwei.“, begann ich, wurde aber jäh unterbrochen. „Siehst du Maria. Was hab ich dir gesagt? Jetzt kommt seine tollkühne Rede.“, grinste Annabelle. „Sehr witzig.“, sagte ich mit mürrischem Blick. „Ich wollte mich lediglich bei euch Beiden für alles bedanken. Im letzten Jahr seid ihr Beide für mich meine besten Freundinnen geworden, die immer für mich da waren, wenn ich ihre Hilfe brauchte.“ „Naja, leider nicht immer.“, entgegnete Maria verlegen und ich erinnerte mich zurück an das erste Semester, in dem sie vor allem mit divenhaften Verhalten glänzte. „Es hat sich ja zum Glück dann doch nochmal alles zum Guten entwickelt.“, sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und musterte dabei Maria ganz besonders. „Ich werde euch Beide ganz schrecklich vermissen, wenn ich in Frankreich bin.“ Ich umarmte die Beiden ganz herzlich. „Du wirst uns nicht vermissen, denn wir werden ganz viel miteinander chatten und skypen.“, zwinkerte mir Annabelle grinsend zu. „Die Jungs in Frankreich sollen ja echt süß sein…“ „Ich brauch keine anderen Jungs, denn ich hab meinen Prinzen ja bereits.“, sagte ich. „Zack kommt also mit dir?“, fragte Maria mich überrascht. „Wieso hat er nichts gesagt?“ „Er wollte keine große Sache daraus machen.“, erklärte ich ihr. „Ist es nicht lieber so, dass er es vor Max verheimlichen wollte?“, fragte Annabelle mich stutzig. „Ja…, das wahrscheinlich auch.“, bestätigte ich und guckte nachdenklich zum Boden. Die Tür zur CODA ging auf und Max trat herein. „Tut mir Leid. Störe ich?“, fragte er uns, während meine Augen sich auf seinen Schlüsselbund richteten, an dem der kleine Stofftiger hing, dem ich ihn zum Geburtstag letztes Jahr schenkte. Max sah noch immer wie ein Tiger aus, dachte ich mir und schmunzelte so vor mich hin. „Ich wird es dann mal packen. Derek wollte mir ein paar Kosmetiktipps geben.“, sagte Annabelle und verdrehte spaßeshalber ihre Augen. „Roy hat doch keinen Mann, sondern eine Frau geheiratet.“ „Ich komm gleich mit. Fiona wartet auf mich.“, sagte Maria und verabschiedete sich von mir. Als die Beiden schließlich gegangen waren, fühlte ich mich ein wenig einsam und innerlich leer. Abschiede waren doch was Doofes. Max und ich waren alleine in der CODA und keiner wollte das erste Wort von sich geben. Schließlich erinnerte ich mich an die dunklen Tage im Februar zurück, als Oskar bei dem Autounfall ums Leben kam und Max ins Ausland verschwand. „Roy hat mir einmal erzählt, dass du hier alles für ein romantisches Date vorbereitet hast. Mit Kerzenlicht, Rosenblüten, einer kuschligen Decke und einem Dinner für Zwei.“ „Leon…“ Ich konnte in Max wundervollen Augen sehen, dass er mir etwas sagen wollte, doch sich nicht so recht traute. „Was ist los Tiger?“, fragte ich ihn lächelnd und zauberte in Max Gesicht damit ebenfalls ein Lächeln. „Ich werde morgen wieder nach Spanien zurückfliegen.“, sagte Max mir schließlich. „Und ich habe Zack gefragt, ob er mich nicht begleiten möchte.“ „Oh.“, gab ich überrascht von mir und mein Lächeln verschwand. „Du musst dir keine Sorgen machen. Er hat sich für dich und Frankreich entschieden.“, versicherte mir Max. „Trotzdem wollte ich dich fragen, ob wir trotz allem noch Freunde sind.“ Ich überlegte kurz und ließ Max damit auch ein wenig zappeln, ehe ich ihm antwortete: „Wir haben alle Dinge im Leben getan, auf die wir nicht stolz sind. Du bist nicht nur irgendein Freund für mich, sondern etwas ganz Besonderes und ich werde dich schrecklich vermissen!“
86. Der Weg in die Zukunft – Teil 2 Bevor mein Flieger nach Frankreich ging, musste ich noch etwas ganz Dringendes erledigen. Ich schlenderte die Straße entlang und fragte mich, ob es Schicksal war, dass ich die magischen Kunstutensilien erhielt. Bei meinem letzten Besuch redete der Besitzer vom Mystic-Shop für mich wirres Zeug, doch wenn ich jetzt etwas genauer darüber nachdachte… Ich glaube inzwischen, dass er mehr über die ganze Sache weiß, als er zugeben möchte. Doch dieses Mal würde er mir nicht so einfach ausweichen können. Ich will endlich Antworten! Mir blieb der Mund offen stehen, als ich vor dem Laden stand und sah, dass das Schaufenster leer geräumt war. Die Tür war abgeschlossen und als ich mein Gesicht näher an die Glasscheibe drückte, sah ich, dass auch im Inneren alles vollkommen leer stand. „Du kommst zu spät. Der alte Mann ist bereits weg.“, sagte eine unheimliche Stimme. Ich drehte mich zur Seite und sah den bärtigen Mann in den zerlumpten Kleidern am Boden sitzen. „Sie schon wieder? Ich hab sie gerade gar nicht bemerkt, als ich gekommen bin.“, sagte ich verwirrt. Der Mann grinste in seinen Bart hinein. „Die Antworten die du suchst, wirst du hier nicht finden.“ „Sie sagen das so, als wüssten sie weswegen ich gekommen bin.“, erwiderte ich genervt. Der bärtige Mann hörte nicht auf zu grinsen und sagte: „Wenn du Antworten haben möchtest, dann wirst du dich noch ein wenig gedulden müssen – so wie alle anderen auch.“ „Die Anderen? Wovon reden sie eigentlich?!“, fragte ich ihn nun klar und deutlich. „Das ist ja unglaublich.“, sagte der bärtige Mann verwundert. „Hat der blonde Junge da hinten an der Kreuzung gerade tatsächlich mit einem Hund gesprochen?“ Ich drehte mich zur Kreuzung um, die der Mann meinte und hielt nach diesem Jungen Ausschau, doch konnte ich ihn nirgends entdecken. Als ich mich wieder umdrehte, war der bärtige Mann verschwunden. Hat er sich in Luft aufgelöst? Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ich beschloss wieder zu gehen.
Durch die Lautsprecheransage der Fluggesellschaft konnte ich den Aufruf für unseren Flug nach Frankreich hören. „Wieso hast du eigentlich so wenig Gepäck?“, fragte ich Zack, der sich lediglich mit einem Rucksack und einer Tasche begnügte, während ich zwei schwere Koffer, plus Tasche und Rucksack vor mich hinschleppte. „Ich gebe mich immer mit dem zufrieden, was ich habe.“, sagte Zack cool und gelassen. „Bereust du es von hier wegzugehen?“, fragte ich ihn. „Deine Familie wird dich vermissen.“ „Mein Vater wohl kaum.“, entgegnete Zack mir lachend. „Um Rachel tut es mir leid, aber ich hab ihr versprochen, dass ich mich so oft wie es nur geht bei ihr melden werde. Ich schaute Zack an und gab ihm anschließend einen Kuss auf den Mund. „Ich liebe dich.“, sagte ich hinterher lächelnd zu ihm. Ich hoffte das Gleiche von ihm zu hören, doch wartete ich vergebens. Als wir weiter durch den Flughafen marschierten, entdeckte ich zu meiner großen Überraschung Max! Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit ihn heute hier anzutreffen? Wir nickten uns gegenseitig zu und dann bemerkte auch Zack Max und er winkte ihm freundschaftlich zu. Meine Augen waren auf Zack gerichtet und ich musterte ihn von oben bis unten. Max setzte in der Zwischenzeit seinen Weg fort und das war das letzte Mal, dass ich ihn zu Gesicht bekam. „Wir müssen weiter.“, sagte ich zu Zack, der Max noch immer hinterherblickte. „Zack?“ Zack schien mich gar nicht mehr wahrzunehmen. Erst als ich ihn vorsichtig an der Schulter antippte, wandte er sich mir wieder zu und sah mich mit großen Augen an, als hätte ich ihn aus einem Traum gerissen. „Wir müssen weiter.“, wiederholte ich mich. „Sonst verpassen wir den Flieger.“ „Dies ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft, nicht wahr?“, fragte Zack mich nachdenklich. „Für uns Beide. Wieso fragst du?“ In meinem Bauch machte sich ein ungutes Gefühl breit. Zack schien kurz zu überlegen, dann grinste er mich an. „Ach nichts. Vergiss was ich gesagt habe.“ Er wollte weitergehen, doch nun wollte ich es genauer wissen und hielt ihn an der Schulter fest. „Moment. Was sollte das gerade? Soll das heißen, dass du doch nicht nach Frankreich mitkommen willst? ...Würdest du viel lieber mit Max nach Spanien?“ „Was soll das jetzt Leon? Können wir nicht einfach weiter gehen?“, fragte er mich. „Nicht, wenn du in Wirklichkeit viel lieber mit Max zusammen sein möchtest.“, sagte ich deutlich. „Ich kann nicht mit Max zusammen sein.“, sagte Zack. „Er und ich sind gute Freunde, fast wie Brüder! Das würde niemals gutgehen!“ „Nicht, wenn du dir weiterhin selber im Weg stehst.“, erwiderte ich. Mir war nun klar was zu tun ist. Ich stellte meine Koffer ab und sah Zack eindringlich in die Augen. „Ich möchte, dass du zu Max gehst, mit ihm zusammen nach Spanien fliegst und dort glücklich mit ihm wirst.“ „Leon…“ Zack sah mich mit traurigen Augen. „Das kann ich dir nicht antun.“ „Doch das kannst du, weil ich es dir sage.“, erwiderte ich ihm lächelnd. „Ist schon gut Zack.“ „Aber ich hab dir einst ein Versprechen gegeben. Das ich dich niemals alleine lassen und verlassen werde.“, sagte Zack zu mir und umarmte mich dabei ganz lieb und fest. „Ich erlöse dich hiermit von deinem Versprechen.“, flüsterte ich ihm ins Ohr. „Ich war wohl zu sehr auf mich fixiert, dass ich gar nicht gemerkt habe, für wen dein Herz wirklich schlägt.“ Zack lockerte die Umarmung und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Du bist der Beste von Allen!“ Bei diesen Worten musste ich schmunzeln. „Nun hau schon ab du Spinner.“ Zögernd ließ Zack meine Hand los und nur widerwillig ließ ich ihn ziehen, doch war es richtig ihn gehen zu lassen. Wenn man nämlich wirklich jemanden liebt, dann muss man auch dazu bereit sein, ihn eines Tages gehen zu lassen. Ich blickte Zack nach, so wie er es vorher bei Max tat und blieb stark, bis er aus meinem Blickfeld verschwand. Dann konnte ich nicht mehr an mich halten und weinte bittere Tränen des Abschieds. Den Menschen zu verlieren, den man so sehr liebt, ist eine herbe Erfahrung. Doch wer weiß, vielleicht sehe ich ihn ja eines Tages wieder… Ich packte meine Koffer und marschierte zu meinem Flieger. Ich versuchte mich gedanklich abzulenken und dachte an meine Zukunft in Frankreich und als angehender Künstler. Zeichnen ist meine Leidenschaft und ich würde sie ehren und nicht wieder betrügen. Trotzdem zauberte es ein Lächeln in mein Gesicht, wenn ich daran dachte, dass sich in meiner Tasche die Schatulle mit dem magischen Zeichenstift und Pinsel befand. Sie waren wieder wie neu, als wären sie wie ein Phönix wieder zu neuem Leben erwacht. Doch dies bleibt mein kleines Geheimnis…!
82. Ein Sommernachtstraum – Teil 1 „Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße sie alle ganz herzlich zu unserer diesjährigen Theateraufführung.“, sagte der Dekan der Universität an das Publikum gewandt. „Ehe sich der Vorhang erhebt, lassen sie mich noch kurz ein paar wenige Worte an sie richten.“ Mit ernster und trauriger Miene blickte sich der Dekan im vollen Theatersaal um. „Vor zwei Wochen kam es zu einer furchtbaren Tragödie auf der Mode-Show. Wie sie sicher alle durch die Presse und Medien erfahren haben, kam es zu einer Schießerei, bei der es mehrere Verletzte zu melden gab. Auch eine Tote gibt es zu beklagen, weshalb ich sie bitten möchte, eine Gedenkminute für unsere verstorbene Kollegin und Professorin des Mode-Designs einzulegen.“ Es wurde sehr still im Saal und als die Minute verstrich, meldete sich der Dekan erneut zu Wort. „Vielen Dank dafür und auch das sie heute trotz allem so zahlreich erschienen sind. Nach der Tragödie vor zwei Wochen hatte ich eigentlich bereits beschlossen, alle kommenden Veranstaltungen – inklusive dieses Theaterstückes – abzusagen. Doch es war einer meiner Studenten der mich schließlich vom Gegenteil überzeugte und ich bin froh darüber, denn ich weiß, dass dieses Stück ein Lächeln in unsere Gesichter zaubern wird. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich wünsche ihnen viel Vergnügen mit „Ein Sommernachtstraum“!“
Vor 12 Tagen Es glich einem Wunder, dass Maria die Schussverletzung überlebte. Um Haaresbreite ist sie dem Tod entkommen. Nun lag sie im Krankenhaus, gebunden an einer Maschine und ich befand mich zusammen mit Fiona in ihrem Krankenzimmer um sie zu besuchen. „Wie geht es dir?“, fragte ich sie. Maria konnte mir nur leise und schwer atmend antworten, denn noch ging es ihr nicht sonderlich gut. „Ich lebe..., aber mein Herz tut weh.“ „Ich werde dafür sorgen, dass es heilt.“, sagte Fiona und zu meiner großen Überraschung gab sie Maria einen Kuss auf den Mund. Ich verkniff mir ein lautes Oha. Stattdessen lächelte ich und konnte mir sicher sein, dass Maria bald wieder auf den Beinen sein würde.
Maria saß im Publikum und schaute beim Theaterstück zu. Um nichts auf dieser Welt wollte sich diese Veranstaltung entgehen lassen. Neben ihr saß Frau Kirchner, die gut auf sie aufpasste. Ursprünglich sollte Maria in dem Theaterstück die gute Fee spielen, doch stattdessen ging die Rolle an…: „Xyana, ich lasse nicht zu, dass du die Liebe auf dieser Welt vernichtest!“, rief Caro, die die gute Fee Aurelia verkörperte. Fiona, die die Hexe Xyana spielte, lachte heimtückisch. „Du wirst mich nicht daran hindern!“
Vor 9 Tagen „Sie wollen das Theaterstück absagen? Das dürfen sie nicht!“, stieß Wallace im Büro des Dekan laut aus, als er von dessen Plänen erfuhr. „Wissen sie eigentlich, wie lange ich an diesem Stück gearbeitet habe? Es war schon immer mein größter Traum und Wunsch, ein eigenes Theaterstück zu schreiben und zu inszenieren. Sie dürfen es nicht absagen!“ „Verstehen sie doch meine Lage Herr Fridolin.“, verteidigte sich der Dekan verständnisvoll. „Nach dieser Tragödie wäre es geschmacklos so zu tun, als wäre nichts gewesen.“ „Es geht hier doch nicht nur um mich.“, sagte Wallace und diese Worte nahm er zum allerersten Mal in seinen Mund. „Meine Freunde haben so viel Arbeit da rein gesteckt und sie verdienen es, dass man ihre Arbeit bewundert und Respekt zollt.“ „Ich verstehe sie ja, aber…“, entgegnete der Dekan, doch wurde er sogleich unterbrochen. „Mit den Einnahmen könnten sie das was in der Uni zerstört wurde, wieder reparieren lassen. Außerdem versichere ich ihnen, dass dieses Stück über das Leid und den Schmerz hinwegtrösten wird und ein Lächeln in jedes Gesicht zaubern wird.“
„Leon du bist gleich an der Reihe und musst auf die Bühne.“, sagte Wallace hinter der Bühne zu mir, als ich in meinem Kostüm hinzutrat. „Ich hoffe du hast kein Lampenfieber.“ „Bevor ich da rausgehe, möchte ich noch etwas loswerden.“, sagte ich zu Wallace. „Ja okay, aber mach schnell.“, erwiderte Wallace nervös, da das Theaterstück für ihn einfach perfekt ablaufen musste. „Wallace du bist großartig.“, sagte ich, womit dieser überhaupt nicht rechnete. „Als ich dich kennenlernte warst du ein eigebildeter Workaholic und nun…, nun setzt du dich für andere Menschen ein, hilfst ihnen und bist jederzeit als Freund für sie da. Du hast dich positiv entwickelt.“ „Danke.“, sagte Wallace, der leicht rot im Gesicht wurde. „Jetzt aber raus mit dir auf dir Bühne. Ich bekam weiche Knie, als ich mich der Bühne näherte. Dies war die große Stunde. Wankelmütig betrat ich schließlich die Bühne, auf der sich bereits Zack befand, der Prinz Leonard verkörperte. „Eure Hoheit, ich habe gute Nachrichten für euch!“, rief ich ihm zu. „Sprich, mein treuer Leibwächter und Freund Robert.“, wies mich Zack als Prinz Leonard an. „Prinz Johan ist zu Besuch und möchte sie sehen, eure Majestät.“, erklärte ich dem Prinzen. „Er möge eintreten.“, befahl Prinz Leonard mir und ich ließ das Tor öffnen. Ursprünglich stand im Drehbuch, dass Caro Prinzessin Johanna spielen sollte, doch dann musste Marias Rolle der Fee Aurelia neu besetzt werden und aus der Prinzessin wurde ein Prinz. „Ich freue mich sie wiederzusehen.“, begrüße Prinz Johan, der nun von Max verkörpert wurde, Prinz Leonard freundlich, als er durch das Tor trat.
83. Ein Sommernachtstraum – Teil 2 Vor 13 Tagen „Ich hab bei der Polizei nachgefragt.“, sagte Max zu mir und Zack auf dem Polizeirevier. „Kens Leiche wurde abtransportiert, Professor Unruh wurde in eine Nervenklink eingewiesen, da er jeglichen Verstand verloren zu haben scheint und Linda und der Rest von Kens Gang wurden hinter Gittern gebracht. Das haben wir den Aussagen von uns allen zu verdanken.“ „Gut. Dann hat der Albtraum ja nun endlich ein Ende.“, erwiderte Zack. Ob der Albtraum wirklich zu Ende war, bezweifelte ich, denn die Wahrheit umhüllte meinen Geist und meinen Körper. Zack und Max hatten miteinander geschlafen…
„Ich freu mich ebenfalls sie wiederzusehen.“, sagte Prinz Leonard zu Prinz Johan und lächelte ihn an. Ich musste mit einem zufriedenen Lächeln dastehen, doch war mir in Wahrheit eigentlich nicht nach lächeln zumute. Ich wusste nicht so genau was ich empfinden sollte. Schmerz, Wut, oder Beides? Die beiden Prinzen lernten sich erst kürzlich auf einem Ball der zukünftigen Könige und Königinnen kennen und verstanden sich auf Anhieb sehr gut. Nach einem kleinen Spaziergang im Rosengarten kam es kurz zu einer zärtlichen Annäherung. „Sie wissen, dass wir etwas Verbotenes tun oder?“, fragte Leonard Johan. „Ein Prinz und ein Prinz – das gab es noch nie und wird für ein Skandal sorgen. Es könnte sogar Krieg geben!“ „Finden sie nicht, dass es sich lohnt, für die große Liebe zu kämpfen?“, fragte Johan. Prinz Leonard überlegte eine Weile, ehe er Prinz Johan antwortete: „Doch es lohnt sich für die Liebe zu kämpfen, denn wenn nicht für die Liebe, für was dann im Leben?!“ Johan erfreute diese Antwort und lächelte Prinz Leonard an.
Vor 9 Tagen Zusammen mit Kat stand ich in der Aula der Universität, die sich gerade im Wiederaufbau befand. Viele Gegenstände und Kleidungsstücke fielen dem Brand zum Opfer. Auch Kats gesamte Kollektion… „Es ist alles zerstört.“, sagte Kat fassungslos zu mir. „Meine ganze Kollektion. Meine Zukunft!“ Ihre Worte kamen mir sehr bekannt vor, denn Luis nahm fast dieselben Worte in den Mund. Auch seine Zukunft fiel einem Feuer zu Opfer. Tröstend legte ich meine Hand auf Kats Schulter. „Ich werde mein Studium hinwerfen.“, sagte Kat schließlich entschlossen. Ich glaubte meinen Ohren nicht trauen zu können. „Kat das darfst du nicht machen! Mode-Design ist doch dein großer Traum!“ „Nicht alle Träume gehen Erfüllung Leon. Hin und wieder muss man einsehen, dass es einfach sinnlos ist weiterzumachen.“, entgegnete Kat mir, doch ich schüttelte nur meinen Kopf. Da tauchte Wallace auf, der gerade einen Termin beim Dekan hatte. „Gute Nachrichten. Ich konnte den Dekan davon überzeugen, dass wir das Theaterstück trotz allem aufführen dürfen.“ „Wenigstens dein Traum geht damit in Erfüllung.“, sagte Kat und schmunzelte traurig. „Kat will ihr Studium beenden.“, erklärte ich Wallace, als dieser sie verwirrt anguckte. „Du willst dein Studium hinschmeißen – jetzt?“, fragte Wallace sie entsetzt. „Der Dekan hat mich gebeten, dir eine Nachricht zu überbringen. Die Mode-Show war ja so gut wie bereits zu Ende und die Jury war am Auswerten, als die Tragödie geschah, aber nachdem was die Jury so gesehen hat, hättest du gewonnen, denn deine Mode war speziell, einfallsreich, mal was anderes – eben was Besonderes!“ „Sie waren von meiner Kollektion begeistert?“, harkte Kat nach und als Wallace ihr zunickte, konnte ich bereits erkennen, wie sich Freudentränen in ihren Augen bildeten.
„Hey Robert. Na wie geht es dir? Was macht das Leben auf dem Schloss?“, fragte mich die Tochter der Schneiderin, Sandra, gespielt von Kat, als ich ihren kleinen Laden betrat. „Hey Sandra.“, begrüßte ich sie. „Das Leben auf dem Schloss könnte so schön sein, wenn…“ „Wenn…?“, fragte Sandra mich. „Wenn mein Prinz nur erkennen würde, was ich wirklich für ihn empfinde.“, beendete ich den Satz. „Prinz Leonard und du ihr seid gute Freunde, nicht wahr?“, harkte Sandra nach. „Ich bin sein Leibwächter und zugleich bester Freund.“, erklärte ich ihr. „Und nun hast du dich in den edlen Prinzen verliebt.“, stellte Sandra als Fazit auf. „Es ist nicht wichtig was ich für ihn empfinde, denn wie es scheint hat sich unser Prinz in den Prinzen aus dem anderen Königreich verliebt.“, erklärte ich Sandra. „Oh.“, stieß Sandra erstaunt aus. „Ich fürchte das wird noch für Menge Trubel sorgen.“
Vor 7 Tagen Ich war eine sehr lange Zeit nicht mehr in der Höllenbar, in der Max einst gearbeitet hat. Ich erinnerte mich, als wäre es erst gestern gewesen, als er mich an Halloween mit hier hernahm und wir uns ausgelassen unterhielten. Ob Max an jenem Abend erstmals Gefühle für mich entwickelte? „Schön dass du dich mit mir triffst.“, sagte Max zu mir und umarmte mich freundschaftlich. Ich kam ohne große Umschweife zur Sache: „Du bist abgehauen. Einfach so…“ „Ich musste gehen Leon. Bitte versteh das.“, rechtfertigte sich Max. „Wegen Ken und dem was du getan hast, oder weil du mit Zack geschlafen hast, obwohl du angeblich in mich verliebt warst?“, fragte ich und ich wusste, dass ein verletzter Unterton in meiner Stimme lag. „I-Ich kann es dir nicht sagen.“, antwortete Max mir leicht stotternd. Missgelaunt schaute ich Max an und musste feststellen, dass meine Gefühle für ihn fast gänzlich verschwunden waren. Mein Herz gehörte inzwischen voll und ganz Zack. „Wenigstens bist du zurückgekehrt. Der Kompass aus dem Mystic-Shop hat dir also den Weg zu mir zurückgewiesen?“ „Ehrlich gesagt.“ Max wich meinem Blick aus und ich ahnte schlimmes. „Der Kompass hat mir nicht den Weg zurück zu dir gewiesen, sondern zu Zack!“
84. Ein Sommernachtstraum – Teil 3 Zacks Familie – ausgenommen sein Vater – saß im Publikum und schaute bei dem Theaterstück aufmerksam zu. Sobald Zack in seiner Rolle als edler Prinz Leonard die Bühne betrat, war die kleine Rachel Tanner ganz aus dem Häuschen und bekam ganz große Augen die vor Freude strahlten. „Xyana!“, rief Prinz Leonard ganz laut zur Hexe. „Ich lasse nicht zu, dass du Liebe zerstörst!“ Fiona, die die Hexe Xyana verkörperte, lachte böse. „Du wirst mich nicht daran hindern!“, rief sie ihm zu, dann schossen aus ihren Händen Blitze und eine dichte Rauchwolke bedeckte die Bühne. Als sich der Raum schließlich lichtete, erhob sich eine Gestalt im schwarz-roten Gewand. Sie hatte pechschwarze Haut, feuerrotes Haar und einen langen Schwanz. „Ich bin der Teufel Luzifer und ich werde die Liebe von euch reißen.“, sagte die Stimme, die zu Roy gehörte.
Vor 8 Tagen „Hört mal alle her!“, rief Wallace uns zu, als wir uns alle zusammen im Clubhaus der CODA versammelten. „Wir haben nur noch wenige Tage bis zu dem Theaterstück und müssen leider ein paar Änderungen vornehmen. Maria fällt aus, also wird Caro ihre Rolle der guten Fee Aurelia einnehmen.“ „Und wer spielt dann Prinzessin Johanna?“, fragte Zack Wallace verwirrt. „Ich.“, antwortete ihm eine Stimme und auf einmal stand da Max. „Naja in dem Fall nun Prinz Johan.“ „Das wird ein Theaterstück mit einem schwulen Liebespaar?!“, fragte Annabelle verdutzt. „Das wird zumindest für Schlagzeilen sorgen.“, warf Kat erfreut in die Runde. „Außerdem müssen wir die Rolle von Derek neu besetzen.“, sagte Wallace weiter. „Moooment.“ Derek legte Einspruch ein. „Ich muss nicht ersetzt werden, denn ich werde auftreten.“ „Und was ist mit deinem verletzten Bein?“, fragte Roy seinen Mann besorgt und blickte auf dessen eingegipstes Bein. „Nichts auf dieser Welt wird mich daran hindern, bei dem Theaterstück mitzuspielen!“, antwortete Derek ihm laut und entschlossen. „Schon gar nicht dieses abgewrackte Bein.“ „Na schön.“, gab Wallace nach. „Derek wird weiterhin den Erzengel Gabriel verkörpern.“
„Bitte Gabriel - du musst uns helfen!“, flehte die gute Fee Aurelia den Erzengel an. „Die böse Hexe Xyana und der Teufel Luzifer wollen alles an Liebe auf dieser Welt zerstören.“ Der Erzengel Gabriel schwebte hoch am Firmament und schaute arrogant auf die gute Fee herab. „Ich werde euch helfen, denn ich bin der umwerfende, einzigartige und wundervolle Gabriel.“ „Ich hab ihm doch gesagt, er soll diesen Teil des Textes weglassen.“, sagte Wallace hinterm Bühnenvorhang und hielt sich die Hand vors Gesicht. „Dadurch dass er an der Decke schwebt, kann er immerhin mitmachen.“, sagte Roy zu Wallace. „Ich muss wieder raus. Zeit für das große Finale.“ Als der Teufel Luzifer und die Hexe Xyana die Bühne betraten, kam es zum großen Kampf, in dem auch die beiden Prinzen und ich, Leibwächter Robert, verwickelt waren. „Ich werde dich mit meinem Schwert des Sieges durchbohren!“, rief Prinz Leonard der Hexe Xyana zu und traf sie mitten in ihr eiskaltes Herz. Ein letzter Schrei und Hexe Xyana verschwand für immer in einer Rauchwolke. Teufel Luzifer bekämpfte in der Zwischenzeit Prinz Johan. Als er feststellte, dass er diesen nicht besiegen konnte, wählte er mich als sein nächstes Opfer aus. Mit seinem Dreizack des Höllenfeuers durchbohrte er meinen Körper. „Nein!“, schrie Prinz Leonard erschrocken auf und rannte zu mir, während ich zu Boden sackte. In der Zwischenzeit setzte Erzengel Gabriel seine magischen Himmelskräfte ein und verbannte den Teufel Luzifer auf alle Zeiten in das Fegefeuer der Unterwelt. „Bitte Aurelia, du musst ihm das Leben retten.“, bat Prinz Leonard die gute Fee während er bitterlich weinte und meinen Körper ganz festhielt. „Tut mir Leid eure Hoheit, aber meine Fähigkeiten dienen ausschließlich liebenden Menschen.“, entschuldigte sich Aurelia und verschwand in einem hellen Licht aus funkelnden Sternen. Prinz Leonard weinte, während Prinz Johan nur daneben stand und nicht so recht wusste was er tun sollte. „Ihr liebt ihn nicht wahr?“, fragte er Prinz Leonard schließlich. „E-Es tut mir Leid. Ja, ich liebe Robert.“, erklärte Prinz Leonard ihm. „Das ist in Ordnung.“, erwiderte Prinz Johan und lächelte ihm zu. Prinz Leonard beugte sich zu mir hinunter und küsste mich auf die Lippen. Es tat so unglaublich gut, seine Lippen auf meinen zu spüren. Wenn ich keine Rolle spielen würde, dann hätte ich jetzt meine Arme um ihn gelegt und alles wäre wieder gut gewesen. Im Off konnte man die sanfte Stimme von Fee Aurelia vernehmen: „Die Liebe siegt.“ Als sie das sagte verschwand meine tiefe Wunde und ich erwachte zu neuem Leben. Prinz Leonard hob mich auf und trug mich auf seinen Händen zu seinem weißen Ross. Dann ritt er mit mir zu seinem prachtvollen Schloss, während Prinz Johan wieder in sein Königreich zurückkehrte. „Und wenn sie nicht gestorben sind dann lieben sie sich noch heute.“, sagte der Prophet Tadeus, verkörpert von Wallace, am Ende. Tadeus marschierte an der Straßensängerin Cynthia, verkörpert von Annabelle, vorbei. Sie erhob ihre Stimme und sang zum Abschluss ein Lied. Als ihre Stimme verstummte, stand das Publikum vor Begeisterung auf und klatschte Beifall. Wir versammelten uns alle noch einmal auf der Bühne und verbeugten uns dankbar. Dann zog sich der rote Bühnenvorhang zu und der Sommernachtstraum ging vorüber.
76. Showdown – Teil 1 Ich glaubte meinen Augen und Ohren nicht trauen zu können. Max festgebunden an einen Stuhl und Luis mein neuer Mitbewohner, der in Wahrheit dieser ominöse Ken ist. „Überrascht?“, fragte mich Ken mit einem fiesen Lächeln. „Hast du dich nie gefragt, wieso ich mich immer in mein Zimmer versteckt habe, wenn du Besuch bekommen hast? Kam dir nie in den Sinn, dass wenn Zack mich sieht, dass er mich vielleicht kennt?!“ „Ehrlich gesagt hab ich mir darüber keine Gedanken gemacht.“, antwortete ich ihm. „Ich hielt dich für einen freundlichen und hilfsbereiten Menschen, der nur sehr beschäftigt ist.“ „Wie dumm du doch bist!“, sagte Ken laut zu mir. „Aber was will man auch von jemanden erwarten, der den Umgang mit Zack pflegt?! Er ist ein Spinner und mischt sich in Dinge ein, die ihn nichts angehen. Er hat Max von mir fortgetrieben und dann hat Max mich um meine Zukunft gebracht.“ Ich starrte Ken verwirrt an und fragte mich wovon er redete. „Max soll dir das am besten selber erzählen.“, sagte Ken und zog ihm das Klebeband vom Mund. „Los Max, erzähl deinem Freund was du letzten Sommer getan hast. Und lass kein Detail aus hörst du, denn ich besitze ein scharfes Messer und scheue nicht zurück, davon Gebrauch zu nehmen, wenn es sein muss.“ Ich trat einen Schritt vor, denn mir war es egal um was es hier ging, ich wollte lediglich Max befreien. Doch Ken reagierte schneller, packte mich am Arm und warf mich zu Boden. Er war unglaublich stark! „Lass ihn in Ruhe!“, schrie Max Ken laut an und warf ihm einen bösen Blick zu, dann sah er zu mir. In seinen Augen konnte ich erkennen, wie Leid es ihm tut, mich mit hier hineinzuziehen. Widerwillig begann Max mir zu erzählen, was sich vor fast einem Jahr zutrug: „Ich hab dir ja bereits alles über meine Vergangenheit mit Ken und den Drogen berichtet – naja fast alles. Ich ließ meine Vergangenheit bereits hinter mir, als ich wieder mit ihr konfrontiert wurde. Im August letzten Jahres entdeckte ich einen Mann und einen Jungen auf der Straße. Der Mann war aus Kens Gang. Er war gerade dabei, dem Jungen Drogen zu verticken. Wut stieg in mir hoch und ich beschloss dem Mann aus Kens Gang unbemerkt zu folgen. Er führte mich geradewegs in das Lager – einem leerstehenden Bahnhofsgebäude – wo sie die Drogen aufbewahrten. Als der Mann wieder ging, nutzte ich die Gelegenheit und machte dem Ganzen ein für alle Mal ein Ende. Ich besorgte Spiritus von einer Tankstelle und fackelte das ganze Gebäude samt den Drogen ab!“ „Meine Drogen!“, schrie Ken laut und zornig. „Meine Zukunft! Weißt du eigentlich wie viele Kunden und wie viel Geld ich damals deinetwegen dadurch verlor?!“ „Was anderes hast du auch nicht verdient Ken.“, sagte Max und reizte ihn dadurch nur noch mehr. Ken ballte seine rechte Hand zu einer Faust und schlug Max ins Gesicht. „Nicht! Aufhören!“, schrie ich laut. „Bitte…“ „Hörst du das, Max? Dein Freund macht sich Sorgen um dich.“, sagte Ken. „Verstehe wer will. Nachdem du ihn so eiskalt abserviert hast, müsste er dich eigentlich hassen.“ „Beantworte mir eine Frage Ken.“, sagte Max, als wäre nichts gewesen, doch blutete seine Lippe. „Wie hast du herausgefunden, dass ich den Brand gelegt habe?“ „Ich hatte dich von Anfang an in Verdacht. Nur beweisen konnte ich es nicht.“, erklärte Ken ihm. „Doch dann kam mir die Idee mit dem Brief, den ich dir an Halloween zusandte, und beobachtete dich dabei, wie du reagierst.
Halloween „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast.“, las Zack den Brief, den Max ihm wütend überreichte, nachdem sie raus an die frische Luft gingen. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Zack verständnislos. „Das frag ich dich!“, schrie Max Zack an, riss sich dann aber zusammen, als ein paar Passanten vorbeigingen. „Du bist der Einzige dem ich erzählte, dass ich den Brand am Bahnhof gelegt habe.“ „Ich versteh, dass dich das aufwühlt, aber ich hab den Brief nicht geschrieben.“, sagte Zack eindringlich und Max glaubte ihm. „Wo hast du denn überhaupt her?“ „Er lag in meinem Briefkasten. Irgendjemand muss ihn eingeworfen haben.“, antwortete Max ihm. „Glaubst du es war Ken?“, fragte Zack misstrauisch. „Ich hoffe nicht, denn wenn, dann stecke ich in großen Schwierigkeiten.“, sagte Max und merkte nicht, wie zwei Augen ihm um die Ecke rum anstarrten. Ken blickte heimtückisch zu Max und Zack. Er hat Max verfolgt und an dessen Reaktion erkannt, dass er hinter dem Brand steckt.
„Du warst es also tatsächlich.“, sagte Max und ich glaube, dass er sich nun äußerst dumm vorkam. Ken sah Max böse grinsend an und fragte: „Du hast nicht bemerkt, dass ich dich auf Schritt und Tritt verfolgt habe? Ich war fast immer in deiner Nähe, auch als ihr zu diesem Mystic-Shop gegangen seid. Was ich dort hörte raubte mir schier den Atem, doch glaubte ich dem alten Mann, der den Laden betrieb, kein einziges Wort. Wunder, Mächte, der natürliche Verlauf des Lebens – an so einen Unsinn glaubte ich nicht. Ich wollte auf meine Rache nicht länger warten und beschloss dich bei dem U-Bahn-Rennen mit meinem Messer umzubringen. Doch dann schicktest du Zack vor und bist ins Ausland geflüchtet. Ich beschloss auf deine Rückkehr zu warten. Früher oder später würdest du dich bei deinen Freunden schon melden und so war es dann auch. Nicht wahr Leon?!“ Ken warf mir einen dankbaren Blick zu. Ich hingegen sah ihn nur angewidert an. „Heute Nacht kamst du ahnungslos heim. Du hofftest Leon hier anzutreffen, doch stattdessen öffne ich dir die Tür, schlag dich zu Boden und fessle dich an diesen Stuhl. Da ist mir die Überraschung doch tatsächlich geglückt.“ Kens Handy klingelte und er wies mich an, mich nicht von der Stelle zu bewegen, da er sonst Max die Kehle aufschneiden würde. Während er telefonierte blickte ich besorgt zu Max. Er hatte blaue Flecke und blutete an der Lippe. Dennoch schenkte er mir ein Lächeln und ein Art Zeichen, dass alles wieder gut werden würde. Unser Wiedersehen hab ich mir anders vorgestellt… Ken legte wieder auf und sagte: „Gut es ist soweit. Wir sollten uns langsam auf den Weg machen.“ „Auf den Weg? Wohin?“, fragte ich ihn verwirrt. „In die Uni. Dort wartet der Grund, warum ich Max bisher noch nicht umbrachte.“, erklärte Ken mir. Hoffnung! Heute war zwar Sonntag, doch eine Mode-Show fand in der Uni statt, bei der die neue Winterkollektion vorgestellt wird. All meine Freunde würden dort sein und Zack würde Ken sofort erkennen und die Polizei rufen! Ken bemerkte den Hoffnungsschimmer in meinen Augen, denn er sagte: „Kein Grund zur Freude. Ich weiß dass in der Uni heute allerhand los ist.“ Verwundert starrte ich Ken an: „Wenn du das weißt, dann verstehe ich nicht wie du so verrückt sein kannst und…“ „Ich will es mal so ausdrücken.“, unterbrach Ken mich. „All deine Freunde werden da sein, meine Gang wird da sein und wenn du nicht das tust, was ich von dir verlange, dann wird das unangenehme Folgen für deine Freunde haben.“ Schockiert und verängstigt sah ich zu Ken. Schließlich sagte Ken noch: „Und jetzt los, holen wir deinen magischen Zeichenstift und deinen magischen Pinsel!“
77. Showdown – Teil 2 Völlig verwirrt starrte ich Ken an. Was will er denn jetzt mit meinen Kunstutensilien und woher weiß er, dass sie magisch sind? „Was willst du mit ihnen machen?“, fragte ich Ken verständnislos. „Zeichnen, malen, was man mit einem Stift und einem Pinsel eben anstellt.“, antwortete Ken mir, doch stellte mich die Antwort alles andere als zufrieden. „Dazu müssen wir aber nicht in die Uni, denn die müssten hier irgendwo rumliegen.“, sagte ich und hielt in meinem Zimmer Ausschau nach der Schatulle, in der sich die beiden Kunstutensilien befanden. Doch ich suchte vergebens und fragte mich, wo die Schatulle sein könnte. „Das wonach du suchst ist nicht hier.“, sagte Ken trocken. „Es befindet sich in der Uni.“ Überrascht sah ich Ken an. In der Uni – aber wieso? Plötzlich kamen die Erinnerungen an meine letzte Zeichenstunde zurück. Die Decke brannte, alle Studenten rannten raus, ich brach zusammen und… „Professor Unruh.“, gab ich leise von mir und zählte eins und eins zusammen. „Dieser verdammte Bastard an Professor hat mich reingelegt!“, sagte ich etwas lauter und zorniger. „Natürlich hat er das.“, bestätigte Ken mir. „Schließlich ist er der Mann den Max letztes Jahr beim Drogendealen gesehen hat. Archibald ist ein hohes Mitglied meiner Gang!“ Eigentlich dachte ich mir vorhin, dass mich heute nichts mehr überraschen könnte – ich hab mich geirrt! „Jetzt guck nicht so dumm aus der Wäsche Leon.“, meinte Ken schnippisch. „Ich ließ nicht nur Max beschatten, sondern auch all seine Freunde.“ Ich war wütend und funkelte Ken böse an, doch ausrichten konnte ich nichts gegen ihn, denn er hielt bereits wieder das Messer an Max Kehle. „Brechen wir nun auf oder nicht?“, fragte ich kühl.
Als wir an der Uni ankamen, standen jede Menge Autos auf dem Parkplatz. Ob die Mode-Show schon im vollen Gange war? „Also hört mir gut zu ihr Beiden.“, sagte Ken an mich und Max gewandt, während er das Messer drohend an Max Kehle hielt. „Wenn wir da reingehen, werdet ihr mir keine Dummheiten anstellen. Um nicht aufzufallen, dürft ihr gerne mit anderen Leuten reden, aber wenn ich mitbekomme, dass ihr sie auf irgendeine Art und Weise warnen wollt, dann wird das Konsequenzen haben. Habt ihr mich verstanden?“ Max und ich nickten zaghaft. Ich darf unsere Freunde keinerlei Gefahr aussetzen, doch irgendjemand muss uns helfen! Während wir vom Parkplatz, quer übern Campus zur Uni marschierten, versuchte ich mir einen Plan auszudenken, wie wir alle aus dieser Situation ungeschoren rauskommen. Mir fiel keiner ein! Kurz vorm Eingang stolperten wir auch bereits über den ersten unserer Freunde: Wallace! „Max?! Bist du es wirklich?“, fragte er überrascht und seine Augen weiteten sich. „Hey Wallace!“, stieß Max erfreut aus und umarmte Wallace zur Begrüßung. Ken kam das in keiner Weise komisch vor, dass sich jemand so vor Wiedersehensfreude umarmte. Ich wusste es allerdings besser, denn Wallace und Max konnten sich nie besonders gut ausstehen! Ob Wallace bewusst wurde, dass hier etwas nicht stimmte? Ich betete. „Wieso schwitzt du so?“, fragte Wallace Max angewidert und genervt. „Mir ist warm.“, log Max, dem der Schweiß vor Angst runtertropfte. „Äh ja gut.“, sagte Wallace skeptisch. „Leon hast du später noch Zeit dein Kostüm für das Theaterstück anzuprobieren? Ich bin jetzt erst mit Derek verabredet, der sein Engelskostüm anprobiert und später dann du. Dann kann Kat notfalls noch Änderungen vornehmen.“ „K-Klar kein Thema.“, sagte ich nervös und mit leicht zittriger Stimme. Ich spürte Kens Blick im Nacken. Wallace sah verwirrt zu Ken, doch stellte er keinerlei Fragen. „Also bis später.“, sagte Wallace langsam und ging wieder. „Etwas unfreundlich dieser Möchtegernautor.“, meinte Ken. „Ich würde euch einen Gefallen tun, wenn ich ihn als Erstes abstechen lasse.“ „Nein das wirst du nicht!“, schrie ich und verlor jegliche Beherrschung. Max sah mich schockiert an. Ken wiederum mit eiskalten Augen. „Gehen wir rein.“, sagte er und ignorierte meinen Wutausbruch von gerade eben. In der Eingangshalle liefen ein paar Menschen umher. Außer der Professorin für Mode kannte ich niemanden, was vermutlich auch ganz gut war. „Was passiert eigentlich, wenn Zack dich sieht?“, fragte ich Ken. „Er würde sofort die Polizei rufen.“ Ich würde mir zwar wünschen, dass Zack uns aus der misslichen Lage rettet, doch nahm ich Kens Drohung durchaus ernst, dass er unseren Freunden dann etwas antut. „Dieses Problem wird nicht auftreten.“, antwortete Ken mir lediglich und ich fragte mich was er dagegen machen will. Oder hat er bereits dagegen etwas gemacht? Hoffentlich geht es Zack gut…! „Mensch Leon, na endlich!“, rief auf einmal eine laute Stimme und Shane kam auf uns zugestürmt. „Ich muss dir etwas ganz dringendes erzählen.“ „Hey Shane, was gibt es?“, fragte ich ihn und in Gedanken fragte ich mich zusätzlich noch, was er hier zu suchen hat. Doch dieses Mal wollte ich die Chance nutzen und innerlich um Hilfe rufen. „Ich wollte es dir gestern am Handy sagen, doch dann brach die Funkverbindung ab. Ich hab fantastische Neuigkeiten für dich.“, antwortete Shane mir. „Du darfst ab deinem nächsten Semester in Frankreich an einer sehr angesehen Kunstakademie studieren.“ „Frankreich? Aber wieso… warum…?“, fragte ich verwirrt. „Erinnerst du dich noch daran wo ich bei dir Zuhause war und Luis so freundlich war, mir deine Kunstmappe zu zeigen? Ich hab Fotos deiner Zeichnungen geschossen und sie nach Frankreich versandt. Die Verantwortlichen vor Ort waren sehr angetan und sehen Potenzial in dir.“ Ich weiß nicht was mich mehr ärgerte. Das Shane hinter meinem Rücken Fotos von meinen Zeichnungen schoss, oder das diese Zeichnungen nur durch den Betrug meinerseits zustande kamen, indem ich sie mit den magischen Kunstutensilien zeichnete. „Ich weiß, dass war nicht ganz in Ordnung von mir, aber das ist deine große Chance!“, sagte Shane begeistert und packte mich an den Schultern. „Du wirst groß rauskommen Leon.“ „Nein.“, sagte ich entschlossen. „Ich bekam hier gute Noten, unter andere zwei Einser und ich hab null Bock auf Frankreich. Wenn du uns bitte entschuldigst.“ Ich marschierte wütend an Shane vorbei. Ken und Max folgten mir, wenn auch leicht verwirrt. Als wir in einem Gang kamen, in dem sich keiner aufhielt, sagte Ken: „Diese magischen Kunstutensilien sind ein Vermögen wert. Den Hinweis mit eins-eins-null hab ich übrigens erkannt.“ Ich erschrak. Ken zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte eine Nummer. „Hallo ich bin es. Beseitigt Professor Shane West!“
78. Showdown – Teil 3 „Nein das dürft ihr nicht machen!“, schrie ich Ken flehend an. „Was hast du dir denn gedacht was passieren wird?!“, schrie Ken mich fragend und wütend an. „Das ich zusehe, wie die Polizei anrückt und mich verhaftet?!“ „Bitte Ken. Es tut mir Leid.“, flehte ich ihn an, doch innerlich meinte ich es natürlich nicht so. „Es ist zu spät für Entschuldigungen Leon.“, sagte Ken unnachgiebig. „Professor Shane West wird in Kürze seinem Bruder Oskar ins Jenseits folgen. Immerhin sind sie dann wieder vereint.“ Ich wollte Ken meine Faust ins Gesicht schlagen, doch Max packte mich am Handgelenk, hielt mich zurück und schüttelte den Kopf, dass dies kein Wert hätte. Ich riss mich von Max Griff los und stampfte einmal fest auf. Wenn Shane nun starb, dann wäre das meine Schuld! Wir setzten unseren Weg fort und allmählich wusste ich wohin der Weg uns führte: In den Kunstseminarraum, in dem Professor Unruh, und auch einst Shane, unterrichtete. Wir kamen an zwei düster aussehenden Kerlen vorbei. Ken nickte den Beiden lediglich zu und in mir stieg die Vermutung auf, dass die Beiden ebenfalls zu Kens Gang gehörten und den Korridor absicherten. „Was hast du vor Ken?“, fragte Max schließlich und mir lag soeben dieselbe Frage auf der Zunge. „Das wirst du gleich sehen, mein untreuer Freund.“, antwortete Ken ihm lediglich und wir gingen weiter, geradewegs zum Kunstseminarraum. Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Meine Beine fingen an zu zittern und auch sonst schien ich jegliches Gefühl in meinem Körper zu verlieren. „Was ist los Leon?“, fragte Max mich leise besorgt. Ich zog es vor, ihm eine ehrliche Antwort zu geben: „Ich hab Angst.“ Da nahm Max tröstend meine Hand und hielt sie mit seinen warmen und weichen Händen ganz fest, wie er es früher schon getan hatte. Es war, als wäre er nie fort und immer für mich da gewesen. „Wir sind da.“, sagte Ken schließlich und blieb vor der Tür zum Kunstseminarraum stehen. „Nach euch Beiden.“ Ken ließ uns den Vortritt, doch hatte ich zu große Angst davor, die Tür zu öffnen. Widerwillig tat es Max schließlich und als wir den Raum betraten, stockte uns allen der Atem! Die Vorhänge im Raum waren zugezogen und überall flogen rote funkelnde Sterne herum. Zudem war ein Geräusch zu hören, dass sehr nach einem großen Vogel klang. Ich fühlte mich auf einmal, als wäre ich in einer anderen Welt gelandet, doch dann erblickte ich vor der großen Tafel Professor Unruh. Sein Blick war irgendwie eigenartig. Auf seinem Pult entdeckte ich dann schließlich auch meine Schatulle und daneben den Zeichenstift und den Pinsel – zumindest was von ihnen übrig war! Die Borsten des Pinsels waren fast gänzlich ausgerupft oder verbogen und vom Zeichenstift war nur noch ein Rest in der Größe einer Fingerkuppe übrig. „Das glaub ich ja wohl nicht!“, stieß Ken laut aus und er war sichtlich wütend. „Archibald was hast du getan? Du hast den Pinsel zerstört und den Zeichenstift gänzlich aufgebraucht!“ Ich starrte zu Professor Unruh – mit dem etwas ganz und gar nicht stimmte! Sein Blick war leer und es schien, als wäre sein Geist in einer anderen Welt gefangen. Ken fing an den Professor zu schütteln, doch dieser stand nur da, während seine Augen die roten Funken beobachtete. „Was geht hier vor sich Leon?“, fragte Max mich unsicher. „Und wo kommt dieses Geräusch her?“ „Ich vermute das Geräusch stammt von einem Phönix.“, antwortete ich Max sicher, der seinen Kopf überrascht zu mir wandte, kurz darauf aber wieder zu den roten Funken sah. „Wir sollten hier verschwinden.“, sagte Max leise, der vermutlich ein ungutes Bauchgefühl hatte. Ich schloss mich seiner Meinung an. Ken schien sowieso gerade abgelenkt zu sein – unter anderem wegen dem eigenartigen Benehmen von Professor Unruh. Als Max und ich uns umdrehten, stand auf einmal einer der beiden Gang-Mitglieder, denen wir vorhin im Korridor begegneten, vor uns. Zwei gegen einen müsste in der Regel zu schaffen sein, doch dieser Kerl überbot den Bizeps von Hercules bei weitem! Doch dann folgte ein Schlag mit einem Feuerlöscher auf dessen Hinterkopf und der Kerl kippte bewusstlos nach vorne um. Shane war gekommen um uns zu retten! Doch sah er ziemlich mitgenommen aus, denn Blut floss ihm die Schläfe herunter. „Geht es euch Beiden gut?“, fragte er uns völlig außer Atem. Ken bemerkte den Aufruhr und fluchte laut auf. Zwei weitere Kerle tauchten im Korridor auf und die Lage wurde immer brenzliger. „Okay vergesst die Frage und lauft!“, rief Shane uns laut zu und wir rannten los. „Hast du die Polizei gerufen?!“, fragte ich ihn unterm Laufen hinweg. „Sehe ich so aus, als wäre ich dazu gekommen?“, erwiderte Shane. „Ich hab deinen Hilferuf zwar verstanden, doch als ich die Polizei rufen wollte, wollte mich so ein Kerl abstechen. Ich konnte ihn zwar abwehren und außer Gefecht setzen, knallte aber mit dem Kopf gegen eine Heizung. Mein Handy ging dabei kaputt und ich beschloss euch zu suchen und zu retten.“ „Das bedeutet, wir sind noch lange nicht außer Lebensgefahr!“, rief Max dazwischen. „Wir sollten uns aufteilen. Professor besorgen sie sich ein Handy und rufen Hilfe, wir lenken diese Typen ab.“ Shane rannte im Treppenhaus die Stufen nach unten, während Max und ich hinauf rannten. Von den beiden Kerlen die uns nachjagten, verfolgte uns allerdings nur Einer, während der andere hinter Shane herrannte. „Der Plan geht nicht auf. Was machen wir jetzt?“, fragte ich Max verzweifelt. „Wir verstecken uns im Theaterraum.“, antwortete er mir schnaufend. Im Theaterraum versteckten wir uns unter all den Kostümen und Requisiten. Ich war erleichtert, dass sich Wallace inzwischen nicht mehr hier aufhielt, denn der Raum bot einige gute Verstecke. Wir schienen unseren Verfolger abgehängt zu haben und als ich allmählich wieder zu Atem kam, fragte ich Max im flüsternden Ton: „Warum bist du zurückgekommen Max? Wieso jetzt?“ Max sah mich mit seinen großen und traurigen Augen und antwortete mir: „Erinnerst du dich an den Kompass aus dem Mystic-Shop? Er hat mir den Weg zurückgewiesen!“ Die Antwort überraschte mich, doch lange Zeit darüber nachzudenken blieb mir nicht, denn plötzlich hörten wir einen lauten Schmerzschrei, gefolgt von Caros Stimme: „Derek nein!“
79. Showdown – Teil 4 Es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich wie in einem Film. Gerade eben noch ging das junge Glück den Bund des Lebens ein, da kommt es zur großen Katastrophe! Max und ich rannten so schnell aus unserem Versteck und in den Korridor, wie uns unsere Beine nur tragen konnten. Zum meinem großen Entsetzen sah ich, wie Derek rücklings zu Boden stürzte. Ein Messer ragte aus seinem Bein, und Hose und Boden waren blutbedeckt. Caro hielt sich schockiert die Hände vor den Mund, während unser Verfolger uns mit einem boshaften Grinsen entgegen blickte. „Du mieses Schwein!“, schrie ich laut wütend auf und stürzte mich auf den Kerl. Offenbar schien er mit meinem mutigen Angriff nicht gerechnet zu haben, denn sein Grinsen wich einem bestürzten Gesichtsausdruck. Ehe er sich versah, lag er unter mir am Boden und ich schlug mit geballten Fäusten auf ihn ein. Max musste mich erst von ihm runterzerren, damit ich wieder zur Besinnung kam. Der Kerl war nicht tot, doch schien er bewusstlos zu sein. Max konnte sein Puls jedenfalls noch spüren. „Wieso hat er uns angegriffen? Was geht hier nur vor?!“, fragte Caro uns schockiert. Max und ich sahen uns an. Wir hatten keine Zeit für lange Erklärungen. „Wir müssen die Polizei und einen Krankenwagen für Derek verständigen.“, sagte ich schnell. „Hast du ein Handy dabei Caro?“ Mit zitternden Händen zog Caro ihr Handy aus der Tasche und ich schnappte schon erleichtert auf, doch freute ich mich zu früh… „Kein Empfang.“, sagte Caro. „Vermutlich wegen der Mode-Show.“ „Verdammt!“, fluchte ich und glaubte wirklich, mich in einem schlechten Film zu befinden. „Wir müssen jetzt Ruhe bewahren.“, sagte Max im ruhigen Ton. „Caro du bleibst hier bei Derek. Zieh das Messer auf gar keinen Fall raus, du könntest seine Verletzung dadurch nur verschlimmern. Leon und ich gehen ein Telefon suchen, rufen einen Krankenwagen und ein Arzt kann sich das ansehen.“ „Aber was soll ich denn in der Zwischenzeit tun?“, fragte Caro uns hilflos. „Such im Umkleideraum etwas, womit du die Blutung stoppen kannst.“, antwortete Max ihr. „Wir beeilen uns!“ Danach rannten Max und ich davon. Ich ließ Derek in dieser Lage nur ungern alleine. „Wenn du in den Umkleideraum gehst, kannst du nach meinem Ehering suchen?“, fragte Derek Caro, als wir fort waren. „Deswegen sind wir überhaupt zurückgekommen und wenn ich schon sterbe, dann will ich wenigstens das Zeichen meiner Liebe zu Roy bei mir tragen.“ „Du wirst nicht sterben.“, sagte Caro. „Alles wird wieder gut!“
„Gegen meine Pelzkollektion hast du keine Chance Kat.“, sagte Linda provozierend. „Welche armen Tiere musstest du dafür töten lassen?“, fragte Kat ihre Kontrahentin um sich zu verteidigen. „Meine Kollektion ist vielleicht nicht so edel wie deine, dafür aber besonders.“ „Besonders schlecht vielleicht.“, gluckste Linda spöttisch. Kat musste sich beherrschen, dass sie nicht ausflippte. Sie sah auf ihre Armbanduhr und stellte sich die Frage wo Maria so lange blieb. Sie muss ihre Kollektion gleich auf dem Laufsteg präsentieren, doch war sie wie vom Erdboden verschwunden. „Kat!“, rief ich laut und stürmte mit Max zusammen hinter die Bühne. „Jungs heute brauch ich euch nicht als Models. Ihr habt hier nichts zu suchen.“, sagte Kat zu uns. „Moment mal, Max?!“ „Keine Zeit für Erklärungen Kat.“, sagte ich schnell und spähte einen Blick durch den Vorhang. Bereits nach kurzer Zeit konnte ich Roy und Annabelle in den Zuschauern ausfindig machen. Gespannt blickten die Beiden zum Laufsteg und bewunderten die Winterkollektion von Kat, die wirklich etwas Besonderes war. Doch hinter den Beiden saß ein unheimlich aussehender Kerl, der Annabelle und Roy nicht aus den Augen ließ. „Ich muss da raus, Roy und Annabelle warnen und ihnen sagen was Derek zugestoßen ist.“, sagte ich zu Max gewandt. „Gehst du ins Sekretariat und rufst die Polizei und einen Krankenwagen?“ „Ich lass dich aber ungern alleine.“, meinte Max und ich musste nach dieser Aussage lächeln. „Mir passiert schon nichts.“, erwiderte ich lächelnd. „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.“, sagte eine drohende Stimme hinter uns, und als Max und ich uns umdrehten, stand da Linda mit einer Waffe auf uns gerichtet. Kat machte erschrocken einen Schritt rückwärts. „Ich lasse nicht zu, dass ihr Hilfe holt.“ „Du auch?!“, fragte ich überrascht und empört. „Ganz recht und nun werdet ihr Drei mir schön brav folgen, damit ich euch zu Ken bringen kann.“, sagte Linda und wies uns mit der Waffe an, voranzugehen. Auf dem Weg zurück zu Ken, schlossen sich uns noch eine weitere Frau und zwei Kerle an. Ich fragte mich langsam, wie viele Mitglieder Kens Gang eigentlich hat. Ob es wenigstens Shane gelungen ist Hilfe zu holen? Polizeisirenen konnte ich jedenfalls leider noch keine hören. „Los schneller.“, wies mich Linda an und drückte mir den Lauf der Pistole in den Rücken. „Du dealst also auch mit Drogen Linda?“, fragte ich sie neugierig. „Nein, das überlasse ich den Jungs. Ich bin für das organisatorische wie die Verheimlichung verantwortlich. Sobald wir genügend Geld zusammen haben, werden ich und mein Geliebter Ken uns ins Ausland absetzen und wie wohlhabende Menschen leben.“ Ken und Linda ein Paar? Irgendwie wurde mir gerade kotzübel… Shane wo bist du nur so lange? Meine Frage wurde jäh beantwortet, als vor uns ein Mann bewusstlos am Boden lag. „Shane?“, stieß ich kleinlaut und ängstlich aus. „Wie es scheint, hat der Erste von euch bereits ins Gras gebissen.“, sagte Linda hochnäsig.
80. Showdown – Teil 5 Ich wollte zu Shane hinrennen und nachsehen wie es ihm geht. Ob er wirklich… tot ist, doch einer der Kerle packte mich hinten am Kragen und zog mich an Shane vorbei. Verzweiflung stieg in mir hoch. „Bitte lasst mich zu ihm!“, schrie ich. „Ich will doch nur nachsehen, ob es ihm gut geht!“ „Der Kerl ist tot, kapierst du das nicht?“, fragte mich Linda gereizt. „Du hättest dir eben vorher überlegen sollen, ob du ihm einen Hilferuf zukommen lässt, oder nicht.“ „Er ist nicht tot. Er ist nicht tot! ER IST NICHT TOT!“, sagte ich erst ganz leise und dann immer lauter. Hinter mir konnte ich Kat schluchzen hören. Für sie war das alles zu viel. Auf einmal konnten wir aus der Ferne Polizeisirenen hören. Ich hoffte inständig, dass sie auf dem Weg zu uns waren. „Verdammt die Polizei?!“, fluchte Linda laut. „Ihr habt sie also doch gerufen!“ Ich spürte, dass es uns jetzt an den Kragen gehen würde, also musste ich schnell handeln. Mit meinem Ellenbogen schlug ich in den Magen des Kerls, der hinter mir herging. Max schaltete zum Glück ebenso schnell und tat dasselbe. So konnten wir die zwei Kerle ausknocken. Das Mädchen das neben Linda ebenfalls zur Gang gehörte, schaute uns nun ängstlich und verwirrt an. Sie nahm ihre Beine in die Hand und rannte in die andere Richtung davon, doch da stellte ihr jemand ein Bein und sie flog im hohen Bogen über den Boden und landete unsanft in einem Blumentopf. Verwundert sahen wir der Heldentat zu und erblickten Fiona, die frech grinste. „Wer hätte jemals gedacht, dass es spannend werden kann, wenn man zur Uni geht.“, sagte sie. „Ihr fühlt euch jetzt siegessicher, aber ihr irrt euch!“, rief eine Stimme und als wir uns wieder umdrehten, stand da Linda, die ihre Waffe an Kats Kopf drückte. „Lass sie gehen. Sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun!“, rief ich flehend. „Glaubst du ernsthaft, dass mich das interessiert?!“, rief mir Linda fragend zu. Kat schloss ihre Augen und ich wünschte mir, ich könnte ihr in irgendeiner Art und Weise helfen. Dann flog ein Schuh durch die Luft und traf Linda auf den Hinterkopf. Linda jaulte auf vor Schmerz und ließ die Waffe zu Boden fallen. Kat nutzte die Gelegenheit und gab ihr zum Erstaunen aller einen heftigen Schlag ins Gesicht. Lindas Nase war gebrochen und sie blieb bewusstlos am Boden liegen. „Sauberer Schlag.“, gab Max Kat als Kompliment. „Danke.“, sagte Kat nun wieder lächelnd. „Aber wo kam der Schuh her?“ „Ich hoffe ihr wisst meine Tat zu schätzen!“, rief eine weibliche Stimme und nie war ich glücklicher, Maria zu sehen. „Das sind meine neuen Designerschuhe, die ich auf der Mode-Show präsentieren wollte.“ „Wo warst du Maria?“, fragte Kat sie aufgelöst. „Ich hatte etwas zu erledigen.“, antwortete Maria ihr und lächelte zu Fiona rüber. Mein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her und ich fragte mich, was die Beiden getan haben. „Wenn du dich beeilst, kannst du deine Mode noch präsentieren.“, sagte Kat schnell. „Oh ja, fast vergessen.“, sagte Maria und rannte mit nur einem Schuh angezogen, und Kat und Fiona, zurück zur großen Aula. „Ja genau. Lasst uns nur alleine!“, rief ich den Dreien laut sarkastisch hinterher. „Lass sie nur. Die Polizei ist da.“, sagte Max zu mir und in der Tat standen Polizeiautos vor dem Unigelände. „Ken und der Rest seiner Gang sind bestimmt schon auf und davon.“ Mir fiel Shane wieder ein, den wir vorhin am Boden liegen sahen. Ich rannte schnell zu ihm zurück – Max folgte mir. „Shane? Shane!“, rief ich und nahm dessen Hand in meine Hände. „Ich glaube er ist bewusstlos.“, meinte Max. „Seine Kopfverletzung sieht schlimm aus…!“ „Aber er kommt doch durch oder?“, harkte ich besorgt nach. „Er muss schnell ins Krankenhaus.“, antwortete Max mir. „Warte hier, ich hol Hilfe!“ Während ich auf Max Rückkehr wartete, ließ ich den ganzen Tag noch einmal Revue passieren. Luis der in Wahrheit Ken ist, Linda und Professor Unruh die in seiner Gang sind, Derek mit seiner Beinverletzung und Shane mit seiner Kopfverletzung. Wo war eigentlich Zack? Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in mir aus und ich wollte nach meinem Handy greifen, als mir wieder einfiel, dass Ken es mir wegnahm, ehe wir zur Uni aufbrachen. Sobald Shane ins Krankenhaus gebracht wird, würde ich mich sofort auf die Suche nach Zack begeben. „Die Kunst der Magie…“ sagte eine unheimliche Stimme. Professor Unruh stand auf einmal vor mir, doch schien er nicht mehr er selbst zu sein. Eher wie eine seelenlose Hülle. „P-Professor?“, fragte ich unsicher und war gefasst auf alles. „Hihi.“ Der Professor kicherte, als er Shane am Boden liegen sah. „Der Dummkopf hat geglaubt du hättest großes Talent. Dabei ist alles nur ein großer Schwindel und du bist nichts weiter als ein Betrüger. Trotzdem… mit deinen Zeichnungen hätte Ken viel Geld einbringen können, denn die sind wirklich fantastisch. Wie durch Zauberei. Hihi…“ Ich fühlte mich schlecht, als der Professor mich als Betrüger bezeichnete, denn leider hat er ja irgendwie Recht. „Professor Unruh, ihnen geht es nicht gut. Sie müssen sich der Polizei stellen und sich untersuchen lassen. Sagen sie ihnen alles und wo Ken sich versteckt.“, sagte ich. „Wo Ken ist?“, fragte der Professor mich und legte seinen Kopf schief. „Er ist zusammen mit deinem Freund weg. Diesem Zacharias Tanner. Hihi.“ „Zack? Wo ist Zack?“, fragte ich nun etwas genauer. „Geht es ihm gut?“ „Ob es ihm gut geht? Ich denke nicht, denn Ken will sich an dir und Max rächen, indem er ihn umbringt.“ Professor Unruh fing an zu lachen, was mir eine Gänsehaut auf dem Rücken verursachte. „Sie sind Richtung Aula aufgebrochen, wo die Mode-Show stattfindet. Hihi das wird lustig.“, fuhr der Professor fort. Dann kippte er um und blieb regungslos am Boden liegen. Starr vor Schreck schaute ich auf ihn herab, dann hörte ich einen entfernte lauten Schuss, Schreie von unzähligen Menschen, und Angst und Panik stieg in mir hoch.
81. Showdown – Teil 6 Ich zuckte vor Schreck zusammen, als ich den Schuss in der Ferne hörte. Dann folgten Schreie und ich bekam das Gefühl, als würde die Erde durch unzählige Schritte anfangen zu beben. Der Schuss kam ohne jeden Zweifel aus der Aula, in der die Mode-Show stattfand. Sofort machte ich mir Sorgen um Zack, aber auch um all meine anderen Freunde: Annabelle, Roy, Maria, Fiona, Kat, Wallace und Max. Dann kam es zum zweiten Schuss und meine Hände und Beine fingen an zu zittern. Ich ließ Shane in seiner Lage ungern alleine, doch musste ich nach dem Rechten sehen und vielleicht war Max ja auch bereits mit einem Notarzt auf dem Rückweg. Als ich Richtung Aula rannte, kam mir eine Schar Menschen entgegen gerannt. Es fiel mir schwer mich durch sie durchzudrängeln, denn jedem war die Panik ins Gesicht geschrieben. Immerhin konnte ich ein wenig aufatmen, als ich in der Menschenmenge auf Roy und Annabelle stieß. Den Beiden ging es also schon einmal gut. „Roy was ist passiert?!“, rief ich ihm fragend zu. „Ich weiß nicht genau. Ich hab nur ein Schuss gehört und Panik brach aus!“, rief er mir erklärend zu. „Verdammt. Roy, Annabelle – ihr müsst schnell mit einem Notarzt zur Theaterkabine. Derek liegt dort verwundet am Boden und benötigt Hilfe!“ „Was?!“, schrie Roy entsetzt. Zum Glück war seine Schwester Annabelle bei ihm, denn so konnte sie ihn gerade noch am Arm aufrecht halten, damit er vor Schock nicht zusammenbrach. Für weitere Erklärungen blieb mir keine Zeit, denn die Beiden wurden von der Menschenmasse fortgetragen und ich musste wissen, ob es Zack gut ging! Als ich die Aula endlich erreichte, stolperte ich zugleich über eine Leiche am Boden. Es war die Professorin für Mode-Design. Ich musste zweimal schlucken und war starr vor Schreck. So pietätlos es auch klingen mag, aber ich war froh, dass schon einmal einer der beiden Schüsse nicht Zack galt. Doch wem galt der zweite Schuss? Unsicher ging ich ein paar Schritte weiter, denn in dem heillosen Durcheinander an umgeworfenen Stühlen, Kleiderständern und Tischen konnte ich nicht allzu viel erkennen. Erst als der Laufsteg in mein Blickfeld kam, wurde mir das komplette Ausmaß des Schreckens bewusst. Ken stand mit einer Pistole gezückt auf dem Laufsteg und zielte auf Zack, der mutig vor ihm stand. Zack hatte viele Wunden und Prellungen an seinen Armen, doch immerhin war er noch am Leben – Betonung auf noch! Der zweite Schuss traf also nicht Zack, dafür aber… Maria, die regungslos auf dem Laufsteg lag. Atmete sie noch? Bitte Herr im Himmel, lass sie nicht tot sein! Gerade jetzt, wo sie endlich ihr Glück gefunden hat. Sie hat viele neue Freunde, ein neues Ziel vor Augen und mit Fiona verstand sie sich inzwischen mehr als gut. Mit klaren Augen konnte ich Blut aus ihrem Körper fließen sehen. Neben ihr kniete Fiona, die weinend und verzweifelt ihre linke Hand hielt, die ebenfalls voller Blut war. „Leon wie schön, dass du bei der Hinrichtung deiner Freunde dabei sein möchtest.“, sagte Ken, der mich inzwischen entdeckte und schadenfroh grinste. „Leon verschwinde hier, schnell!“, rief Zack mir laut zu. Doch ich konnte nicht weglaufen. Selbst wenn ich wollte – was nicht der Fall war – denn ich fühlte mich wie festgefroren, als ich Marias blutüberströmten Körper auf dem Laufsteg sah. „Leon lauf!“, schrie Zack mir noch einmal zu. „Ja Leon lauf nur!“, rief Ken. „Dann musst du nicht mit ansehen, wie dein geliebter Freund stirbt.“ „Die Polizei ist hier und wird dich verhaften.“, schrie Zack Ken an, doch Ken lachte nur hämisch und hielt weiterhin den Lauf der Pistole auf Zack gerichtet. „Ihr habt mein Drogenlager vernichtet, meine Leute zu Fall gebracht, meine ganze Zukunft ruiniert. Es ist mir egal ob ich ins Gefängnis komme, solange ich mich an euch rächen kann.“, erwiderte Ken. „Ich werde nicht davonlaufen.“, sagte ich selbstbewusst und war über mich selbst erstaunt. „Ich liebe dich Zack und du bist mir wichtiger als alles andere auf dieser Welt.“ Ken lachte und Wut stieg in mir hoch. „Du liebst Zack?!“, fragte er mich boshaft lachend. „Du törichter Narr. Glaubst du denn wirklich, dass er deine Gefühle erwidert?“ Was sollte das jetzt werden? Will Ken mich auch noch provozieren? „Zack ist ein Casanova, ein Macho, ein Playboy.“, erklärte Ken mir. „Der steigt mit jedem ins Bett, was nicht niet- und nagelfest ist. Mit deinem Freund Max hat er es auch getrieben. Wann war das doch gleich wieder Zack? Lass mich überlegen… genau: Januar dieses Jahres, als Leon zusammen mit Max und Annabelle im Mystic-Shop war.“ Mein Herz zersprang in Millionen Einzelteile. Das war der Tag an dem ich Max küsste… Das musste eine Lüge sein – ohne jeden Zweifel…, oder? Zack vermied es mir in die Augen zu sehen und ich wusste, dass Ken mir hier keine Lüge auftischte. In meinem Körper vermischten sich Trauer, Angst, Verzweiflung, Wut und Schmerz. Ich ballte meine beiden Hände zu Fäusten und warf Ken einen bösen Blick zu. „Keine Angst Leon, ich erlöse dich erst von Zack und dann von Max. Zeit zum Sterben.“, sagte Ken und zielte genauer auf Zack. Bevor es allerdings zu einem dritten Schuss kam, fing ohne einen erklärbaren Grund der Bühnenvorhang zu brennen an. Erschrocken drehte Ken sich um. Da ertönte wieder dieser Vogellaut und ich könnte schwören, dass das Feuer sogar die Form eines Phönixes annahm. Als der brennende Vorhang zu Boden krachte, begrub er Ken unter sich. Das Letzte was ich von ihm sah, war sein entsetztes und ängstliches Gesicht und hinterher seine brennende Leiche. Zack starrte mich überrascht und antwortsuchend an, doch schüttelte ich lediglich den Kopf. Vermutlich hatte dies etwas mit den magischen Kunstutensilien zu tun, doch meine Gedanken waren bei meinen Freunden. Die Polizei und ein Notarzt-Team trafen ein und Maria wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, um ihr Leben zu retten. Fiona begleitete sie und ließ ihre Hand kein einziges Mal los. Roy fuhr bei Derek im Krankenwagen mit, während Caro und Annabelle ihnen im Auto folgten. Max brachte ein weiteres Notarzt-Team zu Shane, der ebenfalls sofort behandelt wurde. Es war Wallace der die Polizei verständigte und sich anschließend um Kat kümmerte, die nach der Schießerei in der Aula panisch ins Freie rannte. Ich stand lediglich auf dem Campusgelände – hinter mir Max und Zack, die sich in die Augen sahen und nicht wussten was sie sagen sollten.
„DAS, das ist Ramón?!“, stieß ich leicht entsetzt und über alle Maßen überrascht aus. „Wer hat den bitteschön so zugerichtet?“, fragte ich und konnte meinen Blick nicht von dem Skelett zu meinen Füßen abwenden. Er bestand nur noch aus Knochen. Keine Haut, keine Augen, kein Herz – nur Knochen! „Niemand hat ihn so zugerichtet. Er sieht schon seit vielen Jahrhunderten so aus.“, antwortete Zuko mir, der nun näher an das Skelett herantrat und ihn leicht am Schlüsselbein schüttelte. „Hey Ramón, aufwachen alter Junge. Jetzt wird nicht mehr länger gepennt!“ „Sicher, dass ihr ihn aufwecken wollt?“, fragte ich unsicher. Gespenster und Zombies waren eine Sache. Die hatten wenigstens noch Haut und Haare, aber ein Skelett … „Ooooh, hat da etwa jemand Angst vor ein paar Knochen?“, fragte Koda und grinste mich an. „Überhaupt nicht.“, log ich und dachte mir schnell was aus. „Hunde mögen Knochen und der Hund ist der beste Freund des Menschen, ergo mag ich auch Knochen …, ich liebe Knochen!“ „Gut zu wissen. Dann gibt es morgen Knochen zum Frühstück für dich.“, sagte Koda, der mich weiterhin angrinste und sich einen Spaß mit mir erlaubte. „Der will nicht aufwachen.“, stellte Zuko schließlich fest. „Aber ich kenn da einen Trick.“ Zuko beugte sich zu dem Skelett hinunter und flüsterte ins Schläfenbein, dort wo sich für gewöhnlich die Ohren eines Menschen befanden: „Zukooo.“, lispelte er mit süßlicher Stimme. „Wach auf, wach auf, ich hab hier etwas für dich. Einen frischgebrannten Cognac, ganz für dich allein!“ Wie vom Blitz getroffen, setzte sich das Skelett senkrecht hin. Das kam so unerwartet, dass ich erneut erschrak und rücklings nach hinten fiel. „Cognac? Wo? Gib her, ich brauch was zwischen meine trockenen Knochen!“, rief das Skelet mit rauchiger Stimme. Es war also wahr. Ramón war ein Skelett. Ein lebendiges Skelett.
# 6
„Du solltest echt langsam mal damit anfangen, dich nicht immer zu besaufen.“, riet Zuko seinem knochigen Kumpel zu, als wir uns auf den Rückweg zur Academy machten. „I wo, an einer Alkoholvergiftung kann ich ohnehin nicht mehr krepieren.“, meinte Ramón, dessen Knochengerüst bei jeder kleinsten Bewegung klapperte. Ich lief hinter ihm und konnte durch sein Gerippe hindurch sehen, was irgendwie aberwitzig und unheimlich zugleich war. „Dann melde dich das nächste Mal wenigstens bei mir. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, weil du nicht wieder aufgetaucht bist.“, entgegnete Zuko. „Jetzt mach hier nicht auf besorgten Bruder …, Bruder. Du weißt doch genau, warum ich nicht heim gekommen bin. Ich musste den ‚Día de los Muertos‘ doch gebürtig feiern.“, erklärte Ramón seinem Zimmerkollegen. „Das war in meiner Familie Tradition und die möchte ich nicht brechen, nur weil ich nicht mehr unter den Lebenden weile.“ Ich sah zu Koda, denn der ‚Día de los Muertos‘ sagte mir so gar nichts. „Ein mexikanischer Feiertag.“, erklärte Koda mir zugleich, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte. „Du kennst ihn vielleicht auch unter den ‚Tag der Toten‘. Er wird vom 31.Oktober bis zum 2.Noember gefeiert.“ „Hey Koda!“, rief Ramón nach hinten, ohne sich dabei umzudrehen. „Wer ist denn dieser wandelnde Fleischhaufen da an der Seite? Sag bloß, du hast dir endlich ein neues Haustier zugelegt. Dir hat wohl Ava als Schoßhündchen nicht gereicht?!“ „Das ist Billie und er ist ein Mensch.“, entgegnete Koda etwas mürrisch. Offenbar hatte Ramón etwas gesagt, was ihm missfiel. Vielleicht die Andeutung auf Ava? „Oh ein Mensch. Hätte ich jetzt gar nicht erkannt. Hab schließlich keine Augen im Kopf.“, entgegnete Ramón im sarkastischen Unterton. Vielleicht war es nur Einbildung, aber ich hatte das ungute Gefühl, als konnten sich Koda und Ramón nicht sonderlich gut ausstehen. „Ich bin echt froh, dass wir dich noch rechtzeitig gefunden haben.“, sagte Zuko, den es nicht groß zu stören schien, wie die anderen beiden sich gegenseitig angifteten. „Dass wir dich auf dem ‚A.I. Memorial‘ finden würden, hätte ich mir auch gleich denken können. Dann hätte ich mir die zwei Goldmünzen gespart, die dieser elende Gnom mir abgeluchst hat.“ „Hey Koda, warum war das klar, was meint er damit?“, fragte ich das Gespenst leise, denn irgendwie war mir das Skelett unsympathisch, weshalb ich mich nicht traute, ihn zu fragen. Koda blickte zu Ramón, dann antwortete er mir ebenfalls leise: „Am ‚Tag der Toten‘ besuchen die Verstorbenen die Lebenden. Gemeinsam feiern sie ihr Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Außerdem hinterlassen die Lebenden Totenblumen auf den Gräbern der Toten. Ich denke Ramón hat seine Nachkommen besucht und mit ihnen diesen Tag gefeiert.“ „Das heißt … es existiert ein Portal von eurer Welt zu meiner Welt auf dem Friedhof?“, fragte ich, denn ich war mir nicht sicher, ob ich mit meiner Schlussfolgerung richtig lag. „Bist du auch auf dem Friedhof gewesen, als du zu mir nach Hause gekommen bist, um mich hierher zu verschleppen?“ „Nein, nein, das ist alles viel komplizierter …“, antwortete Koda mir, als wir in die Monster Academy zurückkehrten. Doch leider ging Koda nicht expliziter darauf ein, was mich zu der Annahme brachte, dass hier Geheimnisse im Umlauf waren, die ein Mensch nicht erfahren durfte. „Wir sollten uns jetzt alle noch etwas ausruhen und eine Kleinigkeit zu uns nehmen, bevor wir uns alle im Auditorium versammeln müssen.“, meinte Zuko, als wir den Gang betraten, in dem sich unsere Zimmer befanden. „Gute Idee. Zuerst ein kleiner Verdauungsschnaps und dann ein Schläfchen in meinem kuscheligen, warmen Bett. Der Boden draußen ist doch etwas hart und kalt zu dieser Jahreszeit.“, meinte Ramón frischvergnügt und offenbar schon wieder durstig nach etwas Hochprozentigen. „Nichts da! Du kriegst höchstens eine heiße Dusche Wasser, damit du in zwei Stunden fit bist.“, setzte Zuko entgegen. Ramón blickte seinen Zimmergenossen traurig an. „Du brauchst gar nicht erst so zu gucken. Die Masche zieht bei mir nicht. Ich hab kein Herz mehr, schon vergessen?“ „Nein … und du offensichtlich auch nicht.“, meinte Ramón, während Zuko ihr Zimmer betrat. Bevor Ramón ihm folgte, beugte er sich noch leicht zu mir rüber und sagte: „Er war lustiger und lockerer, als er sich noch nicht vegan ernährte. Wenn ich dich also mal auf seine Speisekarte setzen könnte, dann wäre ich dir zu größtem Dank verpflichtet.“ Ich blickte Ramón erschrocken an. Meinte er das ernst, oder war das nur ein irrer Joke von ihm? Ich tat mich schwer jemanden einzuschätzen, der nur aus Haut und … ach halt … nur aus Knochen bestand. Doch überraschenderweise stellte sich Koda schützend vor mich. „Finger weg, du knorriges Etwas. Der Junge ist mein Eigentum. Entführ doch selber einen Menschen, wenn du einen haben möchtest.“ Es waren nicht die Worte, die bei mir Eindruck schindeten – ganz im Gegenteil sogar – es war die Art und Weise wie sich Koda vor mich stellte und seine Arme schützend vor mich ausbreitete, damit mir kein Haar gekrümmt wurde, die mich beeindruckte. „Jaja, war doch nicht ernst gemeint.“, winkte Ramón locker ab und verbog sich die Armgelenke dabei so, dass mir beim Zuschauen schon die eigenen Knochen schmerzten. „Du weißt doch, dass ich einem Menschen friedlich gesonnen bin. Also bis später!“ Ramón schlug die Tür hinter sich zu und Koda und ich begaben uns zurück auf unser Zimmer. „Wow …, erst mein zweiter Tag hier und ich find´s hier total irre!“ „Weil es irre ist, oder weil wir alle irre sind?“, harkte Koda schmunzelnd nach. „Sowohl als auch, denke ich.“, antwortete ich ehrlich.
Zwei Stunden später trafen Koda und ich uns mit seinen anderen Freunden im Auditorium der Academy. Gegen meine Erwartung war Ramón noch nüchtern, aber das hatte er sicherlich Zuko zu verdanken, die anscheinend ein enges freundschaftliches Verhältnis miteinander verband. Auch Seth, Milan und Mason schienen sich blendend zu verstehen und ich fragte mich, ob es jemanden in Kodas Leben gab, den er, oder der ihn besonders gern mochte. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, schmiegte sich plötzlich Ava ganz sachte von hinten an Koda heran. „Kodi, was glaubst du, wird die zweite Prüfung beinhalten? Wenn es etwas Gefährliches ist, wirst du mich dann unter Einsatz deines Lebens beschützen?“ „Kann ich machen. Tot bin ich ja schon.“, antwortete Koda ihr gelangweilt. Ava himmelte ihn an und suchte immerzu seine Nähe, aber er schien das gar nicht zu bemerken, oder aber es störte ihn nicht. „Worum geht es eigentlich bei diesen Prüfungen?“, fragte ich nun, da mir diese Frage schon länger auf der Zunge lag. „Geht es hierbei um euren Schulabschluss?“ Warum Tote überhaupt einen Schulabschluss benötigten, erschloss sich mir zwar nicht, aber das war eine ganz andere Frage. „So in etwa, ja.“, sagte Koda, während Ava seinen Nacken mit ihrer Zunge ableckte. „Damit wir alle als vollwertige Monster anerkannt werden, müssen wir die Academy besuchen und neun Prüfungen bestehen. Jede Prüfung unterscheidet sich von der anderen und wechselt von Jahr zu Jahr, sodass sich nicht genau sagen lässt, was uns alles erwartet.“ „Eine Legende besagt, dass vor vielen Jahren die Monster-Studenten einen Leviathan töten mussten, um eine Prüfung zu bestehen, aber alle daran gescheitert sind.“, erzählte Ava schnell dazwischen. „Sie sollen alle vom Leviathan aufgefressen worden sein, aber das besagt nur eine Legende …“ „Gespenster, Skelette und Hexen waren für mich auch lange Zeit nur Legenden und jetzt sind sie alle wahr geworden …“, merkte ich leicht verängstigt an. „Den Leviathan gibt es nicht. Glaub mir, DAS ist eine Legende!“, sagte Koda fest überzeugt. „Nett von dir, dass du dem Jungen keine Angst einjagen willst, aber den Leviathan gibt es genauso sehr wie den Kopflosen Reiter und den sagenumwobenen Schneemenschen.“, mischte sich Seth nun in unsere Unterhaltung mit ein. „Ach, bist du all denen etwa schon begegnet?“, fragte Koda argwöhnisch nach. „Nein, aber von uns allen hier, existiere ich schon am längsten und ich hab schon viele Geschichten über den Leviathan gehört.“, antwortete Seth ihm. „Eben. Es sind Geschichten, nichts weiter.“, sagte Koda unbeeindruckt. „Ich muss Koda beipflichten.“, sagte Mason, dessen riesiger Kürbiskopf auf seinem kleinen Hals etwas ins Wackeln geriet. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es den Leviathan wirklich gibt, liegt bei gerade mal 4,8 Prozent. Damit unterbietet er sogar noch das Ergebnis des Kopflosen Reiters mit 6,3 Prozent.“ Seth fand die Prozentzahlen von Mason stumpfsinnig und so entbrannte ein erbitterter Streit, wer Recht behielt. Koda wurde der Diskussion überdrüssig und wandte sich wieder mir zu. „Wie auch immer. Die Studenten der Monster Academy werden in verschiedene Gruppen eingeteilt. In jeder Gruppe darf es nur ein Wesen seiner Art geben, deshalb sind wir auch alle so unterschiedlich. Insgesamt muss eine Gruppe aus acht Mitgliedern und einer Leiterin bestehen. Die Leiterin besteht aber zu 100 Prozent aus einer Hexe, die ihr Examen auf der Hexen-Academy erhalten hat. Oh Schreck, jetzt rede ich schon wie Mason …“ Koda blickte fassungslos zu seinen Freunden, die sich inzwischen regelrecht darum stritten, wer Recht behielt. Dann drehte er sich wieder zu mir und fuhr fort: „Viola ist die Leiterin unserer Gruppe und wir selber bezeichnen uns als den ‚Monster Teen Club‘. Cooler Name oder?“ „Naja geht so …“, antwortete ich ehrlich, was wohl ein Fehler war, weil Koda daraufhin beleidigt in die Knie ging und traurig mit seinem Finger Kreise zog. „Den Clubnamen hab ich ausgewählt.“, jammerte er mir elendig vor. „Herrje, bist du ein Jammerlappengespenst.“, sagte ich und versuchte dabei nicht in Gelächter auszubrechen. „Euer Clubname ist schon ganz in Ordnung, aber nicht so schön wie dein Name …“ Ich versuchte Koda wieder aufzumuntern – mit großem Erfolg. Koda sprang auf uns sah mich begeistert an. „Du findest meinen Namen toll? Wirklich? Oh, das ist ja süß von dir!“ „Jaja, schon gut. Erzähl bitte weiter.“, sagte ich verlegen. „Da gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Die Prüfungen werden vom Magistrat bestimmt und verkündet und bestehen sowohl als Einzelaufgaben, als auch als Zweier- oder Gruppenaufgaben. Die erste Prüfung war eine Einzelaufgabe, in der wir den Professoren Angst einjagen sollten.“ „Aaaah, jetzt verstehe ich das Ganze …, aber warte …, sehe ich etwa so angsteinflößend aus?“, fragte ich, als ich zu der schockierenden Erkenntnis gelangte, warum ich eigentlich hier war. „Nope, gar nicht. Du warst einfach der Erstbeste, der mir in den Sinn kam.“, erklärte Koda, doch seine Antwort war nicht zufriedenstellend. Jedoch konnte ich nicht weiter darüber nachdenken oder nachfragen, denn die tiefe Stimme des Magistrats hallte plötzlich im ganzen Auditorium wieder. „Liebe Studenten der Monster Academy!“, rief er von einem Podest am anderen Ende des Auditoriums. Seine Stimme erklang laut und deutlich. Er benutzte kein Mikrofon, also musste er über eine besondere Gabe besitzen, die seine Stimme dermaßen laut erklingen ließ. Zu seiner linken stand die Professorin Gingerbread, deren optische Erscheinung sehr im Kontrast zum Magistrat stand. „Herzlich Willkommen zur Bekanntgabe der zweiten Prüfungsaufgabe. Vorher möchte ich euch nur noch kurz mitteilen, dass alle Studenten unserer Academy die erste Prüfung bestanden haben.“ Ein heftiger Applaus ging durchs Auditorium. Die Studenten der Monster Academy applaudierten und beglückwünschten sich selber, doch der Magistrat schien das nur wenig zu erfreuen. „Genug!“, rief er laut. „Die erste Prüfung war nur die Aufwärmphase für das, was euch nun bevorsteht. Ich will euch die Aufgabe der zweiten Prüfung nicht weiter vorenthalten. Die Prüfung lautet …“ Der Magistrat hielt kurz inne und die Anspannung der Monster-Studenten nahm unermesslich zu. Auch Koda, der neben mir stand, schien sichtlich angespannt zu sein. „Die zweite Prüfung lautet: ‚Das Nebellabyrinth‘!“ Ein Raunen ging durch das Auditorium. Hinter mir konnte ich ein „Oha“ von Seth vernehmen. „Also damit hab ich jetzt zu 0,0 Prozent gerechnet.“, gab Mason verdattert von sich. „Das Nebellabyrinth als zweite Prüfungsaufgabe? Warum gleich so etwas Schweres? Wollen die uns alle loswerden?!“, fragte Milan ganz panisch, aber keiner antwortete ihm. „Was ist das Nebellabyrinth?“, fragte ich an Koda gewandt, der sich jedoch keinen Millimeter rührte und starr zum Magistrat blickte. „Bitte beruhigt euch!“, rief der Magistrat laut, um die überaus besorgten Studenten seiner Academy zum Schweigen zu bringen. „Das Nebellabyrinth war schon einmal ein Teil unserer Prüfungen. Damals jedoch mussten die Studenten alleine antreten. Heute machen wir es euch ein wenig leichter, denn ihr werdet in Zweierteams in diese Prüfung gehen. Ihr selbst dürft wählen, mit wem ihr die Prüfung antreten werdet, aber bedenkt, dass dieser aus eurer eigenen Gruppe sein muss.“ Mein Mund stand leicht offen, denn allmählich dämmerte es mir, was mein Sinn und Zweck in dieser Welt war. „Hab ich das richtig verstanden? ICH bin euer achtes Gruppenmitglied?“ Ich wandte mich erneut an Koda, der nun endlich zu mir sah und sein Blick sagte mehr als tausend Worte.
To be continued
ROLLENLISTE: 1- / Balthasar „Billie“ Kenneth Books: Billie findet Halloween einfach nur öde und unsinnig. Eines Tages taucht ein seltsamer Junge auf und entführt ihn in das Land der Monster
Monster Teen Club: 1- / Koda: Ein Spukgespenst; welcher aber nicht sonderlich furchteinflößend ist 4- / Ava: Ein Werwolfmädchen, die ein Faible für Koda zu haben scheint 4- / Milan: Ein Vampir mit einer Blut-Phobie 2- / Seth: Eine Mumie 4- / Mason: Eine Vogelscheuche mit einem Kürbiskopf; hält sich für den Klügsten, was er aber nicht ist 5- / Ramón: Ein Skelett mit Alkoholproblemen 3- / Zuko: Ein Zombie, welcher Innereien verabscheut und vegan lebt 4- / Viola: Eine junge Hexe und die Leiterin des Monster Teen Clubs.
Monster Academy: 3- / Magistrat: Der Leiter der „Monster Academy“ und ein großer Zauberer 3- / Professorin Gingerbread: Eine Hexe; unterrichtet die Monster-Studenten
71. Träume werden wahr! – Teil 1 Max und ich standen vor dem Traualtar und hielten uns gegenseitig die Hände. Max gab sein Ehegelübde ab. „Als wir uns kennenlernten, da warst du für mich nichts weiter als ein Fremder Leon. Doch mit deiner Lebensfreude und deiner unermüdlichen Kraft hast du mein Herz im Sturm erobert und die Liebe in mein Leben zurückgebracht. Du machst mich glücklich und wenn ich nicht bei dir bin, dann fühl ich mich einsam und verlassen. Mein Kompass hat mir zum Glück den richtigen Weg gewiesen und auf dich gedeutet. Ich liebe dich vom ganzen Herzen Leon.“ Als Max zu Ende sprach, fragte der Pfarrer die versammelten Gäste, ob jemand Einspruch gegen die Ehe von mir und Max einzubringen hat. Es meldete sich zum Glück keiner und ich lächelte Max an. Mit einem lauten Knall sprang auf einmal das Kirchentor auf und im hellen Licht stand Zack. Max und ich sahen uns erschrocken gegenseitig an und dann zu Zack. „Ihr dürft nicht heiraten!“, rief Zack uns zu. „Ich erhebe Einspruch!“ „Herr Schopp sind sie taub? Herr Schopp!“, rief eine Stimme und als ich meine Augen öffnete, entdeckte ich, wie Professor Unruh sich über mich beugte. Sein Gesichtsausdruck war schleierhaft, doch schien ihm irgendetwas Freude zu bereiten. Ich lag am Boden im Raum, in dem der Kunstseminar stattfand und außer mir und dem Professor schien niemand hier zu sein. Ich blickte mich um entdeckte einige seltsame Dinge: Pulte und Stühle waren umgeworfen, die Tür stand sperrangelweit offen und die Zimmerdecke war kohlrabenschwarz, als hätte es hier gebrannt. „Was ist passiert?“, fragte ich und der Professor war so freundlich, mir beim Aufstehen zu helfen. „Sie hatten offenbar einen Schwächeanfall.“, erklärte mir der Professor. „Liegt eventuell an meinem Diabetes.“, sagte ich und sah mich weiterhin verwirrt im Zimmer um. „Was ist hier passiert und wieso ist die Decke schwarz?“ „Ich glaube sie leiden an Halluzinationen. Die Decke ist weiß wie immer und nichts außer ihrem Zusammenbruch ist hier geschehen.“, sagte Professor Unruhungewohnt freundlich zu mir. „Es wäre vielleicht das Beste, wenn sie nach Hause gehen und sich ein wenig hinlegen und ausruhen.“ „Ja, danke.“, sagte ich etwas schwach auf den Beinen und verließ langsam das Klassenzimmer.
Als ich aus meinem Schlaf erwachte, brach der Hochzeitstag von Derek und Roy an. Ich freute mich sehr für die Beiden, doch irgendwie fühlte ich mich nicht besonders gut und wünschte, ich könnte in meinem kuschligen Bett liegen bleiben. Ich blickte zu meinem Nachtkästchen, auf dem mein Handy lag und leuchtete. Ein entgangener Anruf… Halb wach und halb schlafend drückte ich die Mailbox-Abfrage. Ich lag im Bett und wartete ab, wer mir eine Nachricht hinterlassen hat. Meine Ohren wurden hellhörig, als ich zu meiner großen Überraschung die Stimme von Max erkannte. „Hallo Leon. Tut mir Leid, dass ich mich nach so langer Zeit jetzt erst wieder bei dir melde. Ich bin in Spanien und mir geht es sehr gut hier. Ich konnte mich von all den Strapazen und Problemen erholen und komme wieder nach Hause. Naja… man sieht sich – sofern du mir verzeihen kannst und mich sehen willst.“ Die Nachricht war zu Ende und inzwischen saß ich kerzengerade in meinem Bett und glaubte meinen Ohren nicht trauen zu können. Max kommt nach Hause? Er kommt wirklich wieder zurück?! Es klopfte an meiner Tür und als ich Herein sagte, lugte vorsichtig der Kopf von Luis herein. „Hey du Schlafmütze, wenn du nicht bald aufstehst, dann verpasst du die Hochzeit deiner Freunde.“, sagte er lächelnd. „Geht es dir wieder besser?“ „Max kommt zurück.“, sagte ich zu Luis und ignorierte seine Frage. Ich erzählte Luis natürlich von Max und dessen Verschwinden vor ein paar Monaten. „Er hat mich angerufen und gesagt, dass er wieder nach Hause kommt.“ „W-Wow.“, erwiderte Luis überrascht und starrte mich mit großen Augen. „Das sind ja großartige Neuigkeiten. Obwohl..., bist du jetzt nicht mit Max bestem Freund, diesem Zack, zusammen?“ „Zack und ich hatten eine gemeinsame Nacht und seitdem war nichts mehr.“, sagte ich zu Luis. „Ich weiß nicht ob Zack mich wirklich liebt. Ich vermeide Themen wie Beziehung und Liebe.“ „Vielleicht solltest du aber mal mit ihm darüber reden.“, meinte Luis. Ich dachte über die letzten Geschehnisse nach. Max würde wieder nach Hause kommen, doch wann teilte er mir nicht mit. Als ich dessen Stimme am Handy hörte, machte mein Herz einen Freudensprung, doch gleichzeitig riss auch meine Narbe wieder auf. Max hat mich zwar nicht absichtlich verletzt, aber es tat dennoch weh und meine Gefühle für Zack waren momentan enorm. „Ich werde mit Zack heute auf der Hochzeit darüber reden.“, beschloss ich schließlich. „Gut.“, sagte Luis. Bevor er mein Zimmer wieder verließ sagte er noch. „Ich bin mir sicher, dass alles gut werden wird Leon. Es wird ganz sicher ein Happy End geben!“
War es geschmacklos, wenn ich denselben Smoking zur Hochzeit anzog, denn ich schon bei Oskars Beerdigung trug? Als armer Student konnte ich mir einfach noch keinen Neuen leisten. Ich begutachtete mich im Spiegel und lobte mich selber, für mein Aussehen. „Leon Schopp, du siehst einfach prachtvoll aus.“, sagte ich zu mir selber und rückte die Krawatte zurecht. Es klingelte an der Tür und als ich sie öffnete, stand Zack vor mir. Auch er trug einen eleganten Smoking mit Krawatte und Sonnenbrille. „Findest dich cool was?“, fragte ich ihn grinsend. „Na klar, kennst mich doch.“, antwortete Zack mir lächelnd. Wenn wir nicht auf dem Weg zu einer Hochzeit wären, dann hätte ich ihm jetzt die Kleider vom Leib gerissen, so scharf sah er in seinem Anzug aus. Seine blond-gestylten Haare saßen natürlich auch wie immer perfekt. „Luis ich geh dann mal!“, rief ich laut, da Luis sich bereits wieder in sein Zimmer zurückgezogen hatte. „Geht dein neuer Mitbewohner mir aus dem Weg?“, fragte Zack mich scherzhaft. „Ich hab ihn noch kein einziges Mal zu Gesicht bekommen und das obwohl ich öfters hier bei dir bin.“ „Vielleicht ist er schüchtern.“, sagte ich grinsend. „Wollen wir?“ „Ja gehen wir.“, sagte Zack. „Dies wird ein unvergesslicher Tag!“
72. Träume werden wahr! – Teil 2 „Hochzeiten – Ich liebe Hochzeiten. Drinks für alle!“, rief Caro voller Freude. „Dieses Filmzitat wollte ich schon immer einmal sagen.“ Familie, Freunde und Bekannte des Brautpaares versammelten sich vor der Kirche. Die Mädchen sahen wirklich verdammt hübsch aus! Caro trug ein weinrotes Kleid und schenkte ihrem blonden glatten Haar ein paar Locken. Fiona trug ein himmelblaues Kleid, das perfekt mit ihren türkisblauen Haaren harmonierte. Kat trug ein schwarzes elegantes Kleid, das sie selbst designte und anfertigte– geschmückt mit einer roten Rose. Maria trug ein schneeweißes Kleid und schmückte ihren Hals mit einer goldenen Kette und ihre Ohren mit goldenen Ohrringen. Annabelle war selbstverständlich in ihrer Lieblingsfarbe lila gekleidet, verziert mit schwarzen Streifen. „Mädels ihr seht umwerfend aus.“, sagte Wallace begeistert, der einen schwarzen, ein wenig antiken, Anzug trug und seine Haare nach hinten kämmte. „Oh, vielen Dank für das Kompliment Wallace.“, bedankte sich Kat bei ihm. „Das sind wir ja gar nicht von dir gewohnt.“, lachte Fiona. „Wo er aber Recht hat, hat er nun mal Recht.“, sagte ich und trat zusammen mit Zack hinzu. „Wow.“, sagte Annabelle begeistert über unser Aussehen. „Jungs, wo wart ihr die letzten Monate?“ Mein Handy fing an zu vibrieren. „Da muss ich rangehen, vielleicht ist es Max.“, sagte ich, ohne mir bewusst zu sein, was ich mit dieser Bemerkung bei den Anderen auslöste. „Max?!“, stieß Zack laut verwirrt aus. „Wieso Max? Warum? Seit wann…?“ Ich hob meinen rechten Zeigefinger in die Luft, damit sich Zack kurz mit seinen Fragen geduldete und ich den Anruf entgegen nehmen konnte. Doch es war nicht Max, sondern Shane. „Wie gut dass ich dich erreiche. Ich muss dir etwas ganz dringendes mitteilen.“, sagte Shane zu mir. „Muss das jetzt sein?“, fragte ich ihn leicht genervt. „Ich bin auf der Hochzeit.“ „Ich würde nicht anrufen, wenn es nicht wichtig wäre.“, sagte Shane, doch dann brach die Funkverbindung ab. „Hallo? Shane?“, fragte ich verwirrt und fand das schon sehr seltsam, doch lange Zeit um darüber nachzugrübeln blieb mir nicht, denn schon schossen Fragen der Anderen auf mich ein. „Kommt Max zurück?“, fragte Maria mich aufgeregt. „Wann hat er sich bei dir gemeldet?“, fragte mich Fiona neugierig. „Vor allem, wieso meldet er sich bei dir und nicht bei mir?“ Zack klang alles andere als begeistert. Ich versuchte eine Frage nach der Anderen zu beantworten und schnappte dabei nicht nach Luft: „Erstens: Ja Max kommt zurück! Zweitens: Er hat mich angerufen als ich schlief und ich hab nur meine Mailbox abgehört! Und Drittens: Ich weiß nicht wieso er sich nicht bei dir gemeldet hat Zack!“ Das Auto von Roy und Derek fuhr vor und als das Brautpaar ausstieg, klatschten und freuten wir uns für das Brautpaar. Roy trug einen sehr eleganten schwarzen Anzug. Seine weinrot-gefärbten Haare sahen heute besonders extravagant und gut aus. Derek konnte es sich natürlich nicht nehmen lassen und zog sich einen weiß-rosa Anzug an, der seine Homosexualität besonders gut zu Tage brachte. Seine lockigen Haare saßen perfekt und noch nie sah ich ihn glücklicher. „Ist mein Bruder nicht der hübscheste und süßeste Bräutigam aller Zeiten?“, schmachtete Annabelle und umarmte ihren Bruder und gab ihm jeweils einen Kuss auf die Wange. Dann flüsterte sie ihm noch ins Ohr: „Macht es dir etwas aus, wenn ich deine Braut kurz entführe?“ Roy sah seine Schwester verwirrt an, doch es machte ihm nichts aus und so packte Annabelle Derek bei der Hand und zog ihn hinters Auto. Ich war neugierig und belauschte das Gespräch ein wenig. „Was ist denn?“, fragte Derek sie verdutzt. „Jetzt bitte keine Drohung von wegen, was passiert wenn ich deinen Bruder unglücklich mache. Denn das wird nicht passieren!“ „Nein das wird nicht passieren.“, sagte Annabelle und lächelte Derek zu meiner Überraschung an. „Ich weiß, dass du Roy glücklich machen wirst und ich könnte mir keinen besseren Schwager als dich vorstellen.“ Derek fiel die Kinnlade runter und auch ich war von Annabelles Worten über Derek überrascht, wenn man bedenkt, dass sie ihn nie wirklich leiden konnte und sich immer nur über ihn beschwert hat. Woher also der Sinneswandel? „Ich gebe zu, ich habe es dir auch nicht immer besonders leicht gemacht. Mein Bruder bedeutet mir sehr viel und ich wünsche mir nur das Beste für ihn. Du bist ein Chaot Derek, aber genau deshalb mag Roy dich vermutlich auch, denn auch wenn du manchmal noch so nervst, so bist du dennoch immer für andere da und bringst sie zum Lachen.“ „Also ich weiß jetzt gar nicht was ich sagen soll.“, erwiderte Derek verlegen. „Am besten gar nichts.“, sagte Annabelle. „Tu mir nur den Gefallen und stolpere nicht auf dem Weg zum Traualtar!“ Annabelle lächelte breit und dann umarmte sie Derek – zum allerersten Mal. Ich blickte wieder zu Roy, der das Gespräch ebenfalls belauschte und nun zufrieden lächelte. „Rock ‘n Roll meine Freunde!“, rief eine rauchige Stimme und zwischen der Menschenmenge erschien Roys und Annabelles Vater, den ich heute das erste Mal live kennenlernen durfte. „Was zum Teufel…“, sagte Roy zähneknirschend und ging auf seinen Vater zu. Annabelle roch den zufliegenden Ärger und ging mit schnellen Schritten auf die Beiden zu. „Jetzt reg dich bitte nicht auf Roy, aber ich hab ihn angerufen und er wollte kommen.“, erklärte sie ihrem Bruder. „Ich hab dir gesagt, dass ich ihn nicht dabei haben möchte.“, entgegnete Roy ihr wütend. „Roy, Annabelle.“, sagte Herr Kirchner und umarmte seine beiden Kinder gleichzeitig. „Es ist schön euch wiederzusehen. Ich hab euch vermisst.“ „Wohl kaum.“, sagte Roy stinkig. „Denn dann wärst du öfters vorbeigekommen und hättest dich nach unserem Wohlergehen erkundigt. Weißt du überhaupt was hier los war?!“ Kurt Kirchner sah seinen Sohn reumütig an, doch war nicht er es, der das Wort ergriff, sondern seine Ehefrau und die Mutter von Roy und Annabelle, Natalia Kirchner: „Er weiß das mit Annabelles Vergewaltigung und auch alles andere, denn ich hab ihm davon berichtet.“ Alle starrten nun zu Frau Kirchner die ein smaragdgrünes Kleid trug und wie eine Waldgöttin darin aussah. „Ich bin ein lieber und fürsorglicher Mensch und weiß Gott nicht so naiv wie manch einer von mir denkt. Meine Kinder mögen das ein oder andere vor mir verheimlichen, doch erkenne ich sofort in ihren Augen wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.“ „Mum.“, sagte Roy emotional berührt. „Dein Vater hat heute ein Konzert gecancelt nur um bei deiner Hochzeit dabei zu sein Roy.“, erklärte Frau Kirchner. „Euer Vater liebt euch, auch wenn er es nicht immer zeigt. Er ist eben ein Rockstar…“ „Ich liebe euch über alles.“, sagte Herr Kirchner zu seinen Kindern. Annabelle lächelte ihren Vater an und nahm ihn in den Arm. Roys Wut schien verflogen zu sein, doch schien er nach wie vor traurig und enttäuscht zu sein. Sein Vater bemerkte dies auch. „Wenn du mich nicht dabei haben möchtest, dann werde ich wieder gehen Roy, doch würde es mir sehr viel bedeuten, wenn ich heute dabei sein dürfte. Um nichts auf dieser Welt würde ich die Hochzeit meines Sohnes verpassen wollen.“ Roy entfiel ein kleines und sanftes Lächeln, dann umarmte auch er seinen Vater und es war klar, dass er ihm verzeihen würde. „Lasst uns reingehen und die Kirche rocken.“, sagte Roy grinsend.
73. Träume werden wahr! – Teil 3 Die Kirchenorgel erklang und Roy und Derek marschierten Seite an Seite den Gang zum Traualtar entlang. Soeben stand ich noch in der Bank zwischen Maria und Zack, als mein Geist vom Klang der Orgel weit fortgetragen wurde und ich mich an etwas Vergessenes zu erinnern begann. „Kunst ist Magie!“, rief Professor Unruh laut durch den Raum. „Die heutige Herausforderung für sie besteht darin, dass sie etwas Wundersames zeichnen. Lassen sie ihrer Fantasie freien Lauf.“ Die heutige Herausforderung klang alles andere als schwer und ich dachte mir, dass es mir ein leichtes wäre etwas aufs Papier zu zeichnen, dass wahrhaftig wundersam ist. Doch dann bekam ich diese Blockade und mir wollte partout nichts einfallen. Kunst ist Magie? Wenn der Professor doch nur wüsste wie Recht er mit dieser Aussage hat. Ich starrte die Schatulle aus dem Mystic-Shop an, in der sich der Pinsel und der Zeichenstift befanden. Seitdem mir Zack und Maria halfen, von den Pillen wegzukommen und die Panikattacken in den Griff zu kriegen, nahm ich keinen Gebrauch mehr von ihnen. Vermutlich war das auch besser so. Es fühlte sich falsch an und ich kam mir wie ein Betrüger vor, als Shane meine Zeichnungen in den Himmel lobte. Doch konnte ich ihm ja schlecht die Wahrheit sagen. Das Semester würde bald vorbei sein und meine Noten waren überragend. Was spielt es also für eine Rolle, wenn ich den Stift ein allerletztes Mal benutze? An der Note würde sich sowieso nichts mehr ändern. Ich öffnete die Schatulle, entwendete den Zeichenstift daraus und fing zum Zeichnen an. Zehn Minuten lang schien alles in bester Ordnung zu sein, doch dann… Die feinen Linien auf dem Stift fingen an rot zu leuchten und außerdem wurde er wieder zunehmend heißer. Doch diesmal geschah noch mehr! Rote Funken schossen aus der Spitze des Stiftes zur Decke hinauf. Ängstlich und verwirrt blickte ich mich um. Alle waren so in ihre Arbeiten vertieft, dass keiner zu bemerken schien, was sich hier gerade zutrug. Die roten Funken sahen eigentlich ja ganz schön aus – wie leuchtende Sterne. Doch dann knisterte es laut und die Decke fing Feuer. Der Student, der eine Reihe vor mir saß, bemerkte das Feuer und sofort rannten alle panisch und kreischend aus dem Raum. Stühle wurden umgeworfen, Zeichenbretter, Stifte und Pinsel fielen von den Pulten, während ich einfach nur dastand und das Schauspiel an der Decke beobachtete. Zu meiner Erleichterung ging das Feuer wie durch Zauberei von selber aus und hinterließ lediglich einen schwarzen Rußfleck. Das Letzte was ich sah bevor ich meine Augen schloss und bewusstlos zu Boden fiel war der Professor, der mich mit offenem Mund anstarrte. „Leon?“ Als ich meine Augen wieder öffnete, stand ich in der Kirche, während alle anderen ihre Plätze auf den Bänken bereits wieder eingenommen hatten. Alle Augen waren auf mich gerichtet und meine Freunde sahen mich besorgt an. „Leon ist alles in Ordnung?“, fragte Maria mich leise. „Alles Bestens. Tut mir Leid“, antwortete ich ebenfalls leise und setzte mich hin, damit die Hochzeit fortgesetzt werden konnte. Die eingetragene Lebenspartnerschaft von Roy und Derek vollzog sich wie eine ganz normale Trauung. Der Pfarrer sprach ein paar Worte und dann beteten wir für das Glück der Beiden in der Zukunft. Dann war das Ehegelübde an der Reihe. Roy sagte seines zuerst auf: „Meine Mutter meinte einst zu mir, dass es zu jedem Topf auch einen Deckel gibt und solange du deinen Deckel noch nicht gefunden hast, benutzt du eben Frischhaltefolie.“ Alle Leute in der Kirche mussten kurz lachen. „Ich hab meinen Deckel sehr früh gefunden. Derek, du bist meine erste große und einzige Liebe und ich will für immer mit dir zusammen sein – in guten und in schlechten Tagen. Was mein ist, ist auch dein und ich verspreche dir, dass ich dich lieben und beschützen werde, bis das der Tod uns scheidet.“ Die Leute in der Kirche klatschten Beifall für Roys Ehegelübde, dann war Derek an der Reihe und ich war gespannt, was er zu sagen hatte. „Dann bin ich jetzt wohl an der Reihe, obwohl ich gar nicht weiß, ob ich das noch überbieten kann.“, sagte Derek und lächelte Roy an, während er seine Hände hielt. „Doch hier geht es auch nicht um Überbieten, denn in einer Ehe ist man gleichgestellt. Ich hab Stunden überlegt was ich dir heute, hier und jetzt, sagen könnte Roy. Ich hab alles aufgeschrieben was mir in den Sinn gekommen ist und am Ende war der Papiereimer voll mit Papierknäulen.“ Wieder gab es was zu lachen. „Bis mir bewusst wurde, dass ich dir eigentlich nur eines sagen möchte. Roy – ich liebe dich über alles und ich würde es nicht verschmerzen dich jemals zu verlieren!“ Auch für Derek gab es Beifall, während er und Roy sich tief in die Augen sahen. Dann erklang eine himmlische Musik und im Hintergrund hörte ich eine erwachsene, sanfte und engelhafte Stimme. Frau Kirchner sang ein Lied, während der Pfarrer nach den Ringen verlangte. Derek steckte Roy seinen Ring an den Finger und Roy tat dies bei Derek, wenn er auch leichte Probleme hatte ihn auf dessen Finger zu bekommen. Der Pfarrer wandte sich Annabelle und Caro, dass sie die eingetragene Lebenspartnerschaft bezeugen können. Beide antworteten ihm mit einem klaren Ja. Roy lächelte Annabelle an, die sein Lächeln erwiderte und ihm zunickte. Zu guter Letzt sagte der Pfarrer: „Kraft meines mir von der Kirche übertragenen Amtes, dem Segen von Jesu Christi und dem Segen aller Menschen die sich heute hier versammelt haben, ernenne ich sie zu Mann und Mann!“ Roy und Derek strahlten vor Freude, dann küssten sie sich leidenschaftlich auf den Mund, während im Hintergrund noch immer der Gesang von Frau Kirchner die Kirche erhellte. Annabelle lief eine Träne die Wange hinunter und auch Herr Kirchner lächelte glücklich.
74. Träume werden wahr! – Teil 4 *Musiklink* Die Hochzeitsfeier war im vollen Gange! Erst wurde dem frisch vermählten Paar gratuliert und mit Sekt angestoßen, dann gab es Kaffee, Tee und Kuchen, und nebenbei unterhielt und lachte man ausgelassen. Als es langsam Abend wurde, drehte man die Musik richtig auf und die Tanzfläche wurde gerockt. Ich saß an meinem Tisch und beobachtete meine Freunde. Roy und Derek sahen so süß aus, wie sie miteinander tanzten. Da schienen sich die Tanzstunden bei Zack doch noch bezahlt zu machen. Zack wiederum tanzte mit Caro, Wallace mit Kat, Annabelle mit dem großen – nicht homosexuellen – Bruder von Derek und ganz hinten im Eck Maria mit Fiona. Es glich schon an einem Wunder, dass die Beiden miteinander tanzten. Vor einigen Monaten konnten sie sich absolut nicht ausstehen, beschimpften sich gegenseitig als Bitches und jetzt tanzten und lachten sie gemeinsam. Ich blickte zu Zack und fragte mich, ob ich ihn wirklich ansprechen und über den Stand der Dinge fragen soll. Liebt er mich nun, oder nicht? Seitdem er von Max´ Rückkehr weiß, benimmt er sich außergewöhnlich abweisend. Ich glaube zwar nicht, dass er wütend ist, weil er es nicht von Max selber erfahren hat, aber irgendetwas schien ihn arg zu beschäftigen. Nachdem das Lied zu Ende war, betrat Frau Kirchner die Bühne und griff zum Mikrofon. „Guten Abend sehr verehrten Gäste und natürlich liebes Brautpaar. Jede Mutter weiß wie es sich anfühlt, wenn sein eigenes Kind zum Traualtar marschiert. Es ist ein Gefühl des Stolzes und der reinen Freude. Mit Derek kann ich mir keinen lieberen Schwiegersohn wünschen. Roy, Derek, dieser Song ist für euch Beide! Frau Kirchner setzte sich an das Klavier das auf der Bühne stand und fing an darauf zu spielen. Die Musik zog einen sofort in ihren Bann und als Frau Kirchner zu singen begann, ihre Stimme noch mehr. Auf einmal schossen mir all die schönen Erinnerungen in den Kopf, die ich erlebte, seitdem ich in dieser Stadt bin. Ich erinnerte mich an meine erste Begegnung mit Derek zurück. Damals ließ er sein ganzes schauspielerisches Talent an mir aus, nachdem ich in ihn reinrannte: „Verflixt und zugenäht, kannst du nicht besser aufpassen, du Vollidiot!“ Auch an die erste Begegnung mit Roy erinnerte ich mich zurück: Im rasanten Tempo rannte ich die Treppe runter zum Eingangsbereich, der komplett mit Teppich ausgelegt war, und warf aus Wut und Enttäuschung meine Tasche in eine Ecke am Fenster. „Hey! Was soll denn das?!“, fragte mich ein Junge mit dunkelrotem Haar erschrocken, dem ich meine Tasche quasi vor die Füße warf. Roys Heiratsantrag an Derek war zudem wunderschön: „Im Leben gibt es kein schöneres Gefühl als die Liebe. Zu glauben, dass man den Richtigen gefunden hat, macht einen so unglaublich glücklich und ich glaube, dass ich den Richtigen für mich gefunden habe. Er ist charmant, lieb und immer für mich da. Natürlich kann er auch sehr anstrengend sein, aber ich liebe ihn und für nichts auf dieser Welt würde ich ihn eintauschen. Derek…“ Roys Blick verharrte bei seinem Freund, der emotional fertig war und kaum fassen konnte, was Roy da eben sagte. „Derek ich liebe dich und ich will für immer und ewig mit dir zusammen sein. Willst du mich heiraten?“ Derek schluchzte vor Freude, während Frau Kirchner ihm liebenswürdig den Arm um die Schulter legte. Dann riss sich Derek zusammen, stand von seinem Platz auf und rief durch den Saal: „Ich will!“ Roy war sichtlich erfreut über Dereks Antwort und beide strahlten vor Glück. Ich musste grinsen als ich an die alten Zeiten und vor allem an Wallace ersten Worte an mich zurückdachte: „Verzeih das ich dir zur Begrüßung nicht die Hand schüttle, aber meine Hände sind mein Heiligtum. Ohne sie könnte ich meinen Traum nicht verwirklichen, ein begnadeter Autor zu werden.“ Ob er seinen Traum erfüllen konnte, wird das kommende Theaterstück noch zeigen, doch sein Einsatz für die Waisenkinder wird mir auf ewig in guter Erinnerung bleiben. Noch heute wurde ich rot im Gesicht, wenn ich daran zurückdachte, wie ich Annabelle unterstellte, auf Frauen zu stehen. „Nimm es mir bitte nicht übel Leon, aber du bist so gar nicht mein Typ.“, sagte Annabelle lächelnd zu mir und trank einen Schluck Kaffee. Ich verzog ein verwirrtes Gesicht über ihre Aussage. „Bist duuuu… lesbisch?“, fragte ich sie langsam. Annabelle brach in schallendes Gelächter aus. „Leon du Pappnase!“, rief sie laut, so dass jeder der in der Mensa saß, es hören konnte. „Nur weil du nicht mein Typ bist, heißt das doch noch lange nicht, dass ich auf Frauen stehe. Nein, du bist nur nicht mein Typ. Ich stehe eher auf den harten und starken Typ, du bist mir hingegen ein wenig weichgespült.“ Dann waren da natürlich die Erlebnisse mit Max: Ich zog etwas Kleines und Weiches aus meiner Hosentasche und überreichte es mit einem Grinsen Max. Es war ein kleiner Stofftierschlüsselanhänger in Gestalt eines Tigers. „Der ist für dich. Alles Gute zum Geburtstag.“, gratulierte ich ihm und Max war nun völlig perplex und überrascht. „Lass mich raten… Zack konnte seine Klappe nicht halten.“ Max schien nicht böse zu sein – im Gegenteil – ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus, während er den Stofftiger ansah. „Warum gerade ein Tiger?“, fragte er mich schließlich. „Wegen deinen Haaren. Du hast braune Haare mit blonden Strähnen und siehst damit aus wie ein Tiger.“, antworte ich ihm und lachte hinterher darüber. Max musste ebenfalls grinsen. Ich erinnerte mich an meinen ersten Kuss mit Max zurück, wie er beschützend meine Hand hielt, als meine Panikattacken begannen und natürlich an unseren zweiten Kuss: Es überkam mich plötzlich, denn ich fühlte mich von Max angezogen, wie er da saß, seine wunderschönen Augen, sein süßer Blick. Also beugte ich mich zu ihm herüber und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund! Ich erinnerte mich zurück an Oskars herausragende Kochkünste, an Kats Mode-Show und an Zacks Blankziehen vor dem Kunstseminar. Außerdem half Zack mir im Kampf gegen die Pillen und der Panikattacken. „Ich bin für dich da!“, sagte Zack zu mir und hielt mit beiden Händen meinen Kopf fest. „Und wer sagt mir, dass du mich nicht auch noch alleine lässt?“, fragte ich ihn und fing an zu weinen. „Leon Schopp, ich verspreche dir hiermit, dass ich dich niemals alleine lassen werde.“, sagte Zack zu mir, was äußerst lieb von ihm war und auch so gar nicht seine Art, aber ich konnte in seinem Gesicht ablesen, dass er es ernst meinte. Ich nickte ihm dankbar zu und Zack lächelte mich an. Und zum Schluss erinnerte ich mich noch an das erste Mal mit einem Jungen zurück: Irgendwann nachts wachte ich auf und spürte wie sich Zack an mich schmiegte und seine Arme um mich legte. Mir wurde warm ums Herz und ich lächelte. Ich drehte mich zu ihm um und dann küsste er mich auf den Mund. Zack schlief lediglich in Boxershorts. Ich fuhr mit meiner Hand sanft über seine Brust und streichelte ihn. Kurz darauf zog Zack mir mein Shirt aus und legte sich auf mich drauf, so dass wir jeden einzelnen Körperteil des Anderen spüren konnten. Er küsste mich auch weiterhin, während ich mit meiner Hand an seiner Taille entlangglitt und schließlich an seinem Gesäß inne hielt und ihn massierte. Es dauerte nicht allzu lange, da befanden wir uns beide gänzlich splitternackt unter seiner Bettdecke und ich erlebte mein erstes Mal mit einem Mann. Es war wunderschön und ich wünschte mir, dass es nie endete. Frau Kirchner beendete ihren Song und alle klatschten. Dann betrat auch noch Herr Kirchner die Bühne, der ein Duett mit seiner Frau singen wollte. Inzwischen kam Zack auf mich zu und ich beschloss ihm die Frage aller Fragen zu stellen.
75. Träume werden wahr! – Teil 5 *Musiklink* Der Traum vieler Menschen ist es einfach nur geliebt zu werden. Dieser Traum erweist sich oftmals als nicht ganz unproblematisch, doch sollte man niemals aufgeben, sich seine Träume zu erfüllen. „Zack kann ich mit dir reden? Es ist wichtig.“, sagte ich zu Zack, als dieser sich wieder zu mir an den Tisch setzte und einen Schluck aus seinem Glas gefüllt mit Cola-Mix nahm. „Wenn es um Max geht, dann wäre es mir gerade lieber, wenn wir nicht über ihn sprechen würden.“, sagte Zack danach in einem leicht gereizten Ton und ich hatte die böse Vorahnung, dass sich dieses Gespräch nicht so gut weiterentwickeln würde. „Sei nicht so pampig. Ich hab dir nichts getan.“, entgegnete ich stark. „Weißt du überhaupt was ich mir für Gedanken mache? Über mich… und dich? Sind wir zusammen? Liebst du mich eigentlich?!“ Die Fragen sprudelten regelrecht aus mir heraus, als ob jemand in meinem Kopf vom ersten in den fünften Gang schaltete. Doch ich musste ihn das jetzt einfach fragen und er musste mir Antworten geben, ob er will oder nicht! „Wieso fängst du wieder mit diesem Thema an Leon?“, fragte Zack mich genervt. „Ich hab dir doch bereits oft genug gesagt, dass ich kein Beziehungstyp bin.“ „Ja hast du, aber das eine schließt ja das andere nicht aus.“, erwiderte ich. „Auch wenn du keine Beziehung möchtest, so kann es dennoch sein, dass du mich liebst, oder?!“ Zack kam ins Grübeln und ich ließ ihm ein wenig Zeit zum Nachdenken, den ich wollte ihn nicht antreiben wie ein wildes Tier und dann eine weitere fauchende Antwort erhalten. Schließlich antwortete Zack mir: „Ich kann das einfach nicht. Ich weiß das verstehst du nicht und ich bin auch der größte Idiot der hier rumläuft, aber ich kann einfach nicht. Es tut mir Leid.“ Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, stand Zack wieder von seinem Platz auf, marschierte quer durch den Saal und ging zur Tür hinaus. Ich saß nun wieder alleine am Tisch, versuchte jedes Gefühl des Schmerzes zu unterdrücken und hörte mir im Hintergrund das Liebeslied von Herr und Frau Kirchner an. „Geht es dir nicht gut?“, fragte Roy mich, als er sich etwa fünf Minuten später kurz zu mir setzte. „Das Übliche halt.“, antwortete ich ihm deprimiert. „Ich glaube, ich hab dir noch gar nicht richtig gedankt.“, sagte Roy auf einmal. „Wofür?“, fragte ich verwirrt. „Dafür das du mitgeholfen hast die CODA zu retten. Shane kam uns nur deinetwegen zur Hilfe, und durch seine Hilfe wiederrum, verkaufte Herr Tanner das Grundstück an Herr West.“ „Und das ist also mein Verdienst?“, harkte ich nach. „Natürlich.“, antwortete Roy lächelnd. „Shane mag dich…“ Danach verließ mich Roy wieder, da Derek ihn zum Tanzen aufforderte. Es lag diesmal an Annabelle, einen Song zu Performern. Als nächstes kam Maria auf mich zu. Konnten die mich nicht alle mal in Ruhe lassen? „Seit Ewigkeiten sehe ich dich hier ganz alleine und einsam rumsitzen. Damit ist jetzt Schluss!“, sagte Maria zu mir. „Beim Abschlussball vor einem Jahr hast du mich zum Tanzen aufgefordert, als du gesehen hast, dass ich traurig und allein war. Diesmal liegt es an mir, dich zum Tanzen aufzufordern!“ Maria streckte mir lächelnd ihre Hand entgegen. „Ein Nein akzeptiere ich nicht!“ Ich erhob mich von meinem Stuhl und begleitete Maria auf die Tanzfläche. Wir fingen zu Tanzen an und ich stellte Maria eine spezielle Frage: „Was ist das eigentlich mit dir und Fiona? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass das inzwischen mehr als nur Freundschaft ist.“ Maria guckte mich schockiert an, lächelte dann aber und guckte verlegen zu Boden. „Ich weiß nicht.“, antwortete sie mir. „Ich hatte nie besonders Glück mit Männern und vielleicht ist das ein Wink des Schicksals, dass mir neue Wege bereit legt. Die Zukunft wird es zeigen…“ Maria Worte klangen sehr erwachsen. Im letzten Jahr schien sie sich verändert zu haben, was mir nun wieder deutlich bewusst wurde. Hier tanzten wir nun, beide schön gekleidet und gestylt. Einst waren wir ein Liebespaar, doch nun fühlen wir uns vom anderen Geschlecht angezogen… „Leon?“ Maria guckte mich besorgt an. „Ist das eine Träne auf deiner Wange?“ Ich bemerkte gar nicht, wie ich zu weinen anfing. Schnell wischte ich mir die Träne mit meinem Ellenbogen weg und lächelte Maria munter an. „Mir geht es gut.“ Maria sah mich weiterhin besorgt an, doch egal was sie sagen wollte, keine Worte von ihr würden mich trösten. Dann erblickte ich zu meiner großen Überraschung Zack, der von Fiona einen dezenten Schubser auf die Tanzfläche bekam. Zack kam auf uns zu und sagte: „Verzeih Maria, aber dürfte ich dich ablösen und mit Leon tanzen? Natürlich nur, wenn er das auch möchte.“ Ich nickte erfreut und Maria verließ uns lächelnd und kehrte zu Fiona zurück. Offenbar hat Fiona Zack bearbeitet. „Tut mir Leid Leon.“, entschuldigte sich Zack bei mir. „Ich bin ein riesengroßer Vollidiot!“ „Da hast du Recht!“, bestätigte ich nachtragend und eingeschnappt. „Verdammt ich hab einfach nicht damit gerechnet, dass ich solche Gefühle für dich entwickle und bekam es mit der Angst zu tun!“, sagte Zack etwas lauter zu mir. „Was willst du mir jetzt eigentlich sagen?“, fragte ich ihn traurig. „Ich liebe dich Leon und ich will mit dir zusammen sein.“, sagte Zack und Freude stieg in mir auf. „Ich liebe dich auch.“, erwiderte ich und dann küssten wir uns mitten auf der Tanzfläche, unter der Beobachtung unserer Freunde. Roy und Derek strahlten glücklich, Fiona und Maria lächelten sich zufrieden an, Wallace, Kat & Caro hatten sichtlich Spaß und Annabelle sang mit viel Gefühl.
Nach der Hochzeit begleitete ich Zack zu ihm nach Hause. Ich übernachtete bei ihm – und natürlich auch in seinem Bett. Als ich morgens aufwachte streichelte ich ihm liebevoll über die Wange und gab ihm anschließend einen leidenschaftlichen Kuss. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel und konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Gegen Mittag, verließ ich ihn schließlich wieder und ging nach Hause um zu duschen und mir frische Klamotten anzuziehen. Es war still als ich bei mir Zuhause ankam. Als ich mein Zimmer betrat, war alles stockdunkel. Komisch..., ich konnte mich nicht erinnern die Jalousien runtergelassen zu haben. Ich betätigte den Lichtschalter und erschrak. Mitten im Zimmer saß Max auf einem Stuhl, geknebelt und gefesselt. Luis stand hinter ihm, zog ihm an seinen Haaren und hielt ihm ein Messer an die Kehle. „Ich muss sagen, du hast dir mächtig viel Zeit gelassen Leon.“, sagte Luis und auf einmal klang er eiskalt und funkelte mich böse an. „Ich hoffe du freust dich Max wiederzusehen. Ach übrigens: Mein Name ist nicht Luis, sondern Ken. Max und ich sind alte Freunde. Jetzt wird abgerechnet!“
>> Der Film ist der sechste Teil der "Mission: Impossible"-Filmreihe.
Filmdaten: Regie: Christopher McQuarrie Genres: Action, Spionage Produktionsland: USA Laufzeit: 148 Min. FSK: ab 12 freigegeben
Handlung: Die Geheimorganisation Impossible Mission Force (IMF) ist nach ihrer vorübergehenden Schließung wieder aktiv. IMF-Chef Alan Hunley (Alec Baldwin) schickt seine Agenten Ethan Hunt (Tom Cruise), Benji Dunn (Simon Pegg) und Luther Stickell (Ving Rhames) auf eine heikle Mission, um hochgefährliches, waffenfähiges Plutonium sicherzustellen, das auf dem Schwarzmarkt angeboten wird. Eine aus Weltuntergangsfanatikern bestehende Terroristengruppe plant, es sich unter den Nagel zu reißen und daraus tragbare Atombomben zu bauen. Ihr Ziel: die Welt in Chaos zu stürzen. Hunts Mission schlägt jedoch fatal fehl, weil er das Leben seiner Partner über den Erfolg seines Auftrags stellt. Das bringt das IMF unter Druck, sodass die CIA-Chefin Erica Sloane (Angela Bassett) die Geduld verliert und ihren berüchtigten Agenten August Walker (Henry Cavill) zur Verstärkung schickt…
Darsteller: Tom Cruise: Ethan Hunt Rebecca Ferguson: Ilsa Faust Henry Cavill: August Walker Simon Pegg: Benji Dunn Vanessa Kirby: White Widow Alec Baldwin: Alan Hunley Sean Harris: Solomon Lane Angela Bassett: Erica Sloan Ving Rhames: Luther Stickell Michelle Monaghan: Julia Meade-Hunt Wes Bentley: Patrick
Filmdaten: Regie: Victor Levin Genres: Drama, Komödie, Romanze Produktionsland: USA Laufzeit: 86 Min. FSK: ab 12 freigegeben
Handlung: Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) lernen sich am Flughafen kennen und können sich auf Anhieb nicht leiden. Noch schlimmer wird es, als sie feststellen, dass sie nicht nur im selben Flugzeug reisen werden, sondern auch dasselbe Ziel haben! Sie sind unterwegs zu einer Hochzeit in den paradiesischen Weinbergen Kaliforniens, haben jedoch herzlich wenig Lust. Lindsay ist eine Ex des Bräutigams, Frank ein entfernter Verwandter, der wohl nur auf Höflichkeit eingeladen wurde. Die Vorstellung, mehrere Tage lang den ganzen romantischen Heiratszirkus ertragen zu müssen, ist ihnen ein Graus. Und bald schon überwiegt diese neugefundene Gemeinsamkeit über die anfängliche Abneigung: Die beiden emotional etwas angeknacksten Einzelgänger tun sich zusammen, um das Hochzeits-Wochenende zu überstehen, und stellen schnell fest, dass sie sich sympathischer sind als zunächst gedacht…
Darsteller: Keanu Reeves: Frank Winona Ryder: Lindsay Dj Dallenbach: Ann Greg Lucey: Franks Stiefvater D. Rosh Wright: Franks Mutter Ted Dubost: Bräutigam
>> Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von J.M. Ledgards.
Filmdaten: Regie: Wim Wenders Genres: Thriller, Romanze, Drama Produktionsland: USA Laufzeit: 112 Min. FSK: ab 12 freigegeben
Handlung: Das Schicksal scheint es gut mit ihnen zu meinen, als sich James More (James McAvoy) und Danielle Flinders (Alicia Vikander) zufällig in einem Hotel in der Normandie kennenlernen und auf Anhieb ineinander verlieben. Dabei sind beide eigentlich damit beschäftigt, sich auf ihre jeweiligen Missionen vorzubereiten: Undercover-Agent James soll ein Ausbildungszentrum von Terroristen aufdecken und Danny soll als begabte Biomathematikerin nach Mitteln und Wegen gegen den Klimawandel forschen. Schon bald sind sie meilenweit voneinander entfernt und während Danielle für ihre Arbeit einen komplizierten Tiefseetauchgang plant, gerät James in die Gefangenschaft von Dschihadisten. Während er um sein Leben ringt, weiß Danny am anderen Ende der Welt nicht, was sie von der plötzlichen Funkstille halten soll.
Darsteller: James McAvoy: James Moore Alicia Vikander: Danielle Flinders Audrey Quoturi: Annie Celyn Jones: Thumbs Jess Liaudin: Marcel Godehard Giese: Wolfgang Alex Hafner: Mr. Bellhop Harvey Friedman: Bob Hakeemshady Mohamed: Yusef M-Al-Afghani Andrea Guasch: Maria
66. Das Ende der CODA – Teil 1 Seit über sechs Monaten gibt es die CODA nun schon. Roy gründete sie und schnell waren viele weitere Mitglieder gefunden. Insgesamt brachte es die CODA bisher auf zwölf Mitglieder. Bisher…, denn die Zukunft der CODA schien ungewiss, nachdem Roy uns eine schockierende Nachricht mitteilte. Eigentlich sollte es ein wunderschöner sonniger Tag in der CODA werden. Wir kamen alle zusammen um Zeit miteinander zu verbringen. Wallace erklärte uns dabei, um was es in seinem Theaterstück geht und wie es heißen soll: „Sommernachtstraum, wird eine romantische Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die viele Hürde zu bestehen haben. Sie müssen gegen die Mächte des Bösen antreten um zusammen sein zu können.“ „Und wer darf welche Rolle spielen?“, fragte Caro ihn ganz aufgeregt. „Zack wird den Prinzen spielen, du eine wunderschöne Prinzessin, Kat die Tochter einer Schneiderin, Roy den Teufel, Derek einen Erzengel, ich einen Philosophen, Leon den Leibwächter des Prinzen, Fiona eine boshafte Hexe, Maria die gute Fee und Annabelle eine talentierte Straßensängerin.“, antwortete Wallace ihr und las seine Besetzungsliste vor. „Ich freu mich schon sehr darauf, dass alles einzustudieren.“, sagte Caro lächelnd. „Ich glaube Derek ist nicht so begeistert, dass er die Hauptrolle nicht erhalten hat.“, warf Fiona in die Runde. „Dabei bin ich diejenige die sich beschweren sollte, denn schließlich bin ich die Hexe mit Warzen und Falten im Gesicht.“ „Keine Angst, du darfst eine schöne Hexe spielen.“, sagte Wallace und grinste dabei, was bei ihm seltsam rüberkam, da er eigentlich so gut wie nie lächelte. „Was hältst du davon Kat? Bekommen wir das zusammen hin?“, fragte Maria und hob eine Zeichnung eines der vorgesehenen Kostüme hoch. „Das dürfte zu machen sein.“, antwortete Kat lächelnd, als sie die Zeichnung begutachtete. „Hat heute eigentlich schon jemand Zack gesehen?“, fragte Fiona in die Runde. „Nein.“, antwortete Maria ihr. „Aber du als seine beste Freundin müsstest doch am besten wissen wo er steckt oder?“ „Eigentlich schon, aber er geht nicht an sein Handy.“, erklärte Fiona ihr. Ich hörte aufmerksam zu, denn es interessierte mich natürlich wo Zack stecken mag. Nach unserer gemeinsamen Nacht brachte er mir Frühstück ans Bett. Das war so süß von ihm! Ob wir aber nun zusammen sind weiß ich nicht so genau, denn wir hatten beide nicht viel Zeit miteinander zu reden. Doch nachdem was er mir über sich erklärte, dass er kein Beziehungsmensch sei, zweifelte ich daran. Ich glaube aber auch, dass er mich trotzdem sehr gerne hat und mich nicht verletzen möchte. „Yeah!“, stieß Derek laut aus und alle blickten auf und sahen in sein erfreutes Gesicht. „Ich hab endlich jemanden gefunden, der mich und Roy traut. Homosexuelle dürfen in Deutschland zwar keine Ehe schließen – zumindest noch nicht – aber eine eingetragene Lebenspartnerschaft ist erlaubt. Ist vielleicht nicht ganz dasselbe, aber eigentlich geht es ja sowieso nur darum, dass ich und Roy am Ende für immer zusammen bleiben und uns ewig lieben.“ „Das freut mich. Roy wird aus dem Häuschen sein, wenn er davon hört.“, sagte Annabelle. „Wie du freust dich für mich?“, fragte Derek sie misstrauisch. Um Derek zu warnen, dass er Annabelle nicht reizen soll, räusperte ich mich. Annabelle reagierte aber ganz gelassen und sagte: „Ich freu mich für euch!“ Als wäre es ein Wink des Schicksals, betrat genau in diesem Moment Roy die CODA, doch fiel mir sofort sein bleiches Gesicht auf. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. Derek stürmte zu seinen Freund zu und schien dies allerdings nicht zu bemerken. „Ich hab Neuigkeiten die dich umhauen werden!“, rief er ihm zu und viel seinem Freund um den Hals. Roy erwiderte die Umarmung nur halbherzig und schließlich bemerkte Derek auch, dass irgendetwas nicht stimmte. „Was ist los?“ „Kommt ihr bitte alle mal zusammen. Ich muss euch etwas Wichtiges mitteilen.“, sagte Roy etwas leise, aber klar und deutlich. Wir nahmen auf der Couch, im Sessel und am Teppichboden Platz und warteten gespannt ab, was Roy uns mitzuteilen hatte. „Ich weiß gar nicht wie ich euch das sagen soll.“, begann er schließlich und ich ahnte, dass es etwas Schlimmes sein musste. „Vor über sechs Monaten gründete ich die CODA um neue Leute kennenzulernen, Spaß zu haben und damit sich unsere Träume erfüllen. Doch nun muss ich euch leider bekannt geben, dass ich die CODA auflösen muss!“ Der Schock und die Verwirrung standen uns allen ins Gesicht geschrieben. Keiner sagte ein Wort und Roy fuhr fort. „Wie ihr sicher alle wisst, bezahlen wir für das Clubhaus Miete und nun habe ich gerade erfahren, dass der Eigentümer das gesamte Gebäude abreisen lässt.“ „Was?!“, schrie Annabelle schockiert auf. „Aber das kann er doch nicht einfach so machen. Dafür gibt es doch Gesetze oder?“ „In dem Fall sind uns die Hände gebunden. Wir haben keine Chance.“, erklärte Roy uns. „In zwei Tagen rückt das Abrisskommando an. Das alles ist sehr kurzfristig und soll schnell über die Bühne gebracht werden.“ „In zwei Tagen schon?!“, stieß Caro aus. „Was für ein Arsch ist dieser Eigentümer eigentlich?“, fragte Derek aufgebracht. „Der Arsch ist Herr Tiberius Tanner, der Vater von Zack!“, antwortete Roy und ich war nicht der Einzige dem der Mund offen stand und sich verraten fühlte.
67. Das Ende der CODA – Teil 2 Das Zacks Vater der Eigentümer des Gebäudes und somit auch der CODA ist, überraschte und schockierte jeden Einzelnen von uns. Doch mich traf es irgendwie am allermeisten, denn nun kam in mir das Gefühl auf, dass Zack uns alle verraten hatte. Doch ich wollte an seine Unschuld glauben. „Wo ist Zack?“, fragte ich Roy, während alle durcheinander redeten. „Vielleicht kann er mit seinem Vater reden und dafür sorgen, dass das Gebäude nicht abgerissen wird.“ „Zack wird niemandem helfen! Ich hab gerade mit ihm geredet und ihn aus der CODA rausgeworfen!“, antwortete Roy mir und ich versank in meinen eigenen Gedanken, während ich alles um mich herum nur noch verschwommen wahrnahm. „Zack hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich kenne ihn!“, verteidigte Fiona ihren besten Freund. „Ja aber offenbar kennst du ihn nicht gut genug.“, entgegnete Wallace angriffslustig. „Du hast keine Ahnung!“, schrie Fiona ihn aufgebracht an. „Halt lieber den Mund. Da kommt nur Mist raus, sobald du ihn aufmachst.“ „Sag mal, wie redest du mit mir?!“, fragte Wallace wütend. „Ich dachte mir von Anfang an, dass an dem Kerl etwas nicht stimmt.“, sagte Derek neunmalklug. „Allein schon sein Freundeskreis. Max ist schließlich auch schon einmal auf mich losgegangen. Ihr erinnert euch an die Halloween-Party? Und dann diese Drogengeschichte…“ „Also das muss ich mir echt nicht länger gefallen lassen.“, sagte Fiona verletzt und wütend. „Denkt doch alle was ihr wollt. Ich bin raus aus der Nummer.“ Fiona stand von ihrem Platz auf und verließ die CODA. Maria rannte ihr noch hinterher, doch ob sie Fiona besänftigen konnte? „Ist das jetzt das Ende der CODA?“, fragte Kat Roy traurig. „Und das wo ich gerade erst neu dazu gekommen bin.“, sagte Caro ebenfalls leicht angeschlagen. „Roy so sag doch was.“, wies Annabelle ihren Bruder an, der mit einem leeren Blick in eine Ecke starrte und selber nicht so recht wusste, was er nun tun sollte. Schließlich brach Roy das Schweigen. „Ja Kat, das ist das Ende der CODA.“ Stille durchflutete das Clubhaus und jeder war in seinen eigenen Gedanken gefangen. Ich war fassungslos!
Natürlich wollte ich Zack zur Rede stellen, doch fand ich ihn auf dem Campus nicht und in den Seminaren tauchte er auch nicht auf. Dafür stolperte ich Shane über den Weg. Er merkte sofort, dass etwas nicht mit mir stimmte. „Was ist los Leon? Du guckst so betrübt.“ Ich berichtete Shane was vorgefallen ist und bekam mit ihm einen sehr aufmerksamen Zuhörer und Ratgeber. „Ich muss mir Gewissheit verschaffen, ob Zack Mitschuld am Ende der CODA trägt.“, sagte ich zu Shane, während wir zusammen in der Mensa saßen und einen Kaffee schlürften. „Ob schuldig oder nicht – wenn man aufhört an die Unschuld eines liebgewonnenen Menschen zu glauben, dann kann das Vertrauen damit für immer zerstört werden.“, erklärte Shane mir. „Du musst ihn finden und mit ihm reden, oder mit jemanden darüber reden, der vielleicht mehr weiß.“ „Und was ist, wenn mir nicht gefällt, was ich in Erfahrung bringe?“, fragte ich Shane deprimiert und rührte ohne Pause mit dem Löffel in meinem Kaffee rum. „Ich will nicht noch einen Menschen verlieren.“, fügte ich hinzu. „Der Verlust gehört im Leben nun einmal dazu. Es schmerzt, aber lässt sich nicht ändern.“, sagte Shane und ich wusste, dass er in diesem Augenblick an seine Mutter und Oskar dachte. „Tut mir leid. Ich wollte in dir keine Erinnerungen wecken.“, entschuldigte ich mich bei Shane. „Bist du verrückt? Erinnerungen sind das einzige und wertvollste was ich noch habe!“, sagte Shane und ich sah ihn mit großen Augen an. „Natürlich sind auch schmerzvolle Erinnerungen dabei, aber es gibt auch sehr viele schöne Erinnerungen und die sind es wert, dass man sie nicht vergisst. Wenn du anfängst zu vergessen, dann verlierst du dadurch auch ein Stück deiner Seele.“ Shanes weise Worte lösten bei mir weitere Gedanken aus und ich musste an die Kunstutensilien denken. Ich benutzte sie nach dem Autounfall so oft, nur um zu vergessen was geschehen ist. „Du hast Recht.“, sagte ich schließlich leise. „Erinnerungen sind kostbar! Und ich erinnere mich daran, was für ein liebevoller Mensch Zack in Wahrheit ist, wie sehr er mich liebt und das er mich beschützt und niemals absichtlich verletzen würde.“ Nach meinen Worten lächelte mich Shane an. Wir tranken beide unseren Kaffee und schwiegen.
„Roy!“, rief ich laut, als ich ihn von hinten im Korridor sah. „Hey Roy!“ Roy blieb stehen und drehte sich zu mir um. „Hey Leon.“, begrüßte er mich deprimiert. „Gut dass ich dich sehe. Hier ist die Einladung zu Dereks und meiner Hochzeit. Wir haben Glück und müssen nicht mehr allzu lange warten, da ein Paar abgesprungen ist und man uns den freien Termin anbot.“ „Das ist schön.“, sagte ich und freute mich für die Beiden, doch momentan war mir ein anderes Thema wichtiger. „Kann ich dich etwas fragen? Es hat mit Zack zu tun.“ „Schieß los.“, sagte Roy. „Wieso hast du uns nie erzählt, dass Zacks Vater der Eigentümer des Gebäudes ist, in dem wir die CODA aufbauten, und wusste Zack eigentlich selbst davon?“, fragte ich. „Ich hab euch deshalb nichts davon erzählt, weil ich der Gründer der CODA und für die Finanzen und alles zuständig war.“, antwortete Roy mir. „Und ja, Zack wusste davon. Er war es auch, der jede Menge Geld in das Clubhaus steckte. Erinnerst du dich noch daran, wie leer alles anfangs noch war? Zacks Familie ist sehr reich und Zack steckte mir eine Menge Kohle zu, damit ich das Clubhaus neu aufbauen konnte. Die Küche, die neue Couch, die Gardinen, der Teppich, alles wurde von Zack bezahlt! Er ist wirklich ein guter Kerl.“ „M-Moment, aber dann versteh ich nicht, wieso du Zack rausgeworfen hast.“, sagte ich verwirrt. Roy schaute nach links, nach rechts und rümpfte die Nase. „Ich war wütend. Sein Vater zerstört den Club, in dem wir alle zu Freunden wurden. Da ist mir eine Sicherung durchgebrannt. Ich hab meine Wut an Zack rausgelassen, ihm Vorwürfe gemacht und ihm die Schuld an dem Ganzen gegeben.“ „Aber er ist unschuldig…“, sagte ich langsam und Erleichterung und Freude breitete sich in mir aus.
68. Das Ende der CODA – Teil 3 Die Neuigkeit, dass Zack unschuldig ist und nichts mit den Plänen seines Vaters zu tun hat, freute mich über alle Maßen. Doch wo steckte Zack nur? Gerne würde ich ihn jetzt sehen und mit ihm sprechen. Ich beschloss, ihm einen Besuch abzustatten. Ich klingelte und wartete eine ganze Ewigkeit. Zumindest kam es mir so vor und ich nahm schon an, er wäre nicht zuhause, aber dann öffnete sich seine Türe schließlich doch noch. Es kam einfach über mich – ohne zu zögern, fiel ich Zack um den Hals und drückte ihn ganz fest an mich. Ich spürte, dass es ihm ein wenig unangenehm war, also ließ ich ihn bald wieder los und wir setzten uns auf die Couch. Gero schlich ebenfalls wieder herum und setzte sich genau zwischen uns und igelte sich ein. „Wo hast du gesteckt? Wieso gehst du nicht an dein Handy?“, fragte ich ihn. „Akku leer.“, antwortete Zack mir und hob sein nicht aufgeladenes Handy hoch. „Und falls du es noch nicht gehört hast – Roy hat mich aus der CODA geworfen, weil mein Vater das Gebäude abreißen lässt.“ „Doch ich hab schon davon gehört.“, erwiderte ich deprimiert. „Tut mir Leid.“ „Das muss dir doch nicht leidtun. Meinem Vater sollte es leidtun! Ich war heute Morgen bereits in seinem Büro und hab versucht ihn zu überreden, dass Gebäude stehen zu lassen.“ „Deshalb warst du also nicht in der Uni. Und wie ist es gelaufen?“, fragte ich ihn aufgeregt. „Er ist ein sturer Arsch!“, stieß Zack laut aus und seine Wut über seinen Vater war deutlich erkennbar. „Er will das Gebäude abreißen lassen, um eine seiner Fabriken dort hinzustellen. Dabei ist es ihm scheißegal, was aus unserer CODA wird. Ein Hobbyclub von ein paar naiven Studenten – so bezeichnete er unseren Club!“ "Danke.“, sagte ich lächelnd zu Zack. „Wofür?“, fragte er mich verwirrt zurück. „Für das unsere CODA, obwohl Roy dich rausgeworfen hat.“, erklärte ich ihm. „Und das du dich so für die CODA einsetzt. Ich bin stolz auf dich.“ „Hör auf ich werde sonst noch rot.“, grinste Zack. „Aber was sollen wir jetzt machen?“ „Du hast mit deinem Vater geredet und es hat nichts gebracht. Dann müssen wir jetzt eben härtere Geschütze auffahren.“, sagte ich entschlossen. „Bist du bereit alles für die CODA zu tun?“ „Ich bin bereit.“, antwortete Zack mir. „Aber was hast du vor?“
„Derek pack mal mit bei den Matratzen an!“, rief Annabelle ihrem zukünftigen Schwager zu. „Wehe ich breche mir einen Nagel ab.“, erwiderte Derek zickig, aber packte mit an. „Hier kommt der Essen- und Trinkvorrat.“, sagte Zack, als er zusammen mit Fiona und Caro zur Tür reinmarschiert kam. Sie waren mit an die zehn Beutel und Tüten vollgepackt. „Schön, dass du wieder da bist Fiona.“, sagte Maria lächelnd. „Ich kann euch doch in dieser Lage nicht einfach im Stich lassen.“, erwiderte Fiona ebenfalls lächelnd. „Es tut mir Leid, was ich zu dir sagte.“, entschuldigte sich Wallace aufrichtig. „Bitte nimm seine Entschuldigung an Fiona. Es tut ihm wirklich leid.“, fügte Caro hinzu. „Schon gut, ich verzeihe dir.“, sagte Fiona strahlend lächelnd und sie und Wallace umarmten sich. „Essen, Trinken, Schlafmöglichkeiten, Medizin – So ich denke wir haben alles da.“, sagte Kat zu Roy und mir, nachdem sie die wichtigsten Dinge an ihren Händen aufgezählt hatte. „Und du glaubst wirklich, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Roy mich unsicher. „Warum denn nicht? Wir verbarrikadieren uns in der CODA und Keiner kommt herein. Herr Tanner kann das Gebäude schlecht abreißen lassen, wenn sich zehn Studenten darin einsperren.“, erklärte ich Roy inzwischen zum achten Mal, der die ganze Idee als kindisch und verrückt bezeichnete. „Wir können das Ganze aber auch wieder vergessen und morgen früh ist die CODA Geschichte.“ Roy schien genau zu überlegen. Er sah sich im Clubhaus um und sah wie seine Freunde mit Feuereifer dabei waren, die CODA zu beschützen und zu retten. „Wir ziehen das durch.“, sagte er schließlich. Als wir später alle auf unseren Matratzen lagen, redeten und lachten wir zusammen. Roy benahm sich auffällig ruhig in dieser Zeit, doch irgendwann sagte er was: „Ich möchte euch übrigens allen Danke sagen. Ohne euch, wäre die CODA nicht das, was sie heute ist. Ich hab damals den Club gegründet, um neue Freunde kennen zu lernen und wenn ich mich hier so umschaue, dann ist mir das auch gelungen. Die besten Freunde die man sich wünschen kann.“ Von Roys Worten fühlten wir uns sehr geschmeichelt und so schwelgte jeder in Erinnerungen und bedankte sich für etwas. „Ohne die Unterstützung von Leon und meinem Bruder hätte ich die Zeit nach der Vergewaltigung nicht überstanden.“, sagte Annabelle. „Ohne euch allen, wäre Weihnachten für die Waisenkinder flachgefallen.“, erinnerte sich Wallace. „Zusammen mit Caro konnte ich die Jury von meinem Schauspieltalent überzeugen.“, sagte Derek und er und Caro schenkten sich ein freundschaftliches Lächeln. „Durch den Einsatz der Jungs, konnte ich meine selbstentworfenen Kleider bei der Mode-Show präsentieren.“, erzählte Kat und bedankte sich nochmal bei uns. „Ich bin ein anderer Mensch geworden, seitdem ich ein Teil in eurem Leben bin und darüber freu ich mich sehr.“, berichtete Maria uns und es stimmte was sie sagt. Ich lächelte Maria zu. „Ich hab gelernt, dass blond nicht gleich blöd bedeutet. Aus den größten Feinden können die besten Freundschaften entstehen.“, sagte Fiona, die ganz offen über Maria sprach. „Egal wie viele Menschen man im Leben verliert, man ist nie alleine.“ Zack sah sich im Clubhaus um. „Immer wenn ich hier herkomme, fühle ich mich wie Zuhause, als wärt ihr meine Familie!“ „Das hast du aber sehr schön gesagt.“, sagte ich lächelnd. „Ich könnte mir keine besseren Freunde als euch vorstellen. Der Gedanke das die CODA zerstört wird, lässt mich innerlich weinen.“ Auf einmal klopfte es laut an der Tür. Wer konnte das zu einer so späten Uhrzeit noch sein?
69. Das Ende der CODA – Teil 4 Auf einmal klopfte es laut an der Tür. Wer konnte das zu einer so späten Uhrzeit noch sein? Verwirrt und verängstigt sahen wir uns alle gegenseitig an. „Wer kann das sein?“, fragte Kat. „Ob das dein Vater ist?“, stellte ich fragend in den Raum und sah zu Zack, der lediglich mit den Schultern zuckte. Roy stand schließlich von seiner Matratze auf und marschierte geradewegs zur Tür. Unsicher und zögernd drehte er den Schlüssel und öffnete die Tür. „Shane?!“, stieß ich als Erster aus, als ich Oskars Bruder vor der Tür stehen sah. Ich stand auf und ging ebenfalls zur Tür. Mit verwirrter Miene starrte ich Shane an. „Was tust du hier?“ „Das Gleiche könnte ich euch fragen. Das Abrisskommando ist da und ihr haltet hier ein Nickerchen?!“, entgegnete Shane und wir sahen uns alle verwirrt an. „Wieso denn jetzt? Es ist doch mitten in der Nacht.“, sagte Roy. „Habt ihr mal auf die Uhr oder nach draußen geschaut? Wir haben acht Uhr morgens!“, rief Shane uns laut zu. Zack stand hastig von seiner Matratze auf und rannte zum Fenster. Er zog die Vorhänge auf und in der Tat: Es wurde bereits hell draußen. „Wir haben so in Erinnerungen geschwelgt, dass die Nacht an uns vorüberzog und der Morgen anbrach.“, erklärte Roy, während Derek seine Armbanduhr auspackte und uns die Uhrzeit bestätigte. „Okay, das Abrisskommando ist da, aber was tust du hier?“, fragte ich Shane nach wie vor verwirrt. „Als die Leute vom Abrisskommando erfuhren, dass sich eine Horde Studenten im Gebäude einschlossen, wollten sie die Polizei rufen. Zum Glück konnte ich Herr Tanner davon überzeugen, dass ihr das Gebäude verlässt, wenn ich mit euch rede.“, erklärte Shane uns allen. „Mein Dad ist auch hier?“, fragte Zack und guckte aus dem Fenster. „Wir werden das Gebäude aber nicht verlassen. Das kannst du vergessen.“, sagte ich zu Shane. „Das weiß ich Leon, aber wollt ihr Ärger mit der Polizei?“, fragte Shane. „Wir werden hier verharren und wenn es Wochen dauern mag.“, erwiderte Caro entschlossen. „Sie haben die Wasserleitung zugedreht und den Strom ausgeschalten. Was wollt ihr denn machen? Euch mit Apfelschorle und Cola waschen?“, fragte Shane uns besorgt. „Kein Wasser? Ich sterbe!“, stieß Derek schockiert aus. „Hier wird weder jemand sterben, noch wird hier jemand verhaftet.“, sagte Annabelle entschlossen. „Entweder sie sind auf unserer Seite Professor West oder sie gehen jetzt besser wieder.“ Annabelles Worte reichten aus, um Shane zum Schweigen zu bringen, doch was sollten wir nun machen? Ohne Wasser können wir noch nicht einmal aufs Klo gehen! „Was sollen wir denn jetzt machen Roy?“, fragte Kat besorgt. „Vielleicht kann Zack ja noch einmal mit seinem Vater reden.“, schlug Maria vor. „Mein Dad wird mir nicht mehr zuhören. Wahrscheinlich enterbt er mich jetzt sogar.“, sagte Zack. „Dein Vater war mir noch nie sonderlich sympathisch.“, warf Fiona sinnlos in die Runde. „Vielleicht kann ich etwas tun, aber dafür müsst ihr hier weiterhin die Stellung halten.“, sagte Shane auf einmal und jedermann im Raum, sah ihn ungläubig an. „Was wollen SIE denn bitteschön unternehmen?“, fragte Wallace ihn unfreundlich. „Ich weiß nicht ob es Hoffnung für dieses Clubhaus gibt, aber wenn ihr mir ein wenig Zeit verschafft, dann könnte ich eventuell Hilfe besorgen und das Problem aus der Welt schaffen.“, sagte Shane und wandte sich dabei vor allem an mich. Ich drehte meinen Kopf zu Roy und sah ihn unentschlossen an. Roy nickte mir zu und ich sagte: „Na gut Shane. Wir vertrauen dir!“ Shane lächelte mich kurz an, dann zog er ab und rannte die Stufen im Treppenhaus hinunter. Ich blickte ihm noch kurz nach, ehe ich die Tür wieder hinter mir schloss und sie zusammen mit Roy verbarrikadierte. „Wir landen alle im Gefängnis.“, sagte ich scherzhaft. Auf einmal hörten wir einen lauten Schrei aus dem kleinen Badezimmer des Clubhauses. Roy, Annabelle und ich rannten hin und fanden Derek schreiend und fluchend vor. Mit seinen Händen zerwuschelte er seine lockigen Haare, so dass er hinterher fix und fertig aussah. „Die haben das Wasser tatsächlich abgestellt.“, sagte er entsetzt. „Das überlebe ich nicht!“ Annabelle verdrehte die Augen, musste aber kichern. Ich konnte mir mein Grinsen auch nicht verkneifen, während Roy zu seinem Verlobten hin spazierte und ihn tröstend in den Arm nahm. „Das sind die Hormone.“, flüsterte Roy mir und Annabelle belustigt zu, so dass Derek es nicht hören konnte und ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht das Lachen anfing. Caro kam ins Badezimmer gerannt, mit einem panischen Blick in ihren Augen. „Ihr solltet schnell kommen!“ Gemeinsam rannten wir zurück in den Wohnraum des Clubhauses, in dem bereits alle anderen am Fenster standen und in die Tiefe blickten. Zack hatte ein Fenster offen, so dass man von draußen eine Stimme vernehmen konnte. Als ich ebenfalls aus dem Fenster und nach unten blickte, entdeckte ich Zacks Vater, Herr Tanner, der uns etwas durch ein Megaphon entgegen rief. „Kommt herunter und ich werde Gnade vor Recht walten lassen. Wir werden das einfach vergessen und gut ist!“ „Das ich nicht lache.“, sagte Zack empört. „Hauptsache er bekommt keine Schwierigkeiten und sein geplanter Bau für die Fabrik verzögert sich nicht. „Zack sag deinen Freunden, sie sollen runterkommen!“, rief Herr Tanner durchs Megaphon. „Vergiss es!“, rief Zack ihm laut wütend zurück. „Zack mach mal Platz da!“, rief Maria hinter ihm und als wir uns alle umdrehten, rannte sie mit einem großen Eimer Wasser auf uns zu. Ohne Zögern leerte sie den Eimer in der Luft aus, so dass der gesamte Inhalt sich über Herr Tanner ergoss. „Der ging mir auf die Nerven, tut mir Leid.“ „Wo hast du das Wasser her?“, fragte Fiona sie verwirrt, aber zugleich auch erfreut und erstaunt über Marias Handlung. „Ein paar Flaschen Mineralwasser entleert.“, antwortete Maria ihr grinsend.
70. Das Ende der CODA – Teil 5 Nach Marias Wasserangriff hörten wir Herr Tanner laut fluchen. Maria grinste schadenfroh und auch Fiona freute sich sehr über das klatschnasse Gesicht von Zacks Vater. „Das hättest du nicht tun dürfen Maria.“, sagte Roy, der das weniger lustig fand. „Die kalte Dusche hat Herr Tanner sicher nicht geschadet.“, sagte Fiona. „Trotzdem werde ich jetzt zu ihm hinuntergehen und versuchen mit ihm zu reden. Vielleicht kann ich ihn wenigstens besänftigen.“, sagte Roy entschlossen. „Ich begleite dich.“, sagte Zack und ich schloss mich den Beiden ebenfalls an. Als wir Drei unten ankamen, erwartete Herr Tanner uns bereits. Mit einem Handtuch in der Hand, versuchte er sich trocken zu rubbeln. Überall standen Bagger und Arbeiter herum, die darauf warteten, ihre geplante Arbeit zu vollbringen. „Ah da kommt ja die rebellische Meute.“, sagte Herr Tanner unfreundlich. „Gebt ihr auf?“ „Nein sie sollten aufgeben, denn meine Freunde werden das Gebäude nicht verlassen und wenn sie sich noch so auf den Kopf stellen.“, entgegnete Roy. „Ach ja? Und was ist mit dem Angriff von gerade eben?“, fragte Herr Tanner ihn angriffslustig. „Davon kriegen sie höchstens eine Erkältung und mehr nicht.“, antwortete Roy ihm. Ich war verblüfft, wie ruhig und besonnen Roy an die ganze Sache ranging. Noch vor wenigen Stunden schien er den Kampf bereits aufgegeben zu haben. Nun schien er allerdings noch einmal seine letzten Kraftreserven mobilisiert zu haben. „Was auch immer Professor West plant, ich hoffe er beeilt sich.“, flüsterte Zack mir ins Ohr und in Gedanken hoffte ich dasselbe. Doch würde sein Plan überhaupt zur Rettung beitragen? „Zack zum Teufel nochmal.“, sagte Herr Tanner nun fluchend an seinen Sohn gewandt. „Was soll dieser Unfug? Hast du jetzt völlig deinen Verstand verloren? Ich habe dir immer alles gegeben was du wolltest, ist das nun dein Dank dafür?!“ „Alles gegeben was ich wollte? Du hast mir dein Geld regelrecht in den Arsch geschoben!“, entgegnete Zack wütend. „Du wolltest mich für deine Zwecke einspannen, damit ich eines Tages deine Firma übernehme.“ „Die Firma kannst du dir jetzt abschreiben!“, schrie Herr Tanner seinen Sohn an. Ich fürchtete, dass die Situation nun eskalierte. Da fuhr der Wagen von Shane vor und zu meiner Verwunderung hatte er seinen Vater im Schlepptau. „Da bin ich wieder.“, sagte Shane. Als Herr Tanner die Ankömmlinge bemerkte, gluckste er und schüttelte den Kopf. „Wenn das mal nicht Gottfried West von der West GmbH ist. Was suchen sie denn hier?“ „Sieh an. Tiberius Tanner von der Tanner Company. Hätte ich mir ja gleich denken können, das sie hinter all diesem Theater stecken.“, sagte Herr West und vermied es tunlichst Herr Tanner die Hand zu schütteln. „Mein Sohn wollte mir die Einzelheiten nicht sagen, aber wenn ich mich hier so umschaue… Shane was geht hier vor sich?!“ „Es tut mir Leid, dass ich dich an deinen freien Tag hierher verschleppt habe, aber du musst mir einen Gefallen tun.“, sagte Shane und mit Sicherheit verlangte es ihm eine Menge ab, seinen Vater um einen Gefallen zu bitten. „Du musst verhindern, dass Herr Tanner dieses Gebäude abreist um eine seiner Fabriken hier aufzubauen.“ „Ich muss gar nichts.“, sagte Herr West kühl. „Ich habe keine Zeit für so einen Unsinn!“ „Dann wirst du dir Zeit nehmen!“, drohte Shane seinem Vater und stellte sich vor ihn. „Siehst du diese Jungs da? Das sind Freunde von Oskar! In diesem Gebäude befindet sich ein Clubhaus, das für sie und ihre Freunde wie eine zweite Heimat ist. Alle haben sie große Träume und noch größeres Talent. Oskar war einer von ihnen!“ Shane versuchte seinem Vater zu erklären was hier vor sich ging, doch Herr West stand stocksteif da und sah seinen Sohn nur herablassend an. „Ich mag dir vielleicht nie etwas bedeutet haben, aber Oskar hat dir etwas bedeutet. Und wenn du ihn nicht enttäuschen willst, dann wirst du dieses Bauvorhaben mit all deinen Mittel stoppen!“ „Also das ist doch wirklich lächerlich.“, sagte Herr Tanner inzwischen, drehte sich zu seinen Arbeitern um und befahl ihnen, mit dem Abriss zu beginnen. „Nein!“, schrie Roy. „Sind sie wahnsinnig? Meine Schwester, mein Verlobter und meine Freunde sind noch in dem Gebäude! Das dürfen sie nicht!“ „Sie hatten lange genug Zeit, dass Gebäude freiwillig zu verlassen.“, sagte Herr Tanner. „Du skrupelloser Bastard!“, rief Zack seinem Vater zu. In seinen Augen konnte ich keinerlei Liebe mehr für seinen Vater entdecken und auch Herr Tanner schien das gerade bewusst geworden zu sein, als er sich zu seinem Sohn umdrehte und dessen angewiderten Ausdruck in seinen Augen sah. „Bitte…!“, flehte Shane seinen Vater an, der tatsächlich mit sich zu hadern schien. „Ich habe dich nie um einen Gefallen gebeten, doch nun tu ich es. Bitte hilf uns!“ „Sie müssen sofort damit aufhören.“, schrie ich Herr Tanner und dessen Arbeiter an. Dann griff ich in meine Hosentasche, zog mein Handy heraus und wählte Marias Nummer. „Maria ihr müsst sofort das Gebäude verlassen! Sie wollen es ohne Rücksicht auf Verluste abreißen!“ „Du bist für mich gestorben.“, sagte Zack zu seinen Vater, der seinen Sohn nur anschwieg. Inzwischen schien Herr West immer noch zu überlegen. Doch schließlich rief er: „Aufhören. Sofort aufhören!“ Herr Tanner drehte sich zu Herr West um. „Tiberius, was müsste ich dir zahlen, damit du dieses Gebäude nicht abreist und mir das gesamte Grundstück überschreibst?“ „Ist das dein Ernst?“, fragte Herr Tanner seinen Rivalen skeptisch. „In meinem ganzen Leben war mir noch nichts ernster.“, bestätigte Herr West. „Für meine beiden Söhne, Oskar und Shane, würde ich alles tun!“ In Shanes Gesicht konnte ich pure Erleichterung und Freude erkennen. Herr West rettete unseren Freunden das Leben. Die CODA war gerettet!
Vor etwa einem halben Jahr beschloss Roy Kirchner die „Community Of Dreaming Artist“ zu gründen. Mit Derek Brunn, Annabelle Kirchner, Zacharias Tanner, Maximilian Schilling, Fiona Ramas, Katharina Fuchs, Oskar West, Wallace Fridolin, Maria Glas, Caroline Beck und mir fand die CODA elf weitere Mitglieder, die zu einer Familie heranwuchsen und immer füreinander da sind. „Wenn wir zusammenhalten, dann werden hier all unsere Träume war.“, sagte Roy einst und heute konnte er glücklicher nicht sein. „Danke… vielen Dank!“ Roy reichte Herr West dankbar seine Hand. Herr West war nun der neue Eigentümer des Gebäudes und für Oskar und Shane lässt er es auch stehen, damit die CODA für alle Zeiten weiterleben kann.
62. Freundschaft und Liebe – Teil 1 Mitte April endeten die Semesterferien wieder und es ging für mich ab zurück in meine Wohnung. Ich staunte nicht schlecht, als ich es aus der Küche brutzeln und braten hörte und mir der schmackhafte Geruch von Speck und Ei in die Nase kroch. Ich hatte einen neuen Mitbewohner! Mein Vermieter rief mich nur vor einer Woche an, dass er einen Nachfolger für Max gefunden hätte und es okay für mich wäre, dass dieser gleich bei mir einziehe und die restlichen Sachen von Max derweil bei mir verstaute. Ich war nicht gerade erfreut, aber stimmte zu, denn ansonsten müsste ich die Mietkosten alleine tragen und das würde mich in den Ruin treiben. „Schönen guten Tag, du musst Leon sein. Ich heiße Luis Borowsky.“, stellte sich mein neuer Mitbewohner bei mir vor. Er war groß, schlank, hat schwarze Haare und grau-grüne Augen. Sein Lächeln war irgendwie unheimlich, doch schien er sehr nett zu sein. „Darf ich dir was zum Essen anbieten?“, fragte er mich und er zog zwei Teller aus dem Schrank. „Ich weiß, mein Einzug kam kurzfristig, aber aus beruflichen Gründen eilte es ein wenig. Tut mir Leid.“ „Kein Problem.“, winkte ich freundlich ab und war dankbar über das gute Essen von Luis. Nach dem guten Essen marschierte ich in mein Zimmer, das vollgestellt mit Max´ Sachen war. Betrübt schaute ich mich um und beschloss mich später darum zu kümmern. Ich verabschiedete mich von Luis und machte mich auf den direkten Weg zum CODA-Club, als ich einen Anruf von Shane erhielt. „Hey Shane.“, begrüßte ich ihn freundlich. „Willkommen zurück! Morgen geht die Uni wieder los und ich hoffe du gibst dein Bestes.“, sagte Shane zu mir. „Ich doch immer.“, erwiderte ich und musste an meine Bilder denken, die ich mit den Kunstutensilien aus dem Mystic-Shop zeichnete und malte. Ich wartete darauf, dass Shane mir den Grund für seinen Anruf sagte. „Ich würde mich freuen, wenn wir zusammen mal wieder einen Kaffee oder so zusammen trinken.“, schlug Shane mir vor. „Bei der Gelegenheit kannst du mir dann auch deine Kunstmappe zeigen.“ „Äh ja, gute Idee.“, log ich. „Wir werden sehen. Hab einen vollen Terminkalender.“ „Kein Problem. Gib mir einfach Bescheid wann du Zeit und Lust hast, okay?!“, entgegnete Shane. „Werde ich.“, antwortete ich ihm und danach verabschiedeten wir uns voneinander und ich legte auf.
Die Wiedersehensfreude im CODA-Club war riesengroß. Alle waren gekommen um sich wiederzusehen und es gab sogar ein neues Mitglied: Caro, die Schauspielkollegin und Trauzeugin von Derek, ist ab dem heutigen Tag ein CODA-Mitglied, stellte Roy sie bei uns allen vor. Damit wären wir nun fünf Jungs und fünf Mädchen. „Freut mich sehr bei euch zu sein.“, sagte Caro freudig und wir hießen sie alle recht herzlich Willkommen. Kat sprach mit Maria über den morgigen Tag. „Und schon aufgeregt?“, fragte Kat sie. „Morgen ist dein erster Tag, an dem du Modedesign studieren wirst. „Ich bin schon sehr aufgeregt. Hoffentlich vermassle ich das nicht.“, antwortete Maria ihr. „Alles wird gut gehen.“, ermutigte Kat sie. „Nimm dich nur vor Linda in Acht. Sie hasst gute Konkurrenz.“ Ich erinnerte mich noch sehr gut an Linda. Bei der Mode-Show vor Weihnachten ließ sie keine Gelegenheit aus, Kat schlecht zu machen. Hoffentlich ließ sie Maria in Ruhe, dachte ich mir. „Entschuldigung.“, sagte Wallace leise, der sich vor uns allen aufstellte. Doch niemand hörte ihn, also versuchte er es ein wenig lauter: „Ich bitte um Entschuldigung!“, rief er und nun wandten sich alle Köpfe ihm zu und es herrschte Ruhe. „Es kommt selten vor, aber ich möchte euch ebenfalls etwas mitteilen. Wie ihr sicherlich alle wisst, hing ich sehr oft an meinem Laptop und hab pausenlos in die Tasten getippt. Vielleicht hat sich der ein oder andere von euch schon gefragt, was ich da eigentlich treibe. Ich schrieb an einem eigenen Theaterstück, mit dem ich vor den Semesterferien auch fertig geworden bin und abgegeben habe. Vor ein paar Tagen kam ein Brief zu mir nach Hause, in dem geschrieben stand, dass es sehr gut sei und ich die Gelegenheit bekomme, es diesen Sommer aufzuführen. Allerdings brauch ich dazu ein Team…!“ „Lass mich raten, du willst mein großes Talent.“, sagte Derek. „Äh… unter anderem.“, entgegnete Wallace. „Ich hab gehofft, dass Zack, Leon und Fiona das Bühnenbild entwerfen, Kat und Maria sich um das Styling der Darsteller kümmern, Roy und Annabelle mit der ansprechenden Musik für eine geeignete Atmosphäre sorgen und das wir alle zusammen in dem Theaterstück Rollen verkörpern, während ich die Regie übernehme.“ „Oha.“, stieß Derek aus. „Aber ich bekomm doch die Hauptrolle oder?“ Für dessen unverschämte Frage, stieß Caro ihrem Kollegen in die Rippen. „Aua.“, sagte Derek wehleidig. „Bitte helft mir und sagt, dass ihr mitmacht.“, bat Wallace uns flehend, denn für ihn würde damit ein großer Traum in Erfüllung gehen und außer uns hatte er sonst keine Freunde. Roy stand von seinem Platz auf, ging auf Wallace zu und legte seine Hand auf seine Schulter. „Wie ich bei der Gründung dieses Clubs bereits sagte: Hier werden eure Träume wahr! Wenn wir zusammen halten, dann werden wir Großes vollbringen. Ich denke ich kann für uns alle sprechen, wenn ich dir sage, dass wir gerne bereit dazu sind, dir zu helfen und außerdem hört sich das auch nach Spaß an!“ Wallace dankte uns allen freudig und der erste Schritt für ein großes Event war vollbracht.
63. Freundschaft und Liebe – Teil 2 Ich starrte gegen die graue, deprimierende Wand und legte mir meine Wort zurecht, die ich aussagen wollte. Ich saß zusammen mit Annabelle, Roy und deren Mutter, Frau Kirchner, auf einer dunkelbraunen Holzbank vorm Gerichtssaal. Es war der Tag der Abrechnung! Annabelle musste vor Gericht gegen Gregor aussagen, dass er sie kurz nach Weihnachten vergewaltigte und danach die Flucht ergriff. Annaballe war froh, dass der Albtraum nun endlich ein Ende fand, doch aus meinen Augenwinkeln heraus sah ich, wie ihre Hände vor Furcht zitterten. Ich legte meine warmen Hände auf die ihre und versuchte sie somit zu beruhigen. „Es wird alles gut werden Belle.“, sagte ich sanft und liebevoll zu ihr. „Danke, dass du auch hier bist.“, entgegnete Annabell mir erleichtert. „Ist doch selbstverständlich. Außerdem war der Mistkerl ja mein WG-Partner.“, erwiderte ich. Die Tür zum Gerichtssaal sprang auf und Annabelle wurde als Zeugin in den Gerichtssaal gerufen. Wir Anderen warteten derweil draußen und beteten, dass alles gut gehen würde. „Toll. Meiner Schwester geht es scheiße und Dad ist mal wieder nicht da.“, sagte Roy wütend. „Er hat eben viel zu tun. Sein neues Album kommt doch bald heraus.“, erklärte Frau Kirchner und versuchte damit ihren Mann in Schutz zu nehmen. Sie war viel zu freundlich, dachte ich mir. „Du wirst sehen, zu deiner und Dereks Hochzeit wird er sicherlich erscheinen.“, sagte Frau Kirchner. „Pah! Da kann er mir auch gestohlen bleiben.“ Roy war wütend auf seinen Vater, doch glaube ich, dass statt Wut viel mehr Enttäuschung in ihm steckt und er es nur nicht zugeben mag. Die Zeit verging. Ich starrte auf die große Uhr über mir und es dauerte fast eine Stunde bis ich schließlich in den Zeugenstand gerufen wurde. Es war ein deprimierendes und fürchterliches Erlebnis für mich, dass ich am liebsten schnell wieder vergessen möchte. Als ich Gregor im Gerichtsaal erblickte, hoffte ich, so etwas wie Reue und Demut in seinen Augen zu sehen, doch alles was ich sehen konnte, war ein hämisches Grinsen und das Gefühl, sich keiner schlimmen Tat bewusst zu sein. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen! Nach meiner Aussage wurden Frau Kirchner und Roy ebenfalls in den Zeugenstand gerufen, die vor allem die Wunden und blauen Flecke an Annabelle bestätigen konnten. Da es allerdings Aussage gegen Aussage stand und es keine Beweise wie Fotos gab, wäre die Anklage gegen Gregor Sturm beinahe aus Mangel an Beweisen wieder fallen gelassen worden. Doch dann wurde unerwartet eine weitere Zeugin aufgerufen und Annabelle, Roy und ich staunten nicht schlecht, als Linda Wolf in High-Heels, kurzem Rock und gestylt bis oben hin, den Gerichtssaal betrat und Beweisfotos vorlag, dass Gregor auch sie vergewaltigte. „Er kam bei der Mode-Show kurz vor Weihnachten auf mich zu und machte mir Komplimente über mein wunderbares Aussehen.“, erklärte Linda dem Richter und den Geschworenen. „Er kümmerte sich liebevoll um mein verletztes Bein, da ich an jenem Abend von der Bühne gestürzt bin. Dann viel er plötzlich über mich her und ich konnte mich natürlich nicht wehren. Dieses miese Schwein verdient es in der Hölle zu schmoren!“ Linda schaute genugtuend und hochnäsig zu Gregor. „Er hat dich vergewaltigt, als ich noch mit ihm zusammen war?!“, schrie Annabelle entsetzt auf. „Und du hast mich nicht gewarnt?!“ „Ich wusste nicht, dass ihr zusammen seid.“, versuchte sich Linda rauszureden. „Hätte ich gewusst, dass er mit jemanden wie dir zusammen ist, wäre ich doch nie im Leben mit ihm ins Bett gegangen. Ich meine, sein Geschmack muss ja schon zu wünschen übrig lassen, wenn ihr Beide…!“ „Du miese, intrigante, hohle, hochnäsige, alte Barbie-Puppe!“, fluchte Annabelle laut und schrie Linda an und der Richter klopfte mit seinem Hammer laut auf und bat um Ruhe. Linda war ohne Zweifel ein Miststück, aber immerhin konnte mit ihrer Hilfe bewiesen werden, was für ein Drecksarsch Gregor ist und das Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Freiheitsstrafe. Als Gregor abgeführt wurde, blickte Annabelle ein letztes Mal zu ihm und sah ihn angewidert an. Danach begleiteten wir sie hinaus ins Freie und atmeten erst einmal allesamt die frische Luft ein. „Danke, dass ihr in der schweren Zeit für mich da ward.“, bedankte sich Annabelle bei uns. „Wir sind deine Familie.“, sagte Roy, für den das selbstverständlich war. „Und deine Freunde.“, fügte ich mit einem Lächeln hinzu. „Oh mein Schatz.“, sagte Frau Kirchner und nahm ihre Tochter in den Arm. „Der Albtraum ist endlich vorbei und jetzt wird alles wieder gut.“ Als Frau Kirchner ihre Tochter wieder losließ und Annabelle wieder nach Luft schnappte, sagte sie: „Es wird sogar mehr als gut. Mein kleiner Bruder heiratet schließlich in absehbarer Zeit.“ „Wenn Derek und ich jemanden finden der uns traut, dann schon.“, sagte Roy bedrückt, denn ihre Suche verlief bisher ohne zufriedenstellendes Ergebnis. „Und wenn ich einen Trauzeugen für mich finde.“, fügte Roy noch hinzu, denn Annabelle lehnte ja vor ein paar Wochen ab. „Ach Bruderherz, dein Trauzeuge, beziehungsweise Trauzeugin in dem Fall, steht doch bereits vor dir.“, sagte Annabelle und lächelte ihren Bruder lieb an. „Heißt das…?“ Roy sah seine Schwester verunsichert hat. „Ich werde deine Trauzeugin du Dummerchen!“, rief Annabelle ihm zu. „Glaubst du wirklich, dass ich meinen Bruder im Stich lasse, nach allem was er für mich in letzter Zeit getan hat?!“ „Aber was ist mit Derek? Ich dachte du magst ihn nicht.“, sagte Roy misstrauisch. „Ja das stimmt, aber du liebst ihn und er liebt dich. Da spielt es keine Rolle ob ich ihn mag. Du musst schließlich seine Allüren aushalten und nicht ich.“ Annabelle lachte und Roy grinste seine Schwester an. Es freute mich, die Familie Kirchner nach so langer Zeit wieder glücklich zu sehen.
64. Freundschaft und Liebe – Teil 3 Der lange Tag im Gericht schlauchte sehr und deshalb freute ich mich, als ich spätnachmittags wieder nach Hause kam und meine Beine hochlegen konnte. Doch es kam alles ganz anders: Ich kam gerade zur Tür reingestapft, da winkte mir Luis aus der Küche zu. „Hey da bist du ja.“, sagte er freudig. „Ich hab hier eine kleine Überraschung für dich.“ Eine Überraschung für mich? Von Luis? Ich kenne ihn doch erst seit ein paar Tagen… Als ich die Küche betrat, entdeckte ich Shane am Küchentisch sitzen. „Was tust du denn hier?“, fragte ich ihn verwirrt und überrascht, was auch ein klein wenig und ungewollt unfreundlich klang. „Ich war gerade in der Nähe und da dachte ich mir ich statte dir einen Besuch ab. Bei der Gelegenheit hab ich mir auch deine Kunstmappe angesehen. Luis war so freundlich, sie mir zu holen.“, erklärte Shane mir und erst jetzt bemerkte ich zu meinem Entsetzen, dass meine Kunstmappe auf dem Küchentisch unter Shanes Armen lag. „Tut mir Leid. Ich hoffe das war ok…“, entschuldigte sich Luis bei mir. Ich nickte nur. „Ich lass euch dann mal allein.“, sagte Luis, verließ die Küche und ging in sein Zimmer. Ich setzte mich Shane gegenüber an den Küchentisch und schwieg ihn erst einmal an. Shane war das offenbar unangenehm, also ergriff er als Erster das Wort: „Hattest du schöne Ferien?“ „Ja.“, antwortete ich ihm lediglich. „Der Abend als du bei mir zuhause warst tut mir leid. Lief nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.“, entschuldigte sich Shane bei mir. „Konnte ja nicht damit rechnen, dass ausgerechnet da mein Vater Zeit mit mir verbringen will.“ In Shanes Stimme klang ein ironischer Unterton. „Ist schon okay. War wahrscheinlich besser so.“, sagte ich. „Ja.“, erwiderte Shane. „Also deine Bilder… sind echt schön. Ein paar kenne ich ja bereits von früher und von deinen neusten Werken gefallen mir diese drei hier am besten. Shane legte mir drei Zeichnungen vor und mir stockte der Atem. Es waren die letzten drei, die ich nach meinem Autounfall mit den Kunstutensilien aus dem Mystic-Shop zeichnete. Die erste Zeichnung davon, zeigte einen großen, starken Hirsch mit gigantischem Geweih. Es stand in einem Wald und alle kleinen Tiere sahen zu ihm auf, denn für sie war es der König des Waldes. Das zweite Bild zeigte einen Vater, der sich in die Flammen warf um seine Frau und sein Neugeborenes zu retten. Das dritte Bild zeigte einen reichen und einen armen Mann. Der reiche Mann besaß Unsummen an Geld, doch war er ohne Liebe. Der arme Mann hingegen fand die Liebe seines Lebens, auch wenn seine Taschen leer waren. „Als ich die letzten drei Zeichnungen betrachtete, war ich fassungslos.“, sagte Shane und mir rutschte das Herz in die Hose und bekam es mit der Angst zu tun. „Die Bilder stehen für Stärke, Tapferkeit und Gerechtigkeit!“ „Ja und?“, fragte ich nun sichtlich verwirrt. „Leon das sind die drei wichtigsten Kardinaltugenden!“, stieß Shane laut aus und ich erschrak ein wenig und lehnte mich zurück. „Ich will dich nicht in den Himmel loben, aber du bist ein wahres Naturtalent und ich finde, dass du das auch unter Beweis stellen solltest.“ „Okay.“, sagte ich völlig sprachlos. „Sorry, ich bin ziemlich müde und geschafft.“ Ich versuchte Shane loszuwerden, denn die Situation geriet ohne jeden Zweifel langsam außer Kontrolle. Wenn Shane herausfand, dass ich nur halb so gut bin und diese Meisterwerke nur dank den Kunstutensilien aus dem Mystic-Shop zeichnen konnte, dann wäre er nicht nur enttäuscht von mir, sondern würde mich wahrscheinlich auch noch als Lügner und Betrüger abstempeln. „Kein Problem. Ich hab das was ich wollte.“, sagte Shane, was immer das auch bedeuten soll. Shane verabschiedete sich von mir und als ich die Tür hinter ihm schloss, sank ich zu Boden und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Ich sollte die Zeichnungen verschwinden lassen, dachte ich mir, als es an der Tür klingelte. Hat Shane vielleicht etwas vergessen? Soll ich öffnen, oder einfach so tun als wär ich nicht da? Ich Idiot, er weiß das ich da bin und Luis auch. Aber wozu gab es Gucklöcher in den Türen – ich stand wieder auf, sah durch die Tür hindurch und war erleichtert. Es war Zack der soeben klingelte. „Hey.“, begrüßte ich ihn lächelnd, nachdem ich die Tür öffnete. „Hey. Ich bin gekommen um Max letzten Sachen abzuholen.“, erklärte Zack zu mir. „Komm rein. Ich helfe dir beim Tragen.“, sagte ich zu ihm. „Ist dein neuer Mitbewohner auch da?“, fragte Zack mich. „Ja Moment. Luis?!“ Ich rief nach meinem neuen Mitbewohner, doch es kam keine Antwort und seine Tür war abgesperrt. „Vermutlich hat er Kopfhörer auf und büffelt irgendein Zeug. Macht er öfters, hab ich festgestellt.“, erklärte ich Zack. „Macht ja nichts.“, winkte Zack ab. „Hoffte nur, Max Nachmieter kennen zu lernen.“ Gemeinsam luden wir Max Sachen in Zacks Auto. Da die Kartons ziemlich schwer waren, begleitete ich Zack zu ihm nach Hause, um ihm beim ausladen zu helfen. Erstmals betrat ich seine Wohnung und war über dessen schlichten und wohlfühlenden Einrichtungsstil überrascht. „Warum guckst du, als hättest du einen Geist gesehen?“, fragte mich Zack grinsend. „I-Ich sehe mich nur um.“, sagte ich stotternd. „Ich hab hier jede Menge Sportgeräte erwartet.“ Zack lachte mich aus und ich wurde dezent rot im Gesicht. „Um Sport zu machen benötige ich außer einem Fahrrad keine Sportgeräte. Ich jogge, tanze, mach Dehn- und Kraftübungen und das alles mit denen hier.“ Zack zeigte mir angeberisch seine Muskeln in den Armen und ich schluckte. „Apropos tanzen, kannst du mir was beibringen?“, fragte ich Zack, der nickte und mich anlächelte. Zack zeigte mir eine paar coole Tanzschritte. Mein erster Versuch es ihm nachzumachen, ging natürlich gründlich in die Hose. Beim zweiten Versuch gab er mir Hilfestellung. Ich streckte meine Arme aus und versuchte die Beinbewegungen nachzumachen, dabei stand Zack so dicht hinter mir, dass ich seinen Atem im Nacken spüren konnte. Sogar das Klopfen seines Herzen bekam ich mit. War es meinetwegen oder mach ich mir wieder zu viele Gedanken und grundlos Hoffnung? Ich wusste nur eines: Mein Herz klopfte wie wild!
65. Freundschaft und Liebe – Teil 4 Mein Herz klopfte wie wild, doch auf einmal schrie Zack schmerzhaft auf und fing an auf einem Bein zu hinken. „Was ist los?“, fragte ich ihn besorgt, während er sich auf sein Bett setzte und sein rechten Fuß untersuchte. „Tut dir dein Fuß weh?“, fragte ich etwas genauer. „Ja, seit dem Ironman-Triathlon schon.“, antwortete Zack mir. „Lass mich mal sehen.“, sagte ich und Zack zog seinen Fuß instinktiv weg. „Jetzt hab dich nicht so du Memme! Ich tu dir doch nichts. Warst du schon beim Arzt?“ Zack nickte. „Und?“ „Er hat mir eine Salbe verschrieben und meinte, dass wenn es nicht besser wird, ich nochmal kommen soll und dann eventuell operiert werden müsse.“, antwortete Zack mir. „Vielleicht kann ich nie wieder Sport machen, auch Tanzen fällt dann flach!“ „Oh mein Gott Zack, wieso sagst du das jetzt erst?!“ fragte ich ihn schockiert über diese Neuigkeit. „Und ich bitte dich auch noch darum, mir das Tanzen beizubringen.“ „Ist schon okay Leon. Halb so wird. Das wird schon wieder.“, entgegnete Zack munter. „Leg dich aufs Bett!“, befahl ich Zack, der mich daraufhin verdutzt ansah. „Auf den Bauch, na los!“ Widerwillig und skeptisch legte sich Zack bäuchlings aufs Bett. Ich fing an sanft seine Waden und seinen Fuß zu massieren. Endlich kam mein zweites Talent, neben Kunst zum Vorschein. Ich war sehr gut im Massieren! Mit viel Gefühl massierte ich Zacks Fuß und hoffte, dass ihm das ein wenig gut tat. Danach ging ich einen Schritt weiter. Ich traute mich, mit meinen Händen seinen Rücken und seine Schultern zu massieren. Glücklicherweise schien Zack das zu gefallen und ich fuhr fort. Zack hatte seine Augen geschlossen. Ich setzte mich mutig auf ihn und massierte seinen Rücken weiter. Irgendwann beugte ich mich leicht nach vorne. Zacks Gesicht war zur Seite gewandt und dann geschah es: Vorsichtig näherte ich mich seinen Lippen und küsste ihn! Dies schien allerdings ein Fehler zu sein, denn augenblicklich öffnete Zack seine Augen und sprang vom Bett auf. „Was tust du denn da?“, fragte er mich laut erschrocken. „E-Es tut mir l-leid.“, stotterte ich nun peinlichst und bekam ein flaues Gefühl im Magen. Zacks erschrockene Miene verschwand und wurde durch ein sanftes Lächeln ersetzt. Er setzte sich wieder zu mir aufs Bett und sagte: „Ich dachte eigentlich, dass du inzwischen über mich hinweg bist und du dich unsterblich in Max verknallt hast?“ „Max ist abgehauen! Er hat mich allein gelassen und mir das Herz gebrochen.“, erklärte ich Zack. „Ich kann nicht ewig darauf hoffen und warten, dass er eines Tages zurückkommt. Und wenn, dann weiß ich nicht einmal, ob ich überhaupt noch Gefühle für ihn haben werde.“ Zack blickte mir in die Augen. „Ich hab dich und Max einmal in seinem Zimmer reden hören.“, sagte ich schließlich und erinnerte mich an ein Gespräch zwischen den Beiden zurück, dass sie im Januar führten. „Du hast dich nur deshalb so arschig benommen, weil du bemerkt hast, dass ich von dir schwärme. Als wir uns kennen lernten warst du nämlich noch richtig freundlich und hilfsbereit zu mir.“ „Ich wollte dich nicht verletzen Leon.“, sagte Zack. „Das hast du nicht.“, erwiderte ich. „Aber ich würde es!“, stieß Zack aus und erklärte es mir genauer. „Ich bin kein Beziehungsmensch, das müsstest du inzwischen auch schon festgestellt haben. Ich verletze andere Menschen – nicht aus purer Absicht, aber ich denke nie nach, bevor ich handle und ignoriere die Gefühle anderer. Damals in der Nacht in den Bergen haben wir zusammen in einem Bett geschlafen und ich hab gespürt wie du dich über mich beugtest und mich streicheltest. Wenn ich zugelassen hätte, dass da mehr passiert, dann wäre es auch so gekommen. Doch hinterher hätte ich dich im Regen stehen gelassen und dir das Herz in tausend Fetzen zerrissen.“ „Und das was Max getan hat, war besser?“, fragte ich Zack ohne jedes Verständnis. Zack blickte mich starr an, denn er wusste, dass ich Recht hatte. „Nein natürlich nicht, aber Max ist mehr Beziehungsmensch als ich es jemals sein werde und du bist mir zu wichtig, als das ich zulassen könnte, dich mutwillig zu verletzen. Hörst du? Du bist mir wichtig!“ „Dann hör auf, dich in meiner Gegenwart wie ein Arsch aufzuführen.“, sagte ich und legte meine Arme um meine Beine. „Es tut mir leid Leon.“, sagte Zack, als Max Kater Gero in Zimmer getapst kam und sich unterm Bett bequem machte. „Dicker lieber Kater.“, sagte Zack und wir beide lachten. Ich blickte zum Fenster raus und musste feststellen, dass es bereits dunkel ist. „Verdammt, wie spät ist es?!“, fragte ich überrascht. „Ich muss nach Hause.“ „Es ist schon viel zu spät und ich leb nicht gerade in der sichersten Gegend, dass ich dich alleine draußen rumstapfen lasse. Ich würde es mir nicht verzeihen, wenn dir noch einmal etwas zustößt.“, sagte Zack zu mir und ich fühlte mich geschmeichelt. „Du wirst heute Nacht bei mir übernachten und ich will keine Wiederrede hören, sonst schläfst du mit Gero unterm Bett!“ Ich nahm Zacks Angebot an und so fand ich mich zum zweiten Mal zusammen mit ihm in einem Bett. Wir lagen nebeneinander, doch dieses Mal ließ ich ihn in Ruhe und schlief sehr bald ein. Irgendwann nachts wachte ich auf und spürte wie sich Zack an mich schmiegte und seine Arme um mich legte. Mir wurde warm ums Herz und ich lächelte. Ich drehte mich zu ihm um und dann küsste er mich auf den Mund. Zack schlief lediglich in Boxershorts. Ich fuhr mit meiner Hand sanft über seine Brust und streichelte ihn. Kurz darauf zog Zack mir mein Shirt aus und legte sich auf mich drauf, so dass wir jeden einzelnen Körperteil des Anderen spüren konnten. Er küsste mich auch weiterhin, während ich mit meiner Hand an seiner Taille entlangglitt und schließlich an seinem Gesäß inne hielt und ihn massierte. Es dauerte nicht allzu lange, da befanden wir uns beide gänzlich splitternackt unter seiner Bettdecke und ich erlebte mein erstes Mal mit einem Mann. Es war wunderschön und ich wünschte mir, dass es nie endete. Eng umschlungen schliefen wir schließlich irgendwann nachts wieder ein.
Sorry für die "kleine" Verspätung, aber hier noch die Neustarts letzter Woche!
Filmstarts: 26.Juli 2018
Ant-Man and the Wasp
>> Der Film ist eine Fortsetzung des Films "Ant-Man" (2015).
Filmdaten: Regie: Peyton Reed Genres: Action, Sci-Fi, Abenteuer Produktionsland: USA Laufzeit: 118 Min. FSK: ab 12 freigegeben
Handlung: Seit den Ereignissen von „The First Avenger: Civil War“ steht Scott Lang alias Ant-Man (Paul Rudd), der im Spezialanzug seine Körpergröße massiv verändern kann, unter Hausarrest. Die meiste Zeit verbringt er nun einfach damit, ein guter Vater für seine Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson) zu sein. Doch kurz vor Ablauf seiner Strafe wird er von seinem Mentor Dr. Hank Pym (Michael Douglas) und dessen Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly) aus seinem Alltagstrott und wieder zurück ins Abenteuer gerissen. Scott soll Hank und Hope bei der Suche nach Hopes Mutter Janet (Michelle Pfeiffer) helfen, die vor langer Zeit bei einer gefährlichen Mission im subatomaren Raum verschwand. Doch bei ihrer Mission geraten Scott, Hope und Hank mit der mysteriösen Ghost (Hannah John-Kamen) aneinander, die ihre ganz eigenen Ziele verfolgt...
Darsteller: Paul Rudd: Scott Lang / Ant-Man Evangeline Lilly: Hope van Dyne / Wasp Michael Douglas: Dr. Henry „Hank“ Pym Michael Peña: Luis Hannah John-Kamen: Ava Starr / Ghost Laurence Fishburne: Dr. Bill Foster / Goliath Walton Goggins: Sonny Birch Randall Park: Jimmy Woo Abby Ryder Fortson: Cassie Lang Michelle Pfeiffer: Janet van Dyne / Wasp David Dastmalchian: Kurt T.I.: Dave Bobby Cannavale: Paxton Judy Greer: Maggie Lang Divian Ladwa: Uzman Goran Kostić: Anitolov
>> Der Film basiert auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman des französischen Schriftstellers Henri Charrière und seiner Verfilmung aus dem Jahre 1973.
Filmdaten: Regie: Michael Noer Genres: Abenteuer, Drama Produktionsland: USA Laufzeit: 117 Min. FSK: ab 12 freigegeben
Handlung: Frankreich in den 1930er Jahren: Henri „Papillon“ Charrière (Charlie Hunnam) soll einen Mord begangen haben und wird, obwohl er unschuldig ist, zu lebenslanger Haft in der berüchtigten Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verurteilt. Schon auf dem Weg nach St. Laurent begegnet er dem ebenfalls zu einer langen Haftstrafe verurteilten Fälscher Louis Dega (Rami Malek). Als dieser von anderen Häftlingen angegriffen wird, verteidigt ihn Papillon und die beiden unterschiedlichen Männer treffen schließlich eine Vereinbarung: Louis wird auch weiterhin von Papillon beschützt und unterstützt ihn im Gegenzug bei seiner geplanten Flucht. Während ihrer gemeinsamen Zeit im Straflager entwickelt sich so nach und nach eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen, dank der sich die Strapazen und die sadistischen Wärter einigermaßen ertragen lassen…
Darsteller: Charlie Hunnam: Henri „Papillon“ Charrière Rami Malek: Louis Dega Tommy Flanagan: Breton Eve Hewson: Nenette Roland Møller: Celier Michael Socha: Julot Brian Vernel: Guittou Christopher Fairbank: Jean Castili Yorick van Wageningen: Barrot
Filmdaten: Regie: Drew Pearce Genres: Action, Thriller, Sci-Fi Produktionsländer: USA, Großbritannien Laufzeit: 95 Min. FSK: ab 16 freigegeben
Handlung: Im Los Angeles des Jahres 2028 liefern sich wütende Bürger und die Polizei brutale Straßenschlachten. Diese Gelegenheit wollen Waikiki (Sterling K. Brown) und seine Kumpanen für einen Banküberfall nutzen, doch sie werden schließlich von den Cops gestellt. Schwer verletzt flüchten Waikiki und die überlebenden Bankräuber ins sogenannte Hotel Artemis, ein von der Krankenschwester Jean Thomas (Jodie Foster) und ihrem Assistenten Everest (Dave Bautista) betriebenes Untergrund-Krankenhaus, in dem sich die Kriminellen von Los Angeles behandeln lassen können. Im Artemis sind nur Clubmitglieder erlaubt und es herrscht striktes Waffen- und Tötungsverbot – doch als noch weitere Gangster einchecken, darunter Waffenhändler Acapulco (Charlie Day), Killerin Nice (Sofia Boutella) und Gangsterboss Niagara (Jeff Goldblum), ist es mit der Ruhe vorbei…
Darsteller: Jodie Foster: Jean Thomas / Die Schwester Sterling K. Brown: Waikiki / Sherman Sofia Boutella: Nice Jeff Goldblum: Niagara Brian Tyree Henry: Honolulu Jenny Slate: Morgan Zachary Quinto: Crosby Franklin Charile Day: Acapulco Dave Bautista: Everest
August 2018: Mission: Impossible - Fallout (2.08.18) / Grenzenlos (2.08.18) / Sauerkrautkoma (9.08.18) / The Darkest Minds - Die Überlebenden (16.08.18) / The Equalizer 2 (16.08.18) / Christopher Robin (16.08.18) / Slender Man (23.08.18) / AsphaltGorillas (30.08.18) / Kindeswohl (30.08.18)
September 2018: The Silence / Alpha / Das schönste Mädchen der Welt / Predator - Upgrade / Mile 22 / Klassentreffen 1.0 - Die unglaubliche Reise der Silberrücken / Das Haus der geheimnisvollen Uhren / Die Unglaublichen 2 / The Man Who Killed Don Quixote / Ballon
Oktober 2018: Venom / A Star Is Born / Aufbruch zum Mond / Smallfoot - Ein eisigartiges Abenteuer / Bad Times at the El Royale / Gänsehaut 2 - Gruseliges Halloween / Johnny English - Man lebt nur dreimal / Halloween / City of Lies / Bohemian Rhapsody
November 2018: Der Nussknacker und die vier Reiche / Hunter Killer / Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen / Berlin, I Love You / Der Grinch / Das krumme Haus
Dezember 2018: Tabaluga - Der Film / 100 Dinge / King of Thieves / Alita - Battle Angel / Bumblebee / Aquaman / Mary Poppins´Rückkehr
Januar 2019: Robin Hood / Ad Astra / Holmes & Watson / Glass / Webcrasher - Chaos im Netz / Creed 2 / The Front Runner
>> Alle Angaben ohne Gewähr! Änderungen vorbehalten!
Ab heute gibt es auch eine Rollenliste zu dieser Geschichte! Ihr findet sie aber nicht vor, sondern erst NACH dem jeweiligen Kapitel. Das hat einen einzigen Grund: In der Rollenliste werden auch immer schon Charaktere vorkommen, die in dem aktuellen Kapitel das erste Mal erscheinen werden. Um euch also nicht schon vorweg zu spoilern, gibt es die Rollenliste erst nach dem Kapitel. Natürlich steht es euch frei zur Verfügung, die Rollenliste dennoch schon vorher oder zwischendrin zu begutachten, aber ich hab euch gewarnt! Es werden auch nur heute alle bisher aufgetretenen oder erwähnten Charaktere in der Rollenliste erscheinen. Ab Kapitel 6 werde ich dann immer nur die Rollen listen, die auch im jeweiligen Kapitel erschienen oder erwähnt worden sind.
Es war die zweite Nacht in der Welt der Monster. Kaum zu glauben, aber auch Monster schienen in der Nacht zu schlafen. Das war nicht nur ungewöhnlich, es widersprach auch allen Geschichten und Legenden über Vampire, Werwölfe und allen anderen magischen Wesen. Richtig seltsam wurde es aber, dass alles tief und fest zu schlafen schien, nur ich nicht. Der einzige Mensch in dieser fremden Welt – und er war hellwach! Ich hatte mich ins Bett gelegt und wollte schnell einschlafen, aber es wollte mir einfach nicht gelingen. Mein Gehirn verarbeitete noch immer alle Informationen, die sich über den Tag hinweg angesammelt haben und meine Gedanken kreisten um meine Familie, die ich womöglich nie wieder sah. Egal wie viel Stress ich mit meinen Eltern auch oftmals hatte, sie nie wieder zu sehen, nahm mich emotional mehr mit als gedacht. Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit mich von ihnen zu verabschieden. „Billie, schläfst du?!“, hörte ich Koda mir zuflüstern. Ganz vergessen. Koda war ein Gespenst und jene Wesen schliefen nicht. Ich blinzelte leicht zu ihm hinüber. Das Mondlicht schien durch das offene Fenster und ich konnte erkennen, dass Koda wie ein steifes Brett über sein Bett schwebte und in einem Buch las. „Ja.“, grummelte ich ihm zu. „Ah, dann sprichst du wohl im Schlaf.“, schmunzelte Koda und sah zu mir herüber. „Ich kann nicht schlafen.“, sagte ich schließlich und konnte die Traurigkeit in meiner Stimme nicht ganz verbergen. Koda klappte das Buch zu und ließ es durch sich hindurch auf sein Bett fallen. Dann schwebte er zur mir rüber, und legte sich so hin, als würde er direkt neben mir schlafen wollen. „Tut mir Leid, dass du deine Familie nie wieder siehst. Glaub mir, ich weiß wie du dich fühlst …“ Ich hätte jetzt sagen können, dass das allein seine Schuld war und jeder Richter hätte mir Recht gegeben, aber war ich nicht erpicht darauf einen sinnlosen Streit mit einem Gespenst anzufangen. Weder er noch ich konnte jetzt noch was daran ändern, denn Koda ließ mich vorm Schlafengehen noch einmal wissen, dass die Gesetze des Magistrats nicht gebrochen werden dürfen. Sollte man es dennoch tun, könnte das schlimme Folgen haben. Koda war die Ausnahme wie es schien, allerdings wurde ich jetzt quasi für sein Handeln bestraft. „Lass mich bitte einfach in Ruhe.“ „Wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann, dann lass es mich wissen.“. flüsterte Koda mir zu. Damit brachte er mich auf einen Gedanken.
# 5
„Guten Morgen Schlafmütze, aufstehen, die Sonne lacht!“, rief Koda mir gutgelaunt zu und ich versuchte meine müden Augen zu öffnen. Hätte ich sie mal lieber geschlossen gehalten, denn als ich sie offen hatte und mich vergewisserte nicht zu träumen, stieß ich einen Schrei aus. „Wieso zur Hölle liegst du auf mir drauf?!“ Koda lächelte mich vergnügt an. „Du sahst so süß aus beim Schlafen, dass wollte ich mir aus nächster Nähe anschauen.“ „Sicher, dass du ein Gespenst und nicht die Pest bist?“, fragte ich. „Komisches Gefühl … ich spür dich überhaupt nicht.“ Kodas Augen weiteten sich und er schwebte in die Höhe, bis er an der Decke ankam. „Ja, das will ich doch auch hoffen, dass du mich nicht spürst!“ Ich wurde rot im Gesicht. „Du Idiot! Ich hab doch gemeint, weil du nichts wiegst, weil du ja ein Gespenst bist!“ „Gut erkannt und jetzt hör auf mit mir zu flirten und sieh dir an, was ich dir als Frühstück mitgebracht habe.“, sagte Koda, der zu seinem Bett schwebte und mir einen großen Korb präsentierte. Ich setzte mich in meinem Bett auf und war gespannt darauf, was mich gleich erwartete. „Also …“ Koda griff in den Korb hinein und zog ein Gegenstand nach dem anderen heraus. „Als Frühstück gibt es einen schönen roten Apfel – nicht vergiftet möchte ich betonen – und einen magisch leckeren Joghurt, frisch in Violas Hexenküche zubereitet. Sie ist zwar meine größte Qual, aber kochen und backen kann sie.“ Koda warf mir den Apfel zu, der mir zugleich gegen die Birne flog, weil ich noch immer nicht ganz ausgeschlafen war. Daraufhin zog ich es vor den Joghurt lieber abzuholen, bevor es auch da ein Unglück gab, bei dem nur ich den Schmerzen ausgesetzt war. „Gut, für deinen Magen wäre gesorgt. Kommen wir nun zum seelischen Teil. „Es war nicht ganz leicht, aber ich hab mir die größte Mühe gegeben, dir alles mitzubringen, was du mir aufgeschrieben hast. Ach übrigens, schnarcht dein Dad immer so laut, dass man meinen könnte, er sägt einen ganzen Wald um?“ Ich lächelte, wurde zugleich aber wieder traurig bei dem Gedanken an meinen Vater. „Oookay hier ist dein iPad und deine Kopfhörer, damit du auch mal Musik hören kannst und nicht immer meine nervige Stimme ertragen musst. Übrigens, das WLAN-Passwort ändert sich hier jede Woche. Diese Woche lautet es ‚Bloody Mary‘, aber tipp das bloß nicht dreimal hintereinander ein, das bringt Unglück. Gut, dann hab ich hier dein Schmusekissen, oh und deine Topfpflanze Berta. Warum eigentlich Berta? Ich hätte ja Kunibert oder Hannelore besser gefunden, aber jeder nach seinem Geschmack. Okay, was habe ich noch hier im Korb? Zahnbürste, Kamm, Hosen, T-Shirts, Pullover, Socken und äh … Unterwäsche …“ „Jetzt gib schon her.“, sagte ich genervt und mit knallrotem Kopf, weil Koda mit einer Unterhose von mir herumwedelte, weshalb ich ihm den Korb entriss. Ich sah in den Korb und war überrascht, denn Koda hatte tatsächlich alles besorgt, was ich ihm aufgetragen habe. Ich griff in den Korb und zog mein Tagebuch heraus. Ich öffnete die erste Seite und ein Foto flog mir entgegen. Auf dem Bild war ich mit meinen Eltern und meiner Schwester zu sehen. Ich betrachtete es für einen längeren Augenblick, während Koda ausnahmsweise stillschweigend neben mir saß. Danach legte ich das Foto wieder zurück ins Tagebuch und klappte es zu. „Danke.“ „Keine Ursache.“, sagte Koda und lächelte mich an. Die angenehme Ruhe am Morgen nahm aber jäh ein Ende, als es stark gegen die Tür klopfte. Koda stand auf und benutzte ausnahmsweise mal seine Beine, um zur Tür zu gelangen. Ein völlig verzweifelter Zuko stand vor unserer Zimmertür. „Gut Koda, ihr seid wach.“ „Dein Hämmern gegen die Tür hätte sogar Tote zum Leben erweckt.“, erwiderte Koda vergnügt. „Warum schiebst du so eine Panik, Zuko?“ „Ramón ist auch diese Nacht nicht nach Hause gekommen und allmählich mache ich mir wirklich große Sorgen. Er ist sonst nie solange draußen unterwegs.“, erklärte Zuko ihm. „Was wenn ihm etwas zugestoßen ist? Er könnte ausgeraubt worden sein und jetzt völlig hilflos in einer Gosse liegen!“ „Du redest aber schon über unseren Ramón oder? Denn was du da von dir gibst, ergibt alles überhaupt keinen Sinn, in Bezug auf ihn.“, sagte Koda. „Jetzt lass die blöden Albernheiten und hilf mir suchen.“, klagte Zuko. „Heute Nachmittag wird verkündet, was die zweite Prüfung beinhaltet und es herrscht Anwesenheitspflicht. Wenn wir Ramón nicht finden und er heute nicht auftaucht, dann wird er der Academy verwiesen und ich muss dir wohl nicht erklären, was es für unseren Club bedeutet, wenn wir schon wieder ein Mitglied verlieren!“ Schon wieder? Was meinte Zuko damit? „Wieso frägst du Ava nicht um Hilfe?“, fragte Koda verständnislos. „Sie riecht Ramóns Alkoholfahne doch sonst immer schon von weitem.“ „Ava hat sich gestern wohl eine Erkältung eingefangen. Sie riecht heute gar nichts mehr.“, erklärte Zuko, woraufhin auch Koda die Ausreden ausgingen und er sich widerwillig dazu bereiterklärte, Zuko bei der Suche nach Ramón zu unterstützen. „Ich begleite euch.“, sagte ich ohne lange zu überlegen. „Sicher? Du bist das erste Mal da draußen …“, meinte Koda unsicher. „Ja, das wird sicher lustig.“, antwortete ich unbeirrt. „Ha, du gefällst mir, aber du hast deinen Apfel noch nicht gegessen.“, stellte Koda fest, als er zwar den leeren Joghurtbecher, aber auch den unangerührten Apfel betrachtete. „Gut so. Den hat Viola vergiftet, weil sie dachte, der ist für dich.“, sagt Zuko frei heraus und sah dabei Koda an, der wiederrum ganz bleich im Gesicht wurde.
Es war das erste Mal, dass ich die Academy verließ, in die Koda mich vor zwei Tagen verschleppt hat. Ich war sehr gespannt darauf, was mich draußen alles erwartete. Eine fremde Welt, voller eigenartiger Wesen. Und auf diesen Ramón war ich auch sehr gespannt. Was er wohl für ein Wesen war. Ich hab Koda absichtlich nicht gefragt, denn irgendwie fand ich es spannender, es selbst herauszufinden. Vielleicht ein Troll? Oder eine Art Minotaurus? Das wäre cool! Auf dem Weg nach draußen, begegnete ich auch erstmals all den anderen Wesen in der „Monster Academy“. Unter ihnen befanden sich viele Gespenster, Vampire und Hexen, aber es gab auch ausgefallenere Wesen wie Gremlins, Satyrn und Banshees, wie Professorin Crybaby eine war, und alle starrten mich mit großen Augen an, als sie mich sahen. Ein paar erschraken fürchterlich, als sie mich entdeckten, andere tuschelten miteinander und ein paar von ihnen warfen mir böse Blicke zu. Ich fühlte mich aber in keinster Weise bedroht und verspürte Angst, schließlich war ich mit einem Zombie und einem Gespenst unterwegs. Auch ganz interessant war der Weg aus der Academy heraus an sich, denn es gab schlichtweg nichts zu entdecken. Keine Ritterrüstungen, die sich bewegten, oder Gemälde die ihr eigenes Leben führten, wie in „Harry Potter“. Der Gang war schlicht mit einem roten Teppich ausgelegt und die Wände waren kahl. „Der Teppich war früher übrigens mal weiß …“, murmelte Koda mir nach einer Weile zu. „Echt? Warum ist er jetzt rot?“, fragte ich, doch hätte ich mir diese genauso gut schenken können. „Na rate mal.“, antwortete Koda, doch ließ ich das lieber bleiben. Auf einmal fühlte ich mich ganz unbehaglich, auf dem roten Teppich weiter entlang zu marschieren und ich war heilfroh, als wir das Gebäude verließen und endlich an der frischen Luft waren. Ich folgte Koda und Zuko wortlos hintendrein, während sie über den grünen Rasen schlenderten. Ich sah mich um und erkannte erstmals, den riesigen Umfang der Academy, die wie ein Hufeisen um den Rasen empor ragte. Schließlich kamen wir auch an dem weißen Baum vorbei, der mir bereits vorletzte Nacht an Halloween ins Auge stach. Aus nächster Nähe sah er noch beeindruckender aus. Die magische Aura die von ihm ausging war enorm und es hätte mich nicht gewundert, wenn der Baum ein Geheimnis barg. Da Koda und Zuko aber mit der Suche nach ihrem Freund beschäftigt waren, wollte ich sie nicht mit Fragen durchlöchern. Stattdessen ließ ich lieber alles auf mich einwirken. Je weiter wir uns von der Academy entfernten, desto besser konnte ich erkennen, dass sich hinter der Academy ein Meer aus Bäumen befand. Ein Wald, wie mir schien. Doch was vor uns lag, war auch nicht ganz uninteressant, denn offenbar gab es hier sogar ein kleines Städtchen im Barockstil. Die Straßen waren mit Pflastersteinen ausgelegt, aber das war nicht groß von Belang, denn Autos gab es in dieser Welt offenbar keine. Dafür bekam ich allerdings einen waschechten Zentauren zu sehen, der gerade eine Ladung Mehlsäcke an uns vorbei chauffierte. Der Zentaur war mindestens zwei Meter groß, seine Arme und Beine wirkten kräftig. Auf einmal fühlte ich mich klein und mickrig. Der Zentaur sah mich etwas mürrisch an, beachtete mich aber sonst nicht weiter und zog weiter. Ich hingegen war ein wenig zurückgeblieben und als ich zu den anderen beiden wieder aufschloss, sagte Koda zu mir: „Pass auf, dass du nicht verloren gehst. Es reicht wenn wir einen suchen müssen. Wobei … dich würden wir recht schnell wiederfinden – tot auf den Pflastersteinen.“ „Lasst uns mal als erstes in Ramóns Lieblingskneipe nachsehen. Vielleicht ist er ja dort, oder es hat ihn zumindest einer gesehen.“, meinte Zuko, der links in eine Seitenstraße abbog. Und ehe ich mich versah, fand ich mich in einer dreckigen Spelunke wieder, in der mich wirklich jeder eines bösen Blickes würdigte. „Ich glaube, wir beeilen uns besser.“, stellte Zuko fest, als auch er die finsteren Blicke der Gäste, darunter Gespenster, Gnome und sogar Zyklopen, bemerkte. „Ich übernehme das.“, meinte Koda, der aber statt zum Wirt, erst einmal furchtlos zur Jukebox schwebte. Er gab einen Song ein und kurze Zeit später erklang die Stimme von Fontella Bass. Zuko und ich starrten ihn nur verständnislos an, aber Koda setzte ein breites Grinsen auf. „Was denn? Musik hebt die Stimmung.“, erklärte Koda uns vergnügt. Anschließend wandte er sich dem Wirt zu, der hinter der Theke ein paar Gläser polierte. „Entschuldigen Sie, aber wir suchen einen Freund von uns. Vielleicht haben Sie ihn ja schon einmal gesehen und können uns sagen, wo er gerade steckt.“ „Äh …“ Ich wusste gar nicht wen ich anstarren sollte. Koda oder den Wirt. „Dir ist aber schon aufgefallen, dass der Wirt keinen Kopf hat?“, fragte Zuko Koda schließlich. In der Tat besaß der Wirt keinen Kopf, sondern lediglich einen Oberkörper mit Armen und Beinen. „Er wird dir nicht antworten und ich glaube kaum, dass er ihn gesehen hat …“ „Hm … das wird schwieriger als gedacht.“, meinte Koda betrübt. „Ihr sucht euren Freund?“ Ein kleiner Gnom torkelte auf uns zu. Ich musste mich beherrschen, nicht zu lachen, denn er reichte mir gerade einmal bis zu den Knien. „Vielleicht kann ich euch ja weiter helfen – gegen eine Goldmünze versteht sich.“ Gold? Woher sollten wir bitte … „Hier!“ Zuko warf dem Gnom eine Goldmünze zu. Der Gnom musterte die Goldmünze eingehend und biss sogar drauf, um eine Fälschung auszuschließen. Ich staunte nicht schlecht. In dieser Welt wurde also mit Gold bezahlt? „Unser Freund heißt Ramón und er geht hier öfters ein und aus. An ihm ist nicht viel dran, aber saufen kann er bis zum Umfallen. Und jetzt sprich, du kleiner grüner Wicht.“ „Kleiner blauer Wicht trifft es eher, so betrunken wie der ist.“, murmelte Koda mir ins Ohr, sodass nur ich ihn hören konnte. „Also schön. Ich hab euren Freund tatsächlich noch vor einer halben Stunde gesehen. Er war hier und ist dann raus getorkelt. Ich kann euch sagen, wohin er gegangen ist, aber das kostet euch eine weitere Goldmünze.“ Der Gnom leckte sich gierig das Maul nach dem Gold. Koda verfluchte den Gnom innerlich und ich konnte es ihm sogar nachfühlen. Zuko jedoch überreichte ihm eine weitere Goldmünze. „Er wollte zum ‚A.I. Memorial‘, aber ob er dort in seinem Zustand auch tatsächlich angekommen ist, kann ich euch nicht versprechen.“ „Wehe dir, wenn du gelogen haben solltest.“, sagte Zuko, der dem Gnom nun einen drohenden Blick zuwarf. „Dann fresse ich dich bei lebendigem Leibe auf Herz und Nieren auf.“ Ich sah den Zombie irritiert an. „Aber Zuko, ich dachte du bist Vega …“ „Okay, wir sollten gehen!“, rief Koda schnell dazwischen. „Schönen Tag euch allen noch und sauft recht schön. Bis dann und auf nimmer wiedersehen!“ „Der ‚A.I. Memorial‘ liegt nicht allzu weit von hier entfernt. Wenn wir uns beeilen, sind wir in zehn Minuten dort.“, meinte Zuko, als wir die Kneipe verlassen hatten. „Ach und Billie …, die Leute hier mögen Menschen nicht sonderlich. Mach dich also nicht auch noch bei uns unbeliebt.“ „Tut mir Leid, aber das ist alles so überwältigend …“, entschuldigte ich mich. „Schon okay, lasst uns losgehen.“, sagte Zuko und lächelte mich an. „In weniger als sechs Stunden wird die zweite Prüfung bekannt gegeben und sollte Ramón wirklich betrunken sein – wovon auszugehen ist – dann müssen wir ihn bis dahin irgendwie nüchtern kriegen.“ „Was ist der ‚A.I. Memorial‘?“, fragte ich die beiden Jungs, als wir losmarschierten und dem Stadtrand immer näher kamen. „Das wirst du gleich sehen. Noch eine Straße und wir sind da.“, antwortete Koda mir. Recht hatte er. Als wir an unserem Ziel ankamen, erstreckte sich vor meinen Augen ein gewaltig großer Friedhof, am Fuße eines Berges. Solch einen großen Friedhof hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen, vor allem aber keinen so atemberaubenden. Jeder Grabstein schien etwas Besonderes an sich zu haben. Einige Grabsteine waren eckig, andere rund. Ein paar waren so groß wie Türen und andere beanstandeten gleich ein ganzes Mausoleum für sich allein. „Jetzt weißt du, was der ‚A.I. Memorial‘ ist und ‚A.I.‘ steht für ‚ad infinitum‘, was übersetzt ‚für immer‘ bedeutet. „Ah und warum wollte Ramón ausgerechnet hierher?“, fragte ich, denn bei mir lösten Friedhöfe immer ein deprimierendes und unbehagliches Gefühl aus. „Ich kann mir schon denken warum, aber lasst uns ihn erst einmal suchen, dann sehen wir weiter.“, meinte Zuko, der unentwegt Ausschau nach seinem Zimmergenossen hielt. Wir schlichen über den Friedhof, denn es war heiliger Boden, doch irgendwann musste ich mir eingestehen, dass meine Aufmerksamkeit mehr den Grabsteinen, als der Suche nach Ramón galt. Ein paar der Verstorbenen waren bereits vor über hundert Jahren verschieden und ich stellte mir die Frage, ob auch Kodas Grab hier auf dem Friedhof zu finden war. Besaß er überhaupt ein Grab? Ich war so von den Gräbern gefesselt, dass ich unaufmerksam wurde und über etwas stolperte, was mitten im Weg lag. Ich fiel über das Besagte drüber und landete auf allen Vieren im hohen Gras. „Was zum …?“ Ich sah mich um und als ich erkannte, worüber ich gestolpert war, stieß ich einen lauten Schrei aus. Koda und Zuko kamen augenblicklich angerannt, während meine Knie vor Angst schlotterten. Mitten im Gras, zwischen all den Gräbern, lag ein Skelett herum. „Ich will ja nicht pietätlos erscheinen, aber gehört dieses …, dieses Ding nicht unter die Erde?!“ Koda gluckste. „Wohl kaum …, denn das ist Ramón!“
To be continued
ROLLENLISTE: 1- / Balthasar „Billie“ Kenneth Books: Billie findet Halloween einfach nur öde und unsinnig. Eines Tages taucht ein seltsamer Junge auf und entführt ihn in das Land der Monster
Monster Teen Club: 1- / Koda: Ein Spukgespenst; welcher aber nicht sonderlich furchteinflößend ist 4- / Ava: Ein Werwolfmädchen 4- / Milan: Ein Vampir mit einer Blut-Phobie 2- / Seth: Eine Mumie 4- / Mason: Eine Vogelscheuche mit einem Kürbiskopf; hält sich für den Klügsten, was er aber nicht ist 5- / Ramón: Ein Skelett mit Alkoholproblemen 3- / Zuko: Ein Zombie, welcher Innereien verabscheut und vegan lebt 4- / Viola: Eine junge Hexe und die Leiterin des Monster Teen Clubs.
Monster Academy: 3- / Magistrat: Der Leiter der „Monster Academy“ und ein großer Zauberer 3- / Professorin Gingerbread: Eine Hexe; unterrichtet die Monster-Studenten 3+4 / Professor Spot: Ein Zombie; unterrichtet die Monster-Studenten 3+4 / Professor Bigbang: Ein Gnom; unterrichtet die Monster-Studenten 3+4 / Professorin Crybaby: Eine Banshee; unterrichtet die Monster-Studenten
Familie & Freunde: 1 / William „Bill“ Books: Billies Vater 1 / Madison „Maddy“ Books: Billies Mutter 1 / Constanze „Conny“ Books: Billies kleine sechsjährige Schwester 1 / Zara Darling: Billies beste Freundin Riley Sanders: Billies Ex-Freund
60. Der Ironman-Triathlon – Teil 1 Der Ironman ist das höchste Ziel aller Triathleten. Er besteht aus drei Disziplinen: Zuerst werden 3,8 Kilometer geschwommen, danach wirft man sich aufs Fahrrad und legt eine Strecke von 180,2 Kilometer hinter sich und zu guter Letzt rennt man 42,2 Kilometer bis ins Ziel. Gewinnen ist nicht alles! Allen Teilnehmer, die diese Anstrengung auf sich nehmen um ihr Können unter Beweis zu stellen, kann nur großen Respekt gezollt werden. Für Zack ist dieser Wettkampf etwas ganz Besonderes, denn er hat sehr lange darauf hintrainiert, doch es wird nicht leicht für ihn, denn die Triathleten kommen aus der ganzen Welt zusammen, um am Ironman teilzunehmen. Insgesamt sind es knapp über zweitausend Teilnehmer und wenn ich richtig zählte, dann dürfte sich Zack derzeit unter den Top Einhundert befinden – zusammen mit meinem ehemaligen Schulfreund Tobias Henning, der etwa einen halben Kilometer Vorsprung vor Zack hat. Ich freute mich sehr Tobias wiederzusehen und feuerte ihn natürlich ebenso an, wie ich es bei Zack tat. Ich stand zusammen mit Maria, Fiona und Zacks Familie unter einem Baum, der uns ein wenig Schatten vor der Sonne bot. Schwimmen und Radfahren haben die meisten Triathleten bereits erfolgreich hinter sich gebracht und nun stand nur noch das Laufen im Vordergrund. Die Strecke ging durch die Straßen der Altstadt, über Brücken, durch Fußgängerzonen, vorbei an einer Baumallee, einen kleinen Hügel hinauf und wieder hinunter, über den Sportplatz der Stadt und wieder zurück in die Altstadt, wo auf einer großen Wiesen die Ziellinie errichtet wurde. Auf der Strecke gab es mehrere Trinkstätten für die Triathleten, wo sie sich mit frischen Getränken abkühlen konnten, entweder indem sie es tranken, oder es sich über den Kopf schütteten, so wie Tobias, der soeben seine zweite von insgesamt vier Runden absolvierte. Maria brachte Tobias ein wenig aus dem Gleichgewicht, als er sie am Straßenrand entdeckte, denn mit ihrer Anwesenheit rechnete er natürlich nicht. Maria fragte mich, ob sie mich begleiten dürfte und ihr Argument war: „Dort laufen viele sportliche Kerle rum und vielleicht bekomm ich ja einen ab.“ Der jüngste Teilnehmer ist siebzehn Jahre alt, während der älteste Teilnehmer knapp über siebzig Jahre alt ist! Eine reife Leistung für so ein Alter, dachte ich mir. Zack kam zum zweiten Mal um die Ecke gebogen und schon begannen erneut die Anfeuerungen von seiner Familie und uns. Seine Familie bestand aus seinen Eltern, zwei recht netten Menschen wie mir schien, und seinen drei Geschwistern. Zack hat eine ältere Schwester, die in der Firma ihres Vaters arbeitete, einen jüngeren Bruder, sowie eine kleine Schwester, die nicht älter als zehn Jahre alt sein dürfte. Seine kleine Schwester heißt Rachel und sie ist wirklich goldig, denn immer wenn sie Zack sieht, dann schreit sie lauthals den Namen ihres Bruders und feuert ihn von uns allen am Meisten an. In der ersten Runde lief sie sogar noch eine kurze Zeit neben ihm her, konnte aber natürlich nicht mithalten und so ging ihr schnell die Puste aus. Nun beim zweiten Mal schien sie keine Lust dazu zu haben, oder sie hatte immer noch nicht ihre Puste zurück. „Los Zacky renn! Das schaffst du!“, rief Rachel ganz aufgeregt und voller Stolz und Freude. Bei dem Spitznamen Zacky musste ich natürlich schmunzeln, denn Fiona war für mich bisher die Einzige gewesen die ihn hin und wieder so nannte, meistens aber um ihn zu necken. Als sowohl Tobias, als auch Zack wieder verschwanden und wir warteten, dass wir sie in den letzten beiden Runden wieder sahen, fragte mich Zacks Vater: „Leon, willst du mich und Rachel zu der Eisdiele gleich da vorne begleiten, damit wir uns Allen ein Eis holen können?“ „Ja gerne, Herr Tanner.“, erwiderte ich und begleitete die Beiden. „Du bist Zacks Freund?“, fragte mich Herr Tanner, um eine Unterhaltung zu starten. „Ja bin ich.“, antwortete ich ihm, ohne dabei Hintergedanken zu haben. „Ich glaube du hast mich falsch verstanden.“, sagte Herr Tanner nun. „Ich fragte dich nicht, ob du ein Freund bist, sondern ob du sein Freund bist!“ „Oh.“, gab ich überrascht von mir und verneinte ganz schnell. „Wir sind wirklich nur gute Freunde.“ „Das ist gut.“, erwiderte Herr Tanner daraufhin. „Versteh mich nicht falsch. Ich hab nichts gegen Zacks Vorliebe für…dasselbe Geschlecht, aber ich leite eine Firma und meine Familie ist sehr angesehen in der Branche. Zwar arbeitet meine älteste Tochter in meiner Firma, aber für die Zukunft wünsche ich mir, dass Zack irgendwann in meine Firma einsteigt und sie auch übernimmt.“ „Aber Zack studiert doch Kunst.“, sagte ich verwirrt. „Für mich ist Kunst nichts Weiteres als ein Hobby, damit lässt sich doch heutzutage kein Geld mehr verdienen. Nur mit harter Arbeit kommt man im Leben weiter.“, sagte Herr Tanner und mit dem letzten Satz erinnerte er mich stark an Herr West. Sie scheinen sich sehr zu ähneln…leider! „Ich hätte gerne Erdbeere und Himbeere.“, bestellte Rachel für sich an der Eisdiele. Auch für die restliche Familie von Zack, sowie Fiona und Maria bestellten wir jeweils zwei Kugeln Eis. „Und wie finden sie es, dass Zack an diesem Wettkampf teilnimmt?“, fragte ich Herrn Tanner auf dem Rückweg, als in mir der Gedanke aufkeimte, dass er auch diese Leidenschaft von Zack nicht unterstützte. „Soll er seine Power hier auslassen. Auf seinem Trikot steht das Logo meiner Firma und je weiter vorne Zack landet, desto bessere Werbung für mich.“, antwortete Herr Tanner mir und ich schluckte. Der Mann denkt nur an seinen Profit. Sein Sohn scheint ihm relativ egal zu sein. Wieso können die Eltern meiner Freunde nicht mal stinknormal sein?!
61. Der Ironman-Triathlon – Teil 2 „Einmal Eis für die Damen.“, sagte ich grinsend und überreichte Maria und Fiona ihr Eis. Die beiden Mädels standen nebeneinander am Straßenrand und könnten unterschiedlicher nicht sein, doch beim Beurteilen der Triathleten fanden sie eine gemeinsame Leidenschaft, die ihnen Freude bereitete. Man mag es kaum glauben, aber die Beiden haben denselben Männergeschmack! „Hm schmeckt das gut.“, sagte Maria, die an ihrem Eis leckte. „Du sagst es.“, stimmte Fiona ihr zu. Es war seltsam für mich die Beiden so zu sehen, denn es gab mal eine Zeit, da konnten sie sich auf den Tod nicht ausstehen. Inzwischen verstanden die Beiden sich aber recht gut und irgendwie bereitete mir das eine Gänsehaut, aber ich freute mich natürlich. Nach etwa einer Stunde, kamen Tobias und Zack zum dritten Mal an uns vorbeigerannt. Zack hatte Tobias inzwischen eingeholt und lustiger weise unterhielten die Beiden sich unterm Lauf. „Los Zacky los!“, rief Rachel ihrem Bruder erneut zu, der uns allen zulächelte. Danach verschwanden die Beiden wieder und wir warteten erneut. Es war nur noch eine Runde zu absolvieren und danach würden wir uns auf dem direkten Wege zum Ziel begeben, um Zack und Tobias auf den letzten Metern anzufeuern. In der Zwischenzeit ließen Zacks Geschwister, Fiona, Maria und ich unsere Füße im Fluss baumeln. Das kühle Wasser tat gut, denn die Sonne strahlte heute wirklich glühend heiß auf uns hinunter. „Nein nicht Schoko, Vanille!“, rief Rachel Fiona zu, die sich über etwas zu unterhalten schienen. „Der Kerl soll sich nicht so haben. Kann ja nicht immer Vanille geben.“, sagte Fiona augenrollend. „Äh, um was geht’s?“, fragte ich vorsichtig nach. „Zur Feier des Tages, wollte ich Zack Pudding kochen, denn den isst er so gerne.“, erklärte Fiona mir. „Ja aber nur Vanillepudding!“, fügte Rachel laut hinzu. „Ist ja gut.“, gab Fiona schließlich nach. „Kriegt Zacky eben seinen Vanillepudding.“ Ich musste grinsen und als ich zu Maria blickte, sah ich, wie auch sie zu lachen anfing. Die ersten Triathleten der vierten und letzten Runde rannten schließlich an uns vorbei und wir warteten aufgeregt und gespannt, wann Tobias und Zack um die Ecke bogen. Schließlich erblickten wir Tobias zuerst. „Wo ist Zack abgeblieben?!“, rief ich ihm laut fragend zu und Tobias zuckte nur mit den Schultern und schüttelte den Kopf, dass er es nicht wusste. „Viel Glück!“, rief ich Tobias zu. „Wo ist Zack?“, fragte Rachel ganz enttäuscht. „Er wird sicher gleich kommen.“, versuchte Fiona sie zu beruhigen. Nach etwa zehn Minuten kam Zack schließlich um die Ecke gebogen. Er ist langsamer geworden und der Grund dafür, sind Schmerzen im rechten Fuß. „Los Zack, das schaffst du!“, rief Rachel ihm zu und rannte wieder neben ihm her. „Ich weiß, dass du es schaffst!“ Zack lächelte seiner kleinen Schwester zu und gab nochmal sein Bestes um sie – und auch seinen Vater – nicht zu enttäuschen. Nachdem Zack weg war, sagte Herr Tanner: „Gut, brechen wir zur Ziellinie auf.“ Die Familie nickte und auf dem Weg dorthin, rätselten Fiona, Maria und ich, welchen Platz Tobias und Zack wohl machen werden. Auf der großen Wiesen, wo sich das Ziel befand, war eine ganze Menge los. Viele Menschen waren zugeben, die sich bis die Triathleten eintrafen, etwas zu Trinken und zu Essen gönnten. Es gab Bratwürste, Leberkäs-Semmeln, Pommes mit Schnitzel und natürlich Bier und Limonade. Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen und hauten erst einmal kräftig rein, bis die ersten Triathleten das Ziel erreichten. Danach stellten wir uns bei der Ziellinie auf und warteten. Tosender Applaus füllte die Reihen, als der erste Triathlet die Zielgerade passierte und somit zum Sieger des Ironman gekürt wurde. Der zweitplatzierte folgte sieben Minuten später und der drittplatzierte elf weitere Minuten später. Die Minuten vergingen und vergingen und ein Triathlet nach dem Anderen betrat das Ziel, doch bisher fehlte sowohl von Tobias, als auch von Zack jede Spur. Wir machten uns schon Sorgen, als Tobias schließlich angerannt kam und als Platz 65 durch das Ziel rannte. „Wuhuuu!“, schrie Maria laut vor Freude auf, während wir ihm alle Beifall klatschten. Tobias krümmte sich am Boden und versuchte nach Luft zu ringen, während man ihm eine Flasche Wasser reichte. „Wo ist Zack?“, fragte Rachel ganz ungeduldig. Fünf Minuten später erreichte Zack das Ziel und seine Familie und wir waren ganz aus dem Häuschen. „Yeaaah! Das ist mein Bruder!“, schrie Rachel laut durch die Menschenmenge und auch ich freute mich sehr für Zack, dass er es endlich geschafft hatte. Immerhin konnte er am Ende noch einmal ein wenig auf Tobias aufholen und Platz 66 von über 2000 Triathleten ist wahrlich eine Glanzleistung. Als wir später auf Zack trafen, fiel Rachel ihrem Bruder als allererstes um den Hals. Als sie ihn wieder losließ, sagte sie angeekelt. „Iiiih, du bist verschwitzt und stinkst nach Schweiß.“ Alle lachten und Zack grinste. „Gratulation mein Junge.“, sagte Herr Tanner voller Stolz und vielleicht irrte ich mich ja und sein Sohn ist ihm doch nicht so egal, wie anfangs von mir vermutet. Ich lächelte Zack zu und er lächelte zurück. „Sieh mal Leon, da ist Tobias.“, sagte Maria zu mir und deutete mit ihrem Finger etwa zehn Meter weiter. Ich musste ein wenig gegen die Abendsonne blicken, doch erkennte ich sofort den groß- und starkgebauten Körper von Tobias. Doch Tobias war nicht alleine, denn in seinen Armen hielt er einen Jungen fest umschlungen, den er auch leidenschaftlich und innig auf den Mund küsste. Ich erblickte das schwarze, kurze Haar von Bobby, der stolz auf seinen Freund war. Beide sind überglücklich und lächelten sich an. Im Gegensatz zu Rachel, stand Bobby auf den verschwitzen Körper seines Freundes. „Rawww, irgendwie macht mich das jetzt an.“, sagte Bobby grinsend zu Tobias. „Und irgendwie fühl ich mich fix und fertig.“, erwiderte Tobias lachend. Ich lächelte vor mich hin und freute mich für die Beiden. Ich merkte zunächst nicht, wie Zack neben mir stand und erst als ich den Geruch von Schweiß roch, bemerkte ich ihn. „Herzlichen Glückwunsch Zack.“, sagte ich stolz und lächelnd zu ihm. „Danke Leon.“, erwiderte Zack lächelnd. Danach beobachten wir noch ein Weile Tobias und Bobby, die überglücklich zusammen waren und sich in den Armen lagen. Ein schöner Tag ging zu Ende.
Normalerweise wäre dieses Kapitel bereits am Mittwoch gekommen. Hab es aber völlig verpennt. Nun also zwei Tage später. Gleich danach gibt es auch noch das nachfolgende Kapitel!
58. Das Klassentreffen – Teil 1 Ein Klassentreffen ist immer etwas Besonderes, denn man begegnet nach längerer Zeit den Menschen wieder, mit denen man jahrelang auf dieselbe Schule ging. Erfahrungen und Erlebnisse die in der Berufswelt gesammelt wurden, werden ausgetauscht und analysiert. Es wird gelacht, geweint und sich vor Wiedersehensfreude in den Armen gelegen. „Da sind wir also.“, sagte ich zu meiner Freundin Maria, als wir unser erstes gemeinsames Klassentreffen betraten. Es fand in einem kleinen bescheidenen Lokal statt und war gefüllt mit Menschen aus unserem Abschlussjahrgang. „Es kommt mir vor als wäre es erst gestern gewesen, dass wir die Schule verließen.“, sagte Maria zu mir. „Wenn ich mich so umschaue, dann hat sich niemand wirklich seit damals verändert.“ „Vielleicht optisch betrachtet nicht, aber überleg mal was wir Beide die letzten Monate durchgemacht haben.“, erwiderte ich und fügte hinzu: „Es hat sich einiges geändert!“ „Zum Beispiel, dass ich anfangs zu einer echten Möchtegernbitch mutierte und nun Modedesign statt Kunst studieren werde, und du dich als bisexuell geoutet hast und dreimal fast ums Leben gekommen wärst?!“, listete Maria mir auf. „Dreimal?“, fragte ich verwirrt. „Einmal das Unglück in den Bergen, dann der Autounfall und drittens deine Sucht nach…“ Ehe Maria ihren Satz beenden konnte, wurde sie von einem Ruf unterbrochen, doch mir war sofort klar, dass sie auf die Pillen anspielte. Doch woher wusste sie davon? „Leon?!“, rief eine laute Stimme und als mich zu ihr umdrehte, erblickte ich Chris, einen alten Schulfreund von mir. Er war groß, recht schlank, hatte kurzes gestyltes Haar und trug eine Brille auf der Nase, die er damals noch nicht trug, wenn ich mich recht erinnerte. „Hey Alter, wie geht´s dir?“, fragte Chris mich voller Freude über das Wiedersehen. „Man vegetiert so vor sich hin.“, antwortete ich ihm scherzhaft. „Und wie läuft es bei dir?“ „Ich studiere ja Ernährungswissenschaft wie du weißt und da läuft es eigentlich ganz gut. Außerdem wohn ich derzeit bei meinem Vater und dessen Lebenspartner.“, antwortete Chris mir ausführlich. Chris Eltern sind geschieden, da sein Vater sich als homosexuell outete. „Dann verstehst du dich mit deinem Dad wieder?“, harkte ich etwas genauer nach, denn es gab eine Zeit da kam Chris mit der Neuausrichtung seines Vaters gar nicht klar. „Ich akzeptiere es! Ich verstehe es zwar nicht, aber ich akzeptiere es. Was anderes bleibt mir ja auch nicht übrig. Es ist okay…“, erklärte Chris mir und ihm schien es wirklich nichts mehr groß auszumachen. „Seid ihr Beiden wieder zusammen?“, fragte Chris mich und Maria auf einmal und man konnte ihm die Frage nicht verübeln, nachdem ich mit ihr hier zusammen erschien. „Leon und ich sind nur gute Freunde.“, kam mir Maria mit der Antwort zuvor und legte ihre weichen Hände auf meine Schultern und schmiegte sich an mich. „Okaaay.“, sagte Chris etwas skeptisch, dann fragte er mich. „Hast du was von Manne gehört? Kommt er heute auch?“ Ich schluckte und musste an den Sturz über die Klippe in den Bergen denken, doch unterdrückte ich jegliche Furcht und antwortete: „Er wird nicht kommen.“ Zumindest wenn er so etwas wie Taktgefühl und Verstand verfügt, fügte ich in Gedanken noch hinzu. Chris, Maria und ich gönnten uns danach jeder einen Drink und stießen auf das Wiedersehen zusammen an, als sich ein weiterer Bekannter zu uns dazu gesellte: Bobby! „Sieht so aus, als wäre der alte Freundeskreis beinahe wieder vollständig zusammen.“, sagte er glücklich und begrüßte jeden einzelnen von uns mit einer Umarmung. „Schön dich wiederzusehen.“, sagte ich zu ihm lächelnd. „Freut mich auch.“, erwiderte Bobby lächelnd und ich wusste, dass er ebenso wie ich an unser Treffen am Weihnachtsabend dachte, der damit endete, dass ich mit seiner Oma im Wohnzimmer tanzte und er mich innerlich auslachte. Doch das war es mir damals wert, denn Bobby stand mir damals mit Rat zur Seite, die ich auch bitter benötigte. „Aber nur beinahe vollständig.“, sagte Chris schließlich. „Wo ist Tobias?“ Ich sah wie Maria ihren Blick zum Boden wandte, als der Name ihres Ex-Freundes fiel. Es war Bobby, der Chris augenrollend und etwas deprimiert antwortete: „Der kann nicht. Ich hab mit ihm telefoniert und er meinte, dass er für diesen Ironman-Triathlon trainieren muss.“ „Oh, ein Freund von mir nimmt auch an diesem Wettkampf teil.“, sagte ich überrascht. „Gegen Tobias wird er keine Chance haben.“, sagte Bobby lächelnd. Nun mischte sich Maria doch ins aktuelle Thema ein. „Zack ist aber sehr sportlich und ich sag das nicht nur, weil ich mit ihm zusammen im Bett war.“ Ich nippte gerade an meinem Drink als sie das sagte und verschluckte mich. Maria redete weiter: „Wir sind aber nicht zusammen.“, fügte sie schnell hinzu. „War eine einmalige Sache und inzwischen sind wir nur gute Freunde, die sich immer wieder einmal nett miteinander unterhalten und sich Sorgen um dieselben Freunde machen. Ich rede wieder einmal viel zu viel…“ Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Zack hat mit Maria über meine Sucht nach den Pillen geredet! „Weiß einer von euch, was aus Matthias geworden ist?“, fragte Chris, der das Thema ändern wollte und Maria nicht länger als zehn Sekunden quatschen hören konnte, doch mit seiner Frage trat er in ein Fettnäpfchen. Matthias war ebenfalls ein sehr guter Freund von uns, doch als sich Bobby damals unfreiwillig in der Schule outete, verprügelten er und andere ihn. „Wenn er klug ist, dann ist er hoffentlich weit weg und lässt sich hier heute nicht blicken.“, sagte Bobby, der ungern an schlechte Zeiten erinnert wird. „Tut mir Leid Bobby.“, entschuldigte sich Chris, doch Bobby winkte ab, dass es schon okay sei. „Hast du mit Zack über mich gesprochen?“, fragte ich Maria, da mich der Gedanke einfach nicht mehr losließ und ich Gewissheit haben musste. Maria blickte mich erschrocken an und auch die Anderen starrten uns an. „Er macht sich nur Sorgen um dich und wollte, dass ich ein Auge auf dich werfe.“, erklärte mir Maria, was als ich als Geständnis abstempeln konnte. Wut kochte in mir hoch, die ich an Maria ausließ.
59. Das Klassentreffen – Teil 2 Maria blickte mich erschrocken an und auch die Anderen starrten uns an, als ich sie fragte, ob sie mit Zack über mich sprach. „Er macht sich nur Sorgen um dich und will das ich ein Auge auf dich werfe.“, erklärte mir Maria, was als ich als Geständnis abstempeln konnte. Wut kochte in mir hoch, die ich an Maria ausließ. „Was fällt euch eigentlich ein?!“, fragte ich aufgebracht und sehr zornig. „Ich bin kein Sozialfall, um das man sich ständig kümmern muss. Mir geht es gut!“ „Wenn es dir so gut geht, wieso dann diese Pillen?“, fragte mich Maria verzweifelt. „Was für Pillen?“, mischte sich nun Chris in das Gespräch ein. „Das geht dich nichts an!“, riefen ich und Maria ihm gleichzeitig zu und Chris trat erschrocken einen Schritt zurück. Unterdessen spürte ich den besorgten Blick von Bobby im Nacken. „Das mit den Pillen ist zu Ende. Ich hab keine mehr und werde auch keine mehr einnehmen.“, erklärte ich Maria und hoffte, dass sie mir glaubte. „Misch dich nicht immer in Dinge ein die dich nichts angehen und halt dich einfach raus.“, sagte ich schließlich zu Maria und trieb es bis zur Spitze. „Kümmere dich um dein eigenes Leben, das ja offenbar auch nicht so prickelnd ist, denn ansonsten würdest du dich nicht ständig in mein Leben drängen und mir meine Freunde ausspannen.“ Sobald ich den Satz zu Ende sprach, bereute ich ihn zugleich auch wieder, denn damit bin ich zu weit gegangen und man konnte in Marias Gesicht deutlich ablesen, wie sehr ich sie damit verletzte. „Also schön.“, sagte sie schließlich zu mir, dabei riss sie sich zusammen nicht das Weinen anzufangen. Dann ging sie ohne ein weiteres Wort davon und verschwand in der Menschenmenge. „Was war das?“, fragte Chris langsam und schockiert. „Das war das Ergebnis, wie sehr sich unser Leben verändert hat.“, antwortete ich ihm lediglich, ohne ihn dabei anzusehen. „Sorry Leute, ich muss das wieder gerade biegen.“ Ich drückte Chris meinen Drink in die Hand und ließ ihn und Bobby alleine stehen. Dann schlängelte ich mich durch die große Anzahl meiner ehemaligen Klassenkameraden hindurch und hielt Ausschau nach Maria. Im Lokal fand ich sie nicht, also marschierte ich hinaus ins Freie. Es war ein wolkenloser und sonniger Tag mit angenehmen Temperaturen. Die Natur fing an aufzublühen und ein paar Kinder spielten auf einem Spielplatz Fußball. Genau dort entdeckte ich auch Maria. Sie saß auf einer der beiden dort angebrachten Schaukeln und starrte zu ihren Füßen. Ich ging auf sie zu und setzte mich still und leise auf die zweite Schaukel, dann sagte ich reumütig: „Es tut mir Leid Maria. Ich bin zu weit gegangen.“ Maria blickte auf, sah mich allerdings nicht an. „Kannst du dir vorstellen wie das ist, wenn du erfährst, dass zwei Jungs mit denen du einmal zusammen warst, plötzlich auf Männer stehen?“, fragte sie mich, wartete meine Antwort jedoch nicht ab. „Du bekommst das Gefühl, dass du etwas falsch machst. Du frägst dich, ob es an dir selber liegt und ob du vielleicht abstoßend wirkst. „Um Himmels Willen Maria, dass ich auch auf Männer stehe hat wirklich nichts mit dir zu tun.“, sagte ich zu ihr eindringlich. Mir war bisher nicht bewusst, dass Maria das so sehr mitnahm. „Das weiß ich doch Leon.“, sagte sie zu mir und lächelte mich von der Seite aus an. „Ich verurteile dich oder Tobias deswegen auch nicht, aber verstehst du was ich meine?“ „Ja ich versteh was du meinst.“, antwortete ich ihr. „Aber auch du wirst eines Tages die Liebe deines Lebens finden, der dich so nimmt wie du bist und dich auf Händen tragen wird.“ „Das hast du jetzt aber schön gesagt.“, sagte Maria lächelnd. „Und das was ich eben im Lokal gesagt habe war Schachsinn! Als das erste Semester begann, war ich froh dass es jemanden in meinem Leben gab, den ich bereits unter all diesen vielen neuen fremden Menschen kenne. Ich bin froh, dass du in meinem Leben bist.“, sagte ich zu Maria. „Mir geht es genauso.“, erwiderte Maria. „Dann verzeihst du mir?“, fragte ich sie und blickte sie an. „Nur wenn du mir heute all meine Drinks bezahlst.“, schmunzelte Maria und ich sah mein Geld bereits flöten, doch stimmte ich grinsend und dankend zu. Auf dem Weg zum Lokal zurück, sagte Maria: „Übrigens: Ich weiß, dass es nicht okay von Zack war, dass er mir das mit deiner Sucht erzählte, aber er meint es wirklich nur gut mit dir. Er macht sich große Sorgen um dich und wollte das jemand ein Auge auf dich wirft, wenn er nicht dabei ist.“ „Ja ich weiß. Ich hab mich grundlos aufgeregt.“, sagte ich. „Da seid ihr Beiden ja wieder. Alles wieder okay, oder muss ich einen Richter herbeirufen, der zwischen euch vermittelt?“, fragte uns Chris, als wir im Lokal wieder zu ihm und Bobby traten. „Alles wieder okay.“, sagte Maria lächelnd und klaute sich frecherweise das Getränk von Chris. „Das freut mich, denn Freunde sollten nicht streiten.“, sagte Bobby. „Naja der übliche Zank unter Freunden eben.“, erwiderte ich. „Wer landet mit wem im Bett, wer nimmt welche Pillen, wer steht auf Jungs, wer auf Mädchen, und so weiter.“ „Aha…“, stieß Chris verwirrt aus. „Ach das weißt du ja noch gar nicht. Ich bin bisexuell und steh auf Kerle.“, erklärte ich ihm. Chris ließ vor Schreck beinahe meinen Drink los, denn ich aber rettete, indem ich ihn mir wieder zurücknahm, sodass Chris nun mit leeren Händen und einen dümmlich aussehenden Gesichtsausdruck dastand. „Ich glaube das war zu viel für ihn.“, sagte Bobby lachend und wir alle sahen Chris an. Chris sammelte all seine Sinne wieder zusammen und sagte: „Wir sind schon ein verrückter Haufen. Ich mit meinem schwulen Dad, Bobby der auf Jungs steht, Leon der auf Mädchen UND Jungs steht und wenn wir noch ein wenig warten, dann wird sich unsere Primadonna Maria als lesbisch outen.“ Alle lachten, sogar Maria, die laut „Niemals!“ rief und Chris als verrückten Spinner bezeichnete.
54. Vergissmeinnicht – Teil 1 Viel ist geschehen in diesem eisigen Winter des Todes, doch der März lockte die ersten Sonnenstrahlen hinter den düsteren Wolken hervor, was den Schnee zum Schmelzen und die ersten Blumen zum Erblühen brachte. Zusammen mit Roy, Derek und Annabelle saß ich an einem Außentisch in einer Cafeteria in der Stadtmitte und jeder von uns gönnte sich ein warmes Getränk, während Derek angeregt über die Hochzeitsplanung sprach. „Es wird natürlich kirchlich geheiratet. Wir werden schon jemanden finden, der uns traut. Wir werden beide wunderschöne Smokings tragen, die Orgel spielt himmlische Lieder, während Annabelle mit ihrer hinreisend, engelhaften Stimme das Ganze verfeinert und verschönert.“ Mir war durchaus bewusst, dass Derek Annabelle nun Honig ums Maul schmierte, damit sie auf ihrer Hochzeit singt und ich fragte mich, ob Annabelle das ebenfalls erkannte. Annabelle mochte Derek wegen seiner Art und Weise nie sonderlich und ließ ihn das auch immer deutlich spüren. „Wo wir anschließend feiern, müssen wir noch ausdiskutieren. Was die Gästeliste angeht, stehen unsere beiden Familien natürlich an erster Stelle, dann die Mitglieder des CODA-Clubs, die Mitglieder meiner Theater AG und wenn du halt noch so alles kennst.“, sagte Derek zu Roy, der ihm aufmerksam zuhörte, aber keinen Ton von sich gab, um die Hochzeitspläne seines Freundes nicht zu durchkreuzen. „Naja ob mein Dad kommt ist fraglich. Der hat ja sowieso nie Zeit.“, sagte Roy schließlich. „Ach der kommt schon.“, winkte Derek locker ab. „Ich werde übrigens Caro fragen, ob sie meine Trauzeugin sein möchte. Du weißt doch noch wer Caro ist oder? Meine Partnerin, die die Helena spielte. Wen wirst du als Trauzeuge, Schrägstrich Trauzeugin nehmen?“ Roy blickte selbstverständlich zu seiner Schwester Annabelle, während er gerade an seiner Tasse Cappuccino nippte. „Annabelle wird meine Trauzeugin!“ Zum ersten Mal seitdem wir die Cafeteria betraten, sagte Annabelle etwas und das mit wenig Begeisterung: „Moment mal! Bisher war nur von singen die Rede und nicht mehr!“ „Ja, aber ich dachte das wäre offensichtlich, dass ich dich als Treuzeugin wähle.“, erwiderte Roy überrascht und verwirrt zugleich. Bisher schien es so, als hätte sich Annabelle zusammengerissen, während sie Dereks Hochzeitsplanung über sich ergehen ließ, aber nun konnte sie nicht mehr an sich halten: „Ich werde ganz sicher nicht deine Trauzeugin sein! Ich werde doch nicht bezeugen wie du IHN heiratest!“ Bei dem vorletzten Wort wurde Annabelle extrem laut und deutlich und alles Anwesenden war sofort klar, was das zu bedeuten hatte. „Endlich!“, sagte Derek ebenfalls lauter. „Ich wusste schon immer, dass du mich nicht ausstehen kannst.“ Auf einmal stand Roy zwischen zwei Stühlen und wusste nicht, für wen er Partei ergreifen sollte. Da er verzweifelt schien, mischte ich mich in das laufende Gespräch ein. „Hört auf euch beide zu streiten!“, rief ich Derek und Annabelle zu. „Es ist so ein schönes Wetter und es sind so viele schreckliche Dinge geschehen. Dies soll ein schöner Tag werden und kein Tag zum Streiten.“ Meine Worte schienen Wirkung zu zeigen, denn Beide schwiegen ab diesem Moment. Damit schaffte ich zwar nicht das Problem zu lösen, aber immerhin aufzuschieben. „Leon, ist das nicht Oskars Bruder und dein ehemaliger Kunstprofessor da drüben?“, fragte Annabelle mich nach kurzer Zeit und deutete mit ihren Kopf an, mich umzudrehen. Ich blickte auf die andere Straßenseite und entdeckte tatsächlich Shane. Auch er schien uns, oder besser gesagt mich, gesehen zu haben, denn auf einmal sprang er über die Straße, geradewegs auf uns zu. „Guten Tag zusammen!“, begrüßte er uns alle freundlich. „Genießen wir den Frühling?“ „So ist es.“, antwortete Derek ihm, der nicht besonders erpicht darauf war, sich lange in der Gesellschaft eines Professors aufzuhalten. „Ich will auch gar nicht lange stören, doch ich hab Leon von der anderen Straßenseite aus gesehen und wenn es keine Umstände macht, dann würde ich gerne kurz mit ihm reden. Nur wenn es euch nichts ausmacht natürlich.“, erklärte Shane den anderen Drei, während ich unsicher lächelte. „Kein Problem.“, sagte Roy zu Shane. Ich stand von meinem Platz auf und begleitete Shane ein paar Schritte die Straße hinunter, während ich mich mit ihm unterhielt. „Ich dachte du wärst schon wieder fort.“, sagte ich zu Shane. „Nein, ich bleibe noch eine Weile. Durch den Tod von Oskar und meiner Mutter, sind einige Dinge liegen geblieben, um die ich mich zunächst kümmern muss.“, erklärte mir Shane. „Man glaubt es kaum, aber gleich nach der Beerdigung hat sich mein Vater in den nächsten Flieger nach Miami gesetzt, um an einer Betriebssitzung teilzunehmen. Der Mann ist unglaublich…“ „Tut mir wirklich Leid für dich.“, sagte ich mitfühlend zu Shane und zwinkerte dabei leicht mit meinen Augen, da mir die Sonne direkt von vorne ins Gesicht schien. „Danke, das ist sehr lieb von dir.“, sagte Shane zu mir. „Ich störe dich übrigens ungern in deiner freien Zeit, aber ich suche nach Oskars Werkzeugkasten, hab ihn aber nicht gefunden.“ „Vermutlich liegt der noch irgendwo in der CODA, unserem Clubhaus.“, sagte ich und überlegte. „Würde es dir was ausmachen, mir denn morgen abends vorbeizubringen?“, fragte Shane mich. „Ich schreib dir die Adresse auf. Das wäre wirklich sehr nett von dir.“ „Na klar, mach ich.“, entgegnete ich freundlich, doch innerlich fühlte ich mich etwas unwohl. Ich würde das erste Mal das Haus betreten, indem Oskar lebte und ich würde allein mit Shane sein…!
Als ich bei mir zuhause ankam, ging ich in die Küche, nahm mir ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit klarem Leitungswasser. Dann zog ich eine kleine Schachtel aus meiner Tasche, in der ich die Pillen gegen meine Panikattacken aufbewahre. Ich warf mir eine ein und trank einen ordentlichen Schluck Wasser hinterher. Seit dem Autounfall und Oskars Ableben sind meine Panikattacken wieder schlimmer geworden und bescherten mir schlaflose Nächte. Max war auch nicht mehr da, um mir meine Hand zu halten. Ich musste das also alleine durchstehen. Ich versuchte stark zu sein, doch innerlich war ich am Ende mit meinen Kräften. Ich wusste auch, dass ich inzwischen von den Pillen abhängig war, doch konnte ich einfach nicht aufhören, sie weiter einzunehmen. Könnte ich doch nur alles vergessen, was geschah!
55. Vergissmeinnicht – Teil 2 Es gab Zeiten, da hätte ich niemals gedacht, dass ich auf Jungs stehen könnte, dass ich einem Club beitrete, oder dass ich mit magischen Kunstutensilien arbeiten würde, die dafür sorgten, dass ich alles um mich herum vergas. Diese Zeiten waren vorbei und inzwischen war ich soweit, dass ich nur noch vergessen wollte. Ich öffnete die Schatulle mit dem Pinsel und dem Zeichenstift aus dem Mystic-Shop. Meine Hände zitterten und ich zögerte, doch schließlich griff ich nach dem Zeichenstift und fing an zu zeichnen. Ich hatte kein bestimmtes Motiv und zeichnete einfach drauf los. Mein einziges Ziel war, mich vergessen zu lassen. Die feinen Linien fingen wieder an rot aufzuleuchten. Ich hielt kurz inne und wartete ab, ob der Zeichenstift auch wieder heiß wurde. Als nichts dergleichen geschah, setzte ich meine Arbeit fort und zeichnete wild drauf los.
„Was machst du denn hier?“, fragte mich Zack überrascht, als ich mittags die CODA betrat, in den Zack gerade seine Tanzstunden mit seinen Freunden und Bekannten absolvierte. „I-Ich weiß es nicht.“, antwortete ich ihm wahrheitsgetreu, denn ich wusste weder warum ich hier herkam, noch wie ich hier herkam. „Ist alles in Ordnung mit dir Leon?“, fragte Zack mich besorgt, nachdem er mein verwirrtes Gesicht bemerkte. Schweiß tropfte ihn von der Stirn und im Hintergrund lief Musik. „Ich denke schon.“, antwortete ich ihm. „Darf ich euch ein wenig zusehen?“ Zack sah mich weiterhin besorgt an, doch hatte er natürlich nichts dagegen, dass ich ihm und seinen Freunden ein wenig beim Tanzen zusah. Bisher bekam ich nie viel von Zacks Tanzstunden mit, und Walzer brachte ich auch noch fertig, schließlich tanzte ich diesen Tanz mit Maria einst auf dem Abschlussball. Was ich hier allerdings sah, versetzte mich in Staunen. Allesamt tanzten richtig gut, vor allem Zack beeindruckte mich. Jeder Schritt den er ausführte stimmte haargenau mit dem Takt der Musik überein und er hatte auch sichtlich Spaß daran. Ein Lächeln kam mir über die Lippen, dass Zack nicht entging, obwohl er tanzte. Zack lächelte zurück und ich fühlte mich richtig wohl. Nach der Tanzstunde reichte ich Zack sein Handtuch und gratulierte ihm zu seinen erfolgreichen Tanzübungen. Cool und lässig wie er nun mal war, winkte er ab. „Das ist doch ein Klacks für mich.“ Zack grinste. „Morgen früh beginnt die harte Arbeit für mich erst richtig, denn dann muss ich mich für den Wettkampf vorbereiten.“ „Welcher Wettkampf denn?“ fragte ich Zack neugierig. „Der Ironman-Triathlon. Schon einmal davon gehört? Ein Wettkampf der einen ganzen Tag andauert und aus den Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen besteht.“, erklärte Zack mir genau. „Ich trainiere dafür schon seit meiner Kindheit und in zwei Wochen findet ein Wettkampf statt, an dem ich teilnehmen werde.“ „Klingt aufregend, da wäre ich gerne dabei.“, sagte ich freudig. „Dann komm doch mit. Dann lernst du meine Familie kennen und Fiona wird auch dabei sein.“, sagte Zack zu mir und lud mich damit offiziell ein, ihn zu dem Wettkampf zu begleiten. „Ich komm gerne mit und feuere dich kräftig an.“, sagte ich strahlend lächelnd. „Ich werde sogar noch mehr tun. Ich trainier morgen mit dir!“ Zack lachte laut auf. „Wenn du denkst, dass du mit mir mithalten kannst.“ „Hört, hört, da ist jemand sehr von sich überzeugt.“, sagte ich. „Na gut ich bin nicht so sportlich wie du, deshalb fahr ich mit dem Fahrrad, während du joggst.“ Ich grinste frech. „Ah, jetzt weiß ich wieder was ich hier wollte – Ich hab Oskars Werkzeugkasten gesucht!“
Als die Erinnerungen an die vergangenen Wochen mich wieder einzuholen drohten, warf ich mir wieder eine Pille ein und zeichnete ein Bild. Dieses Mal benutzte ich den Pinsel aus dem Mystic-Shop und während ich die Farben auf dem weißen Blatt Papier auftrug, kam es mir so vor, als würden sie leuchten und Gefühle übermitteln. Bei Grün empfand ich Hoffnung, bei Blau eine bittere Kälte und bei Rot wurde es mir herzlich warm ums Herz. Es war ein befreiendes Gefühl und so merkte ich nicht wie sich alles um mich herum drehte. Die Zeit raste an mir vorbei und als ich wieder auf die Uhr blickte, erschrak ich zunächst, denn ich war mit Shane verabredet, um ihm Oskars Werkzeugkasten vorbeizubringen. Ich zog aus meiner Hosentasche einen kleinen Zettel und überprüfte die Adresse, die mir Shane überreicht hat. Sie schien zu stimmen. Ich stand vor einem großen dunklen Haus, das fast schon einer Villa glich. Der Rasen war grün und ein gepflasterter Weg führte durch den Vorgarten zur Haustür, an dem eine helle Lampe leuchtete. Ich drückte auf die Klingel und wartete. „Schön dass du gekommen bist.“, begrüßte mich Shane dankbar und er umarmte mich sogar leicht. „Danke fürs Bringen von Oskars Werkzeugkasten.“ „Ist doch selbstverständlich.“, sagte ich kurz und bündig, während ich meine Hände in meine Hosentasche steckte und mit meinen Füßen nervös auf und ab wippte. „Ich möchte mich dennoch gerne erkenntlich zeigen. Kann ich dich zum Essen einladen?“, fragte mich Shane und Hoffnung lag in seiner Stimme. Ab diesem Zeitpunkt wurde mir bewusst, dass er das offenbar von Anfang an so geplant hatte, damit ich Zeit mit ihm verbringen würde.
56. Vergissmeinnicht – Teil 3 Ich konnte seine Einladung nicht ausschlagen. Er war Oskars Bruder und nach wie vor fühlte ich mich ein wenig schuldig für dessen Tod. Shane bat mich also freundlich und erfreut in sein Zuhause, indem ich mich zunächst einmal mit großen Augen umsah. Es war alles sehr elegant eingerichtet. Im Wohnzimmer loderte ein Kaminfeuer, was eine warme und wohlfühlende Atmosphäre erschuf. Ganz im Gegensatz zur Küche, die aus hellem Marmor errichtet wurde und durch das grelle Licht noch zusätzlich kühl und abweisend wirkte. Auf dem Herd stand eine große Pfanne mit Deckel, in der etwas kochte. Shane begleitete mich ins Esszimmer, indem für zwei Leute gedeckt wurde. Jetzt konnte ich mir zu hundert Prozent sicher sein, dass Shane mich von Anfang an zum Essen einladen wollte und sich nur nicht traute vorher zu fragen. „Was kann ich dir zum Trinken anbieten? Eine Limo, oder Saft, oder was Stärkeres?“, fragte er mich ein kleinwenig nervös. „Nur einen Saft, danke.“, antwortete ich ihm freundlich und setzte mich auf einen Stuhl. „Ich hoffe du magst Risotto.“, rief mir Shane aus der Küche zu, als er mir meinen Saft besorgte. „Ich wusste nicht, was du gerne isst, also hab ich einfach mal was herbeigezaubert.“ „Wenn es so gut schmeckt wie es riecht, dann freu ich mich.“, sagte ich grinsend und versuchte damit die Stimmung ein wenig aufzulockern, was mir offensichtlich auch gelang, Shanes darauf folgendem Lächeln zumute. Wir fingen schließlich an zu speisen und keiner sagte unterdessen ein Wort. Ich stocherte in meinem Risotto rum, das wirklich ausgesprochen gut schmeckte und schaute nur selten von meinem Teller auf. Es war schließlich Shane, der das Schweigen sprach und mit einer Unterhaltung begann. „Wie lief es eigentlich mit dem neuen Kunstprofessor? Hat er euch viel beigebracht?“, fragte er. „Naja…es geht so. Ich kann ihn nicht sonderlich gut ausstehen, er ist ziemlich arrogant, faul und egozentrisch. Er ist eben nicht du…“, erklärte ich Shane und wurde leicht rosa im Gesicht. „Nicht wie ich?“ Shane lachte. „Du meinst, er zerreißt deine Bilder nicht in der Luft?“ Ich guckte Shane böse an. „Das nehme ich dir übrigens noch übel. Das war echt mies von dir!“ Shane lachte laut auf und verschluckte sich dabei an ein paar Reiskörnern. Er fing an zu husten, was bei mir wiederrum Schadenfreude verursachte. „Jaja, Schadenfreude ist die schönste Freude.“ Als Shane einen Schluck Mineralwasser trank ging es ihm wieder besser und er fragte mich: „Wenn du mal Zeit und Lust hast, dann kannst du mir deine Kunstmappe gerne zeigen. Würde mich interessieren, wie gut du inzwischen geworden bist.“ „Lieber nicht.“, sagte ich schnell und musste an die Bilder denken, die ich mit dem Zeichenstift und dem Pinsel aus dem Mystic-Shop aufs Papier brachte. „Ich hab mich nicht groß verbessert.“, fügte ich noch hinzu und hoffte das Shane das Thema damit beruhen ließ, doch erfolglos. „Papperlapapp.“, sagte Shane schnippisch. „Das du Talent hast weiß ich und wenn du dich richtig gut anstellst, dann wird aus dir noch ein großer Künstler.“ Das Lob war zu viel für mich und ich wurde wieder rot im Gesicht. Mir schoss eine Frage durch den Kopf und ich musste sie einfach stellen. Nicht deswegen, weil ich die Antwort gerne hören wollte, sondern um sicher zu gehen, dass Shane etwas nicht tat, was er oder ich später bereuen könnte. „Du wirst mich heute Abend aber nicht wieder küssen oder?!“ Shane sah mich mit großen Augen überrascht an. Erst sah es so aus, als würde er wieder in schallerndes Gelächter ausbrechen, doch dann wurde seine Miene ganz ernst und undurchsichtig, als wollte er etwas vor mir verheimlichen. Doch es war die Wahrheit, die aus seinem Munde kam. „Nein Leon, ich will dich nicht noch einmal küssen. Ich bereue es, dass ich es vor einiger Zeit getan habe, denn ich hab dich damit überrumpelt und vermutlich auch verängstigt…“ „Ich war vor allem überrascht! Mit so etwas hatte ich zu dem Zeitpunkt nämlich gar nicht gerechnet.“, sagte ich zu Shane und sprach mit ihm ganz offen über dieses Thema. „Es tut mir Leid.“, entschuldigte sich Shane bei mir. „Ich hab dann die Konsequenzen aus meiner Handlung gezogen und mich versetzen lassen. Ein Professor der seinen Studenten küsst ist ein absolutes Tabu!“ Gerade als ich fragen wollte, ob Shane nun eigentlich homosexuell ist, stand auf einmal ohne Vorwarnung ein älterer Herr im Esszimmer, der mir noch bekannt vorkam. Es war Shanes Vater! „Was machst du denn hier?!“, fragte Shane seinen Vater voller Überraschung, aber auch Entsetzen. Wie viel mag Herr West von dem Gespräch wohl mitangehört haben…? „Ich bin früher von meiner Geschäftsreise zurückgekommen, um mehr Zeit mit meinem einzig verbliebenen Sohn zu verbringen.“, erklärte sich Herr West und sah Shane mit großen, kalten Augen an. „Doch wie ich sehe, verbringt der seine Zeit damit, sich an seine Studenten ranzuschmeißen!“ Die letzten Worte seines Vaters trafen mitten in Shanes Herz. Es war wie ein Messerstich und es sollte noch sehr viel schlimmer für ihn werden. Ich stand zwischen den Stühlen und wollte versuchen Shane in Schutz zu nehmen. „Hören sie Herr West. Shane hat sich nicht an mich ran geworfen, er ist nur freundlich zu mir.“ „Bitte Leon halt dich daraus.“, bat Shane mich. „Du machst es nur schlimmer.“ „Soso, er war also freundlich zu ihnen.“, sagte Herr West sarkastisch. „Mit Freundlichkeit ist man in dieser Welt noch nie weit gekommen. Nur durch viele harte Arbeit kommt man im Leben weiter.“, sagte Herr West. „Wenn sie uns nun bitte entschuldigen würden und die Güte hätten mein Haus zu verlassen? Mein Sohn und ich haben einiges zu bereden, dafür haben sie doch sicher Verständnis.“ Ich sah unsicher zu Shane, der mir lediglich zunickte und mir damit zu verstehen gab, dass ich ruhig gehen konnte und er allein klarkommt. Ich verabschiedete mich also kurz und bündig und verließ anschließend das Haus der Wests, dass durch das plötzliche Aufkreuzen von Shanes Vater, nun eine eisige Kälte versprühte.
Ich marschierte nach Hause, so schnell mich meine Füße tragen konnten. Ich rieb ständig meine Hände aneinander. Während ich ging, schaute ich in meine Tasche. Ich hatte meine Pillen zu Hause liegen lassen. Ich brauch eine, so schnell wie möglich! Ich hielt an der Haltestelle der Straßenbahn an und wartete darauf, dass sie möglichst bald erschien. Während ich wartete und ungeduldig und zittrig meine Hände und Füße rieb, dachte ich über Shane und dessen Familie nach. Ich hoffte, dass Shane keinen Ärger bekam. Andererseits war er alt genug. Doch sein Vater war sein letztes verbliebenes Familienmitglied und ich fände es schade, wenn er diesen nun auch noch verliert.
57. Vergissmeinnicht – Teil 4 Um mich herum befand sich eine dichte Nebelbrühe, die das in die Ferne blicken schier unmöglich machte. Meine Gedanken waren klar, doch ich war ganz allein und niemand erinnerte mich an die tragischen Geschehnisse der letzten Monate... Ich öffnete langsam meine Augen und meine Ohren vernahmen ein lautes Klopfen, als würde jemand mit einem Hammer gegen eine Wand schlagen. Dann hörte ich die Türklingel und den Ruf einer mir vertrauten Stimme. „Leon?! Leon!“ Die Stimme gehörte zu Zack. Ich stand aus meinem Bett auf. Meine Füße fühlten sich an, als wären sie mit Blei gefüllt und mein Kopf pochte. Müde öffnete ich die Türe und ließ Zack herein, der einen Jogginganzug trug. „Na endlich.“, sagte er. „Ich klingle und klopf schon eine Ewigkeit. Hast du vergessen, dass wir zum Joggen verabredet waren?“ „Vergessen? Äh nein, natürlich nicht…“, antwortete ich ihm unsicher. „Gib mir fünf Minuten okay?!“ Während ich mich fürs Joggen fertig machte, dachte ich über die letzte Nacht nach. Als ich vom Abendessen mit Shane nach Hause kam, zeichnete ich noch einmal ein Bild, bevor ich ins Bett ging. Ich benutzte wieder den Zeichenstift, der sich erneut erhitzte. Wie schon beim ersten Mal, ließ ich ihn schreckhaft los und begutachtete ihn genau. Dabei hätte ich schwören können, dass die Zeichnung anfing rot aufzuleuchten. „Wie lange brauchst du denn noch?!“, rief mir Zack fragend aus dem Gang zu. „Ich komm schon!“, rief ich zurück. Ich packte mir noch eine Flasche Wasser ein und stellte fest, dass ich nur noch eine Pille übrig hatte. Ich musste wohl oder übel Dr. Fauna bitten, mir ein neues Rezept auszuschreiben, aber ob sie mir diesen Gefallen tut? Ich fluchte leise…, doch darüber wollte ich mir später Sorgen machen, denn nun stand erst einmal das Training mit Zack im Vordergrund.
„Und eins, und zwei, und drei, …“ Zack joggte, während ich mit dem Fahrrad neben ihm herfuhr und ihn anspornte. Wir befanden uns in einem kleinen Waldgebiet in einem Park. „Wollen wir bei der Parkbank da vorne eine kurze Pause einlegen?“, fragte ich Zack, der inzwischen eineinhalb Stunden ohne Pause lief. „Von mir aus.“, antwortete Zack mir und kurz darauf saßen wir Beide auf der Bank und während Zack schnaufte und Wasser trank, schaute ich zum blauen Himmel empor. „Ich weiß du meinst es gut und vermutlich hat dir Max im Brief eingeredet, dass du dich um mich kümmern sollst, aber nur um das klarzustellen: Ich komm sehr gut ohne Hilfe klar, aber trotzdem vielen Dank!“ Ich hörte Zack nur mit halbem Ohr zu, denn nebenbei war ich damit beschäftigt, mir die letzte Pille einzuwerfen, ohne dass er etwas davon mitbekam. Doch ich hatte kein Glück! Zack packte mich fest am Handgelenk und sagte: „Wie ich feststelle, benötigst du ohnehin mehr Hilfe als ich.“ „I-Ich kann dir d-das erklären.“, versuchte ich ihm stotternd zu weißzumachen. „Erklären, warum du noch immer diese Pillen gegen Panikattacken einnimmst, die soweit mir Max berichtet hat, einen abhängig machen?“, erwiderte Zack. „Habt ihr euch gegen mich verbündet oder was?!“, fragte ich aufgebracht und stand auf. „Wir machen uns Sorgen um dich und wollen dir helfen.“, sagte Zack, stand ebenfalls auf, schnappte sich die Pille aus meiner Hand und warf sie im hohen Bogen davon in den Wald. „Spinnst du?!“, rief ich wütend. „Das war meine Letzte!“ „Das will ich doch auch hoffen.“, sagte Zack unbeeindruckt von meinem Wutausbruch. „Wie soll ich denn jetzt meine Panikattacken in den Griff bekommen und wie soll ich vergessen was alles geschehen ist?!“, rief ich Zack fragend zu und Verzweiflung breitete sich in mir aus. Zack packte mich fest am Handgelenk, was ein klein wenig wehtat. Doch er ließ mich sofort wieder los und deutete mit seinem Finger in den Wald. „Siehst du diese blaue Blume da?“ „Ja und? Unkraut…“, sagte ich beleidigt und eingeschnappt. „Das ist ein Vergissmeinnicht. Eine wunderschöne blaue Blume die einem sagen soll, dass du das Geschehene und Vergangene nicht vergessen sollst.“, erklärte Zack mir. „Was geschehen ist, ist nicht schön, aber es ist ein Teil deines Lebens und du musst lernen damit umzugehen.“ „Das ist nicht so leicht.“, sagte ich und bekam feuchte Augen. „Das hab ich auch nicht behauptet, aber dafür sind Freunde da. Ich bin für dich da!“, sagte Zack zu mir und hielt mit beiden Händen meinen Kopf fest. „Und wer sagt mir, dass du mich nicht auch noch alleine lässt?“, fragte ich ihn und fing an zu weinen. „Leon Schopp, ich verspreche dir hiermit, dass ich dich niemals alleine lassen werde.“, sagte Zack zu mir, was äußerst lieb von ihm war und auch so gar nicht seine Art, aber ich konnte in seinem Gesicht ablesen, dass er es ernst meinte. Ich nickte ihm dankbar zu und Zack lächelte mich an.
„Vielleicht brauchst du auch einfach nur Abstand von dem Ganzen.“, sagte Zack zu mir, als wir uns Beide frischgeduscht vor dem CODA-Club wieder trafen. „Urlaub eben.“ „Wahrscheinlich hast du Recht und in ein paar Tagen findet sowieso ein Klassentreffen in meiner Heimat statt. Perfekter Zeitpunkt um in den Schoß der Familie heimzufahren.“, sagte ich zu Zack. Als wir die CODA betraten, erwartete mich eine große Überraschung. Annabelle, Roy, Derek, Wallace, Fiona, Kat und Maria trugen bunte Spitzhüte, Luftballons und Luftschlangen schmückten den Raum und eine kleine Geburtstagstorte mit neunzehn Kerzen drauf stand auf dem Tisch. „Alles Gute zum Geburtstag!“, riefen alle gemeinsam, einschließlich Zack, der mich anlächelte. „W-Was? W-Wie?“, fragte ich ganz verwirrt und wusste gar nicht wo ich zuerst hinblicken sollte. „Da hat wohl jemand seinen Geburtstag vergessen.“, sagte Wallace schmunzelnd. „Das hab ich in der Tat.“, sagte ich. „Aber woher wisst ihr, dass ich heute Geburtstag habe?“ „Ein hübscher blonder Engel hat uns da was ins Ohr geflüstert.“, erklärte Annabelle mir. Ich warf einen Blick auf Maria, die mich freudig anstrahlte. Dann nahm ich sie dankbar in den Arm und sie gratulierte mir herzlich zum Geburtstag. „Die Torte haben wir Mädels gebacken. Ich hoffe sie schmeckt dir.“, sagte Kat und kurze Zeit später saßen wir alle am Tisch und aßen jeweils ein Stück Torte, während in der Mitte des Tisches, in einer kleinen Miniaturvase, ein Vergissmeinnicht steckte und den Tag für mich unvergesslich machte.
Im Grunde genommen war es mir schlichtweg egal, ob Koda seine Prüfung bestand oder nicht. Er hatte mich hierher verschleppt und mich gegen meinen Willen in einen Käfig gesperrt. Ich könnte jetzt einfach sagen, dass ich wieder nach Hause wollte und all das hier wäre zu Ende, aber … „Also ich höre. Wie entscheidest du dich?“, fragte der Magistrat mich und erneut durchbohrten mich seine Augen, die mich zunehmend einschüchternden. „Ich …, also ich äh …“ Ich sah erneut zu Koda. Ein flehendes Betteln lag nun in seinen Augen. Ich schloss meine Augen und ging mehrere Gedanken durch, bis ich die Entscheidung traf. „Ich bleibe.“ „Jawohl, sehr gut!“, rief Professor Spot auf einmal und alle drehten sich zu ihm. „Ich hab mein zweites Auge wiedergefunden.“, sagte er vergnügt und steckte sich das zweite Auge zurück in die Kopfhöhle, was zugegebenermaßen wirklich eklig aussah. „Die Entscheidung ist gefallen.“, sagte der Magistrat schließlich und erhob sich von seinem Stuhl. „Koda, du hast die erste Prüfung bestanden! Der Mensch wird ab sofort in unserer Welt leben. Du wirst für ihn Sorge tragen und du solltest dir darüber im Klaren sein, dass ein weiteres Fehlverhalten deinerseits, dich Kopf und Kragen kostet …, auch wenn du schon tot bist.“ Mit diesen letzten – nicht übermäßig aufbauenden Worten, verabschiedeten sich der Magistrat und die Professoren von uns, sodass Koda und ich kurz darauf alleine im Raum waren. Koda vermied noch immer den Blickkontakt mit mir, aber nach einer Weile sagte er etwas leiser: „Danke.“ „Och schon gut.“, entgegnete ich überrascht. „Nein wirklich. Ich danke dir sehr! Ohne dich …“ Koda hielt inne. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und er zitterte am ganzen Körper. Was war nur los mit ihm und überhaupt, seit wann waren Gespenster dazu in der Lage, am ganzen Körper zu zittern? „Schon okay.“, sagte ich erneut, während mir inzwischen jedes Körperglied schmerzte, weil die Enge alles andere als bequem war. „Ähm … könntest du mich jetzt mal aus dem Käfig befreien?“
# 4
„Kooooodiiii!“ Ein Mädchen mit langen braunen Haaren stürmte auf Koda zu, breitete ihre Arme aus und wollte ihn umarmen. Doch ihre Arme flutschten einfach durch ihn hindurch und das Mädchen fiel buchstäblich auf die Nase. „Aua.“ „Und? Hast du die Prüfung bestanden?“, fragte Zuko, als Koda und ich den Raum verließen und uns sechs Personen, beziehungsweise Wesen, entgegen kamen. Zuko den Zombie und Seth die Mumie kannte ich bereits, aber die anderen Vier waren mir noch völlig fremd und ich muss wie ein kleiner Junge an Weihnachten ausgesehen haben, als ich sie alle nacheinander mit offenem Mund und voller Staunen angaffte. „Natürlich.“, antwortete Koda glückselig. „Vor euch steht ein Naturtalent.“ Oje, jetzt gab er aber an. „Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass du die Prüfung nicht bestehen würdest.“, meinte ein Junge mit kurzen schwarzen Haaren. Seine Haut war etwas bleich und wenn er sprach, konnte ich zwei spitze Zähne in seinem Mundrachen erkennen. Ein Vampir? „Ganz so optimistisch hätte ich das Ganze nicht betrachtet.“, sagte nun ein anderer Junge und was er war, sah ich auf Anhieb. Eine lebendige Vogelscheuche mit einem Kürbis als Kopf. Er schaffte es als Einziger der Anwesenden lustig und unheimlich zugleich auszusehen. „Die Chance, dass Koda die Prüfung bestand, lag bei 50 zu 50. Die Aussicht, dass Sie ihn aufgrund seiner Tat verbannen würden, lag sogar bei 85 Prozent.“ „Meine Erfolgsrate von 100 Prozent ist demzufolge noch immer ungebrochen.“, meinte Seth, bei dem seine Bandagen bei jeder kleinsten Bewegung umherwirbelten. „Mich vor den Professoren zu entblößen war ein Geniestreich!“ Demnach hatte er sich also vor den Professoren und dem Magistrat ausgezogen? Und darauf war er auch noch stolz? „Oh Koda ich bin so froh, dass du die Prüfung bestanden hast. Ich hab keine Sekunde daran gezweifelt. Jetzt haben wir alle die erste Prüfung hinter uns!“, rief das Mädchen von vorhin glücklich. Das sie leicht aus der Nase blutete, schien sie gar nicht weiter zu stören. Der Junge, von dem ich glaubte, er sei ein Vampir, störte sich aber gewaltig daran. „Blut …“ „Was?“ Das Mädchen blickte ihn überrascht an, begriff dann aber schnell. „Oh, stimmt. Tut mir Leid Milan. Hey Seth, reich mir mal eines deiner Bandagen!“ „Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ich kein Verbandskasten bin?!“, entgegnete Seth wütend und seine grünen Augen leuchteten dabei. „Mal was ganz anderes. Was geschieht jetzt eigentlich mit ihm?“, fragte Zuko und zeigte dabei auf mich. Erstmals blickten mich alle Anwesenden an. Im Mittelpunkt zu stehen, empfand ich als kein großes Problem, aber jetzt, wo mich allerlei Monstern anstarrten, da war es selbst mir unangenehm. „Nanu. Wer ist das?“, fragte das Mädchen, kam auf mich zu und schnüffelte mit ihrer Nase an mir. „Ein Mensch und ich bin mir da zu 99,7 Prozent sicher.“, antwortete die Vogelscheuche ihr. „Und was ist mit den restlichen 0,3 Prozent?“, fragte Seth. „Es besteht die geringe Möglichkeit, dass er ein Oger sein könnte…“, antwortete die Vogelscheuche ihm, woraufhin ich ihn verwundert ansah. „Hm … ich rieche Blut.“, meinte das Mädchen. „Das bist du Ava!“, rief der Vampir ihr zu. „Würdest du dir das Blut bitte endlich abwischen. Ich hab keine Lust rückfällig zu werden.“ „Aber jetzt mal im Ernst. Was geschieht nun mit dem Jungen, Koda?“, fragte Zuko seinen Freund und Koda sah sich gezwungen, etwas Licht ins Dunkeln zu bringen. „Der Junge heißt Billie und wird ab sofort bei uns leben. Das war die Bedingung, die der Magistrat mir gestellt hat, wenn meine erste Prüfung als bestanden angesehen werden sollte.“ „Was?! Ein Mensch, hier, unter uns?!“, stieß der Vampir entsetzt aus. „Wollen die mich vergiften?!“ „Hm, was denkt sich der Magistrat nur dabei?“, fragte Zuko und grübelte nach. „Das ist doch sonnenklar.“, sagte die Stimme, die zur sechsten dazugekommenen Person gehörte und sich bislang im Hintergrund bedeckt hielt. Alle Köpfe wandten sich zu ihr um, nur Koda hatte sie schon fast die ganze Zeit über angesehen, als wäre sie etwas Besonderes. „Nachdem was in der Vergangenheit vorgefallen ist, will der Magistrat kein Risiko mehr eingehen. Den Jungen in seine Welt zurückzuschicken, wäre eine große Gefahr, denn er könnte sich trotz Vergessenszauber irgendwann an uns erinnern und allen von uns erzählen. Diese Gefahr wurde somit gebannt. Zudem fehlt euch seit jüngster Zeit das achte Clubmitglied. Um alle Prüfungen bestehen zu können, müsst ihr aber zu Acht sein, da auch Prüfungen im Zweierteam auf euch warten.“ „Moment. Soll das etwa heißen, dass der Mensch mit uns an den nächsten Prüfungen teilnehmen muss?!“, fragte der Vampir überrascht und entsetzt. Auch ich war nicht minder entsetzt. Ich hatte nicht vor, hier an irgendwelchen Prüfungen mitzumachen. Ich blickte das Mädchen mit den dunklen roten Haaren an. Sie wirkte ein wenig älter als alle anderen hier und auch reifer. Koda und die anderen Wesen hingegen sahen wie Jugendliche aus … und benahmen sich größtenteils auch so. „Jetzt keine voreiligen Schlüsse.“, sagte die Vogelscheuche. „So wie ich das sehe …“ Das er überhaupt was sieht, wunderte mich schon, da sein Kürbiskopf von innen ausgehöhlt war und er keine wirklichen Augen besaß. Jedoch schien eine kleine Flamme in seinem Kürbiskopfinneren zu lodern. „So wie ich das sehe, hat Koda den Menschen in unsere Welt gebracht, also wird auch er mit ihm an den nächsten Prüfungen teilnehmen müssen. Uns andere betrifft das nicht und da bin ich mir zu 92,3 Prozent sicher.“ „Hey Koda, redet der immer so daher?“, fragte ich nun das Gespenst, als ich mich leicht zu ihm rüber beugte und auf die Vogelscheuche zeigte. „Ja, Mason hält sich für den Allerklügsten, auch wenn er es gar nicht ist.“, antwortete Koda mir frei heraus, während sich die anderen Wesen untereinander unterhielten. „Und wer sind all die anderen?“, fragte ich nun neugierig. Schließlich musste ich auch wissen, mit wem ich es in der nächsten Zeit zu tun haben würde. „Naja, Seth und Zuko kennst du ja bereits und wie du unschwer erkennen kannst, ist Seth eine Mumie und Zuko ein Zombie. Der nervös aussehende Junge dahinten ist Milan und er ist ein Vampir. Das quirlige Mädchen, das mir vorhin um den Hals fallen wollte ist Ava. Sie ist … nun ja … sie ist ein Werwolf. Deshalb sieht sie von uns allen auch gerade am normalsten aus. Sie verwandelt sich nämlich nur an Vollmond. An solch einem Abend solltest du lieber Abstand von ihr halten, denn wenn sie sich verwandelt hat, ist sie nicht mehr wiederzuerkennen.“ „Und das andere Mädchen, das mit den dunklen roten Haaren?“, fragte ich weiter und fand es immer interessanter, mehr über all die Wesen hier in Erfahrung zu bringen. „Das ist Viola.“, antwortete Koda mir. „Sie ist eine Hexe und die Leiterin unseres Clubs. An unserer ‚Monster Academy‘ gibt es nämlich mehrere verschiedene Clubs musst du wissen und jeder Club wird von einer Hexe geleitet, die uns direkt von der Hexenschule zugeteilt werden.“ „Eine Hexenschule? Sowas wie Hogwarts?“, fragte ich lächelnd. Koda blickte mich ahnungslos an. „Hogwarts?“ „Ach nicht so wichtig. Erzähl weiter.“, bat ich ihn. „Später vielleicht. Jetzt erstmal müssen wir uns darum kümmern, dass du ein Zimmer erhältst, wo du wohnen und schlafen kannst. Du kannst schließlich nicht jede Nacht bei Zuko unterkommen. Ramón unser achtes Clubmitglied wird heute sicherlich nach Hause kommen und wäre nicht sehr erfreut, einen Menschen in seinem Bett vorzufinden.“ „Ich schlaf auf keinen Fall in deinem staubigen Bett!“, stellte ich von vornherein klar. „Ist klar …, ich werde Viola wohl darum bitten müssen, etwas Schönes für dich zu zaubern, aber erwarte besser nicht zu viel, denn sie ist ein wenig tollpatschig. Außerdem kann sie mich auf den Tod nicht ausstehen, weil ich sie ständig in irgendwelche Schwierigkeiten manövriere, die sie am Ende ausbaden darf.“ Koda marschierte zu der Hexe und redete mit ihr. Ich stand ein wenig abseits von all den Wesen, die sich angeregt miteinander unterhielten und sich offensichtlich trotz ihrer Unterschiede recht gut verstanden. Ich sah ihnen gerne dabei zu und beobachtete ihre Verhaltensweisen. Für eine Welt voller Monster, vor denen so viele Menschen Angst hatten, ging es hier recht heiter und lustig zu.
„Ich habe Professor Bigbang gefragt, ob er uns ein weiteres Zimmer für Billie bereitstellt, aber er war der Meinung, dass einer von euch sein Zimmer mit Billie teilen müsste.“, erklärte Viola mir und Koda, während wir den Gang entlangliefen, auf dem ich bereits gestern Abend vor Koda zu flüchten versuchte. „Jedem Club werden fünf Zimmer zugeteilt. Vier für die Clubmitglieder und eins für die Leiterin, also mich. Er kann für uns keine Ausnahme machen.“ „Na dann teil du doch dein Zimmer mit ihm.“, meinte Koda unverfroren zu ihr. „Vergiss es. Mein Zimmer ist tabu. Zumal sich dort all meine Zutaten für meine Hexereien befinden und wo wir gerade davon sprechen, wenn du dich noch einmal unerlaubt an meinem Schlafpulver vergreifst, dann press ich jegliches Ektoplasma aus dir heraus!“ Die Hexe funkelte Koda böse an, der sich erstmals ängstlich zeigte und selbst ich bekam es ein wenig mit der Angst zu tun. Sie war richtig furchteinflößend! „Pah, zuerst hab ich das Schlafpulver mit Pfeffer verwechselt. Du solltest deine Zutaten mal kennzeichnen. Das ist sonst lebensgefährlich!“, entgegnete Koda kurz darauf wieder unverschämt. „Und was machen wir nun mit unserem Zimmerproblem? Er kann ja mein Bett haben, aber das möchte er nicht.“ „Ich will euch echt keine Umstände machen …“, sagte ich nun leicht verlegen. „Du uns Umstände machen? Warst du es denn, der dich hierher entführt hat?“, fragte Viola mich und ein Lächeln huschte ihr übers Gesicht, als sie mich dabei ansah. Ja, sie hatte eine Abneigung gegenüber Koda, aber mir schien sie freundlich gesinnt zu sein. „Ich hab mich um das Zimmerproblem bereits gekümmert. Ich hab einen Hexenzauber ausgesprochen, um Kodas Zimmer ein wenig auf Vordermann zu bringen. Seht es euch am besten selbst an.“ Wir waren an Kodas Zimmer angekommen, Viola öffnete die Tür und ich trat ein. Koda hingegen schwebte einfach durch die Wand und blieb neben mir stehen. Uns fiel gleichzeitig die Kinnlade herunter, denn Kodas verstaubtes Zimmer war nicht wiederzuerkennen. Das Zimmer war blitzblank, man könnte sogar vom Boden essen. Außerdem war es jetzt viel geräumiger und gemütlicher, da Viola dem Zimmer ein paar neue Möbel und sogar eine Pflanze hinzugefügt hat. „Ein Staubwedel hätte hier nichts mehr genützt.“, meinte sie. „Ich hab das Zimmer von Grund auf desinfiziert. Nicht einmal Ava würde hier noch irgendein Ungeziefer erschnüffeln. Hier war einfach mal die Hand einer Frau nötig.“ „Wow, ich weiß gar nicht was ich sagen soll.“ Koda war sprachlos? Das war neu. „Ein Danke wäre ganz nett.“, meinte Viola hoffnungsvoll. „Darauf kannst du lange warten. Du hast mein Zimmer verunstaltet du dumme Kuh!“, entgegnete Koda, woraufhin ich ihn entsetzt mit großen Augen ansah. „Wo ist Henry, mein Zimmergenosse?“ „Henry?“, fragte ich irritiert. „Meine Spinne. Acht Beine, hört gerne Jazz, frisst Fliegen, du weißt schon …“, erklärte Koda. „Heiliger Hexenzirkel, dir ist echt nicht mehr zu helfen.“, sagte Viola. „Ich gehe jetzt und wenn ich morgen nach dem Rechten sehe, dann wäre es sehr schön, wenn der eine noch immer lebendig und der andere noch immer tot ist. Gute Nacht!“ „Sie hat so eine charmante Ausdrucksweise, findest du nicht auch?“, fragte Koda mich mit einem sarkastischen Unterton, kaum hatte Viola die Tür hinter sich zugemacht. „Hey, sie hat uns sogar zwei Betten bereitgestellt. Also ich mag sie.“, meinte ich erfreut. „Wozu? Ich schlafe nie!“, entgegnete Koda. „Ja, aber wenigstens muss ich dann keine Angst haben, dass du doch irgendwann mal in meinem Bett landest …“ Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, bereute ich ihn zugleich wieder. „DAS ist deine größte Angst?!“, stieß Koda laut aus, während ich mein Bett zum Schlafengehen vorbereitete. „Du wurdest gestern von dem gruseligsten Gespenst aller Zeiten in eine Welt voller Monster entführt und gruselst dich davor, mit mir in einem Bett zu schlafen?!“ „Müssen wir das ausdiskutieren, oder darf ich dich einfach ignorieren?“, fragte ich verlegen. Koda sah mich stumm an, dann fing er an zu grinsen, woraufhin ich ebenfalls grinsen musste. „Okay, andere Frage. Wieso hast du dich dazu bereiterklärt, in unserer Welt zu bleiben? Ich meine, ich bin dir sehr dankbar gar keine Frage …, aber wieso? Du gibst eine Menge auf!“ Ich musste kurz über diese Frage nachdenken. Als der Magistrat mir die Entscheidung überließ, ob ich wieder zu mir nach Hause zurückkehren oder hier bleiben möchte, stellte ich mir dieselbe Frage. „Ich hasse mein Leben.“, sagte ich, ohne Koda dabei in die Augen zu sehen. „Bitte versteh mich nicht falsch. Ich liebe meine Familie, allen voran meine kleine Schwester, aber hin und wieder fühl ich mich wie das schwarze Schaf der Familie. Und dann ist da noch …“ Ich musste an meinen Ex-Freund Riley denken, der erst gestern mit mir Schluss gemacht hatte. War das wirklich erst gestern? In der Zwischenzeit war so viel geschehen, dass es sich wie eine Ewigkeit anfühlte, als der Bastard mir den Laufpass gab. „Wer? Wer ist da noch?“, fragte Koda mich nun eindringlich. „Ach nicht so wichtig.“, antwortete ich, denn ich hielt es für besser, Koda und den anderen hier nichts von meinen Neigungen zu erzählen. Wussten diese Wesen überhaupt über Homosexualität Bescheid? Zu Seths Lebzeiten hat man sich darüber bestimmt noch keine Gedanken gemacht. Wie alt Koda war, konnte ich nicht so genau sagen, aber er hatte so einen leichten indianischen Touch. „Außerdem kann ich ja jederzeit nach Hause zurückkehren. Ich dachte mir, ich tu dir einen Gefallen und bleibe so lange hier, bis du diese Prüfungen bestanden hast.“ „Dein Ernst?“ Koda sah mich ungläubig, gar schockiert an. „Billie …, dir ist anscheinend gar nicht klar, was du dem Magistrat versprochen hast?“ „Versprochen? Ich hab ihm gar nichts versprochen …“, äußerte ich verwirrt. „Jein, der Magistrat hat dich gefragt und du hast ihm zugesagt, in unserer Welt zu bleiben. Damit hast du quasi einen Vertrag unterzeichnet. Versteh du? Du kannst nie mehr zu dir nach Hause!“ Koda betonte jedes Wort extra laut, um mir begreiflich zu machen, welche Entscheidung ich getroffen hatte. Mir war es bisher gar nicht klar … bis jetzt. „Ich sehe meine Familie nie mehr wieder?“, schlussfolgerte ich, als ich endlich verstand, was Koda mir damit sagen wollte. Auf einmal hatte ich das Gefühl, dass unter mir eine Glasscheibe zu Bruch ging und ich in ein endlos tiefes schwarzes Loch stürzte, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
51. Abschied – Teil 1 Der Tod begleitet uns bei jedem Schritt in unserem Leben. Wir können ihn nicht sehen, doch nehmen wir ihn wahr. Oftmals überrascht er uns und taucht dann vor uns auf, wenn wir ihn am wenigstens erwarten. Dann reißt er einen liebgewonnen Menschen von uns und nichts ist mehr wie es vorher war.
„Herr Schopp? Herr Schopp hören sie mir überhaupt zu?“, fragte mich eine weibliche Stimme in weiter Ferne, zumindest kam es mir so vor. Ich war mit meinen Gedanken bei Oskar – der nicht mehr lebte. Es war mir unbegreiflich. Soeben saß er noch neben mir und redete mit mir über seinen Bruder und im nächsten unachtsamen Augenblick… Ich kann es einfach nicht begreifen! „Herr Schopp!“ „Ja?“, reagierte ich endlich und sah in die besorgten Augen von Dr. Fauna. „Haben sie mir zugehört?“, fragte sie mich eindringlich. „Ich habe ihnen gerade erzählt, dass ich herausgefunden habe, was mit ihren Augen los ist und warum sie in Ohnmacht gefallen sind.“ „Schießen sie los.“, sagte ich interessiert, aber auch irgendwie gleichgültig. „Nach ihrem Autounfall, haben wir ihnen Blut abgenommen und es untersuchen lassen, dabei kam heraus, dass sie an Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit leiden.“, erklärte Dr. Fauna mir und nun wurde ich hellhörig. „Dafür sprechen auch die Symptome: Sehstörungen, Schwindel, Panikattacken, Gedächtnislücken, Bewusstlosigkeit und Angst.“ „Soll das bedeuten, mein Ohnmachtsanfall bei der Mode-Show und meine Panikattacken nach dem Unglück in den Bergen, das ist alles auf Diabetes zurückzuführen?!“, fragte ich geschockt. „Die Wahrscheinlichkeit besteht zumindest. Genaueres lässt sich erst nach weiteren Tests und Untersuchungen sagen, die wir bei ihnen durchführen werden müssen.“, sagte Dr. Fauna zu mir und endlich bekam ich eine Erklärung für meinen Ohnmachtsanfall damals.
Es wird still um dich herum! Die Stimme des dir vertrauten Menschen schweigt auf ewig – du hörst ihn weder lachen, noch weinen, du spürst weder seine Freude, noch sein Leid. Er ist für immer fort und nur die Stille ist das was bleibt.
Der Autounfall kostete Oskar das Leben. Ich hingegen hatte aus mir unempfindlichen Gründen, dass unverschämte Glück zu überleben und lediglich mit einer Gehirnerschütterung, Prellungen und Schmerzen in Füßen und Händen davonzukommen. Warum durfte ich weiterleben und Oskar nicht?! Annabelle begleitete mich vom Arzt nach Hause. Es war das erste Mal seit dem tragischen Unfall, dass ich in meine Wohnung zurückkehrte. „Ich bring deine Sachen erst einmal in dein Zimmer.“, sagte Annabelle zu mir und lächelte mir unruhig zu. Ich ging nur sehr langsam voran, Angst vor dem was mich hier erwartete. „Hast du Hunger? Soll ich dir was zu essen machen?“, fragte Annabelle mich höflich, nachdem sie aus meinem Zimmer wieder heraustrat.“ „Das wäre sehr nett von dir. Danke.“, antwortete ich ihr und Annabelle marschierte in die Küche. Mit leisen und langsamen Schritten schritt ich weiter voran und blieb vor Max´ Zimmer stehen. Ich öffnete seine Tür und betrat das Zimmer. Max war nicht da, doch all seine Sachen lagen hier herum, als würde er jeden Augenblick durch die Tür reinmarschieren und mich in den Arm nehmen. Traurig blickte ich auf sein Bett. Ich setzte mich drauf und atmete Max´ Parfum ein, dass er immer auf sich auftrug und in seinem ganzen Zimmer haftete. „Willst du lieber was Warmes, oder was Kaltes?!“, schrie mir Annabelle aus der Küche fragend entgegen, doch ich antwortete ihr nicht. Zu sehr war ich in Gedanken, zu sehr musste ich an Oskar und Max denken, zu traurig war ich, über das was geschehen ist. Ich blickte auf eine von Max´ Zeichnungen, die in einem Bilderrahmen an der Wand hingen. Es zeigte einen Jungen auf einer Waldlichtung, der umgeben von Tieren war. Rehe, Vögel, Hasen, Füchse, Eichhörnchen und ein großer brauner Bär umringten den Jungen, oder saßen auf seiner Schulter, oder seinem Kopf. Der Junge hatte keine menschlichen Freunde, doch jede Menge anderer Freunde, die immer für ihn da sein würden. „Leon?“ Annabelle betrat das Zimmer und sah mich an. In ihrem Gesicht entdeckte ich ihre Sorge um mich, ihre Trauer um Oskar und ihre Ratlosigkeit vor dem, was sie tun sollte. „Es gibt übrigens auch gute Nachrichten.“, sagte sie und setzte ein Lächeln auf. „Die Polizei hat Gregor endlich gefasst und ich hab auch bereits bestätigt, dass er es ist. Nun wird ein Verfahren eingeleitet und er muss vors Gericht. Endlich kann ich wieder beruhigt schlafen.“ „Das freut mich sehr für dich Belle.“, sagte ich und versuchte dabei zu lächeln, doch war es mir schier unmöglich. „Max wird nicht zurückkehren oder?“, fragte ich Annabelle, während ich weiterhin auf die Zeichnung starrte, die ungemein eine beruhigende Kraft auf mich auswirkte. „Ich denke nicht nein.“, antwortete Annabelle mir. „Zack hat dir doch erzählt was vorgefallen ist oder? Max ist ins Ausland gegangen, damit sein ehemaliger Drogenfreund ihm nichts mehr anhaben kann. Nicht einmal Zack weiß, wo Max jetzt steckt, wann er sich meldet und ob er jemals wieder zurückkommt.“ „Mir kommt das alles so unwirklich vor.“, sagte ich lediglich. Annabelle trat zu mir heran und legte tröstend ihre rechte Hand auf meine linke Schulter. „Würde es dir was ausmachen, mich ein wenig allein zu lassen?“, fragte ich sie. „Ich brauch ein wenig Ruhe.“ „Na klar.“ Annabelle ging aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich legte meinen Kopf auf Max´ Kopfkissen und schaute ins Leere und versuchte an nichts zu denken und nichts zu fühlen, denn alles was ich momentan fühlte, waren Trauer und Schmerz. Und wenn ich daran dachte, dass morgen die Beerdigung von Oskar stattfände wurde mir ganz anders zumute. Alle Mitglieder der CODA würden anwesend sein, alle außer Max… Ich würde auf Oskars Eltern stoßen und auf… Shane. Ich schluckte ängstlich. Was wenn man mich für Oskars Tod verantwortlich mache? Vielleicht wäre das alles ein wenig erträglicher, wenn Max bei mir wäre, doch er ist es nicht und vermutlich würde ich ihn nie wieder sehen, oder etwas von ihm hören. Ich horchte…, doch ich hörte nichts. Es war still um herum und so schnell würde diese Stille vermutlich auch nicht wieder verschwinden.
52. Abschied – Teil 2 Die Farbe Schwarz ist ein Symbol für Trauer. Nicht ohne Grund sind auf Beerdigungen die Menschen deshalb schwarz bekleidet. Familienangehörige, Freunde und Bekannte kommen zusammen um Abschied von den Menschen zu nehmen, den sie so sehr lieben und so sehr vermissen werden.
Der Weg zur Kirche kam mir wie ein endlos langer Weg vor. Mit jedem Schritt taten mir meine Füße weh und meine Angst vor dem Aufeinandertreffen mit Oskars Familie wurde schlimmer. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich am Altar vorne nicht nur den Sarg sah, indem Oskar lag, sondern auch noch einen Zweiten. Vor dem rechten Sarg stand ein Bild von Oskar, aus dem er uns freudig entgegen lächelte und auf dem Bild des zweiten Sarges konnte ich eine Frau um die Mitte Fünfzig erkennen. Wer das wohl sein mag, fragte ich mich. Ich setzte mich in die Bank zwischen Maria und Annabelle. Auch die Anderen, Roy, Derek, Wallace, Kat, Fiona und Zack waren gekommen, um von ihrem Freund Abschied zu nehmen. Kat weinte bittere Tränen, denn sie verstand sich von uns allen besonders gut mit Oskar. Ich vermisste Max sehr, sowohl hier, als auch bei mir. Dafür kam es zu einem anderen Wiedersehen nach sehr langer Zeit, denn als ich mich umdrehte, erblickte ich Shane wie er in einem schwarzen Anzug den Gang zum Altar entlangschritt, um sich in die vorderste Reihe zu setzen. Als er an der Bank vorbei marschierte in der ich saß trafen sich unsere Blicke für einen kurzen Moment. In seinen Augen sah ich viel Traurigkeit, die auszubrechen drohte. Doch Shane riss sich zusammen… Hinter ihm ging ein älterer Herr und meine Vermutung lag nahe, dass dies sein Vater sein musste. Er hatte schwarz-graues Haar, eine Hakennase und schaute mehr grimmig, als traurig drein. Plötzlich bekam ich ein ungutes Gefühl, wer die Frau in dem zweiten Sarg sein könnte und als der Pfarrer mit seiner Zeremonie begann, bestätigte sich mein Gefühl: Es war die Mutter von Oskar und Shane! Sie starb nur zwei Tage nach Oskars Unfall, weshalb sich die Beerdigung von Oskar auch hinauszögerte, damit beide gleichzeitig bestattet werden konnten. Mutter und Bruder – Shane muss am Boden zerstört sein… Ich wollte wegrennen, hinaus aus der Kirche und mir das alles nicht weiter antun. Es war kaum zu ertragen, hier zu sein. Weinen wollte und konnte ich auch nicht, dafür hörte ich Kat unaufhörlich schluchzen, während Maria versuchte sie zu trösten und ihr Halt zu geben. Dies war ein schwarzer Tag für alle die um Oskar und Frau West trauern.
Erinnerungen sind kleine Sterne die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten. Wir halten uns an ihnen fest um uns an die Menschen zu erinnern, die uns so viel bedeuten. Erinnerungen sind kostbare Geschenke, die mit keinem Geld der Welt zu kaufen sind.
Die Trauerfeier war bereits zu Ende, doch während alle nach Hause marschierten, stand ich noch immer vor den zwei Grabsteinen unter denen Oskar und seine Mutter liegen. Mögt ihr euren Frieden im Himmel finden und über die Lebenden wachen, steht da eingraviert. Ich las mir das Zitat mehrmals durch und betete inständig, dass es wahr werden würde. Ich hörte leise Schritte hinter mir und als ich mich vorsichtig umdrehte, entdeckte ich Shane. Er hielt neben mir an, ohne mich anzusehen, und blickte traurig auf die Gräber seiner verstorbenen Familienmitglieder. „Es ist schön dich wieder zu sehen.“, sagte Shane schließlich nach etwa einer Minute, nachdem sich keiner von uns Beiden sich traute, auch nur ein Wort zu sagen. „Ich freu mich auch…, nur die Umstände hätten schöner ausfallen können.“, fügte ich hinzu. Wenn ich genau darüber nachdachte, dann wäre Shane wahrscheinlich gar nicht zurückgekommen, wenn sein Bruder und seine Mutter nicht verstorben wären. „Mein aufrichtiges Beileid.“, sagte ich. „Danke. Es mag seltsam klingen, aber je öfter man diese Worte zu hören bekommt, desto schlimmer wird es finde ich.“, versuchte Shane mir zu erklären. „Wie geht es dir?“ „Ich lebe…“, antwortete ich ihm lediglich, bereute es aber zugleich, als mir bewusst wurde, wie geschmacklos das geklungen haben muss. „Also ich meine…“ „Schon gut Leon. Ich bin froh, dass dir bei dem Unfall nichts Schlimmeres widerfahren ist.“, erwiderte Shane und ein sanftes Lächeln fuhr ihm über die Lippen. „I-Ich fühle mich schuldig.“, sagte ich schließlich. „Um Himmels Willen Leon, dass ist gewiss nicht deine schuld!“, entgegnete Shane entsetzt und versuchte mir zugleich diese Gedanken wieder auszureden. „Wenn hier jemand Schuld an dem Ganzen trägt, dann bin das ich. Mein Vater denkt jedenfalls genauso…“ „Was? Warum? Wie kann er nur?!“, fragte ich schockiert und Shane schmunzelte. „Meine Familie ist nicht ganz einfach gewesen, musst du wissen.“, sagte Shane zu mir. „Vor sehr langer Zeit waren wir eine sehr glückliche und normale Familie. Meine Familie bestand aus meinem Vater, meiner Mutter, meinem Bruder, meiner Schwester und mir.“ Shane und Oskar haben auch noch eine Schwester…, oder hatten? „Wir befanden uns in unserem gemeinsamen Sommerurlaub in Italien an einem Strand, als das Schicksal seinen Lauf nahm. Meine kleine Schwester ging allein ins Meer und verschwand spurlos. Die Rettungskräfte und Küstenwache haben Strand und Meer abgesucht, sie aber nicht gefunden. Man ging schließlich davon aus, dass eine Unterwasserströmung sie ins offene Meer hinauszog, wo sie schließlich ertrank. Seit dem Tag, an dem meine Schwester für tot erklärt wurde, war meine Mutter nicht mehr dieselbe. Sie wusste nicht mehr wer sie war, führte öfters Selbstgespräche und glaubte immer noch daran, dass meine kleine Schwester noch lebte. Meinem Vater war das egal, der zog sich in sein Büro zurück, ging auf Geschäftsreisen und arbeitete Tag und Nacht. Wir bekamen ihn nur noch selten zu Gesicht, so dass Oskar und ich uns um unsere Mutter allein kümmern mussten, während unser Vater uns täglich Geld zusandte, damit wir uns alles leisten konnten, was wir benötigten. Er wollte sich sein Leben von uns quasi freikaufen, anders kann ich das gar nicht ausdrucken. Einmal im Monat stattete er uns einen Besuch ab und fast immer geriet ich in Streit mit ihm.“ Nachdem mir Shane seine Geschichte über seine Familie erzählte, dachte ich mir, dass das bestimmt unliebsame Erinnerungen für ihn sind, die er am liebsten vergessen würde.
53. Abschied – Teil 3 Ein Abschied endet meistens in großen Emotionen. Es ist nie leicht die Menschen zu verlassen und zurückzulassen, die einen durch das Leben begleiteten und die einem so viel bedeuten. Doch sollte man nie vergessen, dass ein unsichtbares Band der Liebe und Freundschaft einen zusammenhält.
Nach der Beerdigung und dem Treffen mit Shane ging ich noch in den CODA-Club, in dem wir eine kleine Andenkenfeier für unseren verstorbenen Freund Oskar abhielten. Wir saßen alle zusammen an einem Tisch und nahmen ein Mahl zu uns, dass Kat, Annabelle und Roy zubereiteten. Jeder erzählte eine persönliche Erinnerung, die er mit Oskar sammelte. Kat erzählte uns, wie Oskar ihr beibrachte einen Kuchen zu backen, in dem sie handwerklich nicht sonderlich geschickt war. Das Ganze endete damals in einer kleinen Kuchenschlacht, erzählte sie und jedem schoss ein Lächeln ins Gesicht. Zack erzählte, wie Oskar darauf bestand, dass er ihm ein paar Tanzschritte beibrachte. Obwohl es nicht sehr elegant bei Oskar aussah, gab dieser nicht auf und am Ende konnte er zumindest ein paar Tanzschritte. Und so ging es weiter und jeder erzählte seine persönliche Erinnerung an Oskar. „Meine schönste Erinnerung, die ich an Oskar habe…“, sagte ich, als ich an der Reihe war und überlegte, was mich glücklich machte, wenn ich an Oskar zurückdachte. „… ich denke meine schönste Erinnerung an Oskar ist einfach, dass er zu jedem freundlich und hilfsbereit war. Er hat anderen immer geholfen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Nie hat er eine Gegenleistung dafür verlangt. Er war gutherzig, loyal und ein wahrer Freund. Mit ihm konnte man sich immer gut unterhalten und viel lachen. Ich werde ihn sehr vermissen!“ Als ich zu Ende sprach, sahen mich alle Augen an, doch jeder schien mit seinen Gedanken bei Oskar zu sein. „Auf Oskar!“, rief Roy und erhob sein Glas. Wir taten es ihm nach und stoßen zusammen an. Nach einer Weile löste sich die Zusammenkunft langsam auf. Ich half Maria in der Küche beim Abspülen des Geschirrs und hörte dabei wie sich Roy und Zack offenbar über Max unterhielten. „Max wollte sicher, dass er ihn erhält, schließlich ist er auch an ihn adressiert.“, sagte Roy zu Zack und ich fragte mich um was es eigentlich ging. „Ich überreiche ihm den Brief schon noch.“, erwiderte Zack. „Wann?“, harkte Roy nach. „Demnächst.“, antwortete Zack ihm lediglich. „Von welchem Brief redet ihr?“, fragte ich die Beiden, die nicht bemerkten, dass ich mich ihnen langsam näherte und bei ihrem Gespräch lauschte. Beide drehten sich überrascht zu mir um. „Ich hab einen Brief von Max gefunden, der für dich bestimmt ist. Ich überreichte ihn Zack, als du im Krankenhaus warst und nun will er ihn nicht wieder rausrücken.“, erklärte Roy mir und fing damit einen bösen Blick von Zack ein, doch Roy schien das kalt zu lassen. Ich streckte meine Hand aus. „Darf ich ihn bitte haben.“, bat ich freundlich. Widerwillig rückte Zack den Brief raus und ich setzte mich allein und zurückgezogen auf die Couch und las ihn mir durch. Bei jedem Wort das ich las, stellte ich mir vor, wie Max es aufs Papier schrieb und zusätzlich laut aussprach. So bekam ich das Gefühl, als würde er vor mir sitzen und meine Hand halten. „Lieber Leon. Wenn du diesen Brief liest, dann werden wir uns zu meinem großen Bedauern nicht mehr gesehen und miteinander geredet haben. Ich wünschte du wärst gekommen, doch verstehe ich warum du fern bliebst. Ich hab dir das Herz gebrochen, doch solltest du wissen, dass ich dies nur tat, um dich zu schützen. Meine Vergangenheit holte mich wieder ein und ich wollte dich nicht in Gefahr bringen. Es tut mir leid! Du bedeutest mir sehr viel Leon und dich leiden zu sehen, schmerzt mich sehr. Ich wünschte mir, dass alles anderes gekommen wäre. Wenn es nicht zu viel verlangt ist, dann kümmere dich ein wenig um Zack, wenn ich fort bin. Er tut immer auf stark und tapfer, aber in seinem Inneren ist er wie jeder andere von uns auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Und sollte er sich dagegen wehren, dann trete ihm in den Hintern – vielleicht steht er sogar darauf…“ Ich musste schmunzeln, dass Max in so einer Situation noch Witze machte. „Gerne hätte ich mich persönlich von dir verabschiedet und gerne hätte ich dich noch einmal in den Arm genommen. Das es nun so kommen musste, tut mir unendlich leid, doch vielleicht sehen wir uns eines Tages ja wieder. Mit freundlichen Grüßen Max – dein Tiger!“
Verlust – Ein Wort, das auf verschiedene Arten und Weisen auftritt. Es gibt Menschen die ignorieren den Verlust völlig, andere wiederum schmerzt der Verlust eines lieben Menschen so schwer, dass sie zusammenbrechen. Andere Menschen empfinden beim Verlust keinerlei Gefühle…
Maria begleitete mich nach Hause, dass seit Max´ Verschwinden trostlos und leer wirkte. Ich hielt noch immer den Brief fest umklammert, das die letzten Worte von Max an mich erhielt. Nachdem ich Max´ Brief zu Ende gelesen hatte, fühlte ich mich seltsam. Ich fühlte mich weder glücklich noch unglücklich. Ich lachte, noch weinte ich. Ich war einfach gefühlskalt… „Was für ein Tag.“, sagte Maria erschöpft. „Und noch viele dieser Tage werden folgen.“, entgegnete ich und marschierte in Max´ Zimmer. „Ist es so gut, wenn du ständig in seinem Zimmer bist?“, fragte Maria mich und sah sich um, als würde es in diesem Zimmer spuken. Vielleicht sollte ich Zack und Fiona bitten, seine Sachen abzuholen, damit du…“ „Nein!“ Meine Worte waren klar und deutlich. „Alles bleibt so wie es ist.“ Daraufhin sagte Maria kein Wort mehr. Ich öffnete den Brief und begutachtete ihn noch einmal von oben nach unten. Dann folgte etwas, was ich von mir selbst nicht erwartete. Ich fing an zu lachen. Erst ganz leise und dann immer lauter. „Hör auf zu lachen Leon.“, bat Maria mich erschüttert. „Das bereitet mir eine Gänsehaut.“ „Aber wieso denn?!“, fragte ich sie und lachte dabei weiter. „Findest du das nicht auch lustig, dass immer wenn ich einen Jungen küsse, dieser kurz darauf die Flucht ergreift?! Damals Shane und jetzt Max. Er ist fort, ich konnte mich noch nicht einmal von ihm verabschieden und er denkt auch noch, dass ich ihn im Stich ließ und nicht zu dem vereinbarten Treffen kommen wollte. Dann gerate ich in den Autounfall, Oskar stirbt und an Diabetes leide ich offensichtlich auch noch.“ Ich lachte unentwegt weiter und Maria bekam Angst vor mir, denn diese Reaktion war unüblich bei solch Schicksalsschlägen. Doch auf einmal hörte ich auf zu Lachen, denn ich bemerkte wie mir Tränen die Wangen hinabflossen. Es war so weit. Der Damm ist gebrochen und alles um mich herum brach zusammen. Maria näherte sich mir vorsichtig, legte tröstend ihren Arm um mich und ich ließ meinen Tränen freien Lauf.
>> "Mamma Mia! Here We Go Again" ist die Fortsetzung des Musical-Hits "Mamma Mia!" aus dem Jahr 2008, der wiederum auf dem gleichnamigen Werk von ABBA basiert.
Filmdaten: Regie: Ol Parker Genre: Musical Produktionsland: USA Laufzeit: 114 Min. FSK: ab 0 freigegeben
Handlung: Wir erinnern uns: In „Mamma Mia“ hatte Sophie (Amanda Seyfried) geheiratet und zu diesem Anlass ihre Familie um Mutter Donna (Meryl Streep) nebst dem Männer-Trio Sam (Pierce Brosnan), Harry (Colin Firth) und Bill (Stellan Skarsgard), die allesamt als ihr leiblicher Vater in Frage kamen, auf die griechische Insel Kalokairi eingeladen. Nun ist Sophie schwanger! Zur Unterstützung lädt sie ihre alten Jugendfreundinnen und Bandkolleginnen Rosie (Julie Walters) und Tanya (Christine Baranski) ein – doch bevor es zum großen musikreichen Finale kommt, das sich auch Sophies Großmutter (Cher) nicht entgehen lässt, erzählen sie der werdenden Mutter zunächst noch Geschichten von früher – Geschichten aus den wilden 1970er Jahren, aus der Zeit also, als Donna unter der Sonne Griechenlands Sam (in jung: Jeremy Irvine), Harry (Hugh Skinner) und Bill (Josh Dylan) kennenlernte…
Darsteller: Meryl Streep: Donna Sheridan-Carmichael Lily James: junge Donna Sheridan Amanda Seyfried: Sophie Sheridan Pierce Brosnan: Sam Carmichael Jeremy Irvine: junger Sam Carmichael Colin Firth: Harry Bright Hugh Skinner: junger Harry Bright Stellan Skarsgård: Bill Anderson Josh Dylan: junger Bill Anderson Dominic Cooper: Sky Julie Walters: Rosie Mulligan Christine Baranski: Tanya Chesham-Leigh Andy García: Fernando Cienfuegos Cher: Ruby Sheridan
>> Es handelt sich bei dem Film um eine Fortsetzung des Thrillers "Sicario" aus dem Jahr 2015.
Filmdaten: Regie: Stefano Sollima Genres: Thriller, Action Produktionsländer: USA, Italien Laufzeit: 123 Min. FSK: ab 18 freigegeben
Handlung: Zwei Jahre nach ihrem letzten Einsatz sind FBI-Agent Matt Graver (Josh Brolin) und Auftragskiller Alejandro Gillick (Benicio Del Toro) erneut an der amerikanisch-mexikanischen Grenze unterwegs. Dort herrscht mittlerweile vollkommener Ausnahmezustand. Terroristen schleusen ihre Anhänger massenweise unbemerkt in die USA, wo diese blutige Anschläge verüben. Als ein Selbstmordattentäter in einem Kaufhaus zahlreiche Zivilisten ermordet, soll Alejandro einschreiten. Für Matt soll er einen Krieg zwischen den verschiedenen Drogenkartellen vom Zaun brechen. Um das zu erreichen, will er Isabela (Isabela Moner) entführen, die Tochter des Kartellbosses und Terroristenschleusers Carlos Reyes. Außerdem hat Alejandro noch eine private Rechnung mit Reyes offen, die er in der Gunst der Stunde begleichen will...
Darsteller: Benicio del Toro: Alejandro Gillick Josh Brolin: Matt Graver Matthew Modine: James Ridley Jeffrey Donovan: Steve Forsing Christopher Heyerdahl: Headmaster Deats Catherine Keener: Cynthia Foards Ian Bohen: Carson Wright Manuel Garcia-Rulfo: Gallo Jake Picking: Shawn Isabela Moner: Isabela Reyes David Castaneda: Hector Elijah Rodriguez: Miguel Hernandez